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Eon & RWE — Megalodon & T-Rex vereint

Die Details der geplanten Transaktionen interessieren an dieser Stelle nicht. Fakt ist: Die RWE-Tochter Innogy soll zerschlagen, Netzbetrieb und Stromerzeugung auf Eon und RWE aufgeteilt werden. Es fließt kein Geld, sondern Unternehmensanteile. Im Ergebnis entstünde ein wahrhaft gigantischer Dinosaurier, eine Kreuzung aus Megalodon (Riesenhai) und Tyrannosaurus Rex, gemeinhin als T-Rex bekannt.

 

Nun liegt der Ball in Berlin und Brüssel

 

Nun liegt der Ball – wieder einmal – beim Bundeswirtschaftsminister und bei den Wettbewerbshütern in Brüssel. Noch kurz vorm offiziellen Amtsantritt bekommt Peter Altmaier (CDU) damit einen ordentlichen Brocken auf den Tisch. Er darf sich als Dompteur profilieren, im Käfig mit den erwähnten Urzeitmonstern. Und in Brüssel werden sie sich die Haare raufen. Denn einen solchen Deal kann unmöglich jemand genehmigen, der sich die Sicherung von Wettbewerb auf die Fahnen geschrieben hat. Andernfalls können wir uns alle Monopolkommissionen, Wettbewerbskommissare und Marktaufsichten sparen.

 

Megalodon und T-Rex zu kreuzen, ergibt das ultimative Raubtier schlechthin. Es ist das Gegenteil von Wettbewerb, der größte anzunehmende Marktunfall – um in der Bildsprache dieser Branche zu bleiben. Altmaier hat wenig Argumente, die Sache abzunicken. Denn dieses Mal wird der Deal Arbeitsplätze vernichten, statt sie zu retten. Innogy hat derzeit 44.000 Mitarbeiter, das Unternehmen ist an der Börse etwa 20 Milliarden Euro wert. Gegründet im Herbst 2016, hält RWE derzeit noch einen Anteil von etwas mehr als drei Viertel.

 

Der Megadeal gefährdet 44.000 Jobs

 

Die RWE-Tochter Innogy ist zurzeit das einzig wirklich ertragreiche Asset der Essener Konzerngruppe. Innogy war von der Ankündigung sichtlich überrascht, schob gestern schnell die neueste Bilanz aus 2017 nach. Das Unternehmen macht Gewinn, und zwar ordentlich.

 

Kein Wunder, weil es sich auf zukunftsträchtige Geschäftsfelder wie Netzbetrieb und Elektromobilität konzentriert. Die Aussichten sind gut, der Aufwärtstrend nachhaltig. Für 2017 will Innogy 1,60 Euro je Aktie als Dividende auszahlen. RWE kann seinen Aktionären dagegen nur einen Euro anbieten. Wer schwächelt hier wirklich?

 

RWE hat kein Konzept

 

Ein Euro Dividende, und dass nur, weil der Mutterkonzern von Innogy seine Bilanz mit Hilfe des Staates aufgepäppelt hat. RWE erhielt von der Bundesrepublik Deutschland eine saftige Rückzahlung der Brennelementesteuer – eine Folge des Rechtsstreits vor dem BGH. Rund 2,2 Milliarden Euro wies RWE im Jahr 2017 als Plus aus. Davon stammten 1,7 Milliarden Euro aus dem Scheck vom Finanzamt.

 

Nachlässe bei den Steuern ersetzen aber keine zukunftsgerichtete Strategie. Noch immer halten die Bosse in Essen an der Braunkohle fest, noch immer klammern sie sich an die veralteten Kohlemeiler, die tags und nachts den Himmel und die Fluren verpesten.

 

Armin Laschet in Not

 

Weil RWE über Gesellschaftsanteile eng mit der kommunalen Politik an Rhein und Ruhr verfilzt ist, kann der Konzern seine unliebsamen Sparten nicht so einfach abstoßen, wie es beispielsweise der schwedische Energiekonzern Vattenfall in der Lausitz getan hat.

 

Auch Eon kann freier agieren: Rund zwei Drittel des Umsatzes macht dieser Konzern, gleichfalls in Essen ansässig, bereits mit dem Netzbetrieb. Man darf gespannt sein, wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) reagiert. Ihm muss klar sein, dass RWE die Flucht nach rückwärts antritt.

 

Die Ratte macht das Rennen

 

Denn große, träge Strukturen durch noch größere, noch trägere Strukturen zu ersetzen, ist kein Konzept für die dezentrale Energieversorgung. Sie wird kommen – wie das Amen in der Kirche. Da braucht es anpassungsfähige, kundennahe Strukturen. So etwas nennt man Flexibilität, oder Kreativität, oder einfach Marktwirtschaft. Offenbar sind die Bosse in Essen völlig hilflos. Jetzt verscherbeln sie das letzte Silber.

Wir wissen: Megalodon und T-Rex sind ausgestorben. Die Ratte hat das Rennen gemacht, und ein mittelgroßer Säuger namens Homo sapiens. Wenn Innogy filetiert wird, ist RWE endgültig erledigt. Megalodon schluckt T-Rex, erstickt am Knochen, und es kommt genauso – wie damals. Vor 65 Millionen Jahren.