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Die Spannung steigt

In Saudi-Arabien haben die Projektierer von Masdar und EDF im Oktober dieses Jahres den Preis für die Kilowattstunde Solarstrom auf 6,69736 Halalas gedrückt. Umgerechnet sind dies etwa 1,5 Eurocent pro Kilowattstunde.

Doch auch die anderen Bieter liegen mit umgerechnet 2,84 Cent pro Kilowattstunde noch weit unter den bisher vorstellbaren Preisen für eine Kilowattstunde Solarstrom. Das Renewable Energy Project Development Office des saudischen Energieministeriums prüft derzeit die Angebote. Drei Cent pro Kilowattstunde scheinen sich als neue Marke im Sonnengürtel der Erde zu etablieren.

Klar, die niedrigen Preise rufen die Projektierer für eine riesige Anlage mit einer Gesamtleistung von 300 Megawatt auf. Hier sind üppige Rabatte der Komponentenlieferanten enthalten. Zudem entsteht der Generator in preiswerter Wüstenlage, was die Kosten für das Grundstück minimiert.

Solche Preise sind in Deutschland noch längst nicht drin. Aber auch hierzulande sinken die Kosten für den Solarstrom schneller als angenommen. Niemand hatte damit gerechnet, dass schon in diesem Jahr in den Ausschreibungen Preise unter sechs Cent pro Kilowattstunde geboten werden und im Oktober das niedrigste Angebot bei unglaublichen 4,29 Cent pro Kilowattstunde lag.

Sicherlich haben die Projektierer jetzt zwei Jahre Zeit, bis sie die Anlage in Betrieb nehmen müssen, und die Lernkurve der Photovoltaik ist noch längst nicht zu Ende. Doch die gebotenen Preise gehen in die Richtung, dass Solarstrom von der Freifläche unabhängig von der Einspeisevergütung wird. Wann dieser Punkt erreicht ist, wird sich noch zeigen. „In einigen Jahren werden wir in Europa Levelized Costs of Energy für den Solarstrom von drei Cent pro Kilowattstunde sehen“, sagt Andreas Bett.

Nicht nur die Module im Blick

Er leitet das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Die Levelized Costs of Energy sind die Preise, für die eine Anlage über die gesamte Lebensdauer Strom produziert – inklusive aller Kosten für Installation, Betrieb und Rückbau. „Das wird nicht in den nächsten vier oder fünf Jahren geschehen. Aber zwischen 2040 und 2050 sind solche Preise aufgrund weiterer technologischer Innovationen möglich.“

Im Mittelpunkt der von Bett prognostizierten Entwicklung stehen immer wieder die Module. Inzwischen werden auch die anderen Komponenten immer wichtiger, will man die Kosten für die Anlagen senken. So werden die Montagegestelle immer preiswerter und ausgefeilter, um sie schneller aufbauen zu können.

Leistungselektronik mit viel Spannung

Auch die Leistungselektronik hat in den vergangenen Jahren eine Lernkurve durchschritten. Die Ingenieure setzen auf höhere Effizienz der Geräte und steigern die Leistungsdichte. Das größte Potenzial lauert in der steigenden Systemspannung. Im Juli 2012 nahm der Solarkraftwerksbauer Belectric aus Kolitzheim die erste Solaranlage mit 1.500 Volt DC in Betrieb.

Belectric hatte zuvor bereits mit 1.100 Volt gebaut. „Wir mussten systemtechnisch darauf achten, dass wir das Potenzial von 1.000 Volt im Solarfeld gegen Erde nicht überschreiten“, erinnert sich Bernhard Beck, Geschäftsführer von Belectric. „Denn das war die Grenze der Isolationsfestigkeit von Silizium- und Dünnschichtmodulen. Das haben wir gelöst, indem wir den Generator in die eine Richtung mit 1.000 und in die andere Richtung mit 500 Volt betrieben haben.“ Das geht, wenn beide Potenzialrichtungen – negativ und positiv – zur Stromproduktion genutzt werden.

Es musste aber ein Wechselrichter her, der 1.500 Volt aus dem Feld umsetzen kann. Die Franken fanden in General Electric (GE) einen Partner. Die Amerikaner hatten statt der bisher üblichen Wechselrichtertopologie mit zwei Levels noch ein drittes Level dazugenommen, um 1.500 Volt als saubere und netzdienliche Sinuswelle zu erzeugen. „GE hatte damals das Problem, dass man die 1.500-Volt-Technologie nicht in den Markt bringen konnte, weil es keine Module dazu gab“, erinnert sich Beck.

Starker Trend zu 1.500 Volt

Inzwischen haben die Modulhersteller nachgezogen. Die meisten von ihnen haben jetzt Paneele im Portfolio, die im String 1.500 Volt erlauben.

Auch die Wechselrichterhersteller gehen zunehmend auf die höheren Systemspannungen. „Inzwischen sehen wir einen starken Trend zu 1.500 Volt“, bestätigt Carsten Wendt, Produktmanager bei SMA. „Vor allem in Ländern, wo große und ebene Flächen zur Verfügung stehen, werden immer mehr Kraftwerke mit der hohen Systemspannung gebaut.“

So errichten die Projektierer in Australien inzwischen 95 Prozent aller Solarkraftwerke mit 1.500 Volt. Auch in den USA werden mehr als die Hälfte aller neuen Solarparks damit gebaut.

Um die wachsende Nachfrage abdecken zu können, hat SMA seinen Sunny Central inzwischen mit mehreren Bipolartransistoren mit isolierter Gate-Elektrode (IGBT) ausgestattet.

Leistungsreserve behalten

Damit können die neuen Wechselrichter auch 1.500 Volt aufnehmen, weil sie – anders als die bisher eingesetzten Feldeffekttransistoren, die nur die Elektronen zur Stromproduktion nutzen können – alle Ladungsträger aus dem Solarfeld aufnehmen. Die maximale Eingangsspannung am MPP-Tracker des Zentralwechselrichters der Hessen liegt bei 1.425 Volt.

Auch andere Hersteller gehen dazu über, die Spannung anzuheben. So haben GE, ABB und Sungrow mittlerweile Zentralwechselrichter im Portfolio, die 1.500 Volt verarbeiten. Eigentlich können die Geräte mehr, doch muss eine gewisse Reserve bleiben.

Denn wenn die Temperatur sinkt und die Sonne scheint, liefern vor allem Siliziummodule mehr Leistung in Form einer noch höheren Spannung. „Je näher man an die Belastungsgrenze der Bauteile kommt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese ausfallen“, erklärt Carsten Wendt. „Deshalb ist es immer besser, eine sehr große Reserve einzuplanen.“ Sonst steigt das Risiko, dass der Betreiber die Leistungsteile tauschen muss.

Niedrige Stromstärke senkt die Kosten

Die Leistungsreserve hat SMA sehr üppig bemessen. Die Hessen haben sechs Bipolartransistoren eingebaut, die zusammen 2.400 Volt vertragen. Andere Hersteller sind weniger großzügig, weil diese Bauelemente nicht billig sind. Sie gehen lieber auf 1.700 Volt, um preislich mithalten zu können. Dadurch geraten die Transistoren häufiger an ihre Belastungsgrenze, was das Ausfallrisiko erhöht.

Höhere Spannungen erlauben geringere Ströme im Modulfeld. Dadurch sind dünnere Kabel möglich, Kupfer ist teuer. Die Wechselrichter brauchen weniger Kühlung. „Zwar kostet der Halbleiter, den wir im Wechselrichter einsetzen, etwas mehr“, erklärt Wendt. „Im Gegenzug ist aber die Stromstärke niedriger. Das ist ein größerer Hebel, um die Kosten zu senken.“

Das bedeutet nicht nur, dass die Strings länger werden, was wiederum Kabel spart. Der Projektierer muss zudem weniger Stringsammler verbauen. Das Einsparungspotenzial ist nicht so einfach zu beziffern. Mit den längeren Strings und der geringeren Anzahl von Stringsammlern sowie Wechselrichtern ist eine Kosteneinsparung von bis zu einem Drittel – ohne die Module – drin. Dazu kommen noch die Skaleneffekte, weil der Projektierer größere Transformatoren nutzt.

Flexibilität in unebenem Gelände

Der geringere Materialeinsatz bedeutet aber gleichzeitig, dass die Stückkosten für die einzelnen Komponenten steigen. „Leider schlagen sich die Einsparungen beim Rohmaterial nicht komplett in den Preisen für die Komponenten nieder“, meint Bernhard Beck. „Die Preisvorteile werden aktuell durch die geringeren Stückzahlen zum Teil aufgefressen.“

Mit der Einführung von 1.500 Volt ist die Ära von DC-Systemen mit 1.000 Volt längst nicht zu Ende. Denn die hohe Spannung, die ja schließlich mit längeren Strings erreicht wird, hat auch ihre Grenzen. „Die Technologie ist vor allem für Anlagen auf ebenen Flächen geeignet“, weiß Carsten Wendt. „In hügeligem Gelände oder wenn die Fläche ohnehin begrenzt ist, hat es keinen Sinn, die Module in langen Strings zu verschalten.“ Dort kommt es auf Flexibilität an und man setzt kleinere Kraftwerksblöcke um.

Inwieweit in Zukunft auch große Dachanlagen mit 1.500 Volt gebaut werden, wird sich zeigen. Belectric hat zusammen mit General Electric in Berlin auf einem Industriedach einen solchen Solargenerator installiert.

Im Jahr 2016 wurden weltweit 4,6 Gigawatt Solarleistung mit 1.500 Volt gebaut. Das war ein Anteil von neun Prozent. Analysten erwarten bis 2020 einen Anstieg auf 96 Gigawatt. Das wären dann knapp 93 Prozent aller Anlagen mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt. Grund ist, dass die Wechselrichter und die Module immer besser verfügbar sind.

www.belectric.com

www.sma.de

Für Schnelle Leser

In diesem Artikel:

  • Höhere Spannungen: Kraftwerksplaner ziehen 1.500 Volt aus dem Feld.
  • Reserve bei Invertern: Wechselrichter haben neue Transistoren.
  • Zulieferer reagieren: Mehr Wechselrichter und Solarmodule verfügbar.
  • Preise sinken weiter:Bis 2035 sind zwischen zwei und vier Cent möglich.

Kostenentwicklung

Zwei Cent pro Kilowattstunde bis 2050 möglich

Schon in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Photovoltaik zur Wettbewerbsfähigkeit hin entwickelt. So kostete eine Solaranlage im Jahr 2007 noch durchschnittlich 4.590 Euro pro installiertem Kilowatt. Ende 2009 landete der durchschnittliche Preis für alle Segmente – von der kleinen Dachanlage bis hin zum Solarkraftwerk – unter 3.000 Euro. Zwar flachte die Lernkurve danach etwas ab, doch Ende 2013 kostete das Kilowatt Solarleistung nur noch knapp 1.700 Euro.

Inzwischen können es neue Solaranlagen preislich mit neuen Kohlekraftwerken locker aufnehmen. Die Gebote in den Ausschreibungen von weniger als sechs Cent pro Kilowattstunde werden kein Ausreißer mehr sein. Für das Jahr 2025 gehen nur noch Pessimisten von höheren Preisen aus. Die optimistischsten Szenarien prognostizieren sogar Preise unter fünf Cent pro Kilowattstunde.

Schon im Jahr 2035 wird niemand mehr sechs Cent für die Kilowattstunde Solarstrom aus einer neuen Anlage bezahlen. Selbst bei einer schlechten Entwicklung wird sich der Preis bei etwas mehr als fünf Cent einpendeln. Er kann unter guten Bedingungen sogar unter vier Cent sinken. Bis zum Jahr 2050 werden die Kosten in Deutschland im Vergleich zu 2015 um zwei Drittel auf zwei bis vier Cent pro Kilowattstunde sinken.

Stefan Degener von First Solar

Hohe Wirkungsgrade allein reichen nicht aus

In Zeiten des disruptiven Wandels vor allem in der Energiewirtschaft ist es fast unmöglich, Trends oder Entwicklungen sicher vorauszusagen. Eines ist aber gewiss: Nachdem die Photovoltaikbranche im letzten Jahrzehnt starke Fluktuationen durchlebt hat, geht es jetzt erst richtig los. Die Solarenergie hat unerwartet ein rasantes Tempo hingelegt. Wir sind noch lange nicht am Ende dieser Entwicklung.

Vor zehn Jahren hat man noch davon geträumt, was heute Wirklichkeit ist – dass die Solarenergie es beim Preis jederzeit mit konventioneller Stromerzeugung aufnehmen kann. Ebenso hatten damals nur wenige damit gerechnet, dass Photovoltaikkraftwerke in manchen Märkten inzwischen als flexible Energieressource dienen, die intelligent steuerbar ist und mit der sogar die Netzstabilität erhöht werden kann. Oder dass Nahostländer mit reichen Ölvorkommen ihre Kapazitäten zur Stromerzeugung mit Solarenergie signifikant ausbauen würden. Auch die Kosten für die Errichtung und den Betrieb eines Solarkraftwerkes sind auf ein Niveau gefallen, das in weiten Teilen Europas mittlerweile deutlich unter 60 Euro pro Megawattstunde liegt. Sehr sonnenreiche Länder in anderen Teilen der Welt erreichen sogar Werte von unter 40 US-Dollar pro Megawattstunde.

Als Vertreter der Solarindustrie können wir sehr stolz auf diese Entwicklungen sein. Allein der Rückblick auf die Meilensteine in der Geschichte von First Solar in Europa macht deutlich, wie schnell sich die Photovoltaik entwickelt hat. Die ersten Aufträge für unsere Module im Umfang von 1,4 Megawatt erhielten wir 2004. Verglichen mit den großen Mengen, die wir heute verkaufen, war die erste Bestellung verschwindend klein. Und ja, im Vergleich mit heute erscheinen einige der ersten Freiflächenanlagen klein, vor allem vor dem Hintergrund der relativ hohen Kosten und der geringen Leistung, die sie erzielten. Aber ihre wichtige Rolle als Trendsetter lässt sich nicht bestreiten.

Vor mehr als einem Jahrzehnt, im Jahr 2006, lieferte First Solar Module mit einer Leistung von 40 Megawatt für den Solarpark Waldpolenz aus. Kurz darauf folgte der Solarpark Lieberose mit 71 Megawatt, auf einem ehemaligen Militärgelände des Kalten Krieges. 2012 wurde im französischen Toul-Rosières die erste Anlage mit einer dreistelligen Leistung (115 Megawatt) gebaut. Es folgten zahlreiche Kraftwerksprojekte in Europa, unter anderem 14 Solarprojekte für den französischen Projektierer Photosol.

Frankreich nimmt generell eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Solarenergie ein. Es ist aktuell das einzige Land, das die Ökobilanz von Photovoltaikanlagen betrachtet. Es hat erfolgreich ein Ausschreibungsmodell entwickelt, bei dem nicht nur auf Kosten und technische Compliance geachtet wird, sondern vor allem auf die Kohlendioxidbilanz und die ökologische Nachhaltigkeit der Projekte. Ob und wie sich diese progressive Politik in anderen Ländern durchsetzt, hängt nicht zuletzt von der Berichterstattung der Medien, wie zum Beispiel der photovoltaik, ab.

All die oben genannten Projekte und Anlagen stellen wichtige Meilensteine in der Entwicklung der Solarbranche in Europa und natürlich unseres Unternehmens dar. Bedingt durch die hohe Nachfrage sind wir stolz, als First Solar einen wesentlichen Beitrag geleistet zu haben, die Technologie nachhaltig weiterzuentwickeln und die Kosten stetig zu reduzieren. Neben der technologischen Weiterentwicklung, Anlagengröße und der Wattleistung erreichten auch die Wirkungsgrade in den letzten zehn Jahren Rekordwerte. Während sieben Prozent in den Anfangsjahren der Solarbranche als Norm galt, liefern wir die Dünnschichtmodule unserer First-Solar-Serie 4 nun mit einem Wirkungsgrad von 17 Prozent aus. Ein Wirkungsgrad von 18 Prozent ist mit der neuen Serie 6 in greifbare Nähe gerückt.

Aber es geht um mehr als nur Wirkungsgrade. Europas größter Beitrag für die Solarbranche – manche sprechen sogar von Exportgut – besteht heutzutage nicht mehr aus Solarmodulen, sondern aus Dienstleistungen im Ingenieurwesen, in der Projektentwicklung, Finanzierung, Planung, Betrieb und Instandhaltung. Das spiegelt die aktuelle Entwicklung der Märkte in Industrieländern wider.

Dabei müssen wir uns klarmachen, dass sich Europa von einem Produktionszentrum zum weltweit anerkannten Zentrum für Kompetenz und Fachwissen entwickelt hat. Es hat sich nicht nur die Technologie weiterentwickelt, sondern auch die Branche selbst beziehungsweise der gesamte Markt. Die Möglichkeit von Photovoltaikkraftwerken, den Strom in der Nähe des Verbrauchs zu erzeugen, wird unseres Erachtens in Europa dazu führen, dass Anlagen mit fünf bis 50 Megawatt künftig den Schwerpunkt bilden. Sehr große Anlagen mit mehr als 100 Megawatt werden die Ausnahme sein.

Und obwohl es immer wichtig ist, auf die Vergangenheit zu schauen, um die Gegenwart zu verstehen, gibt es auch vieles, worauf wir uns in Zukunft freuen können. Ich möchte hier keinen konkreten Zustand skizzieren, in dem sich die Branche in zehn Jahren befinden wird. Doch eines kann ich sicher sagen: Wenn die Solarindustrie ihren Kurs der kontinuierlichen Kostensenkung, der Erhöhung der Wirkungsgrade und der Innovation beibehält, ist ihre Zukunft heute aussichtsreicher denn je. Dieser letzte Punkt – die Innovation – ist mindestens so wichtig wie die ersten beiden, denn es werden die innovativen Unternehmen sein, die auch den 20. Jahrestag der photovoltaik feiern können.

Stefan Degener ist Geschäftsführer und Bereichsleiter Business Development für Europa und Afrika bei First Solar in Mainz.

www.firstsolar.com

Tobias Schönsteiner von Speidel Elektrotechnik

Das ist vermutlich erst der Anfang

Speidel installiert seit 2003 Dachanlagen und kam über Phoenix Solar 2005 in das Geschäft mit Solarparks bundesweit. Als Industriedienstleister mit 300 Beschäftigten passte dieses Projektgeschäft sehr gut zu uns. 2007 kamen Aufträge in Spanien dazu, etwa auf Mallorca. Den Zenit hatten wir 2014 mit 110 Megawatt installierter Leistung in elf Freilandanlagen in Südfrankreich. Die größte Einzelanlage mit 70 Megawatt installierte Speidel 2011 in Meuro bei Senftenberg auf einem ehemaligen Tagebau in der Lausitz. 2016 war der Tiefpunkt: Es wurde keine einzige Freiflächenanlage installiert.

Dieses Jahr 2017 zieht das Geschäft mit 13 Megawatt wieder an. Für 2018 sind bereits 30 Megawatt in Verhandlung. Insgesamt hat Speidel in seiner Firmengeschichte 450 Megawatt in Solarparks und 200 Dachanlagen von drei Kilowatt bis 800 Kilowatt installiert. Dachflächen für Private und Gewerbe liefen in der gesamten Zeit immer.

Ich selbst bin seit 1996 bei Speidel und seit 2012 in leitender Position in der Photovoltaikbranche, zuvor war ich im Schaltschrankbau für Photovoltaik tätig. Für uns spricht, dass die Projektierer bei uns Service aus einer Hand bekommen. Denn wir sind pragmatische Handwerker, die auch die Erdarbeiten sowie den Service und die Wartung der Anlagen für den Kunden übernehmen.

Für die Solarbranche in Deutschland wie auch international bin ich zuversichtlich – bei Freilandanlagen wie Dachflächen. Denn irgendwoher muss der Strom ja kommen, wenn Atomkraft, Kohle und Öl zurückgehen und die E-Mobilität zunimmt. In Verbindung mit Speicherlösungen, die immer günstiger, und Energiemanagementsystemen, die immer intelligenter werden, steigt die Eigenverbrauchsquote und sinken die Preise für regenerativ erzeugten Strom.

Deshalb kommen auch immer mehr Anfragen von Kommunen und der Industrie für Anlagen bis 700 Kilowatt für den Eigenverbrauch. Das Know-how und die betriebswirtschaftlichen Vorteile durchdringen immer mehr das öffentliche Bewusstsein.

Bei uns arbeiten aktuell vier Projektleiter und zehn Monteure in diesem Bereich. Aktuell stocken wir um drei Monteurstellen auf – und das ist vermutlich erst der Anfang.

Tobias Schönsteiner ist Leiter für Energietechnik bei Speidel Elektrotechnik in Göppingen.

www.speidel.de

Hans Urban vom Ingenieurbüro Urban

Bei jedem Gespräch dazugelernt

Natürlich nehme auch ich sehr gerne die Gelegenheit wahr, zum Jubiläum der photovoltaik ein wenig über die letzten zehn Jahre nachzudenken. Zum einen ist es eine besondere Ehre für mich, zum anderen hat uns die Fachpresse ja alle ganz intensiv durch diese Zeit begleitet. Woher hätten wir uns alle sonst in der kurzen Zeit so viel Fachwissen aneignen können? Woher hätten wir neutrale Informationen über Produkte und Neuentwicklungen bezogen?

Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, mich jedenfalls haben diese Zeitschriften nicht nur im Arbeitsleben begleitet. Für mich waren sie auch stets beliebte private Lektüre – für jeden Urlaub mit eingepackt. Und so haben sich vielleicht in mancher Ausgabe der photovoltaik nicht nur irgendwelche Lesezeichen zwischen den Seiten gesammelt, sondern manchmal auch der Sand vom sonnigen Strand an der Adria – zumindest, wenn wir uns in diesen stürmischen Zeiten ein paar Tage Urlaub mit der Familie gönnten.

2007, das war im Nachhinein betrachtet wohl der Zeitpunkt, als der Photovoltaikmarkt den Anlauf für eine bis dahin nicht gekannte Wachstumsdynamik nahm. Im verklärten Rückblick mag alles viel besser als heute erscheinen. Aber damals hatte das schnelle Wachstum in vielen Firmen nicht nur positive Effekte, sondern es war eine wirklich große Herausforderung.

Hinzu kamen die starken Schwankungen, die uns die Sprünge in der EEG-Vergütung bescherten und die auch durch die langsam hinzukommenden Auslandsmärkte nicht immer kompensiert wurden. Für uns im damaligen Schletter-Team war es eine entscheidende Zeit, denn es begannen die Vorbereitungen und Planungen für einen neuen Fertigungsstandort.

Die Produktion in den beengten Verhältnissen konnte dem gestiegenen Bedarf trotz manch kreativer Zwischenlösung bei Weitem nicht mehr folgen. Die Folgejahre waren geprägt von Stress, ich glaube, das kann man wirklich sagen. Trotzdem habe ich in diesen Jahren nicht gehört, dass irgendjemand in der Branche so etwas wie den heute oft zitierten Burn-out erlitten hätte. Na ja, vielleicht gab es damals das Wort noch nicht, aber für die meisten war es halt positiver Stress, denn es ging voran!

So lange zumindest, bis die bis dahin stets belächelte Photovoltaik auf einmal nicht mehr nur ein Randphänomen war, sondern systemrelevant wurde. Dies führte ohne Zweifel zu den ersten technischen Grenzen im Netzausbau und in der Integration, das muss sicher auch gesehen werden. Aber die in den folgenden Jahren aufkeimende Blockadehaltung gegenüber der Photovoltaik war in der Hauptsache politischen Überlegungen der Lobbyisten geschuldet. Letztendlich führte dies zum rapiden Zusammenbruch des Marktes und damit – gepaart mit manchen hausgemachten Fehlern – zu schwierigen Situationen in den Firmen. Letztendlich ging dieser Zusammenbruch auch an Schletter nicht spurlos vorüber.

Für mich persönlich waren die letzten zehn Jahre eine Zeit, in der ich unheimlich viel lernen und erleben durfte. So waren die geschäftliche Entwicklung und die interne Strukturierung sicher eine wertvolle Erfahrung. Viel interessanter aber waren die vielen Begegnungen in Workshops, Schulungen und Veranstaltungen oder die Besuche anderer Firmen. Bei jedem Kundentermin konnte man eine neue Erfahrung mitnehmen und bei jedem Gespräch dazulernen.

Noch wichtiger war für mich die Bestätigung, dass die Photovoltaik nach und nach einen ganz entscheidenden Beitrag für unsere Energieversorgung darstellen und damit andere – meist umweltschädigende – Technologien ersetzen kann. Diese Faszination und natürlich auch das nötige technische Wissen und Verständnis habe ich über all die Jahre an Kollegen oder Kunden weiterzugeben versucht. Vielleicht blieb ja hier und da ein Funke meiner Begeisterung hängen. Denn die Zukunft ist erneuerbar, deswegen heißt sie ja Zukunft.

Hans Urban ist Geschäftsführer des Ingenieurbüros Hans Urban.

Sönke Jäger von Adler Solar

„Umwege erhöhen die Ortskenntnis“

Denken wir zurück an 2007: Was haben Sie damals getan?

Sönke Jäger: Ich war Student des Wirtschaftsingenieurwesens an der Universität Bremen und habe im Rahmen meines Praktikums bei der Conergy AG den ersten großen Crash der Photovoltaikindustrie live miterleben dürfen beziehungsweise müssen. Viele weitere sollten leider folgen.

Welche Erwartungen hatten Sie damals?

Ich glaubte fest an die Zukunft der erneuerbaren Energien, damals wie heute. Vor zehn Jahren war Photovoltaik für mich vor allen Dingen Mittel zum Zweck bei der Erzeugung von emissionsneutralem Strom zur Wasserstoffelektrolyse, um Brennstoffzellen zu betreiben. Die Kosten zur Solarstromerzeugung habe ich damals im Rahmen einer Forschungsarbeit mittelfristig mit drei bis acht Cent je Kilowattstunde prognostiziert, was zumindest nicht ganz realitätsfern war. Die Relevanz von Brennstoffzellen habe ich jedoch augenscheinlich in mittelfristiger Betrachtung stark überschätzt.

Welche Höhen und Tiefen haben Sie durchlebt?

Auf meinem Weg zu Adler Solar habe ich zwei Unternehmen in starken Wachstumsphasen, jedoch auch durch harte Konsolidierungen begleitet. Das war nicht immer einfach, hat mir aber gezeigt, dass Veränderungen in der Photovoltaik immer auch als Chance verstanden werden können.

Was machte Ihnen Mut?

Die Entwicklung der Stromgestehungskosten von Photovoltaikanlagen. Jüngst wurden bei einer Ausschreibung von Anlagen in Saudi-Arabien weniger als 1,5 Cent je Kilowattstunde geboten – weniger als für jede andere Form der Stromerzeugung.

Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in zehn Jahren?

Ich habe die Verantwortung für die technische Weiterentwicklung bei Adler Solar. Wir haben uns in zehn Jahren vom Personaldienstleister zum Branchenspezialisten und Vorreiter in der Qualitätssicherung entwickelt. Diesen Weg werden wir kontinuierlich verfolgen und weiter Methoden für die Qualitätssicherung entwickeln, um Anlagen kosteneffizient und qualitätsoptimiert zu errichten, zu betreiben oder zu repowern.

Welches ist Ihr persönliches Erfolgsrezept?

Der Weg zum Ziel führt selten direkt über Los – Umwege erhöhen die Ortskenntnis manchmal ungemein.

Sönke Jäger ist CTO von Adler Solar.

www.adlersolar.de

Helmut Bauer von Vitasana

Die guten Jahre liegen noch vor uns

Die Firma Vitasana wurde erst im Oktober 2010 gegründet. Wir haben überwiegend Module und Wechselrichter vermittelt, auch heute noch. Als ich 2009 in die Branche einstieg, wollte ich vielen Menschen dabei helfen, eine sinnvolle Energieversorgung aufzubauen und damit Geld zu verdienen.

Wir haben sehr viele Höhen und Tiefen durchgemacht. Das ging über die Knappheit von Modulen und Wechselrichtern bis hin zum Überfluss. Hinzu kamen sehr kurzfristige Änderungen bei den Preisen und vieles mehr. Heute verkaufen wir Neuware, aber verstärkt gebrauchte Module und Wechselrichter. Seit unserer Gründung hat Vitasana bereits über 35 Länder beliefert.

Zurzeit sehe ich die Märkte sehr positiv, speziell für gebrauchte Module und Wechselrichter. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele davon wieder sinnvoll eingesetzt werden.

Hilfreich für meine Motivation auch in schwierigen Zeit war stets, dass wir eine sinnvolle Aufgabe haben und vielen Menschen zu sauberer Energie verhelfen. Mein Motto ist seit vielen Jahren unverändert: Seien Sie dankbar für das, was Sie haben, verbunden mit der festen Überzeugung: Die guten Jahre kommen erst!

Helmut Bauer ist Geschäftsführer von Vitasana in Baudenbach.

www.vitasana24.de

Björn Lamprecht von Goldbeck Solar

Energiewirtschaft flexibilisieren!

2007 habe ich als Ingenieur für Maschinenbau bereits im regenerativen Bereich der Wasserkraft gearbeitet und deshalb diesen Markt inklusive Photovoltaik beobachtet. 2012 wechselte ich als Geschäftsführer zu Goldbeck Solar in Hirschberg. Die Solarbranche war in einem regulierten Markt in guter Verfassung, auch weil die Gestehungskosten deutlich schneller sanken, als die Subventionen gekürzt wurden.

Die Folge: Die Branche baute die Photovoltaik weit über den geplanten Ausbaukorridor hinaus aus, sodass unter anderem auf die Netzstabilisierung neue Herausforderungen zukamen. Die Politik hat darauf mit einer massiven Kappung der Förderung und der Ausschreibung begrenzter Kapazitäten reagiert. Deshalb werden aktuell nicht einmal die 2,5 Gigawatt Zubau pro Jahr erreicht, die die Regierung prognostiziert hat.

Andere Quellen diagnostizieren sogar einen Bedarf von sieben Gigawatt pro Jahr, um die Energiewende zu schaffen und den Klimawandel zu begrenzen. Aktuell haben alle Regenerativen zusammen einen Anteil am Energiemix von 35 Prozent.

Als Projektierer, der europaweit mit 75 Mitarbeitern rund 140 Millionen Euro umsetzt, ärgert mich, dass mancher Player in der Branche immer wieder taktische Insolvenzen inszeniert, sich Fördergelder zur Sanierung und zum vermeintlichen Erhalt der Arbeitsplätze erschleicht und die Politik das mitmacht. Das verzerrt Markt und Wettbewerb ebenso wie jene Anbieter, die mit Zockerangeboten ihre Firmen um jeden Preis am Leben erhalten wollen.

Entsprechend sehe ich die größte Herausforderung darin, dass seriöse Anbieter auskömmliche Margen erzielen. Hinzu kommt, dass es bezüglich der Planbarkeit von Investitionen, Kapazitäten und Preisen keine verlässlichen Rahmenbedingungen mehr gibt. Unser Geschäft wird immer volatiler. Jüngstes Beispiel: Aktuell schwanken Verfügbarkeit und Preise von Modulen, weil große Teile der globalen Produktion in den USA gebunkert werden. Dort fürchten die Anbieter den Protektionismus der Trump-Regierung.

Meine Hoffnung: Die Grundversorgung im Energiemarkt wird verstaatlicht, um Versorgungssicherheit nachhaltig zu gewährleisten. Dann könnten die Kapazitäten der Regenerativen wie Wind, Sonne, Wasser und Biogas dezentral aufeinander abgestimmt und Lastspitzen mit flexiblen Gaskraftwerken ausgeglichen werden. Die Speichertechnologie als wichtiger Baustein macht dabei die Energiewende umsetzbar.

Björn Lamprecht ist Geschäftsführer von Goldbeck Solar.

www.goldbeck-solar.de

Andreas Bett vom Fraunhofer ISE

Immer neue Rekorde machen den Fortschritt deutlich

Das Fraunhofer ISE als das größte europäische Forschungsinstitut für Solarenergie hat eine 36-jährige Geschichte in der Photovoltaik. Die technischen Entwicklungen und der Markt waren immer spannend und herausfordernd. Betrachtet man aus Anlass des Jubiläums von photovoltaik nur die letzten zehn Jahre, ist festzustellen, dass in dieser Zeit der Markt global rasant gewachsen ist und die Kosten für die Module ebenso rasant gesunken sind. Immer neue Wirkungsgradrekorde machten den technologischen Fortschritt deutlich.

Gerade die kürzlich erzielten neuen Rekorde zeigen, dass noch viel Entwicklungspotenzial zu heben ist. Die Photovoltaikindustrie ist in den letzten zehn Jahren den Kinderschuhen entwachsen und trägt heute dazu bei, dass Solarstrom auf dem Energiemarkt konkurrenzfähig ist. Sie wird damit eine der tragenden Säule der künftigen Energieversorgung.

Bedauerlicherweise befindet sich die Photovoltaik in Deutschland in der Krise. Die Installationen wurden politisch gewollt auf 2,5 Gigawatt im Jahr gedeckelt. Tatsächlich werden derzeit nur rund 1,3 Gigawatt installiert – zu wenig, um die Energiewende voranzubringen. Ohne Heimatmarkt ist es für die produzierende Industrie schwerer, sich gegen die asiatische Konkurrenz zu behaupten. Das war in der Vergangenheit anders.

Blickt man nochmals ins Jahr 2007 zurück, so war dies eine Hochzeit. Damals war Q-Cells der Weltmarktführer für Module. Die Installationen in Deutschland wuchsen von Jahr zu Jahr stark an. Es war auch die Zeit für Gründungen im Umfeld der Photovoltaik. So hat im Gründungsjahr der Zeitschrift photovoltaik das Fraunhofer ISE, in Kooperation mit dem Fraunhofer IWM in Halle, das Center für Silizium-Photovoltaik gegründet. Dank des damaligen Booms erlebte das Fraunhofer ISE einen enormen Wachstumsschub und konnte die Belegschaft auf deutlich über 1.000 Mitarbeiter ausbauen.

Gemeinsam mit der Industrie gelang es uns, die Wirkungsgrade zu verbessern und die Prozesse kostengünstiger zu gestalten. Die exzellente Forschung und Entwicklung zur Photovoltaik in Deutschland, die nach wie vor international eine Spitzenstellung einnimmt, werden wir erhalten. Um diese Spitzenstellung weiter ausbauen zu können, haben wir in Freiburg vor wenigen Wochen den Grundstein für ein neues Laborgebäude gelegt.

Mit einer neuen Reinraum-Ausstattung werden wir weiter an der Steigerung der Zellenwirkungsgrade arbeiten und gleichzeitig neue Konzepte entwickeln. Dazu zählen Tandemsolarzellen. Dass der Bund und das Land Baden-Württemberg dieses Labor mit 32,6 Millionen Euro finanzieren, ist ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Photovoltaikforschung in Deutschland.

Weltweit ist die Photovoltaik erst am Anfang ihres Siegeszugs. Ihr Potenzial ist lange nicht ausgeschöpft. Forschung und Industrie arbeiten intensiv an der weiteren Effizienzsteigerung und Kostenreduktion für Solarzellen. Auch Aspekte der Nachhaltigkeit bei den Fertigungsverfahren werden adressiert. Wir sind sehr zuversichtlich, dass es gelingt, in Deutschland Zell- und Modulproduktion zu betreiben und eine von Importen unabhängige Energieversorgung zu gewährleisten.

Dr. Andreas Bett leitet das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg.

www.ise.fraunhofer.de

Bernd Brandstätter von Greenovative

„Aktiv zu bleiben, hat Sinn“

Die Firma Greenovative wurde 2013 gegründet. Was genau ist Ihr Geschäft?

Bernd Brandstätter: Das Unternehmen haben wir im Sommer 2013 gegründet, 2014 war das erste volle Geschäftsjahr. Wir liefern kleine Dachanlagen für Privatkunden in der Region, aber auch größere Gewerbeanlagen bis 750 Kilowatt. Im Heimsegment bauen wir Speicher ein, bei den Gewerbekunden entwickelt sich die Nachfrage recht gut. Die Grenze von 750 Kilowatt ist ärgerlich, 2016 hatten wir vier Dachprojekte mit jeweils fast zwei Megawatt. Nun wollen wir mehrere Freiflächenparks entwickeln, in diesem Segment wird einiges kommen.

Was haben Sie vor zehn Jahren gemacht?

Im Jahr 2007 war ich gerade mit meinem Vordiplom beschäftigt, als Student des Wirtschaftsingenieurwesens in Erlangen. Seinerzeit war ich noch unentschlossen, was meine berufliche Karriere betraf. Allerdings hatte ich ein grünes Herz. Ich erinnere mich genau, dass mein Onkel vor Jahren eine Photovoltaikanlage auf das Dach meines Elternhauses montiert hat. Damals war ich 15 Jahre alt, das hat mich mächtig interessiert.

Wie sind Sie beruflich zu den erneuerbaren Energien gekommen?

2011 stieg ich bei der Firma Storm Energy in Nürnberg ein, einigen über den Sunsniffer bekannt. In der Krise 2013 haben drei Kollegen und ich uns neu orientiert und die Firma Greenovative gegründet. Seinerzeit gerieten einige große EPCs ins Straucheln, da öffnete sich für uns eine Lücke. Im ersten Halbjahr 2014 haben wir immerhin rund sechs Megawatt gebaut.

Was hat Sie ermuntert, in der Photovoltaikbranche zu bleiben?

Die Anlagenpreise sanken immer weiter. Also war klar, dass wir eines Tages wirtschaftlich sein würden. In diesem Markt aktiv zu bleiben hatte Sinn. Vor zwei oder drei Jahren haben wir als Branche diesen Punkt tatsächlich erreicht. Greenovative wurde in einem stark schrumpfenden Markt gegründet. Wir hatten nur geringe Kosten, mit einem kleinen, aber sehr kompetenten Team. Auf diese Weise konnten wir auch größere Gewerbekunden gewinnen.

Blicken wir ein Jahrzehnt nach vorn …

Zunächst einmal gehe ich davon aus, dass wir die Zubauziele der Bundesregierung bis dahin erreichen oder gar mehr installieren. Die Preise für Photovoltaik, Windstrom und Stromspeicher werden weiter sinken, sodass wir hoffentlich 50 bis 60 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien im Netz haben werden. Sonnenstrom wird vermutlich 16 bis 17 Prozent des Strombedarfs decken. Die Speicherbatterien werden in privaten Wohngebäuden zum Standard. Im Gewerbe werden sie neben dem Eigenverbrauch durch Spitzenlastkappung oder Regelenergie neue Geschäftsfelder eröffnen, auch unabhängig von der Photovoltaik. Jedes fünfte Auto in Deutschland könnte elektrisch fahren.

Wie wird Ihre Firma aufgestellt sein?

Heute haben wir 14 Mitarbeiter, im Jahr 2027 werden es 30 bis 50 Leute sein. Vermutlich haben wir bis dahin zwei oder drei ausländische Niederlassungen, um die Solarenergie auf breiter Front voranzutreiben. Ich will Ihnen eine Anekdote erzählen: Bei meinem Studium seinerzeit in Erlangen hatten wir einen Professor, der damals sehr große Stücke auf die solarthermischen Kraftwerke hielt. Das war die Zeit, als Solar Millennium mit dieser Technologie unterwegs war. Dieser Professor hielt die Photovoltaik für viel zu teuer, meinte: Das kann niemals etwas werden. Man erkennt daran, wie schnell sich die Welt innerhalb von zehn Jahren zu wandeln vermag.

Haben Sie ein persönliches Motto, das Sie antreibt?

Ja, eines von Mahatma Gandhi: Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. Soll heißen: Wir müssen die Energiewende selbst in die Hand nehmen, sie unablässig vorantreiben. Auch, wenn es schwierig ist.

Bernd Brandstätter ist Geschäftsführer von Greenovative in Nürnberg.

www.greenovative.de

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