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“Wichtig ist gute Erreichbarkeit“

Seit wann ist Suncycle als Servicedienstleister in der Solarbranche aktiv?

Mischa Paterna: Unser erstes Projekt war 2008 eine Anlage von Tauber Solar in Bürstadt. Mit 5,5 Megawatt war das damals die größte Aufdachanlage der Welt. Die Module stammten von BP Solar. Weil aufgrund eines technischen Defektes Teile der Anlage in Brand gerieten, bestand seinerzeit sogar Gefahr für Leib und Leben. Später haben wir viel für große Unternehmen wie Schüco, Schott und Bosch gearbeitet, deren Ausflüge in die Photovoltaik leider allesamt beendet wurden.

Welche Aufgaben erfüllen Sie heute?

Heute verstehen wir uns als breiter Anbieter von After-Sales-Service und von Reparaturen. Die Systeme werden komplexer. Ausgangspunkt sind die Daten aus der Betriebsüberwachung der Anlagen, um die Fehlerursachen für Mindererträge zu finden. Wir leiten Maßnahmen ein, um die Defekte zu bewerten, Komponenten zu tauschen oder zu reparieren. Um solche Entscheidungen zu fällen, muss man über umfangreiche Felderfahrung verfügen, damit Maßnahmen korrekt budgetiert werden können.

In welchen Märkten ist Suncycle aktiv?

Vor allem in der Europäischen Union und hier vor allem in Deutschland. Seit 2015 auch in den USA.

Was bieten Sie nicht an, aber es wird gelegentlich von Ihnen erwartet?

Wir waren nie in der Projektierung und im Aufbau von neuen Anlagen tätig. Wir haben stets nur Umbauten erledigt. Und wir machen keine Zertifizierung etwa von Solarmodulen, wie es zum Beispiel der TÜV mit seinen Laboren anbietet.

Wer sind die Kunden von Suncycle?

Oft ist es die Industrie, in erster Linie die Hersteller. Neben den Modulherstellern sind auch die Wechselrichterproduzenten und seit Neuestem die Speicherhersteller an einem reibungslos funktionierenden Service interessiert. Manchmal sind es die Betreiber der Anlage. Auch Installateure oder Versicherer spielen eine Rolle. Häufig erwarten die Kunden, dass wir ein Rundum-sorglos-Paket gern auch mit Flatrate anbieten. Daran arbeiten wir, damit solche Modelle eines Tages in die Branche Einzug halten können.

Wie schwierig ist ein Kunde wie S-Energy?

Wir haben vom koreanischen Modulhersteller S-Energy den Auftrag, die Garantieabwicklung in Europa zu betreuen. Kunden mit Reklamationen zu S-Energy-Modulen glauben, wir würden auch über die Budgets und die Entscheidungsvollmacht verfügen. Aber wir können uns nur im Rahmen der schmalen Vorgaben bewegen, die uns von S-Energy vorgegeben sind. Wir stehen in harten Verhandlungen mit den Koreanern, um die benötigten Budgets und Kapazitäten aufzustocken. Immerhin sollen Anfang 2018 größere Modulmengen und Budgets bereitgestellt werden, um die teilweise schon länger bekannten Reklamationen zu bedienen.

Wie groß sind die Anlagen, die Sie betreuen, im Durchschnitt?

Von ganz klein bis ganz groß. Bei Privatkunden geht es manchmal darum, einige Stecker auf dem Dach zu tauschen. Da muss man vielleicht 15 Module hochnehmen. Allerdings braucht man ein Gerüst, zwei Monteure müssen anfahren, das wird relativ teuer. So ein Tageseinsatz kostet schnell 2.500 Euro. Das muss man genau abwägen. Bei größeren Anlagen sind wir meist im Auftrag der Hersteller oder Betreiber unterwegs bzw. erledigen auch Wartungsarbeiten im Rahmen von O&M-Beauftragungen.

Sie sind vor knapp einem Jahrzehnt gestartet. Kann man rückblickend sagen, dass sich die Fehler ausgeschlichen haben? Dass die Qualität der Anlagen besser geworden ist?

Die Zahl der Mängel hat sich eigentlich nicht verringert. Zwar sind die Erfahrungen in der Produktion gewachsen, aber der Kostendruck ist gestiegen. Wir wissen zum Beispiel noch nicht, wie Perc-Zellen degradieren, was da noch kommt. Eine Entwarnung ist meines Erachtens nicht in Sicht. Zurzeit spielen Delamination und Anschlussdosenprobleme in allen großen Märkten eine wachsende Rolle. Nicht zu vergessen sind auch neue Technologien wie zum Beispiel die Elektrolumineszenz, die erweiterte Qualitätsthemen zutage fördern, oder neue Fehlerbilder wie PID, die vor zehn Jahren noch nicht auftraten.

Wie viele Mitarbeiter hat Suncycle heute?

Wir haben 65 Leute plus unsere Servicepartner, die uns vor Ort unterstützen. Unsere Mitarbeiter betreuen den technischen Kundendienst für unsere Industriekunden oder sind als Fachingenieure tätig, um schadhafte Anlagen zu bewerten. Die Aufgaben und Kompetenzen, die wir abdecken, sind sehr breit gefächert.

Was ist für Sie guter Service? Wie definieren Sie das?

Wichtig sind gute Erreichbarkeit des Dienstleisters, eine saubere Vorkalkulation und die korrekte Ausführung im Rahmen der vereinbarten Budgets. Wichtig ist auch, den vereinbarten Zeitplan zur Behebung des Fehlers einzuhalten. Zunehmende Bedeutung gewinnt die detaillierte Dokumentation, beispielsweise per Inspektions-App. Die Prozesse und Kalkulationen müssen transparent und ehrlich sein.

Welche Bedeutung hat dabei das Monitoring der Anlagen?

Ich sagte eingangs: Das ist die Basis von gutem Service. Am besten mit modulgenauer Auflösung der Betriebsdaten, wie bei Tigo, Sunsniffer oder Solaredge. In der Realität haben viele Anlagen aber keine Betriebsüberwachung. Das erhöht natürlich den Aufwand bei der Fehlersuche. Dazu braucht man viel Erfahrung. Selbst wenn ein Monitoringsystem eingebaut wurde, heißt das nicht, dass es korrekt funktioniert. Manchmal zeigt eine Anlage Ertragsausfall an, dabei hat sich nur der Datenlogger verabschiedet. Oder die SIM-Karte läuft über, aber die Anlage läuft ordnungsgemäß am Netz.

Service ist Teil der Wertschöpfungskette in der Photovoltaik, er muss bereits vor der Investition eingepreist werden. Wie kann das gelingen?

Indem man sich zunächst die Bedeutung der Werterhaltung bewusst macht. In Großbritannien gibt es für die Anlagenwartung zurzeit nur „Schweinepreise“, dafür kann niemand ordentlich arbeiten. Kriegsentscheidend für die Servicekosten sind digitalisierte und effektive Prozesse, um die Anlagen möglichst schnell wieder auf ihren ursprünglichen Ertrag zu bringen. Dazu benötigt man eine digitale Anlagenakte, die sofort auch mit Historie und Dokumentation der Anlage den Einsatz unterstützt. Mit den handschriftlichen Notizen des installierenden Elektromeisters kommt man nicht weit.

Welche Lösung haben Sie dafür?

Wir nutzen eine spezialisierte Service-App zur Anlageninspektion, mit der man die Daten einer Anlage übermitteln und Einsätze vor Ort elektronisch dokumentieren kann. Eine solche Optimierung der Prozesse und damit mögliche Qualitätssicherung ist für uns enorm wichtig, etwa zehn Prozent unseres Personalaufwandes stecken wir dort hinein. Sonst ist effizientes Arbeiten nicht möglich.

Sie erwähnten Reparaturen. Wann sind sie besser als der Austausch von schadhaften Komponenten gegen neue?

Das ist eine kommerzielle Entscheidung, die man sehr transparent machen kann. Vor allem bei kleineren Anlagen mit älteren Modulen wird man eher die Komponenten austauschen. In Belgien haben wir einige Dachanlagen mit alten Dünnschichtmodulen, die nur 85 Watt leisten. Allein diese Platten vom Dach zu nehmen kosten schon Geld. Da schraube ich nicht dran rum, dort macht man Repowering, bringt also neue, kristalline Module auf. Eine Rolle spielt natürlich auch die Reparaturfähigkeit der auftretenden Schäden, denn die Anlage soll hinterher ja noch viele Jahre störungsfrei produzieren.

Gibt es eine Faustregel?

Wenn, dann vielleicht diese: Reparaturen lohnen sich umso weniger, je größer der Schaden an einer Anlage ist. Hat man in einem Solarpark größere Schäden wie Schneckenspuren oder Delaminationen, dann wird man neue Module installieren – vor allem, wenn der weitere Schadensverlauf unsicher ist. Häufig werden diese Austausche im Rahmen der Garantiebedingungen abgewickelt. Die Gesamtkosten können gesenkt werden, wenn man die ausgetauschten und fachgerecht aufgearbeiteten Komponenten auf dem Zweitmarkt über Spezialanbieter wie Secondsol verwertet.

Was ist außerdem zu beachten?

Läuft die Anlage in einem PPA-Vertrag, ist es etwas anderes, als wenn sie Einspeisevergütung bekommt, die bei neuen Modulen möglicherweise gefährdet ist. Repowering betrifft ja nicht nur die Module. Mitunter einfacher ist das Repowering der alten Wechselrichter, um den Anlagenertrag um einige Prozentpunkte zu erhöhen. Nicht selten spielen die Bedingungen der Versicherer eine Rolle, wenn der Kunde über Repowering, Reparatur oder Nachbau entscheidet.

Und Nachbau von älteren Modulen?

Werten wir als berechtigte Nische für Einzelfälle. Ansonsten sind die Solarmodule mittlerweile zu billig und der Austausch sinnvoller. Wir tauschen gerade an einigen Dachanlagen die CIS-Dünnschichtmodule von Solibro, die man vor zehn Jahren gebaut hat. Der Neubau der Generatoren mit preiswerten, kristallinen Modulen ist viel einfacher, als etwas nachbauen oder reparieren zu wollen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.suncycle.de

Claas Rohmeyer von Adler Solar

Offene Kommunikation schafft Vertrauen!

Vor zehn Jahren war ich für die Unternehmenskommunikation eines großen Bauträgers und Betreibers von Pflegeeinrichtungen zuständig. Außerdem gehörte ich bereits seit 1999 der Bremischen Bürgerschaft, dem Landtag der Freien Hansestadt Bremen, an. Damals befand ich mich noch in einer Beobachterrolle, hatte keine persönlichen Berührungspunkte zu den erneuerbaren Energien. Den gestarteten Solarboom fand ich hochspannend, genauso wie die in Bremen ansässige Windindustrie.

Seit 2010 betreue ich Adler Solar. Die Entwicklung seitdem will ich am Beispiel der Intersolar beschreiben: Die ersten beiden Jahre, in denen ich für den Messeauftritt von Adler Solar verantwortlich war, konnte man auf der Messe beobachten, dass manche Maß und Mitte verloren hatten. Dies hat sich inzwischen eingependelt und bewegt sich in einem gesunden Rahmen. Zwischenzeitlich gab es auch Messen, die frei gebliebene Flächen nur mühsam kaschieren konnten.

Ermutigend war vor allem, dass ich immer mehr Menschen getroffen habe und treffe, die von den erneuerbaren Energien überzeugt sind. In den kommenden zehn Jahren sehe ich Adler Solar nah bei unseren Kunden, die sich auf unsere technischen Lösungen und deren professionelle Umsetzung verlassen.

Claas Rohmeyer leitet die Unternehmenskommunikation von Adler Solar Services.

www.adlersolar.de

Der AutorDr. Mischa Paterna

wurde 1965 in Hamburg geboren. Nach dem BWL-Studium promovierte er an der Universität St. Gallen zu „Internationalisierungsstrategien“. Nach beruflichen Stationen in München und den USA zog es ihn erneut an die Elbe. Als Partner einer internationalen Unternehmensberatung verantwortete er dort zahlreiche Kundenprojekte in der Serviceindustrie. Ein Beratungsprojekt für BP Solar zum damaligen Produktrückruf war der Grundstein für die Gründung von Suncycle. Dort ist er für die Ländergesellschaften, den Vertrieb, das Marketing und Business Development verantwortlich.

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