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“Vorbild ist die Autoindustrie“

Schletter gehört zu den Unternehmen, mit denen die Photovoltaikbranche groß wurde. Nun stehen wir vor einer neuen Wachstumsphase. Sind Sie dafür gut gewappnet?

Tom Graf: Es ist bekannt, dass wir eine Restrukturierung durchlaufen, sie ist auch noch nicht abgeschlossen. Dabei mussten wir das Unternehmen verschlanken, sind aber jetzt deutlich schlagkräftiger und effizienter aufgestellt. Auf der Basis sind wir jederzeit in der Lage, mit dem Markt weiter zu wachsen, was wir auch schon wieder tun. Wir haben in der Restrukturierung insbesondere die internen Prozesse professionalisiert und ein Managementteam aufgebaut, für Qualität, Produktion und Einkauf. Und wir haben den Vertrieb neu strukturiert.

Was bedeutet das?

Tom Graf: Die in Kirchdorf in Oberbayern ansässige Schletter GmbH bedient die Märkte in Europa, im Nahen Osten, von Afrika bis zum Iran. Asien und Australien beliefern wir aus unserem Werk in Shanghai. Amerika wird aus unserem Standort in den USA versorgt. Diese drei Werke oder Standorte bilden den Kern der Schletter Gruppe.

Die Märkte sind sehr verschieden: Europa, Asien, Amerika. Gibt es Gemeinsamkeiten?

Tom Graf: Der Preisdruck ist sehr stark, auf allen Märkten. Seit Jahren gehen die Preise nach unten, das wird noch eine Weile so weitergehen. Deshalb müssen wir uns immer mehr industrialisieren. Wir brauchen eine Organisation, die möglichst wenig verschwendet. Es geht um den optimalen Mix aus Einkauf und Eigenproduktion. Dafür ist die Automobilindustrie ein gutes Vorbild.

Was hat sich in den vergangenen zehn Jahren vor allem geändert?

Tom Graf: Die Ära der Einspeisevergütung geht zu Ende. Wir wollen unseren Kunden Montagegestelle anbieten, mit denen man Photovoltaikanlagen auch ohne politische Förderung wirtschaftlich betreiben kann.

Cedrik Zapfe: Zwischen 15 und 20 Prozent der Investitionskosten für eine Anlage entfallen auf das Montagesystem. Die sinkenden Preise haben natürlich dazu geführt, dass auch wir unter Druck geraten sind.

Tom Graf: Der Kostendruck und der Einbruch im deutschen Markt haben in der Branche zu einer schmerzhaften Bereinigung geführt. Wir haben die Kurve gekriegt, mithilfe der Banken und mit einem konsequenten Restrukturierungsprogramm.

Wie viele Jobs mussten Sie abbauen?

Tom Graf: Hier in Kirchdorf mussten wir von 700 auf 300 reduzieren, und wir sind noch nicht ganz bei unserer Zielgröße angelangt. Gleichzeitig konnten wir die Werke in Shanghai und Shelby in North Carolina ausbauen, sodass die Zahl der Gruppen-Mitarbeiter insgesamt mit aktuell 1.300 nahezu gleich geblieben ist.

Cedrik Zapfe: Wir haben keine Fertigung aus Kirchdorf nach China oder in die USA verlagert, sondern wir produzieren verstärkt in den Zielmärkten. Das ist eine wesentliche Veränderung, weil sich die Märkte in Asien und Amerika sehr stark entwickelt haben.

Manuel Schwarzmaier: Man muss dazusagen, dass das Geschäft vertiebslastiger geworden ist. Schletter hatte und hat immer technisch sehr gute Produkte. Angesichts der Konsolidierung kommt es heute viel stärker darauf an, diese Produkte über professionellen Vertrieb zu den Kunden zu bringen, auf allen Märkten.

Welche Märkte sind besonders aussichtsreich?

Cedrik Zapfe: In Europa ist es vor allem Skandinavien. Daneben ist der Markt in den USA sehr stark. Auch in Australien wächst die Nachfrage in letzter Zeit sehr stark. Dort haben wir gerade ein großes Projekt mit 100 Megawatt gewonnen.

Tom Graf: Die ganze Pazifikregion wächst stark, zum Beispiel Japan. Es macht für uns keinen Sinn mehr, diese Regionen aus Europa zu beliefern. Da ist die Ware monatelang auf See, niemand wartet mehr so lange. Der gesamte pazifische Raum wird aus unserem Werk in Shanghai beliefert, da haben wir selbst bei großen Projekten eine Lieferfrist von nur zwei bis drei Wochen. In den USA haben wir gerade ein neues Gestellsystem für Freilandanlagen eingeführt. Das wird freilich in Shelby produziert.

Wohin geht die technologische Entwicklung bei den Montagesystemen?

Cedrik Zapfe: Die Treiber sind eigentlich immer dieselben: Belastbarkeit, Anwenderfreundlichkeit und Kosten. Und auch wenn man als Entwickler bei vielen neuen Produkten denkt, dass das jetzt der entscheidende Wurf ist: Es gibt doch immer wieder noch Verbesserungspotenzial, sei es bei den Dachsystemen oder fürs Freiland. Ein Thema sind zum Beispiel bruchfeste Werkstoffe. Sie senken das Gewicht, weil die Gestelle höhere Lasten aufnehmen können. Oder wir verwenden für bestimmte Anwendungen Stahl statt Aluminium, um die Kosten zu senken. Beim Stahl ist es in erster Linie die Verzinkung, die Geld kostet. Hier gibt es Duplex-Beschichtungen aus Zink und Epoxidharz, da muss man die Neuentwicklungen am Markt immer im Auge behalten.

Tom Graf: Und neben der Weiterentwicklung von Technik und Werkstoffen sind natürlich sind auch die Kundenwünsche ein wichtiger Treiber. Wir werden in bestimmten Märkten bald neue Produkte für nachgeführte Systeme bringen, sogenannte Tracker. In Europa spielen Tracker überhaupt keine Rolle, werden aber im Vorderen Orient, in den USA und Australien stark nachgefragt. Das müssen wir unseren Kunden bieten.

Welchen Mehrwert können Sie Ihren Kunden noch bieten? Sind die Gestellsysteme nicht längst ausgereizt?

Cedrik Zapfe: Nein, es gibt immer noch eine Menge Stellschrauben für Verbesserungen. Nehmen Sie das Handling auf der Baustelle. Wenn die Montage der Module auf der Baustelle einfacher wird, sinkt die Montagezeit, das ist auch ein Kostenfaktor. Wir brauchen einfachere, standardisierte Systeme. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Früher hatten wir bei Schletter rund 140 verschiedene Klemmen für gerahmte Module auf dem Dach oder dem Freiland. Diese Vielzahl haben wir auf zehn Klemmen reduziert, die das Gleiche leisten.

Wie viel Spielraum ist bei den Gestellkosten überhaupt noch drin?

Cedrik Zapfe: Große Schritte wird es nicht mehr geben, aber zwischen drei und fünf Prozent Preissenkungen sind schon noch möglich. Allerdings werden auch die Anforderungen an die Montagesysteme in Zukunft tendenziell eher steigen. Die jüngsten Hurrikane in den USA und der Karibik haben gezeigt, dass die Windlasten ansteigen. Deshalb könnten sich auch die normativen Anforderungen an die Gestelle erhöhen, was den Spielraum für Kostensenkungen enger machen würde.

Tom Graf: Die Entwicklung innovativer und verbesserter Produkte hat für uns jedenfalls höchste Priorität. Wir haben bei Schletter weltweit zirka 60 Entwickler, um neue Produkte vorzubereiten und die Fertigung zu optimieren. Sie arbeiten auf einer gemeinsamen Softwareplattform, die wir für Schletter entwickelt haben.

Cedrik Zapfe: Mit der Software sind wir sehr schnell und effizient in der Lage, standsichere Systeme zu planen, und zwar in allen Märkten. Diese Software wird permanent gepflegt und weiterentwickelt.

Tom Graf: Auch sinnvolle Standardisierung gehört zu einem modernen Unternehmen, das seine Kunden schnell und kostengünstig beliefern will. Jahrelang haben wir unseren Kunden Maßanzüge angefertigt, mit Lieferzeiten von vier bis acht Wochen. Heute greifen wir beispielsweise auf vorkonfektionierte Kits zurück, die wir innerhalb von 48 Stunden zum Kunden bringen. Ziel ist es, dass sich unsere Kunden in Zukunft zwei bis drei Tage vor Baubeginn entscheiden können, welche vorkonfektionierten Dachsysteme sie ordern wollen. Alugrid oder Fixgrid werden sogar innerhalb von 24 Stunden lieferbar sein. Das ist für die Kunden ein großer Vorteil.

Also weniger Produkte für mehr Kunden und Märkte?

Cedrik Zapfe: Exakt, und zwar ohne dass unser Lösungsspektrum kleiner wird! Wir haben derzeit bei Schletter die größte Umwälzung in der Produktpalette, seit ich 2005 ins Unternehmen kam. Es geht darum, Komplexität für die Kunden und für uns zu reduzieren. Davon profitieren beide.

Mit welchem Ergebnis werden Sie das laufende Geschäftsjahr abschließen?

Tom Graf: Wir werden 2017 als Gruppe knapp 300 Millionen Euro Umsatz erreichen. In Europa ist das Geschäft noch zurückhaltend, hier dominieren die Dachsysteme. In Amerika und Asien werden die Märkte eher von Projekten getrieben. Generell sind wir auf einem sehr guten Weg. Die Früchte der Restrukturierung werden wir 2018 im Ansatz und dann 2019 voll ernten.

Wie viel Umsatz machen Sie über Händler, wie viel im Direktvertrieb?

Manuel Schwarzmaier: In Europa machen wir hohe Umsätze im eher kleinteiligen Dachgeschäft. Wir sind hierzu bei allen wichtigen Großhändlern gelistet und entwickeln auch eine gemeinsame Lagerhaltung für die Dachsysteme. Etwas mehr als die Hälfte unseres Umsatzes machen wir bereits über die Großhändler, mit steigender Tendenz. Lieferungen an EPC, Projektplaner und Großinstallateure wickeln wir direkt über Schletter ab. Dieses Segment gewinnt an Bedeutung.

Warum wird es größer?

Manuel Schwarzmaier: Die 750-Kilowatt-Regelung aus dem EEG beispielsweise macht sich bemerkbar. Viele gewerbliche Anlagen werden in Deutschland knapp unter 750 Kilowatt ausgelegt, größere Projekte gehen in die Ausschreibung. Generell ist das Geschäft bis 40 Kilowatt angestiegen. Bei den mittelgroßen Anlagen zwischen 40 Kilowatt und 100 Kilowatt ist es weniger geworden, aber größere Anlagen bis 750 Kilowatt und darüber hinaus gewinnen mehr an Bedeutung. Schrägdach dominiert, Flachdach entwickelt sich stets weiter.

Wenn Sie zehn Jahre zurückblicken, was fällt Ihnen besonders auf?

Manuel Schwarzmaier: Vor zehn Jahren, das waren wilde Zeiten. Damals haben wir unsere Umsätze jedes Jahr verdoppelt, es gab unendlich viele Anfragen, man war sehr viel draußen bei den Kunden unterwegs. Immer, wenn irgendwo neue Märkte losgingen, waren wir als Erste da. Doch nach 2012 mit 7,9 Gigawatt Zubau kam die Rolle rückwärts – mit der gleichen Geschwindigkeit.

Tom Graf: Damals gingen die Preise dramatisch nach unten, der Zubau aber auch. Das hat vielen in der Branche das Genick gebrochen.

Cedrik Zapfe: Für mich war die Internationalisierung eine ganz wesentliche Entwicklung. Da hatten wir den richtigen Riecher. Wir haben schon damals die Software entwickelt, mit der wir heute erfolgreich sind. Eigentlich befanden wir uns während der vergangenen zehn Jahre permanent im Aufbruch – oder im Umbruch. Immer mussten wir Mangel beheben, mussten Material beschaffen, um der hohen Nachfrage zu entsprechen. Dann mussten wir lernen, unser Geschäft auf kleiner Flamme erfolgreich zu gestalten.

Tom Graf: Jetzt werden Märkte normal wachsen, es wird nicht mehr permanente Aufbruchstimmung herrschen. Teile des Geschäfts werden sich normalisieren, wie in anderen Branchen auch. Aber natürlich werden wir weiterhin den Aufbruch suchen, neue Märkte öffnen und entwickeln. Auch wenn die Preise weiter nach unten gehen: Die Märkte schrumpfen nicht mehr.

Das Interview führte Heiko Schwarzburger.

www.schletter.eu

Franz Stangl von Ambivolt

Immer wieder was Neues ausprobieren

Im Sommer und Herbst 2007 hatten wir als Generalunternehmer mit den ersten Photovoltaikanlagen auf Teneriffa begonnen. Das waren damals Dächer mit 70 bis 160 Kilowatt. Meine Meinung war, dass es sich bei der Photovoltaik nicht nur um das Klima dreht, sondern dass die Unabhängigkeit von Energieimporten vor allem einen friedensstiftenden Charakter hat. Als kleines Unternehmen haben wir in kurzer Zeit viele Dächer mit Photovoltaik ausgestattet. Später kam vor allem die Entwicklung von Unterkonstruktionen dazu. Hier gab es sehr viele Dinge zu entwickeln, die zuvor kaum angedacht waren. Gleichzeitig war der Umsatzrückgang in der Branche sehr dramatisch.

Der Verkauf von Unterkonstruktionen nahm ständig leicht zu. Gleichzeitig hatten wir ein solides Fundament aus den Stromeinnahmen und eine gute Technik. Wenn ich zehn Jahre vorausblicke, denke ich, dass wir gute Chancen haben, unsere teilweise überlegene Technologie auszunutzen. Wir müssen noch besser in der Vermarktung unserer Produkte werden, aber da kann man ja immer wieder was Neues ausprobieren.

Dr. Franz Stangl ist Gründer und Geschäftsführer von Ambivolt Energietechnik in Gangkofen.

www.ambivolt.de

Patrick Behnke von B & K Solare Zukunft

Spezialisiert auf die Verbindung von Dach und Modulen

Wenn ich an die vergangen zehn Jahre der Photovoltaik zurückdenke, tue ich dies mit gemischten Gefühlen. Entscheidend war der Weg vom reinen Renditegeschäft zum Eigenverbrauch. Die Schritte dorthin waren nicht einfach und leider mit vielen Insolvenzen der Branche verbunden.

Zum Ende der 2000er-Jahre war die Photovoltaik extrem turbulent. Ein paar Jahre zuvor hatten überwiegend Idealisten kleine Photovoltaikanlagen installiert, damals noch zu extrem teuren Preisen.

Mich selber hatte es in dieser Zeit gepackt, das interessante Geschäft mit dem Strom. Bei Bekannten und im Freundeskreis wurde von den Platten erzählt, die Strom liefern, und das Ganze bekommt man auch noch vergütet! Das war höchst interessant, ich wollte dabei sein. Also suchte ich mir eine Photovoltaikfirma im Umkreis, wurde Teil der Energiewende und machte mir ein persönliches Bild von der Branche.

Aber ich wollte nicht wie viele andere zum Händler von Modulen oder Wechselrichtern werden. Nein, ich wollte die Verbindung zwischen Modulen und Dach herstellen. So habe ich mich mit einem Arbeitskollegen selbstständig gemacht. Wir gründeten unsere eigene Firma, die B & K Solare Zukunft. Wir gingen 2012 an den Start, zu der Zeit gab es etliche Firmen für die Unterkonstruktion. Allerdings waren die Gestelle sehr aufwendig zu montieren und preislich nicht attraktiv.

Das haben wir über die Jahre hin bis heute Schritt für Schritt optimiert. Die positiven Rückmeldungen unserer Kunden geben uns recht. Wir haben ein kostengünstiges, qualitativ hochwertiges und sehr montagefreundliches System entwickelt.

Wenn die Branche weiter an kostengünstigeren Speichern arbeitet und es schafft, den Modulwirkungsgrad weiterhin zu erhöhen, steht ihr ein zweiter Solarboom bevor, auch dank der Strompreise von den Versorgern.

In Kürze wird es von uns eine neue Homepage geben, auch ein neues Logo, um weiterhin auf Augenhöhe mit unserer modernen Branche zu sein. Die Photovoltaik – und unsere Firma – haben eine sonnige Zukunft vor sich.

Patrick Behnke ist Geschäftsführer der Firma B & K Solare Zukunft in Gütersloh.

www.bksolarezukunft.de

Katharina David von K2 Systems

„Am Ende gewinnst du“

Woran erinnern Sie sich im Jahr 2007?

Katharina David: Im Sommer 2007 habe ich mich entschieden, in die damals noch kleinere, aber boomende Solarbranche einzusteigen, um hier neue berufliche Herausforderungen zu suchen. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien aktiv mitzuarbeiten und mitzugestalten, war und ist für mich bis heute sinngebend und motivierend. Im Herbst 2007 erinnere ich mich an schöne Ferientage am Lago Maggiore zusammen mit meiner kleinen Familie und meinem damals zweijährigen Sohn. Natürlich denke ich auch an den Auf- und Ausbau von K2 Systems und die positive Stimmung der Branche mit einem fast lockeren, konstruktiven, aber noch chaotischen Erscheinen.

Welche Höhen und Tiefen haben Sie geprägt?

Wir haben Höhen und Tiefen erlebt. Die Amplituden sind jeweils sehr stark ausgeschlagen, nur Stillstand und langfristige Planung gab es nie. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, ohne längerfristige Planung mit hoher Flexibilität und chamäleonartiger Anpassungsfähigkeit an sich stark verändernde Marktsituationen – das prägte uns und treibt uns an.

Was war das Wichtigste für Sie?

Sehr motivierte Mitarbeiter und Kunden, die gezielte Rückmeldung geben, sowie eine photovoltaik, die uns immer wieder mit Neuigkeiten versorgte, ließen uns wachsen und unser Know-how vertiefen. Während wir in den ersten Jahren mit Bedacht politische Entscheidungen verfolgten und uns in einem subsidiären Markt befanden, folgt die aktuelle Situation deutlich mehr üblichen Marktgesetzen. Auch waren die letzten zehn Jahre bei uns von einem hohen Maß an interkulturellem Austausch geprägt: Aufgrund der politisch definierten Marktsituationen setzten wir von Anfang an auf eine starke Internationalisierung, die uns viele interessante Begegnungen schenkte. Wir haben die Unternehmensgeschichte im Zeitraffer geschrieben: Stillstand gab und gibt es nicht.

Was hat Ihnen Mut gemacht?

Die motivierten Mitarbeiter und das gemeinsame Erreichen von so vielen Zielen, wie zum Beispiel die Internationalisierung, die bei uns sehr frühzeitig stattgefunden hat. Über allem schwebte und schwebt natürlich der übergeordnete Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien, was ein echter Mutmacher ist. In den schwierigen Jahren half mir oft dieses Sprichwort: Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du. Das stammt von Mahatma Gandhi.

Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in zehn Jahren?

Wir sind noch stärker weltweit tätig und bestechen durch Innovation, Service und starke Kundennähe.

Was ist das Rezept Ihres Erfolgs?

Es ist wichtig, auf das berühmte Bauchgefühl zu hören, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Außerdem darf man im harten beruflichen Alltag seinen Humor nicht verlieren.

Katharina David ist Geschäftsführerin von K2 Systems in Renningen.

www.k2-systems.com

Helge Hartwig von Ernst Schweizer

„Wir haben damals Gas gegeben“

Wann kamen Sie zur Photovoltaikbranche?

Helge Hartwig: Ich habe 2005 bei der Firma Ernst Schweizer AG mit Montagesystemen angefangen. Vorher hatte ich mich auch schon intensiv mit nachhaltigem Bauen befasst, unter anderem in meiner Promotion an der TU München.

Was haben Sie aus 2007 besonders in Erinnerung?

Die Goldgräberstimmung. Wir haben damals ordentlich Gas gegeben. Es wurde drauflos gebaut und hinterher geschaut, was passiert. Damals gab es auch bei Schweizer den ersten Photovoltaikboom. Seit 2006 galt in Frankreich ein höherer Einspeisetarif für dachintegrierte Systeme. Schweizer hatte das Indachsystem Solrif entwickelt, das damals viele Modulhersteller als OEM-Produkt übernahmen.

Ich erinnere mich an Solon, die Solrif anboten …

Solon hat mit Solrif gearbeitet, auch Centrosolar. Bei der Solar-Fabrik hieß es Incell. Wir hatten es zunächst für die 32-Zellen-Module von BP entwickelt, später wurden Module mit 54 Zellen eingebaut. 2008 und 2009 ging es dann in Italien massiv los. Das war eine hektische Zeit. Aber wir wussten schon damals, dass der Boom sehr schnell vorüber sein konnte.

Was hat sich seitdem am meisten verändert?

Die Einspeisevergütung steht nicht mehr im Vordergrund. Heute wachsen die Märkte auf natürliche Weise, aus der Wirtschaftlichkeit heraus.

Wo steht die Ernst Schweizer AG heute?

Wir haben gut zu tun. Unlängst haben wir die Montagesysteme von Hilti übernommen, sodass wir nicht mehr nur Indachsysteme anbieten. Wir wachsen jetzt mit dem Markt stetig weiter, auch wenn der Preiskampf noch sehr ungesund ist. Wir gehen vorzugsweise in Märkte, die die Überhitzung schon hinter sich haben. In ihnen regieren die langfristigen Geschäftsmodelle, nicht das Risikokapital.

Wollen Sie einen Ausblick wagen?

In zehn Jahren wird die Photovoltaik für jedermann selbstverständlich, wie der Kauf eines Autos. Das Stromnetz wird intelligenter sein. Digitale Verkaufsprozesse wie Blockchain werden im Stromhandel eine größere Rolle spielen. Damit kann der Markt schneller auf den Netzbedarf reagieren.

Dr. Helge Hartwig leitet den Verkauf und die technische Entwicklung der Montagesysteme für die Photovoltaik bei der Ernst Schweizer AG.

www.schweizer-metallbau.ch

Kai Lippert von EWS

Zehn Jahre sind ein guter Anfang

Als Tenor unzähliger Berichte und Kommentare, mit denen Ihr Redaktionsteam die Branche informiert und geleitet hat, wechselte die Stimmung nach dem großen Boom vor einigen Jahren übergangslos in eine handfeste Krise über. Nun scheint die Talsohle durchschritten zu sein, aber der Kreis der Marktteilnehmer ist erheblich geschrumpft. Wer die Höhen und Tiefen der letzten zehn Jahre in der hiesigen Photovoltaikbranche überstanden hat, scheint wirklich entschlossen zu sein.

Herausforderungen waren überschaubar

Verglichen mit den Entwicklungen in den ersten zwei Jahrzehnten seit der Gründung von EWS im Jahre 1985 waren die Herausforderungen der zurückliegenden zehn Jahre für uns als Fachgroßhandel aber geradezu überschaubar. Ganz ohne EEG war die Nachfrage noch wesentlich sprunghafter, und das Angebot war durch das Ausscheiden der wenigen damals richtig großen Hersteller wie Siemens, Shell und BP zeitweilig immer wieder extrem eingeschränkt.

Unser Team musste damals weit größere Engpässe überbrücken und in manchen Jahren um das Zwei- bis Dreifache wachsen oder schrumpfen. Umso wichtiger war es für uns schon immer, möglichst langfristige Beziehungen aufzubauen, sowohl zu unseren Kunden als auch zu unseren Lieferanten. Vor zehn Jahren begann unsere Zusammenarbeit mit REC aus Norwegen, unserem wichtigsten Modullieferanten. Die Beständigkeit, mit der sich unsere größten Lieferanten – unter anderen SMA, LG und Trina – entwickelt haben, ist für uns wie ein Fels in der Brandung des Marktes.

An der Autobahnabfahrt Thalheim bei Bitterfeld steht ein Schild: Solar Valley. Es ist Symbol für die Hoffnung, die sich in vielen Werken für neue Zelltechnologien und Dünnschichtverfahren widerspiegelte. Das riesige Interesse an Besichtigungen und Fachseminaren seitens unserer Kunden führte uns in den Folgejahren immer wieder an diesen Ort. Heute mahnt er mich eher, nicht jedem neuen Trend zu folgen, so verlockend er auch sein mag.

Dass Solarstrom heute vielerorts die nachhaltigste und zugleich wirtschaftlichste Form der Energiegewinnung ist, verdanken wir im Wesentlichen der stetigen Weiterentwicklung bewährter Technologien durch langjährig tätige Hersteller. Der Photovoltaikmarkt in Deutschland war 2007 mit 1,1 Gigawatt schon fast auf dem Niveau der letzten zwei Jahre, obwohl der Preis für Solarmodule damals etwa fünfmal höher lag als heute.

Für uns als norddeutschen Fachgroßhandel liegt nahe, weiter in die skandinavischen Märkte zu investieren. Auch für die Branche in Deutschland sehen wir gute Zeiten voraus. Neben der Weiterentwicklung der Systemtechnik liegt das größte Potenzial in der Digitalisierung aller Abläufe in Vertrieb und Auftragsabwicklung.

So betrachtet steht die Branche noch am Anfang einer sehr aufregenden Entwicklung, die Sie und Ihr Redaktionsteam hoffentlich auch in den nächsten zehn Jahren für uns konstruktiv kritisch beleuchten werden.

Kai Lippert ist Geschäftsführer von EWS in Handewitt bei Flensburg.

www.ews.sh

Günter Haug von Baywa r.e.

Die Photovoltaik in jeden Winkel der Erde tragen!

Zehn Jahre sind eigentlich keine lange Zeit. Und doch hatte ich nicht mehr in Erinnerung, dass wir in Deutschland noch vor einem Jahrzehnt bei Modulpreisen von drei Euro pro Watt und bei einer Einspeisevergütung von 49,21 Cent pro Kilowattstunde lagen!

Nur ein Jahrzehnt später sind die Modulpreise um ca. 85 Prozent gesunken und große Anlagen in einstrahlungsstarken Regionen der Erde liefern Strom unter vier Cent pro Kilowattstunde.

Traumhafte Degression der Kosten

Als ich 1990 mit der Photovoltaik anfing, konnten wir von einer so schnellen Kostendegression nur träumen. Trotzdem waren wir davon überzeugt, dass sich erneuerbare Energie und die Stromversorgung über Photovoltaik durchsetzen würde.

Anhand der ersten Anlagen konnten wir schon damals zeigen: Die Stromausbeute aus einer Photovoltaikdachanlage kann den Strombedarf eines Haushalts über das Jahr decken. Heute, 25 Jahre später, bauen wir – wie bei unserem Pilotprojekt in Hügelshart bei Augsburg – ganze Energieeffizienzsiedlungen mit einer solaren Deckung von 70 bis 80 Prozent. Und das nicht nur beim Stromverbrauch, sondern auch bei Warmwasser und Heizung.

Kein einfacher Weg

Doch der Weg dahin war nicht immer einfach: Noch im Jahr 2007 – damals war ich noch Geschäftsführer bei der MHH Solartechnik, die später in der Baywa r.e. aufgegangen ist – war die Branche von äußerst statischen Strukturen geprägt: Eine große EEG-Novelle war nicht in Sicht, Einspeisetarife wurden – wenn überhaupt – nur zum Jahresanfang gesenkt, die Modulmengen im Jahrestakt geplant, und die Mengenwünsche der Kunden ließen sich nur schwer bedienen.

Mit der starken Nachfrage kam es bei einigen Produzenten außerdem zu Abstrichen bei der Qualität, weshalb wir gezwungen waren, Moduleingangsprüfungen, Testanlagen und Klimakammertests durchzuführen.

Mit der Einführung eines Warenwirtschaftssystems, zusätzlichen Vertriebsbüros in München, Nürnberg und Duisburg legten wir den Grundstein für Wachstum und erfolgreichen Vertrieb in den Regionen.

Übernahme durch die Baywa

Ein wichtiger Faktor für diesen Erfolg war die Übernahme durch die Baywa AG, die sich entschieden hatte, zusätzlich zum bereits vorhandenen Geschäft mit konventioneller Energie ein leistungsstarkes Erneuerbaren-Geschäft aufzubauen. Die Übernahme wurde im Herbst 2009 besiegelt und bildete mit dem fast zeitgleichen Zukauf der Renerco AG als Projektierer für Solar- und Windparks den Ausgangspunkt für den Erfolg der Baywa r.e.

Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand der Baywa war von Beginn an ausgezeichnet. Die Jahre 2010 bis 2012 standen dann ganz im Zeichen des Wachstums: steigende Mitarbeiter- und steigende Umsatzzahlen bei Baywa r.e. und ein Zubau von über sieben Gigawatt in Deutschland.

In den Jahren 2011 bis 2013 galt es, die kontinuierlich neu hinzukommenden Unternehmen und Mitarbeiter unter dem gemeinsamen Dach der Baywa r.e. zusammenzuführen und uns eine gemeinsame Vision zu geben. Was uns dabei verband, war die Gewissheit, mit unserem Engagement für erneuerbare Energien auf dem richtigen Weg zu sein. Dabei stand für uns vor allem die Qualität im Vordergrund. Es gilt bis heute das Motto: Wir machen Energie besser.

Die nötigen Strukturen schaffen

Dieses Ziel wollten und wollen wir mit hochwertigen Anlagen erreichen. Um dieses Versprechen einhalten zu können, mussten wir auch innerhalb der Baywa r.e. die nötigen Strukturen schaffen.

Die Gründung der Baywa r.e. Holding und die Einführung neuer Prozesse waren die nächsten logischen Schritte. Doch damit nicht genug: Im Ausland kauften wir zunächst in den USA, dann in Großbritannien und Italien zu. Mittlerweile ist Baywa r.e. im Handelsgeschäft der Photovoltaik mit neun Landesgesellschaften auf vier Kontinenten aktiv. Und auch der Absatz an Modulen ist heute 20 Mal so groß wie 2007, bei Wechselrichtern sogar noch höher.

Fukushima: ein tragischer Meilenstein

Die Entwicklung der Baywa r.e. und der Branche muss man im gesellschaftlichen Kontext betrachten: Die Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 war auf dem Weg hin zum Ausbau der erneuerbaren Energien sicherlich ein äußerst tragischer, aber auch ein wichtiger Meilenstein.

Durch die politische Abkehr von der Atomkraft wurde erneut ein öffentliches Bewusstsein für die Notwendigkeit der Energiewende geschaffen, die allerdings schon im Jahr 2000 mit der Verabschiedung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes eingeläutet wurde.

Den Regelungen dieses Gesetzes ist es zu verdanken, dass die Nutzung von Photovoltaik immer wirtschaftlicher wurde. Ohne diese langfristige Förderung wären wir wahrscheinlich noch immer bei ähnlich astronomischen Modulpreisen wie vor zehn Jahren.

Keine Ende der Kostensenkung in Sicht

Stattdessen ist ein Ende der Kostendegression momentan nicht in Sicht. Die Preise werden in den nächsten Jahren weiter fallen, weil immer größere Mengen mit verbesserten Wirkungsgraden produziert werden. Eine Entwicklung, die sich – da bin ich mir ganz sicher – auch auf die Produktion von Batterien übertragen wird.

Durch die zeitgleiche Vergrößerung der Volumina für Fahrzeugbatterien in Hybrid- und Elektroautos sowie stationären Speichern können wir die Kosten in ähnlichem Umfang wie bei den Modulen reduzieren. Das wiederum schafft die Grundlage für eine erweiterte, flächendeckende Verbreitung von Photovoltaik und Windenergie.

Historische Chance

Wenn wir diese historische Chance der niedrigen Stromerzeugungskosten durch Photovoltaik und zukünftig niedrige Speicherkosten nutzen, dann kann der Umbau des Energiesystems hin zu erneuerbaren Energien weltweit gelingen. Obwohl einige europäische Länder – Deutschland eingeschlossen – sich schwer damit tun, die nächste Stufe der Umstellung auf erneuerbare Energien zu erreichen, ist die Botschaft in vielen Ländern der Welt schon heute angekommen.

Günter Haug ist Geschäftsführer von Baywa r.e.

www.baywa-re.com

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