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Winzige Extralinse

Ultrakompakt, kleiner als eine Streichholzschachtel, kommt die Ansteckkamera Compact Pro von Seek Thermal daher. Gadget oder nützliches Messinstrument für den Alltag des Installateurs? Diese Frage wollten wir in einem Praxistest klären. Immerhin verspricht die kleine Kamera zum Preis von 600 Euro nahezu ähnliche Eigenschaften wie etwas größere Kompaktkameras.

Wärmebilder auf Handydisplay

Stolze 320 mal 240 Pixel Auflösung hat die Miniaturkamera. Laut Hersteller können Temperaturmessbereich, Emissionsgrad und auch Span und Level manuell eingestellt werden. Zudem kann über ein Rädchen an der Kamera das Messobjekt fokussiert werden.

Der IR-Kameraaufsatz hat kein eigenes Display, sondern die Wärmebilder werden im Telefondisplay angezeigt und im Telefonspeicher abgelegt. Dazu ist die Installation einer kostenfreien App erforderlich. Verfügbar ist die Compact Pro sowohl für iPhone als auch Android-Geräte. Allerdings sollten Android-Nutzer vorher prüfen, ob die Kamera inklusive App kompatibel ist. Eines der vorhandenen älteren Samsung-Geräte war es nicht. Wir führten die Testmessungen mit einem iPhone durch. Kleines Gimmick: Die Kamera kann in beide Richtungen aufgesteckt werden, auch Selfies sind somit möglich.

Installation und Bedienung sind einfach. Die Menüführung der App ist übersichtlich. Über ein Hilfe-Menü sind ein englisches Benutzerhandhandbuch und diverse Video-Tutorials verfügbar. Wir hatten uns allerdings zuvor die deutschsprachige Bedienungsanleitung vom Webportal geladen.

Zur Kamera wird auch ein wasserdichtes Plastiketui mitgeliefert. Ob es wirklich wasserdicht ist, wird in der Bedienungsanleitung nicht mit der Angabe des IP-Schutzgrades belegt. Da aber im Berufsalltag, besonders bei der Vor-Ort-Betrachtung von Photovoltaikanlagen, die Messungen nicht bei Regen stattfinden können, scheint dieses Detail nebensächlich.

Den Akku im Blick behalten

Als Messobjekte für unseren Test dienten am Boden aufgeständerte Photovoltaikmodule an der Max-Taut-Schule in Berlin. Die Einstrahlungsbedingungen waren optimal, strahlender Sonnenschein. Allerdings war es kalt, das Thermometer zeigte an diesem Tag um die zehn Grad Celsius.

Schnell wurde klar, dass der Telefonakku extrem beansprucht wird. Nach einer halben Stunde Betrieb war die Akkukapazität von 100 auf 25 Prozent gefallen. Intensiver Gebrauch ohne zwischenzeitliches Aufladen kann deshalb nicht durchgehalten werden, auch bei wärmeren Temperaturen wird viel Energie verbraucht. Eine Power Bank zum Aufladen im Auto hilft weiter.

Im Gebrauch stellte sich das Ablesen und Betrachten des Displays als nicht einfach dar. Ein Handybildschirm ist klein, und Displayreflexionen erschwerten das Ablesen zusätzlich. Diese Schwierigkeiten hatten wir bei allen Aufnahmestandpunkten, sowohl mit der Sonne im Rücken als auch bei den Aufnahmen der Modulrückseite in Richtung Sonne. Beim Drehen des Fokussierrings war keine Änderung des Bildes sichtbar.

Nach kurzem Ausprobieren waren die vorhandenen Auswahlmöglichkeiten klar. Voreingestellt ist der Full-Frame-Modus, der automatisch alle Temperaturen im Auswahlbereich erfasst. Weist ein Bild stark unterschiedliche Temperaturen auf, sind die Messergebnisse dementsprechend wenig differenziert.

Nützliche Funktionen

Wir konnten zwischen Echtbild und Thermografiebild umschalten, der Spotmodus zeigt den Temperaturwert für den Punkt in der Mitte des Screens an. Durch Bewegen des Handys kann so der Punkt angepeilt werden, für den die genaue Temperatur ermittelt werden soll. Im Low-High-Modus werden der wärmste und der kälteste Punkt im Bild gefunden, im Threshold-Modus können Schwellwerte definiert werden.

Außerdem können verschiedene Farbpaletten gewählt werden. Auch der Temperaturbereich (Level und Span) kann manuell eingestellt werden, jedoch erweist sich das als sehr mühsam beziehungsweise unhandlich. Der manuell einstellbare Emissionsgrad ist de facto eine Auswahlmöglichkeit zwischen vier voreingestellten Graden zwischen 0,30 und 0,97. Allerdings findet sich diese Auswahl nicht im Kamerabetrieb, sondern in den Voreinstellungen der App bei verbundener Kamera. Dort kann man auch zwischen Celsius, Fahrenheit und Kelvin wählen, und als Bildformat stehen 4:3 und 16:9 zur Verfügung.

Die manuelle Einstellung des Temperaturbereiches ermöglicht die Eingrenzung auf die für den Betrachtungszweck relevanten Temperaturen. Die Festlegung von Level und Span ist nicht gleichzeitig mit dem Arbeiten mit einem Messpunkt möglich, dennoch ein wichtiges Element für viele praktische Anwendungen.

Nachbearbeitung nicht möglich

Die Aufnahmen lassen sich leicht auf den Rechner transferieren oder direkt teilen und übertragen. Allerdings gibt es keine Software, um sie nachzubearbeiten. Eine problemspezifische Skalierung des Wärmebildes, das Ändern von Objektparametern oder das nachträgliche Einfügen von Messpunkten sind also nicht möglich.

Die Aufsteckkamera begeistert sicher viele Hobbythermografen. Es ist schon erstaunlich, was diese kleine Kamera leistet. Zum Entdecken von Differenztemperaturen ist die Kamera durchaus geeignet. Aufnahmen aus geringer Entfernung können dem thermografisch ausgebildeten Handwerker erste Anhaltspunkte liefern. Für die fachgerechte Überprüfung einer Solaranlage ist der Aufstecksatz allerdings nicht geeignet. Als Spaßbremse dürfte auch der enorme Akkuverbrauch wirken.

Seek Thermal hat neben der Compact Pro zwei weitere Aufsteckkameras im Sortiment sowie ein Handheld-Gerät mit der Produktbezeichnung Reveal Pro.

www.thermal.com

Max-Taut-Schule Berlin

Schule mit Geschichte

Das Oberstufenzentrum Gebäude, Umwelt, Technik in Berlin-Lichtenberg beherbergt auch die Berufsschule für gewerblich-technische Berufe sowie Umweltberufe. Unter anderem erwerben hier Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker das theoretische Rüstzeug für ihre zukünftige Berufspraxis. Im letzten Jahrzehnt wurde das denkmalgeschützte Gebäude saniert und zu einem modernen Oberstufenzentrum umgewandelt. Das Gebäude hat Geschichte: Es gehörte bei seiner Planung 1927 zu den damals größten Schulanlagen in Deutschland. Mit seinem Entwurf im Stil der Neuen Sachlichkeit schuf Max Taut einen Schulkomplex mit modernsten, beispielgebenden Einrichtungen. Auf dem Freigelände des Komplexes gibt es auch eine Art Solargarten. Verschiedene Photovoltaik- und Solarthermiemodule sind zugänglich aufgeständert. Die Auszubildenden haben hier die Möglichkeit, ganz praktisch die Funktionsweise dieser Technologien zu erlernen und auszuprobieren. Unter anderem wurden die Gestelle extra so gebaut, dass der Winkel zur Sonne veränderbar ist. Einige der Solarmodule dienten beim Test der Thermografiekamera als Messobjekte.

www.max-taut-schule.de

Die Co-Autorin

Eva Schubert

ist Technikerin und zertifizierte Stufe-2-Thermografin. Sie arbeitet seit 2011 bei der DGS Berlin im Bereich Consulting, Anlagenüberprüfungen und Schulungen.

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