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Ein Banker macht in Sonne

Still ist das Viertel, ein bisschen abgelegen vom Trubel der Großstadt, vielleicht ein bisschen verschlafen. Vor allem: wunderschön. Sanft fallen die Hänge zum Rhein ab, dichter Wald flankiert das Grundstück. Hier wohnt die Familie Koch. Thomas Koch ist Banker aus Überzeugung, ein echter Fachmann für Finanzen.

Bei einer Spezialbank für Entwicklungsländer leitet er die Abteilung für strategische Projekte. Er entscheidet beispielsweise über Kredite für Solarprojekte in Afrika oder Asien – etwa einen 70-Megawatt-Solarpark in Südafrika oder kleine Dachanlagen (Solar Homes) für Dörfer in Kenia und Tansania. Der Sonnenstrom für die Nutzer wird per Handy und Blockchain abgerechnet, über einen Server in Berlin.

Kredite gegen den Klimawandel

Koch nimmt Geld in die Hand, viel Geld, und setzt es gegen den Klimawandel ein. „Ich sehe auf meinen Dienstreisen in verschiedene Länder Afrikas die Folgen des Klimawandels und kenne die entsprechenden Folgen und Risiken für die Investitionen von Unternehmen beispielsweise im Agrarsektor“, erzählt er. „Dies hat uns dazu bewegt, selbst eine größere Investition in eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher und Elektromobilität vorzunehmen. Das ist eine saubere Sache! Auch bei allen volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnungen oder bei mittel- bis langfristiger Betrachtung ist nach Steuern eine befriedigende Rentabilität gegeben.“

Die Eigenversorgung seines Wohnhauses hat Koch wie ein professionelles Solarprojekt seiner Bank durchgezogen. Er hat es durchgerechnet, seit der Inbetriebnahme prüft er die prognostizierten Erträge und Einsparungen, führt akribisch Buch. „Ich bin Banker, ich kann rechnen“, meint er schmunzelnd. „75 Prozent speise ich ins Netz ein, im Winter brauche ich nur wenig Strom zu kaufen. Im September erreiche ich immerhin noch 97 Prozent Autarkie.“

Er selbst hat für seine Anlage die Projektrechnung erstellt, als würde er sie über eine Bank finanzieren. Sein Fazit: „Diese Anlage lohnt sich. Das Ganze ist auch nach Steuern noch sehr attraktiv.“

Angefangen hat Koch einst mit Solarthermie. Vor Jahren hat Sonnenkraft auf seinem Dach Kollektoren installiert. Nun stand die Sanierung des Schrägdachs an. Den Job bekam die Firma Priogo, ein großer Installateurbetrieb aus Zülpich. Denn: „Priogo war nicht am billigsten, hat mich aber bei der Beratung überzeugt“, wie der Banker erzählt.

Eigenstrom auf den Cent berechnet

Schon die Sanierung der Dachfläche erwies sich als nicht einfach, denn die Solarmodule sollten optisch nahezu verschwinden. „Wir haben das frühere Ziegeldach durch ein Trapezblech ersetzt. Zwar liegen die schwarzen Solarmodule auf dem Blechdach. Aber mithilfe von Tegalit-Platten haben wir die Module derart nivelliert, dass der Eindruck einer homogenen Indachanlage entsteht“, erläutert Sebastian Poensgen, Vorstand von Priogo. „Die Hinterlüftung der Module funktioniert dennoch sehr gut.“

Priogo installierte insgesamt 14,5 Kilowatt aus CIS-Modulen von Solar Frontier. Angeschlossen wurden sie mit Wechselrichtern von Solaredge (einphasig und dreiphasig). Als Stromspeicher kam eine Powerwall von Tesla (6,4 Kilowattstunden) zum Einsatz, die am einphasigen Wechselrichter läuft. Abgerundet wird das Konzept durch einen E-Golf mit eigener Ladesteckdose in der Garage.

Die erste Powerwall am Rhein

Der Kunde wünschte sich einen Tesla-Hausspeicher, also wurde eine Powerwall eingebaut. Das hat wiederum mit Afrika zu tun, wo Koch professionelle Solarprojekte finanziert. Tesla-Chef Elon Musk wurde in Südafrika geboren. Thomas Koch kennt sich im Land gut aus, kennt die Probleme in der Stromversorgung und die Chancen der Solarenergie am Kap der Guten Hoffnung.

Doch nicht allein solche „weichen“ Gründe gaben den Ausschlag. „Wir haben auch alternative Speicher diskutiert, zum Beispiel von Senec oder Sonnen“, berichtet Thomas Koch. „Diese beiden Speicher werden AC-seitig angeschlossen. Tesla als DC-System ist effizienter. Deshalb wollte ich lieber auf den Tesla warten.“

Der nach Osten und Westen ausgerichtete Solargenerator wurde im Oktober 2015 aufgebaut. Weil in diesem Stadtteil von Bonn sehr viele Marder unterwegs sind, wurden alle DC-Kabel im Metallmantel ausgeführt.

Die Solarmodule wurden mit Lochblechen umrahmt, damit die Tiere keine Lücken finden oder in die Sicken des Dachs eindringen können. „Die Gummikupplung der MP3-Stecker bieten den Mardern leckeres Weichgummi“, erzählt Sebastian Poensgen. „Deshalb haben wir härtere MC4-Stecker verwendet, das gibt weniger Probleme.“

Im Dezember 2015 erfolgte der Netzanschluss der Anlage. Im April kam die Powerwall von Solaredge. Der erste volle Betriebsmonat mit Stromspeicher war Mai 2016. „Für uns war es die erste Anlage, an die wir eine Tesla-Powerwall angeschlossen haben“, erzählt Sebastian Poensgen. „Zunächst war ich sehr skeptisch. Seitdem haben wir mehr als 100 solcher Geräte installiert.“

Thomas Koch hat die Wahl bislang nicht bereut. „Ich empfehle die Powerwall an jeden weiter.“ Als der Speicher zufriedenstellende Betriebsdaten lieferte, schmiss der eloquente Banker eine kleine „Speicherparty“ für seine Nachbarn. Denn die unauffällige Solaranlage auf dem Dach und das Arbeitspferd im Keller sprechen sich schnell herum. Die Party wurde gut besucht: 20 Leute kamen, um sich die Sache genau anzusehen.

Wie ein leiser Kühlschrank

Der Tesla-Speicher wurde im Keller des Gebäudes an die Wand gehängt. Weil die Aufhängung sauber schallentkoppelt erfolgte, verursacht der Speicher kaum Geräusche. Die Powerwall hat einen geschlossenen Fluidkreislauf zur inneren Kühlung. Wird der Speicher ohne Entkopplung installiert, können sich die hochfrequenten Geräusche der Kühlpumpe bei sehr hohen Ladeströmen aufs Gebäude übertragen. „Normalerweise läuft sie wie ein leiser Kühlschrank“, schätzt Sebastian Poensgen ein. „Bei Herrn Koch haben wir die Powerwall direkt am Wechselrichter im kühlen Betriebsraum untergebracht.“

Der Speicher hat eine Kapazität von 6,4 Kilowattstunden. Die Ströme fürs Laden und Entladen erreichen bis zu 3,3 Kilowatt. Bis zum Spätherbst fuhr der Akku nie auf null, meist war er zur Hälfte gefüllt. Im Winter wird er stärker entladen.

Der Speicher bringt das Haus durch die Nachtstunden. Im Juli benötigt das Gebäude zwischen 17 Uhr am Nachmittag und neun Uhr morgens drei Kilowattstunden. Im Winter ist der Verbrauch doppelt so hoch. „Im Winter sind unsere Verbraucher die Heizungspumpe und die Beleuchtung. Abends kochen wir, das kommt hinzu.“ Rechnet man Sonnenstrom- und Speicherkosten zusammen, erzeugt und speichert Koch seinen Strom für insgesamt 20 Cent je Kilowattstunde.

Nach seiner Erfahrung ist die Speicherkapazität der Powerwall für einen „normal effizienten“ Haushalt ausreichend. Mit Photovoltaik und Solarstrom deckt er den Stromverbrauch von 3.600 bis 4.200 Kilowattstunden pro Jahr gut ab.

Allerdings hat Thomas Koch zugleich einen E-Golf angeschafft, für den täglichen Pendelverkehr zur Bank in Köln. Er zieht drei Kilowatt (bei zehn Ampere) für die Fahrzeugbatterie mit 22 Kilowattstunden.

Auch im Parkhaus am Arbeitsplatz verfügt er über eine Ladestation, um den Wagen tagsüber aufzuladen. Der elektrische Golf verbraucht im Jahr zwischen 3.000 und 4.000 Kilowattstunden. Pro Tag benötigt er etwa sieben bis zehn Kilowattstunden für die Fahrt von Bonn nach Köln und zurück.

Eine Steckdose zum Aufladen

Der Wagen wird nur über eine Steckdose versorgt, nicht über eine Wallbox. „Ich brauche keine hohen Leistungen“, erklärt Koch. „Mir ist es gleich, wenn der Wagen fünf Stunden lädt. Das macht er nachts.“

Auch würde es nicht so einfach sein, höhere Leistungen aus der Photovoltaik zu holen. „Im Navi habe ich eine App, die mir alle Ladestationen anzeigt“, sagt Thomas Koch. „Außerdem bekomme ich von VW drei Jahre lang in jedem Jahr für drei Wochen einen klassischen Verbrenner, das reicht für die längeren Urlaubsfahrten.“

Keinen Spaß mehr am Benziner

Doch Spaß hat er am Benziner nicht mehr. „Der E-Golf ist entspannend, leise und sehr anzugsstark“, resümiert der Banker. „Das ist ein Computer auf vier Rädern, obendrein wirtschaftlich sinnvoll. Trotz 40.000 Euro Investition kommt der Break-even schon nach vier Jahren.“ Koch vergleicht die Mehrkosten für den E-Golf gegenüber einem herkömmlichen Golf mit den Einsparungen beim Sprit, bei der Wartung, bei Inspektionen, Reparaturen und Versicherungen.

Kostenvorteile übers Jahr

Pro Jahr ergeben sich Kostenvorteile zwischen 1.300 Euro und 1.500 Euro. „Die Betriebskosten des E-Golf betragen nur rund ein Drittel der Kosten beim Benziner“, rechnet er vor. „Zudem bringt die Rekuperation der Bremsenergie bares Geld, denn beim Bremsen entstehen keine Verluste.“ Für 100 Kilometer benötigt der Wagen elf Kilowattstunden Sonnenstrom. Das Elektroauto ist von Steuern befreit. Bei den Kosten macht sich besonders der geringe Aufwand für Inspektionen bemerkbar. Die Bremsbeläge verschleißen kaum, und der Mietwagen wird kostenfrei von VW gestellt. Sogar die Ladeverluste zur elektrischen Vortemperierung der Fahrzeugbatterie im Winter hat Koch einkalkuliert.

www.priogo.com

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Nähere Informationen zur Anmeldung finden Sie auf Seite 6/7 dieser Ausgabe oder hier:

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