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SOLAR, SPEICHER UND DIE CLOUD

Die Vereinbarung zwischen Thomas Rommel und seiner Frau Dagmar ist klar: Was sich nicht innerhalb von 15 Jahren amortisiert, wird nicht gemacht. „Deshalb durfte ich mir ja auch den großen Tesla kaufen“, erklärt der Unternehmer augenzwinkernd. „Weil er sich rechnet.“

Allein seine bisherigen Spritkosten von rund 500 Euro im Monat hat der Vielfahrer mit seiner neuen E-Edelkarosse fast auf null gesetzt. Bis zur Hälfte seines Bedarfs lädt er kostenlos über Teslas Ladestationen Supercharger. Der Rest kommt vom eigenen Photovoltaikdach oder von öffentlichen Ladestationen – wie etwa der neuen Stromtankstelle der Stadtwerke Biberach. „Wenn wir dort ins Kino gehen, hängen wir während der Vorstellung unser Auto an“, erklärt Rommel. Im Winter reiche die eigene Photovoltaikanlage mit zehn Kilowatt nicht ganz aus, um das Fahrzeug vollzuladen.

Die konsequente Verknüpfung umweltfreundlicher Energien mit knallharten Wirtschaftlichkeitsberechnungen steckt dem gelernten Maschinenbautechniker und Finanzkaufmann offenbar im Blut. Hinzu kommen technische Kompetenz, gepaart mit dem Blick für die nächste logische Entwicklungsstufe.

Nur die Wirtschaftlichkeit zählt

Gilt heute als innovativ, wer sich unabhängig machen will von Energie aus öffentlichen Quellen beziehungsweise fossilen Energieträgern, ist Rommel bereits einen Schritt weiter. Ihm geht es nicht nur um die technische Machbarkeit. Sein Credo lautet: „Autarkie muss bezahlbar sein.“

Das heißt, sie muss sich gegenüber konventionellen Lösungen rechnen. Und zwar innerhalb von 15 Jahren – siehe oben. Dann nämlich lohnt sie sich für den Verbraucher. Und dann können die daraus erwachsenden Lösungen die Basis für ein funktionierendes Geschäftsmodell sein, das allen Seiten Gewinn bringt.

Die Idee des Energieexperten, im nahe gelegenen Illertissen einen Wohnkomplex nach Plusenergiestandard zu bauen, ist die logische Folge einer langen Entwicklung, deren Anfänge bis ins Jahr 1989 zurückreichen. Damals begann Thomas Rommel – seinerzeit als Finanzkaufmann tätig – Einfamilienhäuser zu planen und zu verkaufen. Und weil er technikaffin ist, arbeitete er sich in die Energie- und Heiztechnik für seine Häuser ein. „Meine Kunden fragen mich natürlich immer, mit welchem System sie ihr neues Haus beheizen sollen“, erzählt er. „Also habe ich mich zunächst vor allem um Blockheizkraftwerke gekümmert und sie auch einige Zeit lang eingebaut.“

Wärmebedarf sinkt weiter

Je kleiner und besser wärmegedämmt die Wohneinheiten wurden, desto weniger wirtschaftlich ließen sich BHKW betreiben. „Der sinkende Wärmebedarf erforderte immer kleinere BHKW“, fährt Rommel fort. „Und bei minus 20 Grad reichte die Abwärme oft nicht mehr aus. Also mussten wir sie mit einem konventionellen Gasbrennwertkessel oder mit Solarthermie kombinieren.“

Schon damals beobachtete Thomas Rommel die Entwicklung alternativer Heiz- und Energieversorgungskonzepte sehr genau. Dabei stellte er vor allem die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund. Dass der Punkt kommen würde, an dem Photovoltaikanlagen die BHKW vom Preis-Leistungs-Verhältnis her unterbieten, wurde ihm bald klar.

Das Eigenheim als Versuchsstation

2005 bauten die Rommels ihr eigenes Haus – auf Basis der energetischen Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) aus dem Jahre 2002. „Das damals günstigste System mit der kürzesten Amortisationszeit war eine Gastherme mit Brennwerttechnik und Fußbodenheizung“, erinnert sich der Bauherr. Zwar liebäugelte er mit einer Erdwärmepumpe, doch diese Lösung stellte sich aufgrund der notwendigen Tiefenbohrung als unwirtschaftlich dar.

Also installierte das Ehepaar die Gastherme und bereitete zugleich alles für eine spätere Umrüstung der Heiztechnik vor. Dazu gehörte ein Vielstoffkamin, geeignet für alle möglichen Abgasarten. Das Haus wurde mit sämtlichen Leitungen und Leerrohren für die Nutzung von Solarthermie oder Photovoltaik ausgestattet.

Sogar eine leistungsfähige, dreiphasige Stromleitung in die Garage ließ Thomas Rommel verlegen. Seit Mitte 2016 leistet sie gute Dienste, denn seither steht der erwähnte Tesla Model S in Rommels Garage. Seine Batterie fasst 90 Kilowattstunden Strom. „Ich empfehle allen meinen Kunden seit vielen Jahren, sie sollen sich beim Neubau eine Starkstromleitung in die Garage legen lassen“, führt er aus. „Und alle machen das.“

Auch heute rechnet der umtriebige Unternehmer die am Markt verfügbaren Lösungen immer wieder aufs Neue durch. „Das macht mir Spaß. Und natürlich gehört es zu meinem Geschäft, immer auf dem neuesten Stand zu sein.“

Das Ziel: echte Autarkie

Neun Jahre sollte es dauern, bis er und seine Frau ihr Haus umrüsteten. 2014 stellten sie von Gas auf elektrische Infrarotheizungen um. „Zugleich wollten wir mindestens so viel Solarstrom selbst erzeugen, wie wir verbrauchen“, rechnet Dagmar Rommel vor: „Das sind rund 13.000 Kilowattstunden im Jahr. 5.000 Kilowattstunden für den Hausstrom, noch mal so viel für die Infrarotheizungen und rund 3.000 für die Betankung des Tesla.“

Der Photovoltaikinstallation vorausgegangen war allerdings eine wahre Odyssee, wie Thomas Rommel erzählt. „Fünf Jahre lang wollte uns keiner eine Photovoltaikanlage verkaufen, weil wir ein Walmdach mit Gaube haben.“ Die Dachfläche, die inzwischen mit Solarpaneelen bestückt ist, zeigt jeweils zu rund einem Drittel nach Osten, Westen und Süden. Die Westseite ist teilweise verschattet.

Flexibler Stromeinkauf über die Cloud

Noch ist das Ziel der kompletten Autarkie nicht erreicht, aber die Rommels arbeiten daran. Die aktuell installierte 9,3-Kilowatt-Anlage liefert rund 8.500 Kilowattstunden Sonnenstrom im Jahr. Die restlichen 4.500 Kilowattstunden kaufen sie zu einem günstigen Tarif von der Deutschen Energieversorgung mit Sitz in Leipzig zu. Besser bekannt ist das Unternehmen unter dem Namen Senec, dem Produktnamen für die Stromspeicher aus Leipzig.

Die Lösung, die Thomas Rommel zusammen mit dem Speicherlieferanten realisiert hat, ist bestechend: Der Strom aus der Solaranlage, der nicht sofort verbraucht wird, wandert entweder in den Akku vor Ort oder in die Senec Cloud. Wird Strom aus dem Netz benötigt, kommt zuerst die Menge zurück, die zuvor eingespeist wurde – zum Nulltarif. „Der günstigste Strom ist noch immer der, den wir selbst erzeugen“, erklärt Dagmar Rommel. „Mit dieser Lösung verbrauchen wir erst mal unseren eigenen Strom zu 100 Prozent.“

Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt ist, dass die hauseigene Batterie durch die Nutzung der Stromcloud nur halb so groß dimensioniert sein muss wie eine Insellösung: Statt 20 Kilowattstunden Kapazität kommen die Rommels mit zehn Kilowattstunden aus – auch das war ein wichtiger Kostenfaktor.

Autarkes Bürogebäude

Der nächste Schritt ist schon geplant: In Kürze entsteht neben dem Wohnhaus ein Verwaltungsgebäude für die Firma Rommel Energiefreiheit. Geplant sind rund 200 Quadratmeter Bürofläche, eine Photovoltaikanlage mit mindestens 30 Kilowatt und ein Gewerbespeicher für 20 und 30 Kilowattstunden. Für Flexibilität und zusätzlichen Speicherplatz sorgt auch hier wieder die Einbindung in die Senec Cloud. „Dann sind wir wirklich autark“, ist Thomas Rommel sicher.

Soweit die private Geschichte des Ehepaars, das aus Leidenschaft und Tüftlergeist zu Experten der regenerativen Energien wurde. Jetzt wollen sie ihr Wissen und das damit verbundene Potenzial öffentlich machen.

Ein öffentlich sichtbarer Beweis

In Illertissen entsteht derzeit ein Wohnprojekt, mit dem der Beweis erbracht werden soll: Ein Plusenergiehaus ist heute nicht nur technisch machbar. Es lässt sich auch zu Kosten realisieren, die keinen Vergleich mit herkömmlichen Energiekonzepten zu scheuen brauchen. Motto, siehe oben: Autarkie muss bezahlbar sein.

Ort des Geschehens ist ein 3.000-Quadratmeter-Grundstück im Stadtteil Au, einem Mischgebiet mitten in Illertissen. Der „Wohnpark Rommel Energiefreiheit“, so der offizielle Titel des Vorzeigeprojekts, besteht aus einem Doppelhaus, vier Einfamilienhäusern und einem Haus mit fünf Single-Wohnungen. Die Erschließung des Grundstücks läuft, die architektonischen und technischen Planungen sind abgeschlossen.

Gemeinsam mit dem auf energieeffiziente Häuser spezialisierten Unternehmen Schreyögg aus Ottobeuren („Wir bauen mit Holz. Und das aus purer Überzeugung.“) baut Rommel seine Musterhäuser in Massivholzbauweise. Die Außenhülle entspricht dem KfW-Standard 40. Mit Stromspeicher und Photovoltaikanlage erreichen die Gebäude sogar den aktuell höchsten Standard KfW 40 Plus. Die damit verbundenen Fördergelder erleichtern die Finanzierung des Projekts deutlich:

  • 100.000 Euro pro Wohneinheit als zinsgünstiges KfW-Darlehen,
  • 15.000 Euro Tilgungszuschuss pro Wohnung,
  • Mittel aus dem 10.000-Häuser-Programm des Freistaats Bayern für hocheffiziente Häuser nach KfW 40 Plus (Summe noch offen).

Üppige Ausstattung mit Photovoltaik

Jedes Haus bekommt ein für die Photovoltaik optimiertes Satteldach in Ost-West-Ausrichtung. Die komplette überbaubare Fläche wird mit Solarmodulen genutzt. „Wir wollen so viel Solarstrom produzieren wie nur möglich“, bestätigt Thomas Rommel.

Für die Einfamilienhäuser und die Doppelhaushälften ist jeweils eine Photovoltaikanlage mit 13 bis 15 Kilowatt geplant, bei 22 Grad Dachneigung. Mit Unterkellerung gibt es einen Zehn-Kilowattstunden-Speicher, ohne Keller 7,5 Kilowattstunden. Die Photovoltaikanlage auf dem Gebäude mit den fünf Single-Wohnungen (45 Grad Dachneigung) hat eine Leistung von etwa 30 Kilowatt.

Außerdem wird das Gebäude mit einem größeren Batteriespeicher (30 Kilowattstunden) ausgestattet. Gleiches gilt für das Doppelhaus, wobei hier jeder Haushälfte die solaren Außenflächen als Sondereigentum zugeschlagen werden.

Heizwärme und Warmwasser elektrisch

Die Single-Wohnungen bleiben im Eigentum von Rommel Energiefreiheit. Mit der Pauschalmiete decken die Mieter auch ihre energetische Versorgung – Warmwasser, Lichtstrom und Heizung – ab. Mit den lokalen Senec-Speichern verbunden ist die Einbindung der Systeme in die Stromcloud.

Als „physikalisch revolutionär“ bezeichnet Thomas Rommel das Heizsystem: Infrarotheizungen nutzen den selbst erzeugten Strom, der Kamin wird eingespart. Für warmes Wasser sorgen Brauchwasserwärmepumpen. Die je nach Objekt zentrale oder dezentrale Zwangsentlüftung arbeitet selbstverständlich mit Wärmerückgewinnung.

Thomas Rommel hat die Objekte akribisch durchgerechnet und die Kosten mit Alternativkonzepten verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig, erklärt er: „Wir schaffen hier Häuser ohne Energiekosten. Und das Beste: Wir bauen die zu identischen Herstellungskosten wie ein konventionelles KfW-40-Haus mit Wasser-Luft-Wärmepumpe, Fußbodenheizung und ohne Photovoltaik und Batteriespeicher.“

Sieben Jahre Amortisation

Rund 30.000 Euro koste eine Wärmepumpe plus Fußbodenheizung für ein Einfamilienhaus. „So viel bezahlen wir in etwa auch für unsere Photovoltaikanlage plus Batteriespeicher“; rechnet Rommel vor. „Die Infrarotheizung liegt bei etwa 12.000 Euro Investition pro Wohneinheit. Dafür sparen wir jeden Monat rund 150 Euro an Kosten für Lichtstrom und Heizung.“ Freilich hat er auch die Amortisationszeit berechnet: knapp sieben Jahre.

Je nach Verbrauch und Solarertrag könne es sogar sein, dass noch 50 Euro pro Monat und Wohneinheit an Einspeisevergütung auf der Habenseite zu verbuchen seien. „Oder dieser Überschuss wird für das Betanken eines E-Mobils genutzt.“ Noch in diesem, spätestens jedoch Anfang kommenden Jahres sollen die Wohnungen in Illertissen bezugsfertig sein.

Rommel Energiefreiheit

Volle Unabhängigkeit durch elektrischen Strom

Das Hauptgeschäftsfeld seines Unternehmens umreißt Thomas Rommel mit den Begriffen „Häuser und Energiekonzepte“. Vier Punkte sind nach seiner Aussage wesentlich, wenn man 100-prozentige Autarkie erreichen will:

  • Strom selbst erzeugen,
  • Strom speichern,
  • Strom sinnvoll verbrauchen,
  • Energieflüsse intelligent steuern.

Für die konsequente Umsetzung dieses Konzepts sei die Stromcloud ein wichtiger Baustein. „Mit Photovoltaikanlage allein erreichen Sie rund 30 Prozent Autarkie, mit einem Batteriespeicher dazu kommen Sie auf etwa 70 Prozent. Den Rest deckt die Stromcloud ab.“

www.rommel-energiefreiheit.de

Sektorkopplung

Die Cloud macht’s möglich: Heizwärme aus Ökostrom

Der wachsende Anteil von Ökostrom lässt eine bekannte Heiztechnik neu aufleben: Denn Strom lässt sich auf einfache Weise in Wärme wandeln. Damit kann man nicht nur Warmwasser erzeugen, sondern auch die Räume im Winter beheizen. Möglich wird dies beispielsweise durch Heizflächen mit Infrarotstrahlung. Die Vorteile gegenüber konventionellen, wassergeführten Heizsystemen: Elektrischer Strom lässt sich viel genauer regeln, steht faktisch überall und sofort zur Verfügung und benötigt keine aufwendige Verrohrung. Mit elektrischen Heizflächen kann man zum Beispiel die Couchecke mit einer eigenen Heizung ausstatten oder den Spiegel im Bad als Heizspiegel nutzen.

www.senec-ies.de

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