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Die Energiewende des Bürgers

Die New Energy Husum öffnet die Tore: Im Fokus stehen alle Erneuerbaren, insbesondere aber die von Bürgern vorangetriebene Energiewende. Bei der Eröffnung kritisiert Professor Quaschning nochmals die geplante Belastung des Eigenverbrauchs von Grünstrom. Besonders kurios: Der Eigenverbrauch von Kohle- und Atomkraftwerken sei davon ausgenommen.

An der Front des Messeeingangs haben die Veranstalter bereits einen Gruß an den verantwortlichen Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) befestigt. Er solle die Bürgerenergiewende nicht abwürgen. Das Motto der Messe lautet „Energiewende von unten“. „Auf der New Energy Husum wird deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger die Energiewende bereits selbst in die Hand genommen haben“, sagt Messechef Peter Becker bei der Eröffnungspressekonferenz.

Die Pläne der Bundesregierung, den Zubau erneuerbarer Energien weiter einzuschränken, seien kontraproduktiv, erklärt Professor Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. „Die Begrenzung des Strompreisanstiegs soll die Vollbremsung bei der Energiewende rechtfertigen“, kritisiert Quaschning. Der Koalitionsvertrag lese sich derzeit so, dass die Kohlestromerzeugung in den nächsten 15 Jahren konstant erhalten bleiben solle. „Die großen Energiekonzerne haben auf die falschen Kraftwerke gesetzt“, resümiert Quaschning. Der Erneuerbaren-Anteil vom Energieriesen RWE liegt derzeit um einen Prozent. Bei den anderen Konzernen Eon, Vattenfall und EnBW sehe es nicht viel besser aus, wenn die alte Wasserkraft herausgerechnet würde, führt der Berliner Professor aus.

Absurd und nicht plausibel

Besonders kritisch sieht Quaschning auch die Belastung des Eigenverbrauchs mit der geplanten EEG-Umlage von 70 Prozent. Das sei so, als würde eine Abgabe auf den Apfelbaum im Garten fällig. „Der Eigenverbrauch von Kohle- und Atomkraftwerken ist aber weiter ausgenommen“, erklärt Quaschning. Das sei völlig absurd und nicht plausibel zu begründen. Durch die Befreiung der Großkraftwerke würden dem Fiskus rund zwei Milliarden Euro pro Jahr entgehen, rechnet er vor. Gegenüber photovoltaik sagt Quaschning, er halte es nicht für ausgeschlossen, dass der Passus zur Eigenstrombelastung wieder aus der Novelle verschwinde.

Auch Energiespeicher sind ein Schwerpunkt der Messe in Husum: Bei diesem Thema seien uns andere Länder wie die USA oder auch Japan weit voraus, sagt Harald Binder, Geschäftsführer des Bundesverbands Energiespeicher. „Zukünftig werden wir unsere Energie dezentral erzeugen und regional verbrauchen.“ Das viel besprochene Smart Grid sei ein dezentrales Energiesystem. Für intelligente Speichertechnologien fehlten derzeit allerdings noch die entsprechenden Rahmenbedingungen, betont Binder.

206 Aussteller

Die New Energy in Husum wird in diesem Jahr zum zehnten Mal ausgetragen. Zum erstem Mal fand sie 2002 statt, damals als kleine Schwester der großen Windmesse Husum Wind gestartet, bietet sie nun eine Plattform für alle Erneuerbaren. Die Themen und Techniken der 206 Aussteller reichen von Photovoltaik über Kleinwind (bis 100 Kilowatt Leistung), Biogas und feste Biomasse sowie Solarthermie, Elektromobilität und energieeffizientem Bauen sowie Energiespeicher. Besonders für die Kleinwindbranche ist es die wichtigste Messe des Jahres. Insgesamt vier Tage, noch bis Sonntag, den 23. März, treffen sich Experten, Hersteller und interessierte Bürger in der grauen Stadt am Meer, wie Theodor Storm einst Husum beschrieb – heute zeigt sich die Stadt allerdings bei bestem Sonnenschein. (Niels H. Petersen)