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Chinesische Modulpreise basieren auf niedrigen Produktionskosten

Die Preise für chinesische Module basieren auf niedrigen Produktionskosten und nicht auf Dumping oder Subventionen, wie es die Europäische Kommission bisher unterstellt hat. Die Hersteller im Reich der Mitte nutzen verschiedene Faktoren, um die Kosten in der Herstellung der Module zu senken. Sie liegen immerhin gut 20 Prozent unter denen in Europa und Amerika.

Europa ist weltweit die einzige Region, wo der Zubau von Solaranlagen rückläufig ist. Das ist auf der einen Seite den sperrigen politischen Rahmenbedingungen geschuldet. Auf der anderen Seite sinken die Preise für Solaranlagen zu langsam – zumindest im Vergleich zum Rest der Welt. Einen riesigen Anteil haben die Modulpreise, die aufgrund der Mindestverkaufspreise für chinesische Module weiter hoch bleiben. Inzwischen produzieren alle Hersteller mit Ausnahme der aus Europa – unter diesem Mindestimportpreis von 56 Eurocent pro Watt Modulleistung. Das ist eines der Ergebnis einer Studie, die IHS im Auftrag der Solar Alliance for Europe (SAFE) erstellt hat.

Japaner haben Produktionskosten gesenkt

Konkret liegen die derzeitigen Produktionspreise in chinesischen Fabriken bei 0,47 Dollar (41,3 Eurocent) pro Watt. In den anderen asiatischen Ländern – mit Ausnahme Japans – werden Module für 0,54 Dollar (47,4 Eurocent) pro Watt gefertigt. In den restlichen Modulfabriken der Welt – in diese Kategorie fallen auch die japanischen Hersteller – wird durchschnittlich für 0,60 Dollar (52,7 Eurocent) pro Watt produziert.

Zwar haben die Hersteller außerhalb Asiens in den vergangenen Jahren die größten Kostenreduktionen in der Herstellung erreicht. Immerhin gingen diese zwischen 2012 und 2015 um 47 Prozent zurück, während die Produktionskosten der asiatischen Hersteller nur zwischen 33 und 35 Prozent sanken. Doch immer noch lagen im vergangenen Jahr die Produktionspreise für die Module in den Fabriken außerhalb Asiens noch 22 Prozent über den Preisen für die asiatische Hersteller produzieren.

Im Jahr 2012 betrug diese Differenz aber noch bei 36 Prozent. Die starken Senkungen liegen jedoch vor allem daran, dass die japanischen Hersteller ihre Produktionskosten gesenkt haben. „Wenn wir diese japanischen Hersteller ausnehmen, würde man bei etwa der gleichen Größenordnung der Kosntesenkungen in den vergangenen drei Jahren herauskommen, die auch die chinesischen und asiatischen Hersteller erreichen“, sagt Henning Wicht, Chefanalyst bei IHS.

Skaleneffekte drücken die Produktionskosten

Wichtig dabei ist, dass es hier nicht um die Verkaufspreise, sondern um die tatsächlichen Produktionspreise geht. Da diese unter den Mindestpreisen für chinesische Module liegen, fordert SAFE das Ende der Handelssanktionen gegen die Hersteller aus dem Reich der Mitte. „Der Kostenvorteil der asiatischen Produzenten beruht auf hinlänglich bekannten betriebswirtschaftlichen Effekten“, erklärt Holger Krawinkel, Sprecher von SAFE. „Chinesische Hersteller haben dieses Effekte am besten genutzt. Leider hinken vor allem die europäischen Hersteller immer noch hinterher. Es ist ihnen nicht gelungen, in Gigawattfabriken zu investieren.“

Aus den Daten geht hervor, dass es vor allem die Skaleneffekte sind, die auf die Produktionskosten pro Watt Modulleistung wirken. „Diese haben die größte Bedeutung“, betont Henning Wicht von IHS. Die Analyse zeigt, dass die Fabriken in China fünf mal größer sind als in Europa und Japan. Selbst die Fabriken in Südostasien und Taiwan kommen nicht an die Größe der chinesischen Fabriken heran. „Die Fixkosten gehen auf ein größeres Volumen und damit werden die Fixkostenanteile pro Modul geringer“, rechnet Wicht vor. „Der zweitwichtigste Faktor ist die Nähe zur Zulieferkette. Da konzentrieren sich die chinesischen Hersteller vor allem auf Unternehmen aus dem eigenen Land, die Verbrauchsmaterialien um 30 Prozent günstiger liefern können als die Zulieferer in den anderen Länder der Welt.“

Auf ein Standardprodukt konzentriert

Der drittstärkste Faktor für die Senkung der Produktionskosten ist die Standardisierung. In China konzentrieren sich die Hersteller auf ein standardisiertes 60-Zellen-Modul, während die Poduzenten in Europa, Japan und Amerika eine größere Bandbreite anbieten. Damit haben es die chinesischen Hersteller offensichtlich richtig gemacht. Denn sie haben – anders als die Konkurrenz in Europa und Amerika – vor allem in die Produktionskapazität zur Herstellung eines standardisierten 60-Zellen-Moduls investiert und greifen auf einheimische Hersteller zurück. In Europa hat man sich vor allem auf ein breites Produktspektrum konzentriert und in Amerika wurde viel Geld in Start-ups gesteckt.

Situation wird so bleiben

An der gesamten Situation für die Modulhersteller wird sich in den kommenden Jahren nichts ändern – gleichgültig ob es weiterhin Mindestimportpreise gibt oder nicht. Das bedeutet, dass es auch weiterhin Preissenkungen in der Produktion von Solarmodulen geben wird. Henning Wicht rechnet damit, dass die Lernkurve in der Modulbranche weiterhin bei etwa 20 Prozent liegt. Das bedeutet bei einer Verdopplung der Modulproduktion die Kosten um diesen Wert sinken. Die Verdopplung erwartet Wicht bis 2019. Hier ist zudem wichtig, dass die Ausweitung der Modulproduktion kein Selbstzweck ist, sondern auf einer erwarteten Verdopplung der Nachfrage trifft, so dass die Kapazitätsausweitung der Produktion auch einem entsprechenden Absatz gegenübersteht. Doch aufgrund der eingeschlagenen Strategie der chinesischen Hersteller, werden auch in Zukunft deren Produktionskosten etwa 20 Prozent unter denen der europäischen Konkurrenz liegen. „Angebliche oder eventuelle Subvention als solche machen da keinen entscheidenden Unterschied aus“, betont Wicht. „Dadurch sinken die Produktionskosten nicht.“

Ganze Branche in Europa leidet unter hohen Preise

Insgesamt ist genau das für SAFE der beste Grund, dass die Handelsschranken gegen die chinesischen Hersteller endlich fallen. „Man kann sehr deutlich sehen, die niedrigen Preise für chinesische Module haben wenig mit Subvention oder Dumping zu tun“, fasst Holger Krawinkel zusammen. „Deshalb Zölle zu fordern, ist eher kontraproduktiv“, betont er mit Blick auf eine ganze Branche, die unter anderem aufgrund der Handelsbarrieren in Europa unter drastischen Rückgängen zu leiden hat. „Immerhin findet 55 Prozent der Wertschöpfung auf anderen Stufen der Kette statt und nicht in der Modulproduktion“, rechnet Krawinkel vor. „Natürlich leiden diese 55 Prozent auch unter den zurückgehenden Zubau. Es geht uns darum eine vernünftige Industriestrategie für die Solarbranche in Europa zu schaffen.“ Dabei stehen die Zölle der gesamten Branche im Wege. „Das Problem ist, dass, wenn die Zölle möglicherweise bis Ende 2017 in Kraft bleiben, die Solarindustrie damit weiter geschädigt wird, weil die Kosten nicht weiter nach unten gehen“, warnt er. Noch ist offen, wie das Verfahren ausgeht. Doch so lange es läuft, gelten die bisherigen Regelungen der Mindestimportpreise und Strafzölle für die chinesischen Hersteller. (Sven Ullrich)