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Mit der Dachhaut verklebt

Alles auf Anfang: Im Modulwerk in Zwenkau bei Leipzig standen lange die Bänder still. Einst wurden bei Solarion verschiedene CIGS-Module produziert, etwa auf Trapezblech oder flexiblem Substrat. Dann kam die Insolvenz. Eine türkische Investorengruppe stieg ein, die NGIM Holding aus Istanbul. Der Konzern fertigt Bauprodukte und Baustoffe. Künftig wird er seinen Kunden über die Firma OC3 auch Solarmodule anbieten.

Aber nix von der Stange, denn mit Standardpaneelen ist kein Blumentopf zu gewinnen. OC3 führt die bekannte Marke Solarion weiter. Statt CIGS-Modulen kommen nun leichte, kristalline Module aus dem Werk, die unter anderem speziell für traglastarme Foliendächer entwickelt wurden. Neben Frontglas, monokristallinen Solarzellen und den EVA-Folien wird eine mehrere Millimeter starke Folie aus TPO oder PVC einlaminiert.

Übliche Membran für Foliendächer

Diese Folien sind die erste Wahl für Dachbahnen, wie sie üblicherweise auf Flachdächern verlegt werden. Die leichten Module haben eine Flächenlast von weniger als neun Kilogramm je Quadratmeter – als fertige Anlage.

Aufgrund der Rückseitenfolien lassen sie sich sehr einfach mit der Dachhaut per Heißluftschweißen dauerhaft befestigen. Das ist das Tagesgeschäft der Dachdecker. Eine erste Großanlage in Istanbul wurde bereits installiert, insgesamt bisher 175 Kilowatt, die noch in diesem Jahr erweitert wird. Solarion hat vor einigen Wochen die notwendige Zollbefreiung für den türkischen Markt erhalten, berichtet Semra Mustafa, die den Vertrieb bei Solarion leitet.

Eine weitere Anlage von 400 Kilowatt wird demnächst in Deutschland errichtet, ebenso rund 700 Kilowatt auf die Dächer des Werks in Zwenkau. „Im vergangenen Jahr haben wir die neuen Module entwickelt“, berichtet Firat Aytas, der bei OC3 für das strategische Neugeschäft zuständig ist. „Sie haben 48 Zellen, demnächst wollen wir ein Modul mit 60 Zellen vorstellen.“

48 monokristalline Zellen

Aktuell leisten die Module zwischen 205 und 225 Watt. Je Quadratmeter leistet die Solaranlage 115 Watt, doch der entscheidende Vorteil ist das geringe Gewicht. Foliendächer sind meist Industriebauten, die wenig Tragreserven haben.

Klassische Module mit Aufständerung sind oft zu schwer, zudem verändern sie die aerodynamischen Verhältnisse auf dem Dach. Problematisch ist immer der Kraftschluss vom metallischen Montagegestell zur Dachbahn, die faktisch keine Punktlasten abstützen kann. „Unsere Module wiegen nur neun Kilogramm je Quadratmeter“, erläutert Aytas. „Man braucht keine Dachdurchdringung, um sie sicher mit der Gebäudehülle zu verbinden. Verkleben ist der aktuelle Stand der Technik und somit kein Problem.“

Anschluss auf der Frontseite

Messungen der ersten Pilotanlage ergaben, dass die flach liegenden Module bis zu 15 Prozent mehr Energie abgeben als aufgestellte Paneele. Dazu benötigen die flachen Solarion M225 aber Anschlüsse auf der Frontseite. „Wir haben uns für Dosen der Firma Hirschmann Automotive aus Österreich entschieden“, erzählt Norbert Netzl, der die Modulentwicklung in Zwenkau verantwortet. „Die Dosen müssen der UV-Strahlung standhalten, denn sie sind direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das haben wir vorab umfangreich getestet.“

Eine weitere Herausforderung war Pfützenbildung auf dem Dach. Bei Starkregen kann es passieren, dass Anschlussdosen und Module einige Zentimeter vom Wasser bedeckt werden. Dennoch muss die Dose dicht bleiben.

Hirschmann hat dafür eine spezielle Abdichtung entwickelt, die sich offenbar bewährt hat. Dabei wird die Dose nicht einmal vergossen. Der Anschluss erfolgt frontseitig über übliche HC4-Steckverbinder.

Mit dem Dach verschweißen – fertig!

Die Montage auf dem Flachdach ist dagegen überhaupt kein Problem. Weil die Dachmembran (TPO, PVC) das Modul zur Rückseite abschließt, lässt sich das Modul selbst per Heißluftschweißen auf der Dachbahn anbringen. Die Überlappung ist vier Zentimeter breit, das Modul wird an allen Kanten verschweißt.

TPO ist langlebiger als PVC, deshalb ist diese Folie dünner. Dann wiegt das Modul nur 8,9 Kilogramm je Quadratmeter, mit PVC (1,8 Millimeter) 9,5 Kilogramm.

Das ganze Modul wird in einem Zwei-Etagen-Laminator bei 140 Grad Celsius gefertigt. Das Frontglas ist drei Millimeter stark. Im vergangenen Jahr hat die OC3 AG rund ein Megawatt der neuen Module der Marke Solarion produziert. „Bis zur Intersolar haben wir die Investitionen in die Fabrik abgeschlossen“, sagt Firat Aytas. „Dann können wir im Jahr rund 60 Megawatt Leichtbaumodule herstellen.“

Vertriebspartner und Kunden sind große EPC-Unternehmen, die Industriegebäude für Solarstrom erschließen. Auf Foliendächer spezialisierte Dachdecker werden ebenfalls angesprochen. „Zudem wollen wir die Eigentümer der Gebäude direkt ansprechen“, gibt Aytas einen Ausblick. „Der Markt ist riesig, allein in Deutschland oder bei uns in der Türkei.“

Ordentliche Garantien

Für die Module gewährt OC3 eine zehnjährige Produktgarantie sowie zehn Jahre Leistungsgarantie auf 90 Prozent der Leistung und 25 Jahre auf 80 Prozent. Zur Intersolar in München stellt die OC3 AG die neuen Leichtbaumodule in Halle A1 am Stand 170 vor.

www.solarion.de

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