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Die Photovoltaik in jeden Winkel der Erde tragen

Nur ein Jahrzehnt später sind die Modulpreise um rund 85 Prozent gesunken und große Anlagen in einstrahlungsstarken Regionen der Erde liefern Strom unter 4 Cent pro Kilowattstunde. Als ich 1990 mit der Photovoltaik anfing, konnten wir von einer so schnellen Kostendegression nur träumen. Trotzdem waren wir davon überzeugt, dass sich erneuerbare Energie und die Stromversorgung über Photovoltaik durchsetzen würde. Anhand erster Anlagen konnten wir schon damals zeigen: Die Stromausbeute aus einer Photovoltaik-Dachanlage kann den Strombedarf eines Haushalts über das Jahr decken.

Heute, 25 Jahre später, bauen wir – wie bei unserem Pilotprojekt in Hügelshart bei Augsburg – ganze Energieeffizienzsiedlungen mit einer solaren Deckung von 70 bis 80 Prozent. Und das nicht nur beim Stromverbrauch, sondern auch bei Warmwasser und Heizung.

Doch der Weg dahin war nicht immer einfach: Noch im Jahr 2007 – damals war ich noch Geschäftsführer bei der MHH Solartechnik, die später in der BayWa r.e. aufgegangen ist – war die Branche von äußerst statischen Strukturen geprägt: Eine große EEG-Novelle war nicht in Sicht, Einspeisetarife wurden – wenn überhaupt – nur zum Jahresanfang gesenkt, die Modulmengen im Jahrestakt geplant und die Mengenwünsche der Kunden ließen sich nur schwer bedienen. Mit der starken Nachfrage kam es bei einigen Produzenten außerdem zu Abstrichen bei der Qualität, weshalb wir gezwungen waren, Moduleingangsprüfungen, Testanlagen und Klimakammertests durchzuführen. Mit der Einführung eines Warenwirtschaftssystems, zusätzlichen Vertriebsbüros in München, Nürnberg und Duisburg legten wir den Grundstein für Wachstum und erfolgreichen Vertrieb in den Regionen.

Ein wichtiger Faktor für diesen Erfolg war die Übernahme durch die Baywa AG, die sich entschieden hatte, zusätzlich zum bereits vorhandenen Geschäft mit konventioneller Energie, ein leistungsstarkes Erneuerbaren-Geschäft aufzubauen. Die Übernahme wurde im Herbst 2009 besiegelt und bildete mit dem fast zeitgleichen Zukauf der Renerco AG als Projektierer für Solar- und Windparks den Ausgangspunkt für den Erfolg der Baywa r.e. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand der Baywa war von Beginn an ausgezeichnet. Die Jahre 2010 bis 2012 standen dann ganz im Zeichen des Wachstums: steigende Mitarbeiter- und steigende Umsatzzahlen bei Baywa r.e. und ein Zubau von über sieben Gigawatt in Deutschland.

In den Jahren 2011 bis 2013 galt es, die kontinuierlich neu hinzukommenden Unternehmen und Mitarbeiter unter dem gemeinsamen Dach der Baywa r.e. zusammenzuführen und uns eine gemeinsame Vision und Mission zu geben. Was uns dabei alle verband, war die Gewissheit, mit unserem Engagement für erneuerbare Energien auf dem richtigen Weg zu sein. Dabei stand für uns vor allem der Qualitätsgedanke im Vordergrund. Es galt und gilt bis heute das Motto: Wir machen Energie besser.

Dieses Ziel wollten und wollen wir mit hochwertigen Anlagen erreichen, die in der Lage sind, unsere Kunden über viele Jahre mit nachhaltig produzierter Energie zu versorgen. Um dieses Versprechen einhalten zu können, mussten wir auch innerhalb der Baywa r.e. die nötigen Strukturen schaffen. Die Gründung der Baywa r.e. Holding und die Einführung neuer Prozesse waren die nächsten logischen Schritte. Doch damit nicht genug: Im Ausland kauften wir zunächst in den USA, dann in Großbritannien und Italien zu. Mittlerweile ist Baywa r.e. im Handelsgeschäft der Photovoltaik mit neun Landesgesellschaften auf vier Kontinenten aktiv. Und auch der Absatz an Modulen ist heute 20 Mal so groß wie 2007, bei Wechselrichtern sogar noch höher.

Die Entwicklung der Baywa r.e. und der gesamten Branche muss im gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden: Die Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 war auf dem Weg hin zum Ausbau der erneuerbaren Energien sicherlich ein äußerst tragischer, aber auch ein wichtiger Meilenstein. Durch die politische Abkehr von der Atomkraft wurde erneut ein öffentliches Bewusstsein für die Notwendigkeit der Energiewende geschaffen, die allerdings schon im Jahr 2000 mit der Verabschiedung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes eingeläutet wurde.

Den Regelungen dieses Gesetzes ist es zu verdanken, dass die Nutzung von Photovoltaik immer wirtschaftlicher wurde. Ohne diese langfristige Förderung wären wir wahrscheinlich noch immer bei ähnlich astronomischen Modulpreisen wie vor zehn Jahren. Stattdessen ist ein Ende der Kostendegression momentan nicht in Sicht. Die Preise werden in den nächsten Jahren weiter fallen, weil immer größere Mengen mit verbesserten Wirkungsgraden produziert werden. Eine Entwicklung, die sich – da bin ich mir ganz sicher – in den kommenden Jahren auch auf die Produktion von Batterien übertragen wird. Durch die zeitgleiche Vergrößerung der Volumina für Fahrzeugbatterien in Hybrid- und Elektroautos sowie stationären Speichern können wir die Kosten in ähnlichem Umfang wie bei den Modulen reduzieren. Das wiederum schafft die Grundlage für eine erweiterte, flächendeckende Verbreitung von Photovoltaik und Windenergie.

Wenn wir diese historische Chance der niedrigen Stromerzeugungskosten durch Photovoltaik und zukünftig niedrigen Speicherkosten nutzen, dann kann der Umbau des Energiesystems hin zu erneuerbaren Energien weltweit gelingen. Obwohl einige europäische Länder – Deutschland eingeschlossen – sich schwer damit tun, die nächste Stufe der Umstellung auf erneuerbare Energien zu erreichen, ist die Botschaft in vielen Ländern der Welt schon heute angekommen.

Dort werden Photovoltaik und Windkraft massiv ausgebaut. Insgesamt, davon bin ich heute wie vor zehn Jahren absolut überzeugt, werden erneuerbare Energien, allen voran die Photovoltaik, weltweit an Bedeutung gewinnen – in einigen Ländern schneller und in anderen etwas langsamer. Baywa r.e. wird dieser Entwicklung folgen. Unser Ziel ist es, in jedem relevanten Markt mit stabilen Rahmenbedingungen Aktivitäten aufzubauen. Von heute aus noch einmal zehn Jahre in die Zukunft geschaut, könnten wir – ausgehend von den Vertretungen in rund 20 Ländern – auf 40 bis 50 Länder wachsen. Eine Organisation mit dann vielleicht 2.000 bis 3.000 Mitarbeitern würde uns keine Angst machen, denn wir sind gut für die Zukunft aufgestellt. Die Erneuerbaren in jeden Winkel der Welt zu bringen, bleibt dabei heute ebenso wie im Jahr 2007 unser Antrieb und Ziel.

Günter Haug ist Geschäftsführer von Baywa r.e.

Günter Haug