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Energiewirtschaft flexibilisieren!

2012 wechselte ich als Geschäftsführer zu Goldbeck Solar in Hirschberg. Die Solarbranche war in einem regulierten Markt in guter Verfassung, auch weil die Gestehungskosten deutlich schneller sanken, als die Subventionen gekürzt wurden.
Die Folge: Die Branche baute die Photovoltaik weit über den geplanten Ausbaukorridor hinaus aus, sodass unter anderem auf die Netzstabilisierung neue Herausforderungen zukamen. Die Politik hat darauf mit einer massiven Kappung der Förderung und der Ausschreibung begrenzter Kapazitäten reagiert. Deshalb werden aktuell nicht einmal die 2,5 Gigawatt Zubau pro Jahr erreicht, die die Regierung prognostiziert hat.

Andere Quellen diagnostizieren sogar einen Bedarf von sieben Gigawatt pro Jahr, um die Energiewende zu schaffen und den Klimawandel zu begrenzen. Aktuell haben alle Regenerativen zusammen einen Anteil am Energiemix von 35 Prozent.

Als Projektierer, der europaweit mit 75 Mitarbeitern rund 140 Millionen Euro umsetzt, ärgert mich, dass mancher Player in der Branche immer wieder taktische Insolvenzen inszeniert, sich Fördergelder zur Sanierung und zum vermeintlichen Erhalt der Arbeitsplätze erschleicht und die Politik das mitmacht. Das verzerrt Markt und Wettbewerb ebenso wie jene Anbieter, die mit Zockerangeboten ihre Firmen um jeden Preis am Leben erhalten wollen.

Entsprechend sehe ich die größte Herausforderung darin, dass seriöse Anbieter auskömmliche Margen erzielen. Hinzu kommt, dass es bezüglich der Planbarkeit von Investitionen, Kapazitäten und Preisen keine verlässlichen Rahmenbedingungen mehr gibt. Unser Geschäft wird immer volatiler. Jüngstes Beispiel: Aktuell schwanken Verfügbarkeit und Preise von Modulen, weil große Teile der globalen Produktion in den USA gebunkert werden. Dort fürchten die Anbieter den Protektionismus der Trump-Regierung.

Meine Hoffnung: Die Grundversorgung im Energiemarkt wird verstaatlicht, um Versorgungssicherheit nachhaltig zu gewährleisten. Dann könnten die Kapazitäten der Regenerativen wie Wind, Sonne, Wasser und Biogas dezentral aufeinander abgestimmt und Lastspitzen mit flexiblen Gas-Kraftwerken ausgeglichen werden. Die Speichertechnologie als wichtiger Baustein macht dabei die Energiewende umsetzbar.

Björn Lamprecht ist Geschäftsführer von Goldbeck Solar.

www.goldbeck-solar.de

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