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Hohe Wirkungsgrade allein reichen nicht aus

Nachdem die Photovoltaikbranche im letzten Jahrzehnt starke Fluktuationen durchlebt hat, geht es jetzt erst richtig los. Die Solarenergie hat unerwartet ein rasantes Tempo hingelegt. Wir sind noch lange nicht am Ende dieser Entwicklung. Vor zehn Jahren hat man noch davon geträumt, was heute Wirklichkeit ist – dass die Solarenergie es beim Preis jederzeit mit konventioneller Stromerzeugung aufnehmen kann.

Ebenso hatten damals nur wenige damit gerechnet, dass Photovoltaikkraftwerke in manchen Märkten inzwischen als flexible Energieressource dienen, die intelligent steuerbar ist und mit der sogar die Netzstabilität erhöht werden kann. Oder dass Nahostländer mit reichen Ölvorkommen ihre Kapazitäten zur Stromerzeugung mit Solarenergie signifikant ausbauen würden. Auch die Kosten für die Errichtung und den Betrieb eines Solarkraftwerkes sind auf ein Niveau gefallen, das in weiten Teilen Europas mittlerweile deutlich unter 60 Euro pro Megawattstunde liegt. Sehr sonnenreiche Länder in anderen Teilen der Welt erreichen sogar Werte von unter 40 US-Dollar pro Megawattstunde.

Als Vertreter der Solarindustrie können wir sehr stolz auf diese Entwicklungen sein. Allein der Rückblick auf die Meilensteine in der Geschichte von First Solar in Europa macht deutlich, wie schnell sich die Photovoltaik entwickelt hat. Die ersten Aufträge für unsere Module im Umfang von 1,4 Megawatt erhielten wir 2004. Verglichen mit den großen Mengen, die wir heute verkaufen, war die erste Bestellung verschwindend klein. Und ja, im Vergleich mit heute erscheinen einige der ersten Freiflächenanlagen klein, vor allem vor dem Hintergrund der relativ hohen Kosten und der geringen Leistung, die sie erzielten. Aber ihre wichtige Rolle als Trendsetter lässt sich nicht bestreiten.

Vor mehr als einem Jahrzehnt, im Jahr 2006, lieferte First Solar Module mit einer Leistung von 40 Megawatt für den Solarpark Waldpolenz aus. Kurz darauf folgte der Solarpark Lieberose mit 71 Megawatt, auf einem ehemaligen Militärgelände des Kalten Krieges. 2012 wurde im französischen Toul-Rosières die erste Anlage mit einer dreistelligen Leistung (115 Megawatt) gebaut. Es folgten zahlreiche Kraftwerksprojekte in Europa, unter anderem 14 Solarprojekte für den französischen Projektierer Photosol.

Ökobilanz der Produkte und Projekte betrachten

Frankreich nimmt generell eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Solarenergie ein. Es ist aktuell das einzige Land, dass die Ökobilanz von Photovoltaikanlagen betrachtet. Es hat erfolgreich ein Ausschreibungsmodell entwickelt, bei dem nicht nur auf Kosten und technische Compliance geachtet wird, sondern vor allem auf die Kohlendioxidbilanz und die ökologische Nachhaltigkeit der Projekte. Ob und wie sich diese progressive Politik in anderen Ländern durchsetzt, hängt nicht zuletzt von der Berichterstattung der Medien, wie zum Beispiel der photovoltaik ab.

All die oben genannten Projekte und Anlagen stellen wichtige Meilensteine in der Entwicklung der Solarbranche in Europa und natürlich unseres Unternehmens dar. Bedingt durch die hohe Nachfrage sind wir stolz, als First Solar einen wesentlichen Beitrag geleistet zu haben, die Technologie nachhaltig weiterzuentwickeln und die Kosten stetig zu reduzieren. Neben der technologischen Weiterentwicklung, Anlagengröße und der Wattleistung erreichten auch die Wirkungsgrade in den letzten zehn Jahren Rekordwerte. Während sieben Prozent in den Anfangsjahren der Solarbranche als Norm galt, liefern wir die Dünnschichtmodule unserer First Solar Serie 4 nun mit einem Wirkungsgrad von 17 Prozent aus. Ein Wirkungsgrad von 18 Prozent ist mit der neuen Serie 6 in greifbare Nähe gerückt.

Europa als Kompetenzzentrum für die Branche

Aber es geht um mehr als nur Wirkungsgrade. Europas größter Beitrag für die Solarbranche – manche sprechen sogar von Exportgut – besteht heutzutage nicht mehr aus Solarmodulen, sondern aus Dienstleistungen im Ingenieurwesen, in der Projektentwicklung, Finanzierung, Planung, Betrieb und Instandhaltung. Das spiegelt die aktuelle Entwicklung der Märkte in Industrieländern wider.

Dabei müssen wir uns klarmachen, dass sich Europa von einem Produktionszentrum zum weltweit anerkannten Zentrum für Kompetenz und Fachwissen entwickelt hat. Es hat sich nicht nur die Technologie weiterentwickelt, sondern auch die Branche selbst beziehungsweise der gesamte Markt. Die Möglichkeit von Photovoltaikkraftwerken, den Strom in der Nähe des Verbrauchs zu erzeugen, wird unseres Erachtens in Europa dazu führen, dass Anlagen mit fünf bis 50 Megawatt künftig den Schwerpunkt bilden. Sehr große Anlagen mit mehr als 100 Megawatt werden die Ausnahme sein.

Und obwohl es immer wichtig ist, auf die Vergangenheit zu schauen, um die Gegenwart zu verstehen, gibt es auch vieles, worauf wir uns in Zukunft freuen können. Ich möchte hier keinen konkreten Zustand skizzieren, in dem sich die Branche in zehn Jahren befinden wird. Doch eines kann ich sicher sagen: Wenn die Solarindustrie ihren Kurs der kontinuierlichen Kostensenkung, der Erhöhung der Wirkungsgrade und der Innovation beibehält, ist ihre Zukunft heute aussichtsreicher denn je. Dieser letzte Punkt – die Innovation – ist mindestens so wichtig wie die ersten beiden, denn es werden die innovativen Unternehmen sein, die auch den 20. Jahrestag der photovoltaik feiern können.

Stefan Degener ist Geschäftsführer und Bereichsleiter Business Development für Europa und Afrika bei First Solar in Mainz.

http://www.firstsolar.com

 

Stefan Degener