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Modulmarkt: "Punktlandung hingelegt"

Die Sonnenstromfabrik aus Wismar  hat zwei Jahre nach dem Neustart den Break Even erreicht. Zur Intersolar zeigt sie eine neue Modulserie. Geschäftsführer Bernhard Weilharter erklärt im Interview weitere Bausteine für den Erfolg.

Was erwartet die Besucher der Intersolar an Ihrem Stand?

Bernhard Weilharter: Die Sonnenstromfabrik wartet mit einigen Neuheiten auf. Zur Intersolar wird das Unternehmen seine neue Brilliant-Serie vorstellen. Die Zellmatrix der rahmenlosen Doppelglasmodule ist auf Lichtdurchlässigkeit bei maximaler Leistung optimiert. Wir können in unseren Maschinen die Zellmatrizen beliebig verändern und damit den Abstand der Zellen und die Lichtdurchlässigkeit der Module steuern. Verbaut werden können auch bifaziale Zellen. Die Module der Brilliant-Serie erreichen eine Transparenz von 19 bis 27 Prozent und Leistungen zwischen 225 und 275 Watt. Besonders für Carport- und Terrassendächer dürften diese Produkte ihre Abnehmer finden.

Sie legen auch großen Wert darauf, dass Ihre Produkte umweltfreundlich produziert werden. Wie bleiben Sie bei diesem Thema am Ball?

Weil die Sonnenstromfabrik auch den französischen Markt beliefert, sind die Glas-Folien-Module bereits seit Längerem hinsichtlich ihrer Treibhausgasbilanz optimiert und auditiert. Der Low-Carbon-Footprint wurde jetzt auch auf die Glas-Glas-Module erweitert. Somit können die Kunden der Sonnenstromfabrik nunmehr alle Module als umweltfreundlich gefertigte Produkte erwerben. Wir arbeiten in der Fertigung möglichst viel mit erneuerbaren Energien, auch mit Eigenerzeugung auf den Werksdächern. Wir haben das Werk und die Prozesse auf allen Ebenen durchleuchtet, um Energiesparpotenziale aufzudecken. Aber ein wesentlicher Teil des CO2-Fußabdrucks eines Moduls geht auf die Zelle zurück. Bei der neuen Low-Carbon-Serie setzt die Sonnenstromfabrik zusätzlich Ingots und Wafer aus einer Fertigung in Europa ein, in der die Energiebilanz sehr gut ist. Danach werden sie bei einem Hersteller zu Zellen prozessiert, der sich auf das Thema CO2-Reduktion spezialisiert und einen entsprechenden Audit durchlaufen hat.

Arbeiten Sie auch an Produktideen für übermorgen?

Ja. Im Labor der Sonnenstromfabrik herrscht reges Treiben. Hier arbeiten die Mitarbeiter an Prototypen, deren Serienfertigung noch nicht unmittelbar bevorsteht. Besonders die Fertigung von leichten Modulen steht im Fokus der Aktivitäten. Mit extrem dünnen Gläsern zu arbeiten, die allen Anforderungen gerecht werden, ist eine Herausforderung. Parallel arbeiten die Entwickler an Prototypen mit alternativen Komponenten.

Sie liefern Module für einen europäischen Glashersteller. Was hat es damit auf sich?

Für uns als kleiner Modulhersteller ist es im ersten Jahr gar nicht so leicht gewesen, Gläser für unsere Module einzukaufen. Die Glashersteller sind immer gut gebucht. Nach der Solarworld-Insolvenz letztes Jahr ging auch kurz danach ­Ducatt insolvent, der Gläser in großer Menge an Solarworld geliefert hatte. Ein zusätzlicher Engpass im Glasmarkt. Wir haben jetzt den Glücksfall, dass unser Glashersteller eine eigene Sparte im Unternehmen hat, die gebäudeintegrierte Module baut. In dieser Sparte sind jetzt die Module der Sonnenstromfabrik als Zulieferer gelistet.

Um was für ein Produkt geht es dabei?

In unserem ersten gemeinsamen Projekt produzieren wir Doppelglasmodule in vollschwarzer Optik mit 2,40 Meter Länge und vier Zellreihen für ein spezielles Montagesystem. Aber ebenso wichtig für uns ist der partnerschaftliche Aspekt: Wir sind jetzt nicht mehr nur Kunde, sondern auch Lieferant und somit Partner bei diesem Glashersteller. Wir erhoffen uns damit natürlich mehr Sicherheit und Flexibilität beim Glas­einkauf.

Auch bei Indachsystemen haben Sie wichtige Partner überzeugen können …

Ja. Das Solrif-System wird in der Schweiz nunmehr ausschließlich mit Glas-Glas-Modulen aus der Sonnenstromfabrik verbaut. Bisher waren dabei Sunpower-Module zum Einsatz gekommen. Schweizer Metallbau hat sich ganz genau bei einigen Herstellern nach Alternativen umgeschaut und in einem Audit unser Unternehmen als neuen Zulieferer gewählt.

Wird dabei ein spezielles Modul integriert?

Unser Portfolio für diese Systeme umfasst verschiedene Typen mit verschiedenen Maßen. Außerhalb der Schweiz kann das Solrif-System wie bisher von verschiedenen Herstellern mit anderen Produkten kombiniert werden.

Sind Sie zufrieden mit der Geschäftsentwicklung 2017?

2017 verlief für uns überaus positiv. Wir sind sehr stolz, denn wir haben den Break-even trotz notwendiger Investitionen erreicht. Das ist zwei Jahre nach dem Neubeginn keine Selbstverständlichkeit. Wir haben eine Punktlandung hingelegt, die geplanten 70 Megawatt produziert und verkauft.

Wie setzt sich dieses Volumen zusammen?

Das Ergebnis basiert auf einer breiten Kundenbasis und einem guten Mix: Die Hälfte des Volumens haben wir als OEM verkauft, die andere Hälfte über Händler. Beim Retailgeschäft entfiel die Hälfte des Umsatzes auf Glas-Glas-Produkte. Als OEM waren es überwiegend Glas-Folien-Module mit CO2-optimierter Bilanz. Für 2018 peilen wir 100 Megawatt an – ohne Großprojekte.•

Das Gespräch führte Petra Franke.