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Auf Flachs und Zucker gebaut

Elektromobilität ist die Zukunft. Schön und gut, aber reicht das schon? Studenten der TU Eindhoven kreieren einen Flitzer aus nachhaltigen Rohstoffen. Der ist ultraleicht, biologisch abbaubar und lässt sich super teilen.

Am Anfang stand Isa, dann kam Lina. Noah heißt die dritte Version eines Elektroautos, das Studenten aus Holland ausgetüftelt und selbst gebaut haben. Nicht umsonst haben sie Anleihe bei der biblischen Arche genommen. Denn die irdische Lage ist ernst – und sie spitzt sich immer weiter zu. Nur Elektromobilität wäre da einfach zu wenig. Auch die Materialien des Flitzers müssen biologisch abbaubar sein. Dabei wurden Chassis und Innenausstattung vom Vorgängermodell übernommen. Sie bestehen aus einer Kombination aus Zucker und Flachs. Eine Doppeldeckerstruktur verleiht den Bauteilen Stabilität.

In jedem Jahrgang an der TU Eindhoven entwickelt ein Studententeam das Auto weiter. Am Ende des Jahres winkt eine kleine Tournee. Die 22 Studenten fahren zwölf Stationen in zwei Wochen an, immer mit dabei: Noah, das einzige Exponat.

Das nachhaltigste Auto der Welt

Bei BMW und VW haben sich die Studenten vorgestellt – und gezeigt, was die junge Generation von einem Fahrzeug erwartet. In Berlin präsentieren sie das Unikat in der niederländischen Botschaft. Der Flitzer wiegt nur 350 Kilogramm und hat Platz für zwei Personen. Damit kann er bis zu 240 Kilometer fahren. Eine Besonderheit: Es gibt zwei Gänge, mit denen das Stadtauto besonders effizient in den Geschwindigkeiten 30 oder 80 Kilometer pro Stunde fahren kann. Die sechs Lithium-Batteriemodule verfügen über 11,3 Kilowattstunden und leisten 15 Kilowatt. Das entspricht gut 20 Pferdestärken. Nicht allzu viel, aber völlig ausreichend. Effizienz ist das neue Öko.

„Noah ist das nachhaltigste Auto der Welt“, verspricht der holländische Student Cas Verstappen. Er ist Sprecher des Projekts und macht seinen Abschluss in Public Relations. Wichtig sei es, den Kohlendioxid-Fußabdruck des zukünftigen Autos zu verringern. Und nicht nur den. Eine geschlossene Kreislaufwirtschaft würde dabei helfen, unsere Ressourcen zu schonen. Der Welterschöpfungstag oder neudeutsch „Earth Overshoot Day“ war in diesem Jahr am 1. August. Das bedeutet, dass die globalen Ressourcen für dieses Jahr verbraucht sind.

Trend: teilen und vernetzen

Das ergibt sich aus Berechnungen des Global Footprint Networks. Ab Anfang August erhöht sich demnach das globale Haushaltsdefizit der Menschheit. „Für den Rest des Jahres leben wir auf Pump und verbrauchen damit die Lebensgrundlage unserer Kinder und Enkel“, menetekelt Jörg-Andreas Krüger vom WWF. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren lag der Earth Overshoot Day noch im Oktober. Die Berechnungen gehen auf das Konzept des ökologischen Fußabdrucks zurück. Er berechnet, wie viel Fläche benötigt wird, um alle Ressourcenbedürfnisse inklusive der Energieversorgung zu stillen.

Allein die Kohlendioxidemissionen haben sich seit 1970 mehr als verdoppelt. Die Folgen der jahrzehntelangen Übernutzung sind laut WWF bereits heute weltweit spürbar. Das zeigen nicht zuletzt der Dürresommer 2018 oder die zu trockenen Frühjahre, unter denen Landwirtschaft und Ökosysteme gleichermaßen leiden.

Carsharing ist hip

Den Studenten geht es bei Noah nicht nur um die Kreislaufwirtschaft, sondern auch um das Teilen: Carsharing ist unter jungen Leuten in der Stadt hip. Auch deshalb ist der Stromer mit vielen kleinen Sensoren und einer WLAN-Verbindung ausgestattet. Die Einstellungen und Vorlieben von unterschiedlichen Fahrern speichert Noah auf Wunsch. Auf eines sind die Studenten aber besonders stolz: Ihr in neun Monaten gefertigter Wagen hat eine Straßenzulassung erhalten. (Niels H. Petersen)

Mehr zum Thema lesen Sie im Septemberheft der photovoltaik, das am 20. September 2018 erscheint. Diese Ausgabe steht ganz im Zeichen der Elektromobilität sowie der Ladetechnik für E-Autos. Abonnenten können alle Beiträge nach Erscheinen auch online lesen.

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