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Solarparks durch Förderabsenkung bedroht

Große Solarparks im Megawattbereich stehen in Deutschland vor dem Aus. Grund ist die immer weiter abgesenkte Förderung auf derzeit unter zehn Eurocent. Künftig bräuchten die Kraftwerke eine eigene Vergütungsstruktur, unabhängig vom Zubau der Photovoltaik-Dachanlagen.

Nach einem Markteinbruch in diesem Jahr droht 2014 in Deutschland bei der Errichtung großer Solarparks der Fadenriss. Davor warnt der Bundesverband Solarwirtschaft. „Zu früh kommt jetzt die Absenkung der Förderung unter die kritische Zehn-Cent-Marke. „Wenn jetzt nicht schnell politisch nachjustiert wird, dürfte der für die Energiewende so wichtige Ausbau der Solarparks in den nächsten zwei Jahren nahezu vollständig zum Stillstand kommen“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewährte Einspeisevergütung für neu errichtete große Solarparks beträgt ab 1. Januar 2014 nur noch 9,47 Cent je Kilowattstunde.

Die Photovoltaik-Zubaustatistik der Bundesnetzagentur untermauert die Befürchtungen des Branchenverbandes: Schon 2013 wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 64 Prozent weniger solare Kraftwerksleistung durch Megawatt-Solarparks installiert. Die letzte Bundesregierung hat die Förderung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen seit 2009 um 60 bis 70 Prozent gekappt. Strom aus großen Solarparks ist immer preisgünstiger geworden. Seine Erzeugungskosten liegen inzwischen deutlich unterhalb von Offshore-Windparks. Doch die beachtliche Kostensenkung der Anlagenpreise konnte mit den Fördereinschnitten nicht Schritt halten.

Eingeschränkte Flächen

Die Photovoltaik im Kraftwerksmaßstab unterliegt zusätzlich einigen problematischen Fördereinschränkungen. Nur bestimmte Flächen, beispielsweise auf ehemaligen Militärgeländen oder an Bahnstrecken, sind überhaupt noch für förderfähige Solarparks nutzbar. Förderfähig sind seit der Novelle des EEG aus dem Jahr 2012 zudem nur noch Parks mit einer Spitzenleistung von maximal zehn Megawatt. Jedes Kilowatt darüber hinaus wird nicht vergütet. Größere, besonders kostengünstige Solarkraftwerke können so nicht mehr realisiert werden. „Solarparks sind überreguliert. Lassen wir doch den Kommunen bei der Entscheidung, wo Solarparks stehen sollen, künftig mehr Mitspracherecht. Flächen- und Größenbeschränkungen im EEG sollte die Bundesregierung ganz streichen und auf die Bürger und Entscheider vor Ort vertrauen“, fordert Körnig. Die neue Bundesregierung müsse schnell dafür sorgen, dass Investitionen in Solarkraftwerke wieder rentabel werden, so Körnig. Die im Koalitionsvertrag geplante Pilot-Ausschreibung für 2016 käme deshalb zu spät.

Vom Dachzubau abkoppeln

„Freiflächen-Solarkraftwerke können aufgrund von gesetzlich getriebenen Größenbeschränkungen, Flächenrestriktionen und eines Zubaudeckels nicht mehr wirtschaftlich in Deutschland gebaut werden“, mahnt auch Bernhard Beck, Geschäftsführer von Belectric. Künftig bräuchten die Kraftwerke eine eigene Vergütungsstruktur, die unabhängig sei vom Zubaumechanismus der Photovoltaik-Dachanlagen, so Beck. Auch über die Vorgabe der Bundesregierung von 52 Gigawatt Solarzubau müsste neu verhandelt werden. „Ansonsten verlieren wir in Deutschland den Industriezweig der Solarkraftwerke.“

Ein weiterer wichtiger Grund für die Erhaltung der großen Solarparks: Sie können für das Stromnetz wertvolle Systemdienstleistungen übernehmen, für die sonst fossile Kraftwerke eingesetzt werden müssen. BSW-Chef Körnig: „Das Energiewendeland Deutschland braucht die solaren Kraftwerke auch zur Sicherstellung der Systemstabilität, wenn wir künftig auf Kohle- und Atomkraftwerke verzichten wollen.“ (Niels H. Petersen)