Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Die Lehre aus der Alphacon-Pleite

Die Insolvenz des Kleinwindanlagenbauers Alphacon ist eine harte Lektion für Käufer, die vergebens auf Erstattung ihres Geldes warten. Kein Einzelfall im Kleinwindmarkt. Technisch fragwürdige Modelle werden als innovative Hauswindkraftwerke angepriesen.

Alphacon stellte bereits im Dezember 2014 einen Insolvenzantrag. Die Firma aus dem sächsischen Falkenstein baut eine sogenannte Mantelturbine. Das Kennzeichen der kleinen Windanlage mit horizontaler Achse ist ein den Rotor umfassender Mantel oder Ring. Die Alphacon-Anlagen wurden in einer Doppelausführung mit zwei Rotoren nebeneinander installiert. „Weltweit gab es diverse Anstrengungen Mantelturbinen in den Markt einzuführen, alle Versuche sind bislang gescheitert“, erklärt Experte Patrick Jüttemann. Er betreibt das Portal Klein-windkraftanlagen.com. Jütemann wertet das als Zeichen, dass dieser Konstruktionstyp technisch fragwürdig ist. Als Verkaufsargument verwenden Hersteller unter anderem, dass durch den Mantel Vögel geschützt würden und die Anlage leiser sei. Ferner werden positive aerodynamische Effekte suggeriert, da der Wind angeblich kanalisiert wird.

Anfang März berichtete die Regionalzeitung Freie Presse, dass diverse Käufer aufgrund mangelhafter Leistung der Kleinwindräder das Geld zurück forderten. „Auf einem Flyer zum Alphacon-Kleinwindrad findet man typische Marketinghülsen, die fachlich nicht haltbar sind“, sagt Jüttemann. Beispielsweise werde angegeben, dass die „Energiekosten sofort deutlich verringert“ werden. Das würde dann zutreffen, wenn die Kosten des eigenen Windstroms geringer als der Strompreis des Verbrauchers sind.

Falsche Fährte

„Hier werden private Hausbesitzer auf eine falsche Fährte gelockt“, sagt der Kleinwindexperte. Eine Verringerung der Energiekosten oder Rendite mittels einer Kleinwindenergieanlage werde für Gewerbebetriebe mit hohem Stromverbrauch und einer entsprechend hohen Anlagenleistung ab fünf Kilowatt möglich, sofern es sich um eine windstarke Lage handelt. Unter günstigen Standortbedingungen könne ein Einfamilienhaus durchaus sinnvoll eine Kleinwindkraftanlage zur Stromversorgung integrieren, aber die Energiekosten können definitiv nicht deutlich verringert werden, weiß Jüttemann. Im Prospekt wird zudem eine „wesentlich höhere Energieausbeute als vergleichbare Windkraftanlagen bedingt durch die Düsenform“ angeführt, erzählt Jüttemann. Aber Angaben in Form einer Leistungskurve und Daten vergleichbarer Windkraftanlagen fehlen. Die wirklich wichtigen Informationen werden im Flyer nicht genannt, kritisiert er. Wie viel Strom produziert die Anlage bei für Wohngebietsstandorten realistischen Windbedingungen? Schließlich wurde die Anlage an Besitzer von Einfamilienhäusern verkauft.

Der Tipp von Patrick Jüttemann: „Bei bestimmten Vertriebspraktiken sollte man als Verbraucher ein gesundes Misstrauen an den Tag legen. Skepsis ist bei Superlativen, Marketinghülsen und pauschalen Versprechungen angebracht.“ Bei allen Kleinwindprojekten sei der wichtigste Erfolgsfaktor eine windstarke Lage. (nhp)