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Markttrends und Innovationen im Photovoltaikbereich

Branche blickt in unsichere Zukunft

Schon im Vorfeld der internationalen Fachmesse Intersolar zeigte sich die Photovoltaikbranche für die Marktentwicklung in Deutschland nur noch verhalten optimistisch. Über 650 registrierte Teilnehmer aus Industrie und Wissenschaft diskutierten auf dem 4. PV Industry Forum in München vor allem über die Auswirkungen der geänderten Förderbedingungen in der Solarnation Deutschland.

EEG-Novelle: Große Herausforderung für die Industrie

Laut der Anfang Juni beschlossenen Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) steigt die Degression der Förderung für Großanlagen ab 100 kW im Jahr 2009 auf 10 % an, was die Rentabilität beim heutigen Preisniveau stark absenkt. Auch für Kleinanlagen erhöht sich die Degression in den nächsten zwei Jahren von fünf auf 8 %. Ab dem Jahr 2011 wird sie dann auf 9 % steigen. Zusätzlich sieht das Gesetz einen Wachstumskorridor vor. 2009 soll dieser zwischen 1000 bis 1500 MW liegen. Für 2010 gelten 1100 MW als untere und 1700 MW als obere Grenze sowie 2011 1200 MW und 1900 MW. Zwar sinkt die Degression des Einspeisetarifs bei Unterschreiten des niedrigeren Wertes um 1 %. Bei einer Überschreitung der Obergrenze wird die Degression dagegen im folgenden Jahr um 1 % angehoben. Gerhard Stryi-Hipp, Geschäftsführer des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), sieht darin jedoch kurzfristig keine entscheidende Größe für die Marktentwicklung. Auf dem PV Industry Forum erklärte Stryi-Hipp gegenüber der SBZ, dass ein Prozentpunkt in einem Jahr nicht bedeutend sei. Dass nun aber die Vergütung innerhalb von vier Jahren um 30 % für Anlagen bis 100 kW und sogar um 33 % für Anlagen über 100 kW sinke, statt der bisherigen 19 %, stelle eine große Herausforderung für die Industrie dar.

Generell sei der BSW-Solar aber froh, dass mit der neuen Gesetzgebung nun endlich klare Regularien geschaffen wurden. Das neue Gesetz lege fest, dass jede neuinstallierte Anlage ab 2009 bei der Bundesnetzagentur registriert werden müsse. So wisse man bereits im vierten Quartal eines Jahres, wie viel Kapazitäten in den ersten neun Monaten des laufenden sowie im letzten Quartal des Vorjahres installiert wurden. Dadurch könne sich die Branche auf eine mögliche Änderung der Förderung zum Jahreswechsel einstellen.

Keine Preisreduktion zu Lasten der Handwerker

Ob die Obergrenze des Korridors von 1500 MW bereits in diesem Jahr erreicht wird, könne man noch nicht sagen. „Das hängt davon ab, wie der Markt im zweiten Halbjahr verläuft. Im Moment ist er in Deutschland noch eher verhalten, da viele Module ins Ausland gehen, weshalb eine Verfügbarkeit für die hohe Nachfrage nicht gegeben ist“, erläuterte Stryi-Hipp. Klar sei jedoch, dass im kommenden Jahr – um die geringere Förderung auszugleichen – nicht etwa von den Installateuren verlangt werden könne, in ihrem Bereich 10 % am Systempreis nachzulassen. Deren Margen seien meist heute schon sehr stark unter Druck.

Nach Meinung des BSW-Solar-Geschäftsführers müsse der Hauptteil der Preisreduktion von den Modulherstellern und deren Vorlieferanten geleistet werden. Die Modulhersteller könnten nach eigener Aussage jedoch bei ihren Zulieferern selbst nicht günstiger einkaufen. Eine Ausnahme bilden nur die Unternehmen, die längerfristige Lieferverträge mit Zellherstellern – wie z.B. Q-Cells – geschlossen haben, in denen dann bereits Preissenkungen entsprechend der Förderabsenkung des EEG vorgesehen sind. „Hierfür müssen die Verträge nicht aufgemacht werden“, bestätigte Anton Milner, Vorstandsvorsitzender der Q-Cells AG. Die entscheidende Frage für Stryi-Hipp im Jahr 2009 sei, ob Module am Weltmarkt im Überfluss vorhanden seien oder nicht. „Wenn Module dann im Ausland zum selben Preis wie in diesem Jahr verkauft werden können, weil die Nachfrage weiterhin größer ist als das Angebot, dann werden die Preise in Deutschland nicht schnell genug sinken. Und dann werden wir einen rückläufigen Markt sehen“, beschrieb Stryi-Hipp ein mögliches Szenario. „Wenn aber – was ja auch auf dem PV Industry Forum angedeutet wurde – tatsächlich ein Überangebot vorhanden ist, dann gehen wir davon aus, dass ein großer Preisdruck entsteht und die Preise so stark sinken, dass der deutsche Markt weiter wächst“, erklärte Stryi-Hipp weiter.

Entwicklung Deutschlands abhängig von internationalen Märkten

Notwendige Kostenreduktionen könnten nicht nur in der kristallinen Technik, sondern auch durch die Weiterentwicklung der Dünnschicht-Technologien erreicht werden. Diese könnten – nach Aussage von Experten – bei dem derzeit stetigen Wachstum in einigen Jahren ein Marktanteil von über 20 % erreichen. Charles Gay, Geschäftsführer der Solar Business Group beim Maschinenbauer Applied Materials, kann sich sogar einen ­Anteil der Dünnschichttechnologie von 50 % vorstellen. Die Kostenreduktionspotenziale seien bei Dünnschicht im Vergleich zu kristalliner PV-Technik deutlich größer, erklärte Gay.

Sinken die Systempreise in gleichem Maße wie die Förderung wird für Stryi-Hipp dann auch der deutsche Markt für Investoren wieder attraktiver und im Umkehrschluss die Überschreitung des im EEG festgelegten Wachstumskorridors wahrscheinlich. „Das hängt entscheidend davon ab, wie stark andere Märkte sich entwickeln werden und wie schnell die Produktionskapazitäten der Solarindustrie steigen“, sagte Stryi-Hipp. Prinzipiell seien die Chancen, aber auch die Risiken auf vielen europäischen sowie auf dem US-amerikanischen Markt sehr groß. Die meisten hätten derzeit jedoch noch Fragezeichen bezüglich ihrer künftigen Gesetzgebung, wie derzeit z.B. in Spanien.

Dass sich der erwartete Preisdruck auf deutsche Photovoltaikunternehmen besonders negativ auswirke, nimmt Stryi-Hipp vorerst nicht an. Die Unternehmen seien im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt und sich bewusst, dass sie nur mit innovativer Technik und hoher Qualität bei sinkenden Kosten konkurrenzfähig sind. Dabei werde auch künftig ein starker Heimatmarkt eine wichtige Basis für den Erfolg sein. Es werde zwar vermutlich Veränderungen in den Marktstrukturen geben, wie z.B. die Übernahme von Unternehmen. Auch eine Umstrukturierung und Konsolidierung des Marktes sind für den Verbandschef wahrscheinlich: „Aber nicht in dem Sinne, dass in größerem Umfang Konkurse zu befürchten sind und die Produktionsbasis in Deutschland verloren geht.“ Dem stimmte auch Charles Gay zu. Um beständig zu sein, müsse etwas eben auch ökonomisch Bestand haben, sagte er in der Diskus­sionsrunde zum PV Industry Forum. Auch Anton Milner, Vorstandsvorsitzender bei Q-Cells, bestätigte, dass es letztlich kein Albtraum sei, aufgekauft zu werden. Denn schließlich wachse die Industrie auch am Wettbewerb.

Neuheiten mit höherer Effizienz und besserem Wirkungsgrad

Zahlreiche Unternehmen nutzten die Messe zur Vorstellung ihrer neuesten Entwicklungen. Auch hierbei stand das viel diskutierte Thema der Kostenreduktion im Vordergrund. So wurde Konzentratorentechnik vor allem für Länder mit einer hohen Sonneneinstrahlung präsentiert. Ebenso gab es gleich mehrere neue Dünnschichtmodule mit verbesserter Effizienz sowie kristalline Module mit einem höheren Wirkungsgrad.

Zusätzlich spielen Optik und Design der Module eine immer größere Rolle. So präsentierte Schott Solar, neben einem neuen Dünnschichtmodul auch kristalline Module mit einer verbesserten Oberflächenstruktur. Diese soll für einen höheren Wirkungsgrad aber auch für ein homogenes, dunkelblaues Erscheinungsbild sorgen. Die chinesische Firma Suntech Power präsentierte sogenannte Black-Label-Photovoltaikmodule für den Einsatz auf Ein- und Mehrfamilienhäusern. Schwarze, monokristalline Solarzellen sitzen auf schwarzem Untergrund in schwarzen Aluminiumrahmen. Auch Suntech weist dabei besonders auf die höhere Effizienz der schwarzen Module gerade bei schwachen Lichtverhältnissen hin.

Neues aus der Wechselrichterbranche stellte hauptsächlich die Anpassung der Geräte an den kontinuierlich steigenden Wirkungsgrad der Solarzellen und Module dar. Kosten­reduktion durch Zeitersparnis hofft IBC Solar durch ein neuartiges Montagesystem zu ermöglichen. Bei der Errichtung einer PV-Anlage mit dem Topfix 200 sollen Installateure, laut Unternehmensangaben, 20 % weniger Zeit benötigen als mit konventionellen Montagesystemen.

PV-Anlagenüberwachung per Bluetooth-Datenübertragung

Erstmalig wurde in diesem Jahr von den ­Organisatoren der Messe in Zusammen­arbeit mit dem BSW-Solar der Intersolar Award vergeben. Einen Award im Bereich Photovoltaik erhielt die SMA Solar Technology AG aus Niestetal für ihren neuen Solarwechselrichter Sunny Boy 5000TL. Hochwertige Wechselrichter seien ein zentraler Bestandteil von Photovoltaikanlagen, doch der SMA sei mit diesem Wechselrichter eine entscheidende Weiterentwicklung gelungen, so das Urteil der Jury. Der Sunny Boy 5000TL biete erstmals eine funkbasierte, vernetzte Anlagen­überwachung per Blue­tooth-Datenübertragung. Er sei das erste Gerät einer neuen Wechselrichtergeneration von SMA.

Eine ebenso lange Erfahrung, allerdings aus der Automobilbranche, nutzt Skytron Energy. Das Berliner Unternehmen erhielt den Intersolar Award 2008 für die Monitoringsysteme PVGuard und StringGuard, die Bestandteile eines Gesamtsystems zur Funktionsüberwachung für PV-Kraftwerke darstellen. Die neuen Messsysteme wurden entwickelt, um dem seit zwei Jahren stark ansteigenden Einsatz von Dünnschicht-Solarmodulen in PV-Großkraftwerken Rechnung zu tragen.

Der dritte Gewinner aus der Photovoltaik­sparte ist die Phoenix Solar AG aus Sulzemoos. Das Unternehmen wurde für sein neuartiges Montagesystem namens Phoenix Power Bridge ausgezeichnet. Das System verfolge eine Kernidee aus dem Brückenbau, nämlich die Kräfte, die auf das Dach wirken, so zu verteilen, dass die Dachsparren nachweislich entlastet werden. Damit entfielen die sonst üblichen Statiknachweise, wobei die Stabilität des Montagegestells und der Erhalt der Dachstatik zu jeder Zeit gewährleistet seien, so das Unternehmen. Mit der Power Bridge könnten nun auch solche Dächer mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, die bislang aufgrund der Statik nicht für eine Montage geeignet waren.

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Unsere Autorin Verena Vorwerk ist Redakteurin beim EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (02 28) 3 69 44 75, Telefax (02 28) 3 69 44 88, E-Mail: v.vorwerk@euro pressedienst.com, https://www.europressedienst.com/

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