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Negative Strompreise werden häufiger

Kohle- und Atomkraftwerke müssen künftig flexibler auf die Ökostromerzeugung reagieren. Sonst kommt es immer häufiger zu negativen Preisen an der Strombörse, besagt eine aktuelle Studie. Folge: Auf die Stromverbraucher kommen weitere Belastungen zu.

An der deutsch-französischen Strombörse EPEX kam es zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 an 97 Stunden zu negativen Strompreisen – mit einem durchschnittlichen Preis von minus 41 Euro je Megawattstunde. Für Stromverbraucher bedeutet das rund 90 Millionen Euro mehr Kosten für die Förderung der Öko-Energien. Eine Hauptursache der negativen Strompreise liegt vor allem in der Inflexibilität der Braunkohle- und Kernkraftwerke, aber auch beim wärmeorientierten Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Diese Anlagen haben trotz des negativen Preissignals von der Börse Strom produziert. Dieser hat gemeinsam mit dem Strom aus den Erneuerbaren Energien zu einem Stromüberschuss geführt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Energy Brainpool im Auftrag von Agora Energiewende.

2022: 1.000 Stunden im Minus

Falls konventionelle Anlagen weiterhin so inflexibel bleiben, werden im Jahr 2022 voraussichtlich an rund 1.000 Stunden im Jahr negative Strompreisen zu verzeichnen sein. Einen Stromüberschuss durch Erneuerbaren hat es demnach noch nie gegeben – zumindest bislang. „Das belegen Produktionswerte der Ökostromanlagen: Selbst in Spitzenstunden wurden nie mehr als 65 Prozent des Strombedarfs in Deutschland aus Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft gedeckt“, sagt Patrick Graichen, Direktor des Denklabors Agora Energiewende mit Sitz in Berlin.

Kohle- und Atomkraftwerke würden, selbst bei wenn sie Verluste erwirtschaften, nicht vom Netz genommen. Die Meiler mit einer Leistung von 20 bis 25 Gigawatt laufen selbst bei sehr niedrigen oder sogar negativen Strompreisen weiter. Laut Studie liegen dafür im Wesentlichen drei Ursachen vor.

Unflexible Kraftwerke brauchen Anreize

Braunkohle- und Kernkraftwerke lassen sich nicht für wenige Stunden ausschalten. Das An- und Abfahren wäre für die Kraftwerksbetreiber teurer als die Inkaufnahme von negativen Strompreisen, bei denen die Kraftwerksbetreiber dann für Strom zahlen. Zudem konnten KWK-Anlagen bislang nicht bei einem Überangebot von Strom vom Netz genommen werden, weil damit die Wärmelieferungen gefährdet würden.

Konventionellen Kraftwerken stellen Systemdienstleistungen wie Regelenergie oder Blindleistung quasi als Nebenprodukte der Stromerzeugung bereit. Etliche Kraftwerke laufen daher aus Gründen der Systemstabilität selbst dann, wenn der von ihnen erzeugte Strom vom Markt gar nicht gebraucht wird, belegt die Studie. Die Systemleistung können zum Teil aber bereits heute von Ökostromanlagen oder künftig von Batterieparks bereitgestellt werden.

Es geht um die Systemfrage: „Die Studie zeigt, dass es höchste Zeit für ein Flexibilitätsgesetz ist“, resümiert Graichen. So könnten Barrieren abgebaut werden. Erneuerbare Energien sollten Systemdienstleistungen übernehmen können oder Stromverbraucher ihren Stromverbrauch an die Produktion, sagt Graichen. „Ohne ein flexibleres Stromsystem drohen an immer mehr Tagen negative Strompreise.“ (Niels H. Petersen)

Die Studie steht hier zum Download zur bereit.