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Solarbranche warnt vor Zubaueinbruch

Der Projektierer Krannich Solar mit Sitz in Weil der Stadt bei Stuttgart sieht den Photovoltaikzubau bei der geplanten Belastung des Eigenverbrauchs gefährdet. Unter diesen Bedingungen würden kaum 1,2 Gigawatt im Jahr  neu gebaut, lautet die Prognose.

Stromverbraucher, die ihren Strom selbst erzeugen, sollen künftig an der Finanzierung beteiligt werden, so viel steht bereits fest. Im Referentenentwurf ist die genaue Höhe des künftigen Beitrags, inwieweit  der Photovoltaik-Eigenverbrauch an der EEG-Umlage beteiligt werden soll, noch offen. Sollte die Abgabe allerdings so kommen werde der Bau neuer Solaranlagen massiv zurückgehen, prophezeit Kurt Krannich, Chef des Solarunternehmens Krannich Solar. „Bundeswirtschaftsminister Gabriels Gesetzentwurf zur EEG-Reform ist ein Frontalangriff auf die Energiewende“, sagt Krannich. Das Papier ziele darauf ab, das EEG zu schwächen und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien auszubremsen.

Belastung des Eigenverbrauchs

Denn neue Photovoltaikanlagen mit mehr als zehn Kilowatt installierter Leistung sollen für den Eigenverbrauch eine Abgabe in Höhe von 70 Prozent der EEG-Umlage bezahlen. Das entspräche derzeit 4,37 Cent pro Kilowattstunde. „Damit sind nach unseren Berechnungen Anlagen in dieser Leistungsklasse nicht mehr wirtschaftlich“, sagt Krannich.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat ausgerechnet, wie sich die von Wirtschafts- und Energieminister Gabriel ins Spiel gebrachte Umlage auf die Photovolatik-Eigenerzeugung bei den privaten Haushalten auswirken würde. Heraus käme eine Entlastung von 75 Cent pro Jahr. Gegenüber photovoltaik erklärt der Energieexperte des VZBV, Holger Krawinkel, warum es keinen Sinn macht, den Eigenverbrauch von Ökostromanlagen mit der EEG-Umlage zu belasten. Er leitet den Geschäftsbereich für Verbraucherpolitik bei der Verbraucherzentrale Bundesverband und ist Mitglied der Geschäftsleitung. „Das wäre so, als würden sie für Ihre selbstgezüchteten Tomaten aus dem Garten eine Abgabe zahlen müssen. Oder Gebühren für einen Komposthaufen, weil sie weniger Abfälle an die kommunale Entsorgung abgeben“, vergleicht Krawinkel.

Hintergrund: Letztes Jahr wurden in Deutschland Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 3,3 Gigawatt PV zugebaut. Davon verfügten 18 Prozent der Anlagen über eine Leistung von weniger als zehn Kilowatt. Das entspricht rund 600 Megawatt. Fazit: Nach der Einschätzung des Projektierers wäre es eine große Überraschung, wenn unter diesen Rahmenbedingungen mehr als 1,2 Gigawatt pro Jahr gebaut würden. Dies bedeutet, dass über die Abgabe auf den Eigenverbrauch eine Begrenzung des Zubaus auf unter 1,2 Gigawatt erfolgen würde.

Schwächung des Mittelstandes

Laut Krannich haben viele Gespräche mit mittelständischen Unternehmen gezeigt, dass die betriebswirtschaftliche Grundlage für Investitionen üblicherweise deren Amortisationszeit ist. Eine Investition in eine neue Produktionsanlage sollte sich üblicherweise nach 3 bis 5 Jahren amortisieren. Darüber hinausgehende Zeiträume würden als höheres Risiko betrachtet. Bei einem Amortisationszeitraum von länger als 15 Jahren werden demnach von mittelständischen Unternehmen so gut wie keine Anlagen mehr gebaut.

Zum 12. März 2014 konnten schriftliche Stellungnahmen beim Ministerium eingereicht werden. Ergebnis: Insgesamt erreichten 148 Stellungnahmen die Regierung. Eine Vielzahl von Verbänden und alle Bundesländer haben Stellung zu den beiden Entwürfen des Ministeriums genommen. Diese werden nun ausgewertet. „Sie bilden die Grundlage für die weiteren Beratungen innerhalb der Bundesregierung, bis die beiden Entwürfe am 8. April im Kabinett beschlossen werden“, erklärt das Wirtschaftsministerium. (Niels H. Petersen)