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Dach + Holz

Ideen für neues Geschäft

Gut besucht waren die Messehallen in Stuttgart. Jede Menge Dachdecker sind zur diesjährigen Dach + Holz gekommen, um sich über die Neuheiten rund ums Dach zu erkundigen. Dabei gab es einen zentralen Schwerpunkt: die Photovoltaik. Es wurde deutlich, dass viele Dachhandwerker die Solarenergie als neues Geschäftsmodell für sich erkennen.

Die Dachdecker werden in Zukunft angesichts der Solarpflicht, die in verschiedenen Bundesländern schon gilt, auch nicht mehr darum herumkommen, sich mit dem Thema Solarenergie zu beschäftigen. „Wir müssen das Dach auf einer ganz anderen Ebene betrachten, als wir es bisher getan haben“, sagt Michael Zimmermann mit Blick auf die Solarisierung der Gebäude. Er ist Dachdecker, Sachverständiger und Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH).

3.500 PV-Manager ausgebildet

Der Verband merkt längst, dass sich die Dachdecker das Thema Photovoltaik zu eigen machen. So bietet der ZVDH seit März 2022 Dachdeckern eine einwöchige Weiterbildung zum PV-Manager an. „Wir haben seither 3.500 PV-Manager ausgebildet“, sagt Zimmermann. Dabei geht es aber vor allem um Marketing und Geschäftsmodelle, die mit der Photovoltaik möglich sind, und weniger um die tatsächliche Installation der Anlage. Denn Haken ans Schrägdach montieren können die Dachdecker.

Mit einer Zusatzausbildung zur elektrotechnisch unterwiesenen Person sind sie sogar in der Lage, die Module auf dem Dach zu verkabeln. Diese Weiterbildung basiert auf einer Kooperation mit dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). Nur der Anschluss an den Wechselrichter und ans Netz bleibt die alleinige Domäne des Elektrohandwerks.

Brücken zwischen Gewerken bauen

Dabei geht es nicht darum, den Elektrikern etwas wegzunehmen, betont Michael Zimmermann. „Wichtig ist vielmehr, dass das Handwerk die Stärken der einzelnen Gewerke bündelt“, erklärt er. „Wir bauen Brücken und Synergieeffekte aus. Das ist unsere Stärke im Handwerk, die Stärke von 15.000 Dachdecker- und 50.000 Elektrohandwerksbetrieben.“

Die Branche befindet sich aber immer noch am Anfang und für viele Dachdecker ist die Photovoltaik weiterhin Neuland, betont Zimmermann. Sie müssen mit neuen Produkten arbeiten. Es sind Produkte, die aber auch mit dem Fachregelwerk des Dachdeckerhandwerks nicht immer konform sind. „Vor allem haben wir dachintegrierte Lösungen, die noch sehr neu sind. Das sind innovative Systeme, die sich gerade in den letzten Jahren in einer rasenden Geschwindigkeit weiterentwickelt haben. Sie entsprechen aber nicht immer den anerkannten Regeln des Dachdeckerhandwerks.“

Mit der innovativen Materialgarantie will der ZVDH den Dachdeckern den Weg auf neues ­Terrain ebnen.

Foto: Velka Botička

Mit der innovativen Materialgarantie will der ZVDH den Dachdeckern den Weg auf neues ­Terrain ebnen.

Sicherheit für Dachdecker

Um die Lücke für diese Systeme zu den Fachregeln der Dachdecker zu schließen, hat der ZVDH eine innovative Materialgarantie ins Leben gerufen. „Sie gibt den Herstellern die Möglichkeit, eine Art Zertifizierung zu erreichen“, beschreibt Zimmermann. „Wir als Verband prüfen die Verlegeanleitung und die Datenblätter. Wir prüfen aber auch den Nachweis als harte Bedachung, also den Brandschutz und weitere Einzelheiten. Wenn das Produkt alle Voraussetzungen erfüllt und der Hersteller eine Material- und Haltbarkeitsgarantie bei uns hinterlegt, die über die gesetzliche Gewährleistung hinausgeht, bekommt das Produkt das Zertifikat einer innovativen Materialgarantie.“

Damit will der ZVDH den Dachdeckern, den Fachhändlern und auch den Endkunden eine gewisse Sicherheit geben, dass die Systeme als Dacheindeckung auch funktionieren und es einen Ansprechpartner bei Problemen gibt. Auf der Messe hat auch schon Ennogie als erster Hersteller ein solches Zertifikat der innovativen Materialgarantie bekommen. Mit dem Zertifikat will der ZVDH auch Geschwindigkeit in den Ausbau der Photovoltaik auf deutschen Dächern bekommen, ohne die Sicherheit und die Qualität zu vernachlässigen.

Dachziegel für Denkmalschutz

Auch die Hersteller legen viel Wert auf die Zusammenarbeit mit Dachdeckern, wie bei Gesprächen auf den Ständen immer wieder zu erfahren war. Denn es gibt originäre Dinge, die nur der Dachdecker als Fachmann machen darf und sollte, weil es um Dichtigkeit der Dachhaut geht. So suchen unter anderem Anbieter von dachintegrierten Systemen den direkten Draht zum Dachdecker und haben ihre Lösungen auf der Dach + Holz gezeigt.

So hat der Dachziegelhersteller Creaton sein dachintegriertes System um eine Version für den Denkmalschutz erweitert. Denn sowohl das Indachmodul als auch den Solarziegel von Creaton gibt es nun auch in einer terracotta­farbenen Variante.

Wenn es um den Bau von Anlagen mit Dachdurchdringung geht, ist der Dachdecker als Fachmann gefragt.

Foto: Velka Botička

Wenn es um den Bau von Anlagen mit Dachdurchdringung geht, ist der Dachdecker als Fachmann gefragt.

Einzelziegel für bessere Dachnutzung

Eine ziegelrote Variante seiner solaren Dachziegel hat auch Nelskamp gezeigt. Neben den bisherigen Dachelementen, die die Breite mehrerer Dachziegel abdecken, hat das Unternehmen jetzt auch einen solaren Einzelziegel vorgestellt, den Planum-Generon. Er verursacht zwar im Vergleich zu den größeren Dachelementen einen höheren Montageaufwand und hat eine etwas geringere Leistung. Dafür ersetzt der Planum-Generon aber einen einzelnen Planum-Dachziegel.

Jeder einzelne Dachziegel hat eine Bypassdiode. So wird verhindert, dass Verschattungen auf dem Dach zu größeren Leistungsverlusten führen. Dadurch kann der Dachdecker die Fläche besser auszunutzen. Das ist vor allem bei Dächern mit sehr vielen Auf- und Einbauten oder bei sehr zerklüfteten Dächern von Vorteil. Außerdem hat der Planum-Generon auch die gleiche Seitenfalz, die gleiche Aufhängenase und die gleiche variable Decklänge wie der normale Dachstein. Das vereinfacht die Installation.

Modul eingefalzt

Eine ganz besondere dachintegrierte Lösung hat Roofit entwickelt. Das estnische Unternehmen hat ein Solarelement für Stehfalzdächer im Sortiment. Es ist auf einer eigenen Metallplatte befestigt, die zusammen mit der eigentlichen Dacheindeckung verfalzt wird.

Damit kann der Handwerker die gesamte Lösung wie ein ganz normales Falzdach verlegen, muss nur zusätzlich die einzelnen Module auflegen und miteinander verkabeln. Da die Solarelemente direkt auf dem Metalldachpaneel aufgebracht sind, erreicht das System die höchste Brandschutzklasse A1.

Auf Trapezblech geklemmt

Ebenfalls fürs Trapezmetalldach hat Maas Profile ein System gezeigt, das zwar mit Klemmen befestigt wird, aber ohne Dachdurchdringung auskommt. Dazu stellt Maas das Trapezblech mit einem Schwalbenschwanzprofil her. Das ist ein Profil, bei dem sich die Hochsicke von oben nach unten verjüngt. ­Dadurch entsteht ein umgedrehtes Trapez, über das eine entgegengesetzt geformte Klemme geschoben wird. Diese wird quer mit einer Schraube an das Schwalbenschwanzprofil gedrückt, sodass eine feste Klemmverbindung entsteht. Auf dem Profil kann dann mittels Hammerkopfschraube eine Modulklemme befestigt werden, die das Solarpaneel fixiert.

Der Dämmsystemhersteller Romanowski nutzt diese Lösung ebenfalls für sein neues PIR-Dachpaneel RD. Mit dem neuen Sandwichpaneel können Dachdecker auch gedämmte Trapezblechdächer einfach und komplett ohne Dachdurchdringung herstellen.

Klemme für Rundfalz

Ein System für Rundfalzdächer ohne Durchdringung hat Zambelli vorgestellt. Basis sind zwei Bleche mit jeweils einer Rundung an einer Seite, die zusammengesetzt eine Klemme ergeben. Diese beiden Bleche werden links und rechts auf die Rundfalz gesetzt und mit zwei Schrauben verbunden. Dadurch werden sie an das Falzblech gedrückt.

Die Klemmen sind mit einer Aussparung versehen. In diese werden quer zum Dach die Montageschienen geschoben, an die wiederum Modulklemmen angeschraubt werden können. Da sich die Schienen in den Solarhaltern bewegen können, ist die Solaranlage thermisch vom Dach entkoppelt.

Risiko Dachdurchdringung

Während beim Blechdach die Dachdurchdringung möglichst verhindert werden soll, ist sie auf dem Flachdach allerdings immer öfter nicht zu vermeiden. Dort, wo die Traglastreserve des Daches oder der Dämmung für die Solaranlage mit zusätzlicher Ballastierung nicht ausreicht, ist die Anbindung an das Dach oft die letzte Möglichkeit, eine Solaranlage zu installieren.

Das ist immer eine Aufgabe für einen Dachdecker. „Das Flachdach ist etwas für Experten. Denn die verschiedenen Risiken sind hier um ein Vielfaches höher als bei einem Ziegeldach“, betont Michael Zimmermann vom ZVDH. „Gerade bei der Kombination von Flachdach mit Photovoltaik gibt es einiges zu beachten: Alter des Daches, Haltbarkeit der Abdichtung, Druckbelastbarkeit, Brandschutz, Blitzschutz und so weiter. Außerdem gibt es im Flachdachbereich auch andere Bauvorschriften, die weit über das normale Wohnungsbaurecht hinausgehen. In der Regel kommen zusätzlich die Industriebaurichtlinie oder die Beherbergungsstättenrichtlinie hinzu, die grade im Bereich Brandschutz höhere Anforderungen stellen.“

Mit Scheibe verdichtet

Wenn dann noch eine Dachdurchdringung hinzukommt, muss der Dachdecker sicherstellen, dass alles wieder dicht wird. Die Produkte dafür sind vorhanden. So hat der Dachzubehörhersteller BST auf der Dach + Holz den Solarbefestiger SB2 auf seinem Stand vorgestellt. Dies ist eine Lösung für den Bau von Flachdachanlagen, bei der das Montagesystem mit Dachdurchdringung befestigt wird. Dazu nutzt BST eine Dichtungsscheibe. Dies ist ein runder Adapter aus PVC, der mit einem Gewindebolzen versehen ist.

Nachdem der Monteur eine Nahtversiegelungspaste auf die Dachhaut aufgetragen hat, treibt er mit einem speziellen Aufsatz für den Akkuschrauber den Gewindebolzen durch die Dachhaut, bis die Dichtungsscheibe auf der Dachhaut aufliegt. Diese wird durch die Nahtversiegelungspaste dichtend auf das Dach geklebt. An den Gewindebolzen wird danach das eigentliche Montagesystem befestigt.

Universelle Dachdurchdringung aus Dänemark

Ein universelles System für die Anbindung von Solaranlagen mit Dachdurchdringung hat Fixnordic vorgestellt. Es besteht aus einer Konsole, in die eine Manschette für die Dachversiegelung integriert ist. Der dänische Hersteller nutzt für diese Manschette das gleiche Material, das auch für die Dacheindeckung verwendet wurde. So ist sichergestellt, dass nach dem Verschweißen keine chemischen Reaktionen zwischen Manschette und Dachhaut stattfinden. Auf der Konsole wiederum können dann viele gängige Montagesysteme angebunden werden.

Alwitra hat auf der Dach + Holz seine Solarbefestigung Evatec vorgestellt. Diese besteht aus zwei Blechen, die so geformt sind, dass unter ihnen ein Hohlraum entsteht, der mit Dämmmaterial gefüllt ist. Diese beiden Bleche werden miteinander über dem Hohlraum verschraubt. So berühren die Schrauben die Dachhaut nicht. Das untere Bleich wird mit langen Schrauben durch die Dachhaut direkt an der Tragkonstruktion des Daches befestigt.

Auf dem Blechdach beugt die durchdringungsfreie Montage wie hier mittels Schwalbenschwanzprofil späteren Schäden vor.

Foto: Velka Botička

Auf dem Blechdach beugt die durchdringungsfreie Montage wie hier mittels Schwalbenschwanzprofil späteren Schäden vor.

Lasten verteilen

Zwischen den beiden Blechen ist noch eine Kunststoffmanschette, deren Material zu den Evalon- und Evalastic-Dachbahnen von Alwitra passt. Diese Kunststoffmanschette wird mit den Dachbahnen verschweißt. Auf diese Weise wird das Dach wieder dicht. Auf dem oberen Blech ist eine Halterung für Solarmodule angebracht. Da das System direkt an die Tragschicht des Daches geschraubt wird, werden die Lasten auch direkt in diese Konstruktion eingeleitet und nicht in die Dämmschicht. Dies erhöht die Lebensdauer des Daches.

Wenn die eigentliche Dachkonstruktion die Solaranlage tragen würde, die Dämmschicht aber nicht, besteht noch die Möglichkeit, die Lasten gleichmäßiger zu verteilen. Eine solche Lastverteilschicht hat sich Rockwool ausgedacht. Die Solarrock ist eine begehbare Steinwoll-Dämmplatte mit einer faserverstärkten Beschichtung. Diese wird auf die eigentliche Dämmschicht aufgelegt und darauf kann wiederum die Solaranlage gestellt werden.

Die Solarrock erreicht mit der glasfaserverstärkten Beschichtung eine hohe Punktbelastbarkeit. Sie ist zugelassen für Lasten zwischen 40 und 100 Kilonewton pro Quadratmeter. Sie muss natürlich nur dort aufgebraucht werden, wo die Solaranlage inklusive der Ballastierung tatsächlich die Belastbarkeit der Dämmschicht übersteigt. Ratsam ist, sie aber auf jeden Fall in den Bereichen auszulegen, in denen sich die Wartungsgänge befinden.

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