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Blaupause in Gold

Der neue Standort von Delta Electronics liegt auf dem Automotive Campus in Helmond, etwas östlich von Eindhoven in den Niederlanden. Das Gebäude wird künftig als Maßstab und Orientierung für weitere Gebäude dienen. Es ist ein Demonstrationsprojekt für innovative Anwendungen im Bereich der Gebäudeautomatisierung und des Energiemanagements. Neben dem Eingangsbereich gibt es extra einen Ausstellungsraum, in dem Produkte und Lösungen aus dem Portfolio der Gebäudeautomatisierung, erneuerbaren Energien und Ladetechnik für Elektrofahrzeuge gezeigt werden. Diese wurden auch im Gebäude selbst eingesetzt.

4.050 Quadratmeter für 150 Mitarbeiter

Die Grundfläche des Gebäudes misst 4.050 Quadratmeter und bietet Platz für bis zu 150 Mitarbeiter. Auch aufgrund der aktuellen Coronamaßnahmen arbeiten bisher nur rund 50 Kollegen im Gebäude. Die Lage auf dem Automotive Campus ist dabei kein Zufall: Er ist ein Hotspot für technologische Innovationen in den Niederlanden. In Helmond steht nun die Basisstation für Forschung und Entwicklung für Automobiltechnik, industrielle Stromversorgung und industrielle Automatisierung sowie deren Vertrieb in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Der Standort verfügt auch über eigene Service- und Testeinrichtungen.

Delta wurde bereits 1971 gegründet und verfügt über ein breites Portfolio an intelligenten, energiesparenden Systemen und Lösungen. Die Kernkompetenz liegt in effizienter Leistungselektronik. Der Konzern mit Hauptsitz in Taiwan verfügt über fast 200 Standorte auf fünf Kontinenten. Der neue Standort in den Niederlanden erfüllt sehr strenge Anforderungen an das Umweltdesign. Der Konzern hat dafür das LEED-Zertifikat in Gold erhalten.

Es stehen DC- und AC-Ladegeräte für die Mitarbeiter und Besucher bereit.

Foto: Delta

Es stehen DC- und AC-Ladegeräte für die Mitarbeiter und Besucher bereit.

Bis 2030 vollständig mit Ökostrom

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind bereits seit Jahren tief in der DNA von Delta verankert: Der Konzern hat sich im Rahmen von RE100 verpflichtet, bis 2030 vollständig mit Ökostrom zu arbeiten. Deltas eigenes Energiemanagement stellt dabei sicher, dass die Infrastruktur effizient arbeitet und einfach zu verwalten ist. Das neue Gebäude in Helmond ist damit eine Blaupause für bestehende und zukünftig geplante Gebäude.

Das Kürzel LEED steht neudeutsch für „Leadership in Energy and Environmental Design“. Das internationale Zertifikat belegt durch unabhängige Dritte, dass ein Gebäude auf umweltfreundliche Art gebaut und entworfen wurde. Mithilfe eines Bewertungssystems werden Punkte erworben, je nachdem wie gut verschiedene Nachhaltigkeitsstrategien geplant und umgesetzt werden. Das Gebäude in Helmond hat immerhin 62 von 110 Punkten bekommen – der Goldstandard. Darüber gibt es nur noch den Platinstandard, der ab 80 Punkten beginnt.

Bislang produziert Delta im Gebäude sogar mehr Energie, als verbraucht wird: Die Grafik zeigt den Verbrauch im Vergleich zur Stromernte vom Dach in den ersten elf Tagen im Oktober 2022. Im betrachteten Zeitraum wurden 1.726,5 Kilowattstunden erzeugt. Falls mal kein Solarstrom vom Dach kommt, weil es draußen schon dunkel ist, hat Delta einen Stromabnahmevertrag (neudeutsch mit PPA abgekürzt) mit einem Windpark unterschrieben, sodass auch heute schon vollständig nur mit Ökostrom produziert wird. Der überschüssige Strom vom Dach hingegen wird für eine vereinbarte Vergütung ins Netz eingespeist. Das Gebäude selbst spart momentan 55 Prozent der Energiekosten im Vergleich zu einem herkömmlichen Gebäude ein.

Solarstrom auch für die Wärme

Zudem ist auch eine große Wärmepumpe installiert. Diese liefert eine Wärmeleistung von 360 Kilowatt und eine Kälteleistung in ähnlicher Größenordnung. Aber nicht nur das.

Vor allem im Sommer liefert die Wärmepumpe auch Kühlung, um eine angenehme Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Energieverbrauch und die Betriebskosten für eine Klimatisierung sind so geringer als mit einer herkömmlichen Klimaanlage, bei der Verdampfer und Kondensator dauerhaft genutzt werden. Die abgeführte Wärme geht zudem nicht verloren, sondern kann etwa zur Warmwasserbereitung genutzt werden. Das bringt zusätzliche Kostenersparnisse.

Techniker haben zwei Wechselrichter M70A mit einer Leistungsdichte von 750 Kilowatt pro Kubikmeter installiert.

Foto: Delta

Techniker haben zwei Wechselrichter M70A mit einer Leistungsdichte von 750 Kilowatt pro Kubikmeter installiert.

Solar in Ost-West-Ausrichtung

Insgesamt 360 Photovoltaikmodule mit je 370 Watt des Herstellers Autarco mit Sitz in Eindhoven haben die Installateure auf dem Dach montiert. Die Solaranlage liefert also 133 Kilowatt. Die jährliche Solarstromerzeugung wird auf 103 Megawattstunden geschätzt. Die Solaranlage ist der einzige Energieträger, Erdgas wird nicht verwendet. Denn die gesamte Energieversorgung ist auf Strom ausgelegt.

Das Montagesystem von Autarco ist in Ost-West-Richtung mit einer Neigung von 20 Grad montiert. Das erhöht die Stromernte. Denn Photovoltaikanlagen auf Flachdächern, die in Ost-West-Ausrichtung installiert werden, nutzen die Dachfläche wird besser aus, da die Module ohne Reihenabstände flach aufgeständert werden. Beide Seiten verschatten sich zudem nicht gegenseitig und die Windlast ist geringer. Zwar bleiben dadurch Spitzenerträge zur Mittagszeit aus. Doch beginnt die Anlage früher mit der Stromproduktion und liefert bis in die Nachmittagsstunden Erträge. Damit liefert das Solarsystem gleichmäßiger über den Tag verteilt Strom als Südanlagen. Und das erhöht die Quote für den Eigenverbrauch.

Die Wechselrichter kommen aus dem eigenen Haus: Die Techniker haben zwei Mal den M70A installiert. Der Stringwechselrichter eignet sich besonders für größere Aufdachanlagen im Gewerbe. Die Leistungsdichte des M70A liegt bei 750 Kilowatt pro Kubikmeter (bei 400 Volt).

Umrichter mit sechs MPP-Trackern

Die sechs MPP-Tracker haben je drei Paar Steckverbindungen und bieten so mehr Flexibilität zum Anordnen der Modulreihen. So werden auch eventuelle Nachteile von Verschattungen ausgeglichen. Ein Vorteil: Werden zwei Strings pro DC-Eingang angeschlossen, müssen bei dem Gerät keine externen Trennschalter oder Stringsicherungen installiert werden. Die Kommunikation beim M70A erfolgt sowohl über eine RS485-Schnittstelle als auch über eine WLAN-Anbindung.

Mit Enteliweb von der eigenen Tochter Delta-Controls überwacht ein zentrales Energiemanagement alle Energieflüsse in Echtzeit sowie das gesamte Gebäudemanagement. Zudem helfen Sensoren und Steuerungen von Loytec und Delta Controls (beides Unternehmen der Delta-Gruppe), Heizung, Lüftung, Klimatechnik sowie Beleuchtungssysteme automatisch an die Anzahl der Personen in bestimmten Bereichen des Gebäudes anzupassen.

E-Mobilität: AC- und DC-Laden

Aber das ist noch nicht alles: Die Raumluftqualität wird ebenso automatisch kontrolliert, wie der Zugang zum Gebäude mithilfe von Fisheye-Netzwerkkameras sowie Kameras zur Personenzählung überwacht wird. Im Parkbereich sind außerdem ein Kennzeichenerkennungssystem und LED-Straßenlaternen von Delta für optimale Sicherheit installiert. Sowohl Besucher als auch Mitarbeiter können ihre Elektrofahrzeuge mit Deltas eigenen schnellen DC- und AC-Ladegeräten für Elektrofahrzeuge aufladen. Die Ladeinfrastruktur nutzt den Solarstrom vom Dach. Hier sind zwei verschiedene Typen von Wallboxen installiert: viermal die AC Max Smart sowie zweimal eine DC-Wallbox mit 25 Kilowatt Leistung. Die Wallbax AC Max Smart ist auf Vielseitigkeit ausgelegt. Und sie erfüllt mehrere Sicherheitsaspekte: Sie verfügt sowohl über eine integrierte DC-Fehlerstromerkennung, die bei sechs Milliampere den Ladevorgang abschaltet, als auch über einen integrierten Fehlerstrom-Schutzschalter vom Typ A. Geladen wird mit einem Typ-2-Ladestecker. Bei der DC-Wallbox wird mit einem Wirkungsgrad von 94 Prozent über einen CCS- oder Chademo-Stecker geladen.

Einfach via RFID autorisieren

Die Mitarbeiter und Besucher von Delta können sich bei beiden Modellen via RFID autorisieren. Ladevorgänge können einfach per Smartphone oder Tablet gesteuert und überwacht werden. Zweifelsohne bietet der Parkplatz noch die Option einer späteren solaren Überdachung. Ebenso wie ein Speichersystem künftig hinzukommen soll.

Mit dem Bau in Helmond hat der Konzern nun weltweit 32 umweltfreundliche Gebäude errichtet. Zusammen mit der Europa-Zentrale in Hoofddorp soll der neue Standort eine Schlüsselrolle beim weiteren Wachstum spielen. Die Mitarbeiter in Helmond haben dafür die besten Bedingungen.  

Die Grafik zeigt den Verbrauch im Vergleich zur Stromernte vom Dach in den ersten elf Tagen im Oktober 2022. Im betrachteten Zeitraum wurden 1.726,5 Kilowattstunden erzeugt.

Foto: Delta

Die Grafik zeigt den Verbrauch im Vergleich zur Stromernte vom Dach in den ersten elf Tagen im Oktober 2022. Im betrachteten Zeitraum wurden 1.726,5 Kilowattstunden erzeugt.

Der Autor

Andy Joseph
ist Ingenieur für Gebäudetechnik und arbeitet seit vier Jahren bei Delta in den Niederlanden. Er hat das Energiemanagement im neuen Gebäude in Helmond geplant und umgesetzt.

Foto: Delta

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