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Eigenverbrauchsanlage ohne Netzanschluss eingeweiht

Das Photovoltaikunternehmen Endreß & Widmann hat sich eine neue Firmenzentrale gebaut. Sie wird komplett mit erneuerbaren Energien betrieben und kommt ohne Netzanschluss aus. Damit nutzt das Unternehmen eine Möglichkeit, die EEG-Umlage auf selbst verbrauchten Solarstrom zu umgehen.

Das Photovoltaikunternehmen Endeß & Widmann im schwäbischen Neuenstadt am Kocher versorgt sich in Zukunft komplett selbst mit Strom und Wärme. Die neue Energiefabrik, die das Installationsunternehmen selbst konzipiert hat, kommt vollständig ohne Anschluss an das öffentliche Stromnetz aus und nutzt ausschließlich erneuerbare Energien. Dazu hat sich das Unternehmen eine Photovoltaikanlage in die Fassade gebaut, die immerhin 112 Kilowatt leistet. Um eine möglichst konstante Stromversorgung aus der Solaranlage zu gewährleisten, sind die Anlagen in unterschiedliche Himmelsrichtungen ausgerichtet. Sie versorgen zusammen mit einem 400-Kilowattstunden-Speicher das Gebäude immerhin zu 80 Prozent mit Strom. Die Komponenten hat der Bauherr bei IBC Solar in Bad Staffelstein geordert.

Die restlichen 20 Prozent liefert ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk. Dieses leistet 40 Kilowatt und wird dann eingesetzt, wenn Solaranlage und Stromspeicher nicht genügend Energie liefern. Es übernimmt dann auch die Wärmeversorgung der 350 Quadratmeter großen Werkstatt und der 600 Quadratmeter großen Bürofläche. Wenn Solar- oder Batteriestrom zur Verfügung steht, heizen oder kühlen mehrere Wärmepumpen das Gebäude. „Büros mit hohen Raumtemperaturen gehören damit der Vergangenheit an“, betont das Unternehmen. „Gerade im Sommer, wenn Kühlung benötigt wird, scheint die Sonne besonders  intensiv und versorgt so die Wärmepumpe.“

Energiezentrale ist das Herzstück

Insgesamt neun Monate haben die Installateure gebraucht, um das gesamte Gebäude inklusive der Energieversorgung aufzubauen. Das Herzstück der völlig autarken Energiefabrik ist dabei eine komplette Energiezentrale, die in einem 30-Quadratmeter-Raum im Erdgeschss untergebracht ist. „Die Motivation für den Bau der Energiefabrik liegt in der unsäglichen Diskussion um die Machbarkeit und die Finanzierung der Energiewende“, sagt Bauherr und Solarteur Friedhelm Widmann. „Ich wollte zeigen, dass wir schon im Jahr 2014 in der Lage sind, eine stabile und wirtschaftlich interessante Energieversorgung zu realisieren, welche ausschließlich auf erneuerbaren Energien basiert. Die Energiefabrik zeigt schon jetzt eine Möglichkeit, wie Deutschland im Jahr 2050 einzig und allein mit erneuerbaren Energien versorgt wird.“ Der Diplomingenieur hat ausgerechnet, dass er mit den Anlagen je nach Erzeugungsform, mit dauerhaft niedrigen Preisen zwischen sechs und 20 Cent pro Kilowattstunde rechnen kann. Deutlich weniger, als jeder Energieversorger verlangt. Zudem ist der Bau von großen Eigenverbrauchsanlagen ohne Netzanschluss eine Möglichkeit, wie das Unternehmen die EEG-Umlage auf selbst verbrauchten Solarstrom umgehen kann.

Eigene Software steuert das System

Bei der Nutzung der Energie geht die Energiefabrik aber noch einen entscheidenden Schritt weiter. Über drei Elektrotankstellen werden die firmeneigenen Elektrofahrzeuge vor Ort geladen. Damit kommt das Unternehmen auf unschlagbare 85 Cent für 100 Kilometer. Der klassische Benzinbetrieb schlage hingegen mit satten neun Euro zu Buche, betont Widmann.

Die Abstimmung zwischen Erzeugern und Verbrauchern erfolgt über eine eigens entwickelte Software. Sie greift auf eine Wettervorhersage über drei Tage zu, errechnet daraus den Wärme- beziehungsweise Kühlbedarf für das Gebäude und managt die variable Gestaltung der Raumtemperaturen, die Nutzung von abschaltbaren Verbrauchern, die optimierte Beladung der Elektroautos sowie die Stabilisierung des autarken Stromnetzes. (su)