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Solarschüsseln für Afrika

Tor!, schallt es durch die mondbeschienene Steppe. Tor! Ein kleines Dorf mitten in der Savanne von Benin: Eine Gruppe Menschen verfolgt begeistert jeden Pass ihrer Mannschaft und buht gebührend jedes Foul aus. Aber halt! Eigentlich geht das doch nicht. In dieser Gegend gibt es überhaupt keinen Strom. Kein Generator knattert, und doch läuft der Fernseher. Dabei sind auf den Hütten nicht einmal Solarmodule zu sehen. Dafür aber eine große Satellitenschüssel. Die sieht nur auf den ersten Blick ganz normal aus. Wer genau hinsieht, erkennt, dass dort, wo eigentlich der Empfänger hingehört, eine Solarzelle sitzt, und erst knapp daneben der Receiver.

Mit einer reflektierenden Beschichtung versehen, sind Parabolantennen wie gemacht dafür, Sonnenlicht auf Solarzellen zu bündeln. Einen Prototyp gibt es auch bereits. Die Idee hatte Oliver Mayer auf einer seiner Reisen durch Afrika. Allerdings stand der Fußball dabei nicht an erster Stelle: „Ich war fasziniert von den Schulen dort“, sagt der habilitierte Ingenieur, der heute die Forschung an solaren Energiesystemen bei GE Global Research leitet. „Die Kinder gehen jeden Tag mehrere Kilometer barfuß, um lernen zu können.“ Häufig gibt es nicht einmal eine überdachte Hütte für den Unterricht, geschweige denn Strom. Die Kinder sitzen oft stundenlang auf der nackten Erde. Bei diesem Bild dachte Mayer an die Heimat und die Zeiten, als das Bayernkolleg noch Unterricht im Fernsehen ausstrahlte. Per Satellit könnten solche Sendungen auch abgelegene Gegenden erreichen, wo Kinder keinen Zugang haben zu Chemiebaukästen oder Englischstunden.

Von der Kneipe ins Klassenzimmer

Aber die Dorfgemeinschaften haben kaum finanzielle Mittel für den Unterricht. Wie könnte es trotzdem gehen, fragte sich der Professor, und dachte an die „Dorfkneipen“. Orte, wo die Menschen gemeinsam trinken und reden, hat Mayer überall gesehen. Zusammen Fußball zu schauen ist eine kollektive Leidenschaft, in allen Ländern der Welt. Das könnte die Menschen motivieren, doch die notwendigen Mittel aufzubringen. „Tagsüber könnte man mit der Satelliten schüssel Strom gewinnen und sie abends zum Fernsehen nutzen“, sagt Mayer. Beides auf einmal geht nicht. Denn bei der konzentrierenden Photovoltaik muss sich das System nach dem Stand der Sonne ausrichten, das stört den Satellitenempfang. Aber das Prinzip funktioniert. Für seine Diplomarbeit hat Stephan Parzinger von der TU München eine Parabolantenne mit reflektierender Folie beschichtet und eine Solarzelle anstelle des Satellitenempfängers in ihren Fokus gesetzt. Tatsächlich kann der Receiver die Signale aus dem All umsetzen, auch wenn er ein Stück versetzt wird.

Laut Mayer könnte das System genügend Strom produzieren, um einen Fernseher zu versorgen. Aber wohl nur, wenn in die 1,3 Quadratmeter große Schüssel eine Hochleistungssolarzelle eingesetzt wird. Die 243 Quadratzentimeter große polykristalline Zelle mit einem Wirkungsgrad von 16 Prozent, die Parzinger verwendet hat, wird es nicht schaffen. Sie bringt eine Leistung von 2,5 Watt. Selbst energiesparende Fernseher verbrauchen das 25-Fache. Zu kompliziert findet Mayer seine Erfindung nicht: „In dem Receiver ist bereits eine Steuerung. Und es gibt viele Satellitenschüsseln, die einen Motor mit Tracker darin haben.“ Mayer wollte in erster Linie die Machbarkeit prüfen und verschiedene Funktionen verknüpfen: „Solarmodule sind seit 20 Jahren etabliert, jetzt wird die Suche nach Doppelnutzungen interessant.“ Zu kaufen geben wird es die Solarschüssel nicht. Aber vielleicht findet die Idee trotzdem Verbreitung. Und wenn ein Dorf sich so ein Kombi-Modell anschafft, sollte pro Tag auch eine Stunde Bildungsfernsehen für die Kinder drin sein.

Britta Danger

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