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“Der Boom fängt jetzt erst an“

Wie bewerten Sie das Geschäft in Deutschland mit Solarparks, die mehr als ein Megawatt leisten?

Georg Schmiedel: Prinzipiell positiv. Wir führen erste Gespräche mit Unternehmern, die den Strom selbst nutzen wollen. Dabei geht es um große Dächer und Anlagen auf der freien Fläche. Sie rechnen sich besser als mit der Einspeisevergütung. Ein Beispiel ist eine produzierende Firma in unserer Region, die für jede Kilowattstunde 12,7 Eurocent zahlen muss, inklusive EEG-Umlage. Wir bieten eine ökonomische und ökologische Alternative, um die Stromkosten nachhaltig und inflationssicher zu senken.

Was meinen Sie mit inflationssicher?

Die Einspeisevergütung war auf 20 Jahre festgelegt, damit konnte man die Inflation nicht abfedern. Richtet sich die Solarinvestition künftig nur noch nach dem Strompreis des regionalen Energieversorgers, ist die Sicherheit gegen die Inflation automatisch gewährleistet. Denn jede Strompreiserhöhung macht diese Investition noch rentabler.

Wie werden diese Investitionen finanziert?

Wie üblicherweise bei Unternehmen: durch die Bonität des Auftraggebers. Sie wird durch Banken abgesichert, ähnlich wie bei Immobilien oder Maschinen. Statt der Amortisation durch die Einspeisung zu festen Abnahmepreisen geht es um die Amortisation durch den eingesparten Stromkauf. Um es vorwegzunehmen: Der Return on Investment wird in einer Spanne von mehr als zehn Jahren erzielt.

Welche Geschäftsmodelle könnten die Stromerzeugung für den Eigenverbrauch unterstützen?

Wenn ich beispielsweise einen Investor finde, der den Park betreibt und den Solarpark an das Unternehmen vermietet, produziert das Unternehmen seinen eigenen Strom. Es hat aber nicht das finanzielle und technische Risiko, die im Bau der Anlage stecken. Außerdem wird die Firma, die den Solarpark errichtet, als Energieversorger besteuert. Mit Direktinvestition und Vermietung werden die Megawattparks auch auf dem Ackerland wiederkommen. Da bin ich sehr optimistisch.

Brauchen wir das Erneuerbare-Energien-Gesetz eigentlich noch?

Wir müssen, so schnell es geht, weg von der Einspeisevergütung. In einem neuen EEG könnte man dezentrale Generatoren von den Netzgebühren befreien. Sie würden dann sehr lukrativ. Man spart den Netzausbau und nutzt die Megawattparks, um eine dezentrale Energieversorgung aufzubauen. Immerhin können wir die Kilowattstunde Sonnenstrom schon für zehn Eurocent produzieren. Ob neun Cent möglich sind, hängt von der Preisentwicklung bei den Solarmodulen ab.

Wie wirken sich die Strafzölle für chinesische Solarmodule aus?

Die Strafzölle haben uns von 45 Cent pro Watt auf 56 Cent zurückgeworfen. Dadurch werden die Module um 110 Euro je Kilowatt teurer. Für die Unternehmen der Photovoltaikbranche ist es katastrophal, wie die Politik alle drei Monate in unser Geschäft eingreift. Wir müssen endlich vom bisherigen Erneuerbare-Energien-Gesetz wegkommen und einen wirklich freien Energiemarkt schaffen. Wenn der Markt wieder 45 Cent je Watt für die Module erreicht, halte ich neun Cent je Kilowattstunde Solarstrom für möglich. Ab Anlagen mit mehr als zehn Megawatt sind die Preise und Kosten etwa gleich.

Welche Module verbauen Sie in den Photovoltaikprojekten von F&S Solar?

Bisher haben wir chinesische Module verwendet. In diesem Jahr bauen wir daneben mit polykristallinen Modulen von Centrosolar, Solarworld und Conergy. Im Spätsommer haben wir im Großanlagengeschäft auch für die deutschen Module marktfähige Preise bekommen.

Sie sprachen von einem freien Energiemarkt. Was genau stellen Sie sich darunter vor?

Das ist ein Markt, in dem es keine Einspeisevergütung mehr gibt. Strom aus dezentralen Erzeugern wird von den Netzgebühren befreit, auch zahlen sie keine EEG-Umlage mehr. Dann wären wir günstiger als der Strom der großen Energieversorger und könnten Anlagen in beliebiger Größe bauen. Wir könnten die Kohlekraftwerke und die Atomkraftwerke komplett abschalten. Nur schnell und intelligent regelbare Gaskraftwerke müsste man subventionieren. Sie sind notwendig, bis die erneuerbaren Energien den Strombedarf vollständig decken, etwa in 20 oder 30 Jahren. Gaskraftwerke hätten auch die Möglichkeit, überschüssigen Strom aus Windkraft oder Solarparks in Methangas umzuwandeln, um ihn zu speichern. Alle anderen Subventionen für die konventionellen Energieerzeuger sollten entfallen. Nicht zu vergessen die enormen Folgekosten.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel die Verlegung der Bundesautobahn A4, um neue Kohlegruben aufzumachen. Dort entstehen Geisterstädte und Mondlandschaften. Wie es anders und besser geht, beweist unser Solarpark in Inden, der größte Park in Nordrhein-Westfalen. Er leistet 3,8 Megawatt und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kohlekraftwerk Eschweiler. Mit herrlichem Blick auf die Abraumhalden.

Welche Projekte haben Sie aktuell in der Vorbereitung und Planung?

Derzeit planen wir einen Vier-Megawatt-Park in unserer Region für ein Unternehmen, das deutlich mehr Strom braucht. Dadurch ist gewährleistet, dass es den Solarstrom vollständig selbst verbrauchen kann, auch in Spitzenzeiten. Das funktioniert schon, hier bei uns in Deutschland.

Sind Sie auch im Ausland tätig?

Ja, zum Beispiel in der Türkei. Dort können wir aufgrund der doppelten Einstrahlung im Süden des Landes für sieben bis acht Cent je Kilowattstunde erzeugen. Im März haben wir ein Büro in Ankara eröffnet, das zwei türkische Mitarbeiter führen. Dort stehen sehr interessante Projekte an. Fünf Universitäten haben uns bereits mit Anlagen zu je einem Megawatt beauftragt.

Wie wird sich das Geschäft zum Jahresende 2013 und im kommenden Jahr entwickeln?

Wir spezialisieren uns mehr und mehr auf große Freilandanlagen, da ist mehr Masse drin. Außerdem geht es um die Nutzung großer Gewerbedächer, unabhängig von der Einspeisevergütung. Diese Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten, auch wenn wir bei vielen Unternehmern noch echte Aufklärungsarbeit leisten müssen. Die Photovoltaik hat sich so rasant entwickelt, dass sich die neuen Chancen für die Betriebe noch nicht herumgesprochen haben. Das ist für die Unternehmen oft absolutes Neuland. Wenn die Großprojekte im Ausland wirklich kommen, könnten wir 2014 bis zu 150 Millionen Euro Umsatz machen. Wir setzen weiterhin auf Deutschland und Europa, die Aussichten sind sehr positiv.

Also keine Katerstimmung wie bei manchem Modulhersteller oder Installateur?

Keine Spur. Der richtige Boom in der Photovoltaik geht jetzt erst los: mit gut etablierten Unternehmen und Projekten zum Eigenverbrauch. Wir haben keinen Wasserkopf aufgebaut. Zu hohe Fixkosten können einem leicht das Genick brechen. Vor allem in solchen Zeiten, in denen man flexibel sein muss.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

F&S Solar

Projektierer und Händleraus Euskirchen (NRW)

Die Firma F&S Solar ging 2007 an den Start. Seitdem hat F&S Solar rund 340 Megawatt und mehr als 1.500 Anlagen installiert. Derzeit sind 50 Mitarbeiter am neuen Firmensitz in Euskirchen tätig. Der Jahresumsatz belief sich 2012 auf rund 100 Millionen Euro. Seit 2013 tritt das Unternehmen auch als Modulhändler auf. Die im Großeinkauf erzielten Preise erlauben eine Vertriebsmarge bei kooperierenden Projektierern und Installateuren. Denn die Modulhersteller zielen immer häufiger darauf ab, ihre Produktion mit 10 oder 15 Großabnehmern auszulasten. Allerdings handelt F&S Solar nicht mit Wechselrichtern oder Systemen. Der logistische Aufwand wäre ungleich größer als beim Handel mit Solarmodulen.

https://fs-sun.de/

Bayerische Elektrizitätswerke

Solarpark in Bobingen gekauft

Fast sieben Millionen Kilowattstunden Ökostrom im Jahr produziert der neue Solarpark in Bobingen. Errichtet von F&S Solar, wurde die Anlage nun von den Bayerischen Elektrizitätswerken (BEW) gekauft. Mindestens die Hälfte der Summe soll über Bürgerbeteiligungen eingespielt werden. Damit erweitern die BEW ihr Angebot an regenerativen Generatoren um Solarkraft. Bisher war das Unternehmen vor allem in der Wasserkraft tätig. Das Sonnenkraftwerk leistet 5,84 Megawatt. Obwohl in einer ersten Zeichnungsfrist nur Ortsansässige die Beteiligungen kaufen konnten, waren alle Anteilsscheine in wenigen Tagen ausverkauft.

Verbaut wurden insgesamt über 23.000 Photovoltaikmodule aus deutscher Herstellung. Das Sonnenkraftwerk liegt entlang einer Bahntrasse. Es soll pro Jahr mehr als 6,8 Millionen Kilowattstunden erzeugen. Rein rechnerisch können damit 1.960 Vier-Personen-Haushalte mit Ökostrom versorgt werden.

Der Solarpark umfasst eine Fläche von rund 19 Hektar. Die Fläche wird begrünt. Als weitere Ausgleichsmaßnahme soll eine neun Meter breite Hecke um die Modulfelder gepflanzt werden. Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH in Augsburg ist eine Tochtergesellschaft der Lechwerke AG.

http://www.bew-augsburg.de

Georg Schmiedel

ist Sachverständiger für Immobilien. Vor 25 Jahren hat er Elektrotechnik studiert, bevor er sich mit einer eigenen Firma selbstständig machte. Er entwickelte Bauland und Gewerbeimmobilien. Schon 2002 realisierte er Einfamilienhäuser mit Erdwärmepumpen. Seit 2007 ist er Geschäftsführer von F&S Solar. Er führt das Unternehmen gemeinsam mit Jörg Frühauf, der es mit ihm gründete.schmiedel@fs-sun.de

Foto: F&S Solar

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