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Kluge Gebäude, dummes Netz?

Auf der jährlichen Funkausstellung in Berlin werden die Trends der kommenden Jahre und Jahrzehnte gezeigt. Zwar sollen ab 2016 zunehmend intelligente Stromzähler (Smart Meter) in deutschen Gebäuden installiert werden, zu sehen war davon auf der IFA unterm Funkturm nichts.

Kein Wunder: Es ist politischer Wille der schwarz-roten Bundesregierung, dass Deutschland seinen Einheitsstromtarif behält. Doch ohne volatile Preise, die im Laufe des Tages oder je nach Saison den Strombedarf und das Stromangebot abbilden, macht die zusätzliche Investition in smarte Zähler überhaupt keinen Sinn. Deshalb überraschte es kaum, dass Smart Meter keine Rolle spielen, erst recht nicht Smart Grids. Alles drehte sich um Smart Home, Smart Castle.

Digitale Daten vom Analogzähler

Auf der Berliner IFA zeigte RWE eine interessante Idee, um die schwarzen Analogzähler zumindest für den Stromkunden transparent zu machen. Ein Smart Meter ist das längst nicht, aber ein Schritt zur Digitalisierung von Verbrauchsdaten. Durch den Einsatz einer kleinen, elektronischen Ausleseeinheit (Energy Control) wird der analoge Zähler mithilfe einer Kamera digital in die Haussteuerung eingebunden.

Das kleine Gerät setzt entsprechende Verbrauchssignale an die Hausautomatisierung ab, sie werden über den Smart-Home-Manager in die Steuerung der Haustechnik einbezogen. Auf diese Weise wird der tägliche oder aktuelle Verbrauch des herkömmlichen schwarzen Stromzählers erkannt. Die rotierende Aluminiumscheibe und das mechanische Zählwerk liefern über die Energy Control digitale Daten, die zumindest im Gebäude genutzt werden können.

Soll Strom gespart werden, schalten sich beispielsweise der zusätzliche Getränkekühlschrank oder andere verzichtbare Verbraucher wie die Gartenbeleuchtung oder der Springbrunnen ab.

Verschwendung aufspüren

Zudem hilft eine Verbrauchsübersicht, die Stromfresser im Haushalt dingfest zu machen: Was bedeutet ein Saunagang für die Haushaltskasse? Benötigt die alte Kühltruhe im Keller mehr Energie als gedacht? Mit der App von RWE lässt sich der Stromverbrauch bequem vom Sofa oder unterwegs mit dem Smartphone verfolgen und steuern.

Für die Kontrolle sorgt ein simples Ampelsystem: Bei Grün ist alles in Ordnung, bei Rot wird das monatliche Limit überschritten. Energy Control erkennt den Zählerstand und überträgt ihn alle 15 Minuten per Funk an die RWE Smart Home Zentrale. Dafür wird diese mit einem USB-Stick als Empfangseinheit versehen. Die Datenübertragung erfolgt geschützt: Nur der Kunde selbst kann seinen Stromverbrauch auslesen.

Das Gerät hat die Größe einer Streichholzschachtel. Seine Montage ist einfach. Die batteriebetriebene Einheit wird mit einem Klebepad auf dem Zähler befestigt, eine LED-Anzeige unterstützt die exakte Positionierung. Nach dem Starten hat der Stromkunde den tagesaktuellen, wöchentlichen, monatlichen oder jährlichen Verbrauch auf den Cent genau im Blick.

Alle Daten werden übersichtlich auf der Nutzeroberfläche von RWE dargestellt. Die Ausleseeinheit bietet RWE zunächst für analoge Stromzähler an. Dasselbe Prinzip könnte bald auf Gas- und Wasserzähler angewendet werden.

Dagegen gab es bei intelligenten Hausgeräten deutlich mehr Innovationen. Sie bestimmten die Messe zu einem wesentlichen Teil.

Dass Waschmaschinen, Geschirrspüler und Kühlschränke mit dem Energiemanager interagieren, um den Eigenverbrauch von Sonnenstrom zu erhöhen, ist mittlerweile bei allen großen Anbietern angekommen. „Zwar steht die Vernetzung als solche noch am Anfang“, urteilt Frank Jüttner, Leiter des Vertriebs von Miele in Deutschland. „Seit der letzten Funkausstellung steigt das Interesse aber spürbar an, festzumachen etwa an der Nachfrage nach entsprechend vorgerüsteten Geräten.“

Von Anfang an vernetzt

Vor allem Kunden, die sich neue Häuser bauen, achten seiner Meinung nach sehr darauf, die Vernetzungstechnik von Anfang an mit zu integrieren. Miele kooperiert mit SMA, dessen Home Manager solche Geräte ansteuern kann.

Miele hat im vergangenen Jahr weltweit rund 3,49 Milliarden Euro umgesetzt, etwa 267 Millionen mehr als im Vorjahr. Rund ein Drittel (eine Milliarde Euro) setzte der Konzern auf dem deutschen Markt um, 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Kameras überwachen Kühlschrank

Siemens stellte in Berlin den ersten vernetzten Kühlschrank vor, das Modell IQ 500. Im Innenraum ist er mit zwei Kameras ausgestattet. Sie schießen Fotos und schicken sie auf die App des Kunden, der dann auf dem Heimweg fehlende Lebensmittel einkaufen kann.

Die Generation IQ 800 von Siemens umfasst intelligente Waschmaschinen und Wäschetrockner, die den Arbeitsgang auf Befehl des Energiemanagers starten: je nach Wetterprognose, Angebot des Solarstroms vom Dach und dem vom Nutzer vorgewählten Zeitfenster.

Neue Studien zur Vernetzung

Bauknecht stellte eine Studie vor, wonach die intelligente Waschmaschine ganz oben auf der Wunschliste deutscher Kunden steht. Fast die Hälfte der Befragten ist vom Nutzen solcher Geräte überzeugt. Auch bei Kühl-Gefrier-Kombinationen, Geschirrspülern und Wäschetrocknern wird zunehmend die Vernetzung gewünscht.

Generell wurde auf der Messe – wie in jedem Jahr – analysiert, wie die Digitalisierung und Vernetzung der deutschen Haushalte voranschreitet. Mittlerweile haben zwei Drittel aller Haushalte zwischen Nordsee und Alpen bereits einen Internet-Router. Drei Viertel verfügen über ein Smartphone, 44 Prozent über einen Tablet-PC. Im Vordergrund steht die Unterhaltungselektronik: kabelloses Fernsehen und fernprogrammierbares Videostreaming.

In der Haustechnik und Gebäudeautomatisierung geht es vor allem um Sicherheit: Kameras, Bewegungsmelder, automatische Garagentore und Türen. Als weitere Motivation folgen Brandmelder, die Steuerung der Heizung, der Klimaanlage und der Beleuchtung. Neben der Sicherheit spielen vor allem die Energieeinsparung und Erleichterungen im Alltag eine Rolle.

Großes Misstrauen bringen die Endkunden der smarten Technik entgegen, wenn es um die Sicherheit der Daten geht. Auch das bestätigen die Studien. Die Befürchtungen des Missbrauchs betreffen nicht nur Smart Meter als Zugänge zum intelligenten Stromnetz, sondern vor allem die Daten aus der Haussteuerung (Gebäudeautomation) und dem Energiemangement. An dieser Stelle ist viel Aufklärungsarbeit zu leisten, die einiges Fingerspitzengefühl erfordert.

SMA Solar Technology

Jetzt auch Hausgeräte von BSH vernetzt

Neben Haushaltsgeräten von Miele sowie Wärmepumpen von Stiebel Eltron und Vaillant können auch Hausgeräte der BSH Hausgeräte GmbH (BSH) in das intelligente Energiemanagement mit SMA Smart Home eingebunden werden. Die Hausgerätemarken von Bosch und Siemens präsentierten die Lösung, die den Home-Connect-Standard mit EEBus nutzt, erstmals auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin.

Besitzer von Photovoltaikanlagen, die die Home-Connect-App nutzen, können künftig ihre selbst erzeugte Solarenergie noch effizienter zum Betrieb ihrer BSH-Hausgeräte nutzen. Als zentrale Steuerungseinheit plant der Sunny Home Manager den Einsatz der Geräte entsprechend den Vorgaben der Nutzer. Diese geben über die Flex-Start-Funktion der Home-Connect-App vor, wann die Waschmaschine oder der Geschirrspüler mit welchem Programm laufen sollen. Der Sunny Home Manager ermittelt, welche Leistung die Photovoltaikanlage in den kommenden Stunden erbringen wird, etwa durch Auswertung der Wettervorhersage aus dem Internet.

Zusätzlich kennt der Energiemanager das Verbrauchsverhalten im Haushalt, also zum Beispiel, dass mittags ein Teil des Solarstroms zum Kochen benötigt wird. Auf Basis dieser Informationen erstellt er einen Ablaufplan zur optimierten Nutzung des überschüssigen Sonnenstroms, um die Waschmaschine und andere Geräte zu starten. Der erhöhte Eigenverbrauch senkt die Stromrechnung der Nutzer.

www.sma.de

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