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Eine Schippe drauflegen

Anfang Oktober versandte der Weltklimarat IPCC seinen Weckruf. Um die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen, sei ein zügiger Umbau der gesamten Weltwirtschaft nötig. Für Deutschland liefert der WWF eine schnelle Antwort: Die Energiewende lässt sich demnach unter wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten umsetzen. Für den Ausbau der Erneuerbaren werden 2050 in Deutschland laut den neuen Berechnungen durchschnittlich bis zu 2,5 Prozent der Landesfläche benötigt. Der Flächenbedarf sinkt auf bis zu zwei Prozent ab, wenn verstärkt auf Solarenergie gesetzt wird.

Teilhabe stärkt Akzeptanz

Michael Schäfer, der Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, resümiert die Ergebnisse zweier beauftragter Studien: „Wir haben in Deutschland genug Platz für ein sauberes Stromsystem, es ist günstig und naturverträglich zu realisieren.“ In den Studien wurde mithilfe des Öko-Instituts, Prognos und Bosch & Partner erstmals die Inanspruchnahme der Fläche durch den Ökostromausbau mit einer naturschutzfachlichen Raumbewertung in betroffenen Landkreisen abgeglichen. Der Ausbau der Erneuerbaren muss künftig beschleunigt werden. Mindestens 2,5 Gigawatt für Wind an Land und Photovoltaik müssten pro Jahr neu installiert werden. Ein Repowering sollte laut WWF daher nicht miteingerechnet werden.

Die Ende Oktober von der Bundesregierung für die Jahre 2019 bis 2021 geplanten Sonderausschreibungen großer Solarstromanlagen von jährlich einem bis 1,6 Gigawatt sind ein Anfang. Hinzu kommen zusätzliche Windausschreibungen. In der Stadt sollte vor allem der Ausbau der Photovoltaik gestärkt werden. So gelangt die Energiewende auch in die Verbrauchszentren. Daneben darf die Windkraft nicht allein im Norden forciert werden – auch in Süddeutschland braucht es den Strom aus Wind vor Ort. Denn zentral für ein Gelingen der Energiewende sei, die Interessen der Menschen vor Ort und die Anliegen des Naturschutzes zu berücksichtigen und in Einklang zu bringen, betont Schäfer. Das bedeute, dass neben der Flächenverfügbarkeit auch planerische Aspekte eine stärkere Rolle spielen müssen. Eine Teilhabe sei wichtig, politisch in der Planung, aber auch finanziell in der Umsetzung – das schaffe Akzeptanz, weiß Schäfer. Dass das funktioniert, zeigen Länder wie Dänemark, die solche finanziellen Teilhabemodelle bereits umgesetzt haben.

Das Stromsystem nach 2035

Die WWF-Studie Zukunft Stromsystem II – Regionalisierung der erneuerbaren Stromerzeugung wirft einen Blick auf das Stromsystem nach 2035. Begleitend hat das Umweltplanungsbüro Bosch & Partner im Auftrag des WWF beispielhaft in sechs Landkreisen die Ergebnisse validiert.

Das Ergebnis: Obwohl nur ein kleiner Ausschnitt betrachtet wird, zeigt die Untersuchung, dass auch in Landkreisen, in denen mit einem überdurchschnittlich hohen Ausbau der Windenergienutzung gerechnet wird, entsprechende Flächen für diesen Ausbau vorgesehen werden können, ohne heftige Konflikte mit dem Naturschutz hervorzurufen. Es ist Aufgabe von Politik und Behörden, solche Analysen zu vertiefen, damit der Ausbau der Erneuerbaren beschleunigt und in einem für Mensch und Natur verträglichen Maße realisiert werden kann.

Dafür ist auch ein beschleunigter Ausbau der Stromnetze nötig. Das sogenannte Startnetz und der Stromnetzausbau laut dem Netzentwicklungsplan 2030 sind unabhängig von Regionalisierung und Technologiemix der erneuerbaren Energien schnell zu realisieren, schreiben die Studienautoren. Insgesamt sei für den Netzausbau ein nur nuancierter Unterschied der Ausbau- und Investitionsvolumina abhängig von Technologiemix und Regionalisierung festzustellen, heißt es weiter.

Flächenrestriktionen früh einplanen

Ab Mitte der 2030er-Jahre seien unterschiedlich ausgeprägte Ausbaunotwendigkeiten für die Netzinfrastruktur zu erwarten. Diese gelte es frühzeitig zu berücksichtigen, da sie vom Technologiemix und der Regionalisierung abhängen. In Anbetracht der langfristigen Planungsverfahren, einer naturverträglichen Umsetzung und der gewünschten öffentlichen Beteiligung sei eine frühe planerische Weichenstellung wichtig. „Nur so sind kostenintensive Korrekturen der sogenannten Pfadabhängigkeiten zu vermeiden“, schreiben die Autoren. Um diese adäquat und robust abbilden zu können, sei eine stärkere Spreizung der Szenarien zur Netzentwicklung vorzunehmen.

Flächenrestriktionen müssen also in künftige Modellierungen der Übertragungsnetzbetreiber einfließen. Die Autoren um Felix Matthes vom Öko-Institut fordern daher, dass der Szenariorahmen zur Netzentwicklung um mindestens zwei Langfristszenarien mit dem Zeithorizont 2050 zu erweitern sei.

www.wwf.de

Conexio

Zukünftige Stromnetze: Das bestehende System wird umgekrempelt

Auf der Tagung „Zukünftige Stromnetze 2019“ des Veranstalters Conexio wird sich am 30. und 31. Januar 2019 in Berlin alles um die Transformation des Energiesystems drehen. Die Dekarbonisierung stellt die traditionelle, bestehende Struktur auf den Kopf. Eröffnet wird der erste Tag mit einem Blick zu unseren Nachbarn im Norden. Die dänische Regierung hat sich bis 2030 das ambitionierte Ziel gesteckt, mit Ökoenergie 55 Prozent des gesamten Energiemixes zu decken. Ebenso wie den Dänen geht es der Konferenz um mehr als Strom: nämlich um eine effiziente Kopplung mit dem Wärme- und Mobilitätssektor, die eine flexiblere Transformation des Energiesystems ermöglicht. Auch vor dem Stromnetz macht die fortschreitende Digitalisierung nicht halt. Deshalb werden in einem Themenblock die ersten Erfahrungen des Smart-Meter-Rollouts präsentiert und die Chancen für neue Geschäftsmodelle durch die Blockchain diskutiert. Der erste Tag beschließt mit einem Streitgespräch über die derzeitige Ausgestaltung der Netzentgelte.

Der zweite Tag startet mit der Frage, wie immer mehr dezentrale Energieerzeuger und Verbraucher ins System integriert werden können. Stellt eine wachsende Zahl von Elektroautos eine Belastung dar oder können sie als Strompuffer genutzt werden? Es wird um intelligente Steuerung und Prognosen für die Betriebsführung des Stromnetzes gehen. Neue Ansätze und Kriterien wollen das Stromnetz stabilisieren und die Versorgungsqualität im Netz zuverlässig sichern. Zu diskutieren bleibt, ob der Netzausbau wirklich immer die beste Lösung ist.

Die Netzexperten werden im Hotel Novotel Berlin am Tiergarten tagen. Fachlicher Leiter der diesjährigen Veranstaltung ist Professor Christof Wittwer vom Fraunhofer ISE in Freiburg.

www.zukunftsnetz.net

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