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Nicht so gut gelaufen

Jetzt steht es fest. Im Jahr 2018 wird die Oemag, die Abwicklungsstelle für Ökostrom in Österreich, 643 Speicher fördern. Gerade mal eine Minute und 33 Sekunden hat es gedauert, dann war das bescheidene Förderkontingent von maximal sechs Millionen Euro ausgeschöpft, das Wien für die Unterstützung des Speicherzubaus in der Alpenrepublik zur Verfügung gestellt hat. Denn wie bei der Photovoltaikförderung läuft auch die Antragstellung für einen Investitionszuschuss für Speicher nach dem sogenannten Windhundprinzip ab – wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Wenn alle Speicher gebaut werden, die in diesem Jahr eine Förderzusage bekommen haben, steigt die Batteriekapazität in Österreich um 11,4 Megawattstunden. Ähnliche Größenordnungen sind auch im kommenden Jahr zu erwarten, wenn die Antragstellung – voraussichtlich am 11. März 2019 um 17 Uhr – beginnt.

Denn weder das Kontingent noch die Sätze für die Förderung werden sich 2019 ändern. Das geht auch gar nicht anders. Schließlich ist alles im Ökostromgesetz geregelt.

Ändern kann das nur das Parlament in einem langwierigen Prozess. „Wir werden auch nicht von einem Jahr auf das andere das gesamte Fördersystem ändern und auch im Sinne der Planungssicherheit 2019 das derzeitige Regime aufrechterhalten“, sagt Michael Losch, Sektionschef im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), auf der diesjährigen Speichertagung des österreichischen Photovoltaik- und Speicherverbands PV Austria. „Wir haben aber an unserem Antragssystem noch an zwei bis drei Schrauben gedreht, damit die Abwicklung besser über die Bühne geht“, ergänzt Martin Seidl, Leiter der Rechtsabteilung der Oemag.

89 Prozent gingen leer aus

Den Förderbewerbern steht beispielsweise dann im Abwicklungssystem ab Versendung des Vertrages eine Projektübersicht zur Verfügung, mit der beispielsweise die im Vertrag angeführte maximale Förderhöhe nachvollzogen werden kann. „Die Interessenten müssen aber schon sehr früh aufstehen, um sich um eine Förderung zu bewerben“, sagt Michael Losch vom BMNT.

Sonst landen sie, wie viele Antragsteller in diesem Jahr, auf den hinteren Plätzen, für die das Kontingent nicht ausreicht. „Denn der Andrang für eine Förderung von Stromspeichern war wesentlich größer, als es das bereitgestellte Kontingent hergegeben hat“, weiß Martin Seidl von der Oemag. „Wir haben das bei der Antragstellung und auch bei den Aufrufen der Internetseite von den Kunden danach gemerkt.“

Allein für die Stromspeicher wurden 5.444 Tickets gezogen. Diese Antragsteller hätten ein Speichervolumen von 80 Megawattstunden aufbauen können. Davon sind 89 Prozent leer ausgegangen. Mit genügend Fördermitteln könnte das siebenfache Speichervolumen installiert werden. Diese Zahlen zeigen, dass viele Österreicher mit dem Gedanken spielen, einen Speicher in ihr Photovoltaiksystem zu integrieren. Allerdings wird das ohne eine Förderung nicht gehen, solange die Speicher in der Alpenrepublik noch nicht die Preise erreicht haben, die einen wirtschaftlichen Betrieb möglich machen.

Einen neuen Antrag stellen

Wer für dieses Jahr keine Förderung bekommen hat, sollte im kommenden Jahr unbedingt einen neuen Antrag stellen. „Denn die Anträge aus diesem Jahr werden nicht in das nächste Jahr übernommen“, sagt Martin Seidl. Allerdings sollte niemand seinen Antrag zurückziehen, betont er. Denn die Mittel für Projekte, die einen Fördervertrag bekommen haben, aber dann doch nicht gebaut werden, fließen wieder zurück in den Fördertopf. Dann kommen Bewerber in den Genuss des Investitionszuschusses, die bisher noch keine Zusage bekommen haben.

Diese Chance besteht durchaus. Sie ist aber sehr gering, vor allem wenn die Interessenten das Ticket erst weit nach 17 Uhr gezogen haben. Die Antragsteller sollten sich aber auch bei anderen Fördermechanismen umsehen. So hat das Bundesland Vorarlberg eine Förderung aufgelegt, die ähnliche Investitionszuschüsse für die dortigen Interessenten an einem Speicher bereithält. Diese kommen aber nur zum Zuge, wenn sie in der Warteliste für die Bundesförderung stehen und ihren Antrag dort zurückziehen.

Dynamik erzeugt

Jetzt ist man in Wien zwar entzückt, wie groß das Interesse an Stromspeichern ist. Doch gleichzeitig sucht man nach Lösungen, wie mehr Batteriekapazität ans Netz kommt. Die Fördermittel einfach zu erhöhen kommt dabei offensichtlich nicht infrage.

Doch Österreich braucht die Speicher. Um bis 2030 das Ziel einer Stromversorgung ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu erreichen, wird der Zubau von Erzeugungsanlagen nicht ausreichen. „Die diesjährige Speicherförderung ist nicht gut gelaufen“, sagt Michael Losch mit Blick auf die geringen Zuschlagsquoten. „Wir haben aber dennoch eine Dynamik erzeugt und müssen die Lehren aus den jetzigen Erfahrungen ziehen.“

Fördersätze zu hoch?

Diese sollen in das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz einfließen, das die Bundesregierung derzeit ausarbeitet. Das soll bis Mitte des kommenden Jahres auf dem Tisch liegen und Anfang 2020 in Kraft treten. Dann wird sich zeigen, ob und wie in Österreich auf Bundesebene die Speicherförderung weitergeht.

So steht die Frage im Raum, ob die Förderung vielleicht zu hoch angesetzt ist. Denn 500 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität scheinen für die Betreiber von Solaranlagen so attraktiv zu sein, dass sie auch in Kauf nehmen, nicht zum Zuge zu kommen. „Wir werden auf keinen Fall noch einmal den Fehler machen und den Fördertarif in ein Verfassungsgesetz schreiben“, kündigt Losch schon mal an. Denn dann könne man nicht auf den Markt reagieren.

Auch die maximale Fördergrenze steht zur Debatte. Immerhin unterstützt Wien den Speicherzubau mit 40 bis 60 Prozent der Investitionssumme. „Das ist gewaltig hoch“, meint Losch. Schließlich wird seit Jahren die Photovoltaik mit maximal 30 Prozent der Investitionskosten gefördert. „Es war aber in der Debatte um die Ausgestaltung der kleinen Ökostromnovelle das Argument, dass niemand die 500 Euro abholt, wenn die Grenze von 30 Prozent gilt.“

An EU-Recht gebunden

Das ist auch richtig. Denn mit 500 Euro pro Kilowattstunde ist die 30-Prozent-Grenze schnell erreicht, sodass der Deckel abschreckend wirkt. „Deshalb haben wir die höhere Grenze eingezogen und jetzt sehen wir, dass sich zu viele Interessenten beworben haben und nur elf Prozent von ihnen einen Zuschlag bekommen“, sagt Losch.

Zudem steht die Frage im Raum, ob ein Speicher unbedingt mit einer Solaranlage gekoppelt sein muss und wenn das schon Voraussetzung ist, wie hoch die Anlagenleistung sein muss. „Dazu brauchen wir die Vorschläge aus der Branche“, betont Michael Losch.

Markt liegt ein halbes Jahr brach

Klar ist aber schon: Wenn es eine weitere Speicherförderung gibt, so müssen auch in Zukunft die Anträge vor dem Baubeginn gestellt werden. „In diesem Punkt ist auch Österreich an die allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung der EU, die AGVO, gebunden, die den Anreizeffekt bei Investitionszuschüssen strenger regelt als in der Tarifförderung“, stellt Martin Seidl von der Oemag klar.

Schließlich ist dort geregelt, dass die Förderung nur vor dem Baubeginn gewährt werden darf. Die Logik dahinter ist, dass es keines finanziellen Anreizes mehr bedarf, wenn die Entscheidung des Anlagenbetreibers schon gefallen ist, einen Speicher zu installieren.

Damit bleibt für die Speicherbranche in Österreich weiterhin ein Unsicherheitsfaktor, wie sich der Speichermarkt nach 2020 entwickelt. Denn der lag in diesem Jahr die ersten sechs Monate weitgehend brach. Zuerst haben alle Interessenten fast ein Vierteljahr auf den Start der Antragstellung gewartet. Danach ging noch einmal so viel Zeit ins Land, bis im Juni die ersten Förderverträge endlich ausgestellt waren. Planungssicherheit sieht eigentlich anders aus.

www.pvaustria.at

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