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Ökologisches Wohnen

Fast autark im Haus aus Stroh

Nach einem rund 1.200 Jahre alten Plan baut ein Verein zusammen mit ehrenamtlichen Helfern ein neues Kloster. Und das nach alter Bauart mit fast ausschließlich mittelalterlichen Werkzeugen und Materialien. In 60 bis 80 Jahren können die Mönche aus einem schwäbischen Kloster nach Meßkirch bei Sigmaringen umziehen. So Gott will, möchte man sagen. Auf dem sogenannten Campus Galli kann man sich ansehen, wie im 9. Jahrhundert gebaut wurde. Die Häuser sind aus Lehm, Holz und Stroh. Mit wenig Komfort, aber vollständig mit Ökoenergien und Holz versorgt.

1.100 Strohballen stecken in den Holzelementen für die Wände, das Dach und die Bodenplatte.

Foto: Sonnenhaus-Institut, Ina Röpcke

1.100 Strohballen stecken in den Holzelementen für
die Wände, das Dach und die Bodenplatte.
Die Außenhaut bildet eine hinterlüftete Fassade aus unbehandelter Douglasie.

Foto: Sonnenhaus-Institut, Ina Röpcke

Die Außenhaut bildet eine hinterlüftete Fassade aus unbehandelter Douglasie.

Aus Holz, Stroh und Lehm gebaut

Nur drei Kilometer entfernt hat Kai Klotzbach ein Heim für seine Familie gebaut. Er nutzt die bewährten ökologischen Materialien, wie sie auf dem Campus eingesetzt werden: Holz, Stroh und Lehm. Die verknüpft er allerdings mit moderner Solartechnik für die Wärme und den Strom. Das Ergebnis ist ein Sonnenhaus aus Strohballen mit einem zeitgemäßen Wohnkomfort.

Nach Schätzungen des Fachverbandes Strohballenbau Deutschland gibt es hierzulande zwischen 900 und 1.500 strohgedämmte Häuser. Sonnenhäuser, bei denen mindestens die Hälfte des Wärmebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser solar erzeugt wird, sind häufiger zu finden. Weit über 2.000 gibt es davon im deutschsprachigen Raum. Die klassische Sonnenhaus-Definition basiert auf der Wärmeversorgung. Klotzbach wollte darüber hinaus aber so regional und ökologisch wie möglich bauen. Fossiles Öl und Gas sollten nicht für die Wärme- und Stromversorgung verbrannt werden, da blieb der Bauherr konsequent.

Mit hinterlüfteter Solarfassade

Rund 1.100 Strohballen hat er mit seiner Familie eigenhändig in die Elemente für die Wände, das Dach und die Bodenplatte gepresst. Anschließend stellten Zimmerer den Rohbau auf der Baustelle in Engelswies auf. Die Strohballen für die Dämmung stammen von einem benachbarten Landwirt. Auf 187 Quadratmetern Wohnfläche ist Platz für sechs Personen, das Einfamilienhaus hält den KfW-Effizienzhaus-Standard 40 ohne Probleme ein. Unter der Garage hat Klotzbach einen 48 Quadratmeter großen Keller gebaut. „Da wollen wir unsere Lebensmittel aus dem Gewächshaus lagern“, erklärt er.

Die Außenhaut der Wand bildet eine hinterlüftete Fassade aus unbehandelter Douglasie. Dahinter befindet sich nach einer sechs Zentimeter starken Weichfaserplatte eine Lage Strohballen mit 36 Zentimeter Stärke. Im Gebäude­inneren werden die Ballen mit fünf Zentimeter Lehmputz bedeckt. Auch die Bodenplatte ist mit Stroh befüllt. Damit die Strohballen keinen Kontakt zum Erdreich haben, steht das Haus auf erhöhten Einzelfundamenten.

Auf der Nordseite bilden herkömmliche Dachziegel die Dachhaut, auf der Südseite sind es Photovoltaikmodule mit rund elf Kilowatt Leistung. Den Solarstrom will die Familie so weit wie möglich für die Haushaltsgeräte sowie Haustechnik selber nutzen. Den Strom können sie inklusive der Kosten für den Speicher für 13 Cent je Kilowattstunde selbst erzeugen. Für Strom vom Energieversorger zahlen sie 28,6 Cent.

Ein Speichersystem mit 8,3 Kilowattstunden dient als Puffer. Bei Netzausfall kann Klotzbach über die Notstromfunktion Strom aus der Batterie und vom Dach nutzen. Der errechnete Autarkiegrad liegt bei knapp 72 Prozent.

Gros für Heizwärme aus Solarenergie

Die Kollektorfläche der Solarthermieanlagen wurde auf zwei Felder mit jeweils 15 Quadratmetern zu beiden Seiten der Fenster aufgeteilt. Wegen der senkrechten Anordnung kann die Anlage im Winter, wenn die Sonne tief steht, ein Maximum an Solarwärme erzeugen.

Im Sommer dagegen fällt kaum Überwärme an. Etwa 55 Prozent des Wärmebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser können so mit Solarthermie gedeckt werden. Noch vor dem Weihnachtsfest in diesem Jahr plant die Familie einzuziehen. So Gott will, ist dieser Wunsch nicht auf Sand gebaut.

Bauherr Kai Klotzbach wollte so regional und ökologisch wie möglich bauen – ohne Öl- und Gasversorgung.

Foto: Sonnenhaus-Institut, Ina Röpcke

Bauherr Kai Klotzbach wollte so regional und ökologisch wie möglich bauen – ohne Öl- und Gasversorgung.

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