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Hochspannung 

Unter fünf Cent

Berg im Gau ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Gerade einmal etwas mehr als 1.200 Einwohner zählt der Ort. Umso mehr Menschen werden ab dem nächsten Jahr aus dem dort entstehenden Solarkraftwerk Schornhof versorgt. 50 Megawatt sind Ende November installiert, insgesamt werden es 120 Megawatt Solarpower sein.

Genug, um mehr als 100.000 Personen mit Solarstrom zu versorgen. Rein rechnerisch ließe sich der ganze Landkreis Neuburg-Schrobenhausen aus dem Solarpark versorgen. Zudem werden jährlich bis zu 77.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Der Projektierer Anumar aus dem gut 25 Kilometer nordöstlichen Ingolstadt will den kompletten Solarpark im März am Netz haben, rechtzeitig bevor die neue Sonnenernte im Frühling beginnt.

1.560 Wechselrichter installiert

Die ersten 50 Megawatt sind seit Mitte November 2020 ans Stromnetz angeschlossen. Bei den Wechselrichtern setzt Anumar auf den Hersteller Delta Electronics. Stringwechselrichter wandeln den Gleichstrom in Wechselstrom, damit er ins Stromnetz eingespeist werden kann.

Rund 1.560 Geräte vom Typ M70A werden durch den Projektierer eingesetzt, die sich durch eine hohe Leistungsdichte von 750 Kilowatt pro Kubikmeter auszeichnen. Aufgrund des kompakten Designs ist der Wechselrichter leicht zu transportieren und zu installieren und eignet sich besonders gut für den Einsatz in großen, bodenmontierten Solarkraftwerken wie in Schornhof.

Das Projekt bestätigt zudem den Markttrend der letzten Jahre, Stringwechselrichter statt Zentralwechselrichter in größeren Solarparks zu nutzen. Das eröffnet mehr Spielraum bei der Anlagenplanung und minimiert bei partiellen Anlagenstörungen die Ertragsausfälle. Zudem kann der Betreiber im Monitoring jeden String einzeln überwachen.

Andreas Hoischen, Leiter die Wechselrichtersparte bei Delta, und Autorin Marion Futterer unterhalten sich mit Anumar-Geschäftsführer Markus Brosch.

Foto: Delta

Andreas Hoischen, Leiter die Wechselrichtersparte bei Delta, und Autorin Marion Futterer unterhalten
sich mit Anumar-Geschäftsführer Markus Brosch.
1.560 Geräte vom Typ M70A werden durch den Projektierer eingesetzt.

Foto: Delta

1.560 Geräte vom Typ M70A werden durch den Projektierer eingesetzt.

VDE-Anwendungsregel 4120

Ein weiterer Vorteil: Sechs MPP-Tracker im Gerät haben je drei Paar Steckverbindungen. Der Planer bekommt noch mehr Flexibilität, um die Modulreihen anzuordnen, und kann Nachteile von eventuellen Verschattungen ausgleichen.

Für Anumar war besonders wichtig, dass der Stringwechselrichter von Delta die neue VDE-Anwendungsregel 4120 (VDE-AR-N 4120) erfüllt. Diese ist die Grundvoraussetzung für den Anschluss der Anlage an das Hochspannungsnetz. Die Leistungselektronik ist eben ein zentraler Technologiebaustein für die Umsetzung der Energiewende mit einer Vollversorgung aus Ökostrom.

Schnell bei Lastwechseln reagieren

Die VDE-Zertifizierung wird von den Netzbetreibern gefordert, und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Die Anwendungsregel sieht unter anderem vor, dass die Erzeugungsanlagen zukünftig bei einem Ungleichgewicht zwischen Last und Erzeugung (Frequenzänderungen) schneller reagieren müssen.

Solarparks müssen künftig aber die dämpfende Wirkung der derzeit noch zahlreich im Netz vorhandenen rotierenden Massen, vor allem in konventionellen Kraftwerken, bei Frequenzabweichungen abnehmen. Daher fordert die neue Technische Anschlussregel Hochspannung des VDE/FNN eine schnellere Anpassung der Wirkleistung.

Das Grundstück für den Solarpark Schornhof liegt in einem großen Niedermoorgebiet. Landeigentümer Alexander Zwehl hat deshalb nach einer alternativen Nutzung gesucht. Er entschied sich, das 150 Hektar große Grundstück um den ehemaligen Schornhof für einen Solarpark zu verpachten.

Denn der starke Rückhalt in der Kommune, die hohen Einstrahlungswerte in Bayern, die Größe der angrenzenden Fläche sowie die Nähe zur Hochspannungstrasse zwischen München und Ingolstadt machten sein Grundstück zum idealen Standort für ein Solarkraftwerk.

Alternative Nutzung als Solarpark

So kann Besitzer Zwehl die Fläche wirtschaftlich nutzen und gleichzeitig die Bodenerosion durch extensive Nutzung aufhalten. Denn die Flächen im Donaumoos wurden aufgrund des fruchtbaren Bodens viele Jahre besonders intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Das führte dazu, dass die Humus- und Moorschicht jedes Jahr um ein bis zwei Zentimeter dünner wurde. Auch für das Klima ist das schlecht, weil Treibhausgase freigesetzt werden, wenn der organische Boden mit Luft in Kontakt kommt.

Starke Partner für ein Großprojekt

Seit März 2020 werden auf der Fläche von rund 200 Fußballfeldern in Berg im Gau bereits Aluminiumpfosten in der Erde befestigt.

Insgesamt werden es 70.000 Stück sein plus Längs- und Querträger sowie 350.000 Photovoltaikmodule. Jeweils zwölf Kabelstränge mit einer Maximalleistung von 70 Kilowatt laufen in der Anlage in einem Stringwechselrichter zusammen. Dieser macht aus dem Gleichstrom der Solarmodule Wechselstrom mit 400 Volt Spannung und versorgt zusammen mit jeweils 20 weiteren Wechselrichtern eine der insgesamt mehr als 60 Trafostationen. Dort wird der Strom auf 20 Kilovolt umgewandelt. Das eigens für das Projekt gebaute Umspannwerk erhöht die Spannung für die Netzeinspeisung anschließend auf 110 Kilovolt.

Das für den Solarpark gebaute Umspannwerk erhöht die Spannung für die Netzeinspeisung von 20 Kilovolt auf 110 Kilovolt.

Foto: Delta

Das für den Solarpark gebaute Umspannwerk erhöht die Spannung für die Netzeinspeisung von 20 Kilovolt auf 110 Kilovolt.
Während der Bauphase lässt sich die Größe des Parks schon gut erkennen.

Foto: Delta

Während der Bauphase lässt sich die Größe des Parks schon gut erkennen.

Finanziert über PPA und EEG

Mit einer Spitzenleistung von 120 Megawatt soll der Solarpark jedes Jahr rund 110 Gigawattstunden Strom erzeugen. Über das Umspannwerk fließt der Solarstrom in die 110-Kilovolt-Leitung zwischen Schrobenhausen-Steingriff und Ingolstadt-Kothau, die direkt über dem Grundstück verläuft.

Die Investition von 60 Millionen Euro für die Anlage tätigte der Betreiber Anumar selbst – das Ingolstädter Unternehmen hat dafür eine Betreibergesellschaft mit Sitz in Berg im Gau gegründet, die das Areal vertraglich bis 2053 nutzen darf – danach erfolgt nach aktuellem Stand der Rückbau. Landeigentümer Zwehl geht aber davon aus, dass die Fläche auch danach für die Erzeugung von Solarstrom zur Verfügung stehen wird, gegebenenfalls mit neuen Photovoltaikmodulen.

Der Projektierer Anumar kann bereits auf gut ein Jahrzehnt Erfahrung zurückblicken. Die Firma baut und betreibt seit 2010 Photovoltaikanlagen in Deutschland und in Chile. Insgesamt sind schon neun Solarparks des Projektierers aus Ingolstadt im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen am Netz – Schornhof ist dabei mit Abstand der größte.

Refinanziert wird das Projekt über Stromabnahmeverträge, sogenannte Power Purchase Agreements, oder kurz PPA, sowie zum kleineren Teil über eine EEG-Förderung.

In Schornhof liegen die Stromentstehungskosten unter fünf Cent pro Kilowattstunde. 90 Megawatt der Leistung werden über PPA-Verträge an das norwegische Staatsunternehmen Statkraft verkauft. Die Norweger bezahlen einen Fixpreis für den Solarstrom über zwei PPA-Verträge mit Laufzeiten von zehn und elf Jahren.

Für die restlichen 30 Megawatt erhält Anumar eine EEG-Einspeisevergütung aus einer gewonnenen Auktion. Die Ingolstädter unterzeichneten mit Statkraft einen kurzfristigen Direktvermarktungsvertrag für den unter EEG-Regime eingespeisten Strom. Der Großteil des Solarkraftwerks kommt aber ganz ohne eine EEG-Vergütung aus.

PPA-Verträge als Grundstein

Anumar ist mit den bereits gebauten Solarparks ein aktiver Akteur der Energiewende. Sie sind dabei Ansprechpartner für die Kommunen und gleichzeitig Projektentwickler und Betreiber, damit Vorhaben wie die des Solarkraftwerks in Schornhof erfolgreich umgesetzt werden.

PPA sind dabei ein immer wichtigerer Bestandteil für die Energiewende. Nicht zuletzt bildete der unterzeichnete Stromabnahmevertrag zwischen Statkraft und Anumar den Grundstein, um den Solarpark Schornhof zu realisieren.

Generell werden PPA-Verträge zwischen einem Abnehmer und einem Erzeuger erneuerbarer Energien abgeschlossen. Abnehmer beziehen damit direkt oder indirekt Strom zu einem vorab vereinbarten Preis. Insbesondere in Skandinavien und den USA sind PPA und insbesondere Corporate PPA, also langfristige Stromlieferverträge für Konzerne, längst etabliert.

Bereits im Jahr 2018 haben US-Unternehmen wie Google, Facebook und Microsoft auch in Europa erste PPA-Verträge abgeschlossen. Große Stromverbraucher wollen so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Auch in Deutschland gewinnt das Thema PPA immer stärker an Fahrt, auch weil bald das neue EEG 2021 in Kraft treten wird.

Vielfalt der Arten gefördert

Die guten Ansätze bleiben bei Anumar aber nicht auf die solare Stromversorgung beschränkt, gerade auch aus ökologischer Sicht hat das Projekt Schornhof viele Vorteile. Die Anlage wird im Einklang mit der Natur betrieben. Von den 150 Hektar wird lediglich die Hälfte mit Solarmodulen überbaut. Es bleiben 70 Hektar Grünfläche.

Die Begrünung dieser Teilfläche soll die Erosion des Bodens aufhalten. Rund 50.000 Büsche und Bäume werden neu gepflanzt, die Gehölze am Wegrand bleiben erhalten, weil der Abstand zu den Photovoltaikmodulen ausreichend groß ist. Auch zwischen den Modulen bleibt viel Platz für Wiesen und Blühflächen – und somit auch für Niederwild, Bienen und andere Insekten.

Zudem plant Anumar Kooperationen mit lokalen Imkern und ist offen für eine extensive Weidenutzung, zum Beispiel mit Ziegen. So wird am Ende eine ökologische Energiewende mit mehr Akzeptanz erreicht.

Mit einer Spitzenleistung von 120 Megawatt soll der Solarpark jedes Jahr rund 110 Gigawattstunden Strom erzeugen.

Foto: Delta

Mit einer Spitzenleistung von 120 Megawatt soll der Solarpark jedes Jahr rund 110 Gigawattstunden Strom erzeugen.

Spanien

Bayer setzt auf PPA-Solarstrom aus 590-Megawatt-Anlage

Die größte Photovoltaikanlage Europas, Francisco Pizarro, wird neun Bayer-Standorte in Spanien mit sauberem Strom versorgen. Ab 2022 soll der Solarstrom fließen. Mit der Vereinbarung leisten Iberdrola und Bayer gemeinsam einen Beitrag zum Übergang hin zu einer grünen Wirtschaft in Spanien. Der Solarstrom stammt aus dem Projekt Francisco Pizarro mit einer installierten Kapazität von 590 Megawatt, das sich derzeit in der Planungsphase befindet.

Das in Extremadura gelegene Projekt hat bereits die Genehmigung für eine Umweltverträglichkeitsprüfung erhalten und wird rechnerisch genug Solarstrom erzeugen, um jährlich 375.000 Menschen zu versorgen. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 2022 wird die Anlage den Ausstoß von 245.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in die Atmosphäre verhindern.

Iberdrola wird den Solarstrom aus der Anlage ­Francisco ­Pizarro nutzen, um die gesamte Strombeschaffung der neun Bayer-Standorte in Spanien abzudecken, darunter drei Fabriken, fünf Forschungs- und Entwicklungszentren und der Hauptsitz des Unternehmens auf der Iberischen Halbinsel.

Die Autorin

Marion Futterer
ist Betriebswirtin und arbeitet seit 2010 im Photovoltaikgeschäft. Sie arbeitet als Business Development Manager bei Delta Electronics (Netherlands) B.V. im baden-württembergischen Teningen und verantwortet den Vertrieb der Photovoltaikwechselrichter für die Region Süd-Ost-Deutschland.

Foto: Delta

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