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Agriphotovoltaik: Forschen für mehr doppelte Ernte

In Kressbronn am Bodensee ist eine Solaranlage entstanden, die Apfelbäume überdacht. Es ist eine von insgesamt fünf Forschungs- und Demonstrationsanlagen der Modellregion Agriphotovoltaik für Baden-Württemberg, mit der das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB), das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und elf weitere Projektpartner die Möglichkeiten der Doppelnutzung von Agrarflächen ausloten wollen.

Ministerpräsident Kretschmann kam zum Produktionsstart

Die solaren und landwirtschaftlichen Erträge der Forschungsanlagen werden bis 2024 durchgängig registriert. Dabei wollen die Forscher die Auswirkungen der Photovoltaik auf die Erträge der Kern- und Beerenobstfelder, die sie damit überdachen, detailliert untersuchen. „In der Agriphotovoltaik liegt eine Riesenchance für die Landwirtschaft, für die Nachhaltigkeit und für die Energieversorgung“, betont Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, bei seinem Besuch der Anlage auf dem Obsthof Bernhard in Kressbronn, die jetzt in Betrieb gegangen ist.

Mit der Modellregion Agriphotovoltaik Baden-Württemberg wolle das Land zeigen, wie doppelt ernten geht – hier zum Beispiel Sonnenenergie und Äpfel, erklärt Kretschmann. „Dafür stellen wir in den nächsten drei Jahren insgesamt knapp 2,5 Millionen Euro zur Verfügung“, sagt er. Die Eröffnung der Anlage in Kressbronn markiere einen Meilenstein bei der Entwicklung der Agriphotovoltaik.

Bestehende Obstplantage solar überdacht

Für den Landwirt Hubert Bernhard ist die Anlage der nächste Schritt hin zur nachhaltigen Bewirtschaftung seines Obsthofes. „Wir erzeugen schon seit 2010 auf den Dächern unserer Wirtschaftsgebäude Sonnenstrom und fragten uns: könnten wir auch mit den Hagelnetzen über unseren Obstanlagen Strom produzieren?“, berichtet er über seine Motivation, Anbaufläche für die Pilotanlage bereitzustellen. „Das Resultat ist die erste Agriphotovoltaikanlage über einer bestehenden Obstanlage.“ Insgesamt haben die Projektbeteiligten etwa 0,4 Hektar mit Solarmodulen mit einer Gesamtleistung von knapp 250 Kilowatt solar überdacht.

1,7 Megawatt Agri-PV-Leistung entsteht

Insgesamt werden die Forscher im Rahmen des Projekts fünf verschiedene Kern- und Beerenobstkulturen mit Solarmodulen überdachen. Sie erreichen eine Leistung von immerhin 1,7 Megawatt. Neben der Anlagen in Kressbronn am Bodensee werden weitere Systeme in Bavendorf, Heuchlingen, Karlsruhe und Oberkirch-Nußbach entstehen. Übergeordnetes Ziel des Projekts ist, offene Fragen zur dualen Nutzung von Flächen für Landwirtschaft und Solarstromerzeugung zu beantworten.

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Auswirkungen auf die Solarmodulen untersuchen

Außerdem wollen die Forscher die Machbarkeit verschiedener vielversprechender Anwendungsbereiche und Technologien untersuchen, weshalb sie sich auch auf unterschiedliche Kulturpflanzen konzentrieren, die sie solar überdachen. Sie untersuchen dabei das Pflanzenwachstum unter den Modulen im Detail. „Dazu zählen neben der Untersuchung der Effekte variierender Beschattung auf Wachstum und Ökophysiologie der Äpfel auch Forschungsaktivitäten zu den Auswirkungen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes auf die Photovoltaikmodule“, erklärt Oliver Hörnle, Projektleiter am Fraunhofer ISE. „Für uns ist die Agriphotovoltaik ein weiterer wichtiger Baustein zur nachhaltigen Obstproduktion am Bodensee: eine geschützte und dadurch sichere und qualitativ hochwertige Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromproduktion“, ergänzt Ulrich Mayr, stellvertretender Geschäftsführer des KOB.

Das richtige Anlagendesign finden

Zudem wollen die Wissenschaftler verschiedene Auslegungsvarianten erforschen. Bei der Planung der unterschiedlichen Anlagendesigns für das Modellregion-Projekt konnten sie aber schon auf erste Erfahrungen aus dem Bau einer Agriphotovoltaikanlage für Obstanbau in Rheinland-Pfalz zurückgreifen. (su)

Zum Weiterlesen:

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