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CEO-Talk

„Agri-PV sichert die Betriebe“

Der Gemüseanbau wird durch Photovoltaik wirtschaftlich.

Fotos: Gridparity

Der Gemüseanbau wird durch Photovoltaik wirtschaftlich.

Immer mehr Landwirte wollen ihre Flächen doppelt nutzen: für Solarstrom und die landwirtschaftliche Produktion. Wie können sie das machen?

Erich Merkle: Teilweise ist es nicht nur wollen, sondern müssen. Wir haben das Klimaproblem ganz massiv auch in Deutschland, inzwischen in den östlichen Bundesländern ganz gravierend. Und da ist es nicht mehr eine Frage des Wollens, sondern des Müssens. In vielen Gegenden kann eigentlich nichts mehr produziert werden, weil entweder Starkregen oder viel zu viel Sonne die Ernten beschädigt.

Hinzu kommen ökonomische Zwänge …

Genau. Das zweite Problem ist, dass aufgrund der fluktuierenden Strompreise viele landwirtschaftliche Erzeugnisse gar nicht mehr gelagert werden können. Kunden in Hamburg hatten beispielsweise Probleme, dass sie ihre Apfelproduktion im Alten Land nicht mehr kühlen konnten bis zum Verkauf im April oder Mai. Wir schützen die landwirtschaftliche Produktion, ohne sie zu beeinträchtigen oder indem wir sie fast nicht beeinträchtigen.

Welche Perspektiven bietet der erzeugte Sonnenstrom?

Wir liefern genug Strom, der direkt vor Ort gebraucht werden kann. Das ist ein Riesenvorteil für die Betriebe. Ich brauche keine Überlandleitungen, ich brauche in vielen Fällen keine Trafostationen. Ich kann den Strom direkt in den landwirtschaftlichen Betrieben nutzen. Insofern ist Agri-PV eine sehr demokratische, dezentrale Form der Stromerzeugung.

Sie haben dieses Thema als Marktpionier erschlossen. Nimmt Agri-PV langsam Fahrt auf?

Als Firma Gridparity haben wir schon zehn Jahre Erfahrung mit Agri-PV. Wir haben die ersten Anlagen vor zehn Jahren in Ägypten gebaut. Dort wurden wir eingeladen, Testanlagen zu bauen, weil wir Doppelglasmodule produzieren. Inzwischen fertigen wir sie in unserer eigenen Fabrik in der Slowakei, bei Agora Solar.

Warum setzen Sie auf Doppelglasmodule?

Sie sind stabil und bieten die Möglichkeit, Licht durchzulassen. Bei Standardanwendungen beträgt die Lichtdurchlässigkeit etwa 40 Prozent. Wenn man sich das gesamte Licht anschaut, das zwischen den Modulen durchkommt, liegen wir bei etwa 70 Prozent. Wir haben also 40 Prozent Licht von oben und Licht von den Seiten. Letztlich kommen wir auf 75 Prozent Licht. ­Damit kann man im Prinzip alle Pflanzen anbauen. Andererseits bekommen sie Schutz gegen vor zu viel Licht und Hitze. Es gibt immer mehr Test­installationen oder Großanlagen für Beerenanbau, wie in Holland. Dort wurde festgestellt, dass die Ernte unter den Solarmodulen um sechs bis acht Prozent anstieg gegenüber dem Anbau auf freiem Feld.

Welche Ursachen hat die steigende Ernte?

Die Beeren werden verschattet und vor Hagel geschützt. Ein Hagelunwetter oder Starkregen kann die Ernte quasi vernichten. Davor können wir die Betriebe schützen. Auch in Deutschland sind erste Anlagen im Obstbau entstanden, beispielsweise am Bodensee. Die Solarmodule erlauben es, auf andere Schutzmaßnahmen zu verzichten. Zum Beispiel auf Plastikfolien, die sehr teuer sind und nachher vernichtet werden müssen. Unsere Solaranlagen betreiben wir normalerweise 25 oder 30 Jahre lang, ohne dass etwas kaputtgeht.

Das ist immer eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Wie sieht es denn damit aus?

Agri-PV ist sehr wirtschaftlich. Je nachdem, mit welchem Stromertrag wir rechnen können, erreichen wir Paybackperioden von zwischen fünf oder sechs und acht Jahren. Selbst wenn die Zinsen etwas steigen, liegen wir auf jeden Fall in einem sehr interessanten Bereich. Und normalerweise wird das auch von Banken finanziert, inzwischen eher als Freiflächenanlagen. Wir haben auch den Vorteil, dass wir meistens keine teuren Transformatoren brauchen. Das heißt, wir können praktisch viel Geld sparen bei den Leitungen, die wir bis zum nächsten Einspeisepunkt legen müssen. Denn der Sonnenstrom wird in der Landwirtschaft direkt genutzt.

Wachsen Solaranlagen und landwirtschaftliche Flächen zusammen?

So ist es, denn es hat immense Vorteile. Die landwirtschaftliche Landfläche wird nicht zur Gewerbefläche, wie es bei Freilandanlagen der Fall ist. Sondern sie bleibt weiterhin landwirtschaftlich nutzbar. Die ganzen Vorteile für die Landwirtschaft beispielsweise bei der Erbschaftssteuer, bei der Grundsteuer oder bei Zuschüssen für die Flächen von der EU bleiben erhalten. Denn das Land, bleibt landwirtschaftliche Fläche. Auch wenn eine Agri-PV-Anlage darauf steht, die Energie erzeugt – und zwar nicht wenig.

Bieten Sie verschiedene Anlagenbreiten an? Immerhin muss die Landtechnik unter den Modulen arbeiten können.

Wir bieten sehr viele verschiedene Anlagen an. Das sind herkömmliche Systeme für Beeren oder für Steinobst. Dann haben wir Anlagen, die sich auch für Tierschutz eignen. Hühner zum Beispiel legen keine Eier mehr, wenn die Sonne vom Himmel knallt. Es wird ihnen zu heiß. Deshalb ist die Verschattung für frei laufende Hühner sehr wichtig. Es gibt auch Anfragen von Landwirten, die große Gelände für die Schweinezucht solar überdachen wollen.

Wie ist die Nachfrage im Ackerbau, wo die größten Flächen verfügbar sind?

Gemüse wird zum Teil automatisch geerntet. Dort reden wir über Spannweiten zwischen acht, zehn und zwölf Metern. Das können wir jederzeit mit unseren Anlagen bauen. Gleiches gilt für Äcker, die von Traktoren bearbeitet werden. Das landwirtschaftliche Gerät ist zwölf oder 14 Meter breit. Auch solche Spannweiten decken wir ab.

Also entwickelt sich die Nachfrage nach Agri-PV sehr gut?

Die Nachfrage ist geradezu unglaublich. Einerseits ist es für uns ein gutes Geschäft. Mit größerer Nachfrage können wir unsere Preise eher vergünstigen. Andererseits glaube ich, dass wir viel für die Zukunft tun und für den Klimaschutz. Das brauchen wir ganz dringend.•

Das Interview führte Sven Ullrich.

AKTUELLES VIDEO

Dr. Erich Merkle von Gridparity: Transparente Komplettsysteme für Landwirte

CEO-Talk: Immer mehr Agrarbetriebe wollen ihre ­Flächen doppelt nutzen – mit zusätzlicher Sonnenstromerzeugung. Agri PV ist eine Marke der Grid­parity AG. Sie hat die ganze Bandbreite der Lösungen im Portfolio. Mit welchen Möglichkeiten die Landwirte eine doppelte Ernte einfahren können, weiß Geschäftsführer Dr. Erich Merkle.

Foto: Vorsatz Media

AKTUELLES INTERVIEW (English)

Dr Erich Merkle of Gridparity: Transparent complete systems for farmers

CEO Talk: More and more farmers want to use their land twice – with additional solar power ­generation. Agri PV, a brand of GridParity AG, now has the whole range of solutions in its portfolio. CEO Dr Erich Merkle knows which options farmers can use to harvest double.

Foto: Vorsatz Media

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