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Pilotprojekt Lieberose strahlt aus

Hunderttausende Solarmodule, 30 Grad im Schatten und Wahlkampf scheint eine gute Mischung zu sein, um Bundes- und Landespolitiker in abgelegenes, unwegsames Gelände zu locken. Der Photovoltaik-Park Lieberose erfüllte am Donnerstag alle Kriterien: Aufbau-Ost-Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD), Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie sein Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) und Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) waren gekommen, um gemeinschaftlich das 560.000ste Solarmodul einzusetzen. Damit ist der Solarpark Juwi Solar GmbH zufolge nun der größte seiner Art in Deutschland und der zweitgrößte weltweit. Bis Ende Oktober will der Anlagenbetreiber Juwi die restlichen gut 100.000 Dünnschichtmodule von First Solar installieren. Dann werde der Park über eine Gesamtleistung von 53 Megawatt verfügen. Die Gesamtinvestition belaufe sich auf mehr als 160 Millionen Euro.

Vier Millionen Euro für die Räumung

Die Politiker und Unternehmensvertreter vor Ort hoben Lieberose wiederholt als Modellprojekt für die ökologische Nutzung ehemaliger Militärflächen hervor. Die Anlage hat „Pilotcharakter für Konversion“, sagte Platzeck. Das Land Brandenburg, das noch über 80.000 Hektar ungenutzte Konversionsfläche verfügt, profitiere von solchen Projekten bei der Energieversorgung und werde für die Räumung nicht mal finanziell in Anspruch genommen. Juwi hat etwa vier Millionen Euro in die Räumung investiert. Sie begann im März 2007 und dauerte fast zwei Jahre. Insgesamt hatte die russische Armee etwa 20.000 Munitionsteile auf dem Truppenübungsplatz hinterlassen.
Juwi habe ein großes Interesse an Konversionsflächen, sagt Vorstand Fred Jung. Sie seien hervorragend geeignet für die Projekte des Unternehmens aus Wörrstadt. Außerdem zeigten sich die Länder sehr offen und seien sehr interessiert, wenn es um die Verpachtung der entsprechenden Gelände gehe, sagt Jung. Juwi hat bereits mehrere Großprojekte auf Konversionsflächen realisiert wie den Photovoltaik-Parks in Brandis und Köthen. Partner für die Projekt war damals wie heute First Solar, dass für Lieberose etwa ein Viertel seiner Modulproduktion des Werks in Frankfurt/Oder geliefert hat, wie Stephan Hansen, Geschäftsführer der First Solar GmbH sagte. Er betonte die Bedeutung der Photovoltaik für das Land Brandenburg, in dem die komplette Wertschöpfungskette vertreten sei und zugleich große Leuchtturmprojekte realisiert würden. Die 670.000 First-Solar-Module würden nach Schließung des Parks in der Recycling-Anlage des Unternehmens weiterverwertet. Damit ergebe sich ein geschlossen Kreislauf für Lieberose, sagte Hansen.

Repowering nach 20 Jahren

Die Fläche von 162 Hektar, auf denen der Solarpark steht, hat Juwi zunächst für 20 Jahre gepachtet, wie Jung bestätigt. Solange seien die Einnahmen durch das EEG gesichert. Die jährlich rund 53 Millionen Kilowattstunden Solarstrom werden in den kommenden 20 Jahren mit etwa 31 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Was danach komme, sei noch nicht entschieden, sagt Jung. Optionen wären ein Weiterbetrieb der Anlage, ein Repowering der Module oder aber eine Renaturierung der Fläche.
Nach der Fertigstellung will Juwi den Solarpark an einen Investor verkaufen. „Unser Geschäft ist die Planung und der Aufbau solcher Parks“, sagt Jung. Nur bei wenigen Projekten bleibe Juwi Betreiber, da dies nicht zum Kerngeschäft gehöre. "Wir konzentrieren uns auf die Planung und den Bau solchen Anlagen", sagt Jung.

In der kommenden Ausgabe der photovoltaik (09/2009) wird es einen ausführlichen Beitrag zum Thema große Photovoltaik-Anlagen auf militärischen Konversionsflächen deutschlandweit geben. Das Heft erscheint am 27. August. (Sandra Enkhardt)

*von links nach rechts: Landeswirtschaftsminister Ulrich Junghanns, Helmut Fries, Bürgermeister der Gemeinde Turnow-Preilack, Landesumweltminister Dietmar Woidke, Ministerpräsident Matthias Platzeck, First-Solar-Geschäftsführer Stephan Hansen (verdeckt), Juwi.Vorstand Fred Jung, Aufbau-Ost-Minister Wolfgang Tiefensee und Juwi-Vorstand Matthias Willenbacher