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„Energiespeicher sind zentral für die Energiewende“

Welche großen Speicherprojekte haben Sie gerade, auch international?

Dr. Patrik Fischer: Bei Abo Wind haben wir insgesamt eine Projektpipeline von 19 Gigawatt. Davon haben wir ein Gigawatt als Batteriespeicher, entweder als Stand-alone- oder als Hybridprojekte. Besonders große Projekte haben wir in UK. Aktuell bringen wir ein Projekt mit 50 Megawatt und 25 Megawattstunden ans Netz. Dort leisten wir unter anderem Netzdienste. In Deutschland bringen wir dieses Jahr noch 46 Megawatt ans Netz.

Welche konkreten Anwendungen gibt es für große Batteriespeicher am Netz?

Zunächst ist ganz wichtig zu verstehen, dass Batteriespeicher zentral sind für die Energiewende. Nur Energiespeicher versetzen die volatilen Erneuerbaren in die Lage, tatsächlich die maximale Energie abzugeben, das heißt grundlastfähig zu werden. Bei Projekten mit Hybridisierung schaltet man Wind und Solar zusammen, dann hat man eine Verstetigung. Das wird natürlich alles noch viel, viel besser, wenn Sie eine Batterie dazuschalten. In Deutschland werden wir in diesem Jahr zwei Projekte anschließen, über die Innovationsausschreibungen. Dort wird der Solargenerator parallel mit dem Batteriespeicher betrieben. Allerdings sind asymmetrische Netzdienste noch nicht möglich. Die Batterie wird nicht aus dem Netz gespeist. Nur dann könnte sie tatsächlich die volle Leistungsfähigkeit entfalten.

Bei uns gibt es die Innovationsausschreibungen, in anderen Ländern nicht. Lohnt sich das Geschäft trotzdem?

Ja, natürlich. Schauen Sie sich an, was in der Welt passiert, wie schnell die Energiepreise steigen. Viele Industriekunden fragen uns, was wir bieten können, um diesen hohen Preisen entgegenzuwirken. Erdgas wird weniger und teurer. Dadurch wird ein Batteriespeicher wettbewerbsfähiger als vorher.

Ist das auch für Industriekunden eine lohnende Sache?

Wenn es die Möglichkeit gibt, eine Anlage auf einer Freifläche zu machen, die Autarkie zu steigern, günstigen Strom selbst zu erzeugen oder die Energieversorgung zu verstetigen. Oder man kann Netzentgelte sparen, wenn man gleichförmig 7.000 Stunden erreicht. Ein Großabnehmer, der zehn Gigawattstunden im Jahr abnimmt, spart im sechsstelligen Bereich pro Jahr. Das heißt, ein Batteriespeicher rechnet sich in wenigen Jahren.

Wie lassen sich die Möglichkeiten der Batteriespeicher besser ausschöpfen?

Der Batteriespeicher ist ein ganz zentrales Element der Energiewende. Nur so bekommen wir die Verstetigung und die Grundlast durch erneuerbare Energien hin. Dafür sind drei Dinge wesentlich. Die Batterie sollte auch aus dem Netz gespeist werden können, nur dann kann sie ihre wirkliche Leistungsfähigkeit entfalten. Zweitens haben wir einen Flaschenhals beim Ausbau der Erneuerbaren insgesamt. Zudem muss richtig gerechnet werden. Man kann nicht nur die nominale Anschlussleistung betrachten. Nur zwei Prozent der Betriebszeit bringt ein Windkraftwerk oder eine Solaranlage tatsächlich die nominale Leistung.

Was bedeutet das konkret?

Hier kann kleiner dimensioniert und mehr angeschlossen werden. Das ist wirklich entscheidend. Wir können viel, viel mehr Leistung und verstetigte Energie liefern, wenn wir den Grid-Code anpassen. Da stehen wir in vielen Märkten noch relativ am Anfang.

Das Gespräch führte Nicole Weinhold, Chefredakteurin des Fachmagazins Erneuerbare Energien.

Abo Wind

Mehr Großprojekte und grüner Wasserstoff

Foto: Abo Wind

Abo Wind blickt auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2022 zurück. Der in dieser Periode erwirtschaftete Überschuss des Konzerns liegt mit 9,6 Millionen Euro deutlich über dem des ersten Halbjahres 2021 (6,5 Millionen Euro). Auch die Gesamtleistung ist im Vergleich zur ersten Hälfte des Vorjahres um rund 50 Prozent gewachsen.

Umsatzerlöse und Erhöhung des Bestands summieren sich für die ersten sechs Monate 2022 auf 127,3 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2021: 83,9 Millionen Euro). „Wir halten an unserer Prognose fest und erwarten für 2022 insgesamt weiterhin einen Konzerngewinn mindestens auf dem Niveau des Vorjahres“, sagte Vorstand Dr. Karsten Schlageter.

Für das Kalenderjahr erwartet der Vorstand aktuell keine so deutliche Ergebnissteigerung wie für das erste Halbjahr. 2021 betrug der ­Jahresüberschuss des Konzerns 13,8 Millionen Euro. Der Halbjahresbericht 2022 steht ebenso wie frühere Geschäftsberichte auf der ­Internetseite zur Verfügung.

Aktuell arbeitet Abo Wind weltweit an Wind-, Solarparks und Speicherprojekten mit einer Gesamtleistung von mehr als 20 Gigawatt. ­Einige sehr große Windparks mit mehreren Gigawatt Leistung sollen sauberen Strom für die Produktion von grünem Wasserstoff liefern.

Drei dieser Projekte befinden sich in Kanada (elf Gigawatt). Diese ­Projekte präsentierte Abo Wind im August anlässlich der Unterzeichnung eines kanadisch-deutschen Wasserstoffabkommens, das die Regierungen beider Länder in Neufundland abschlossen.

Aktuelles Video

Foto: Vorsatz Media

CEO-Talk mit Dr. Patrik Fischer

Speicher und Hybridkraftwerke koppeln: Photovoltaik- und Windkraftanlagen speisen volatil ins Netz ein. Deshalb kombinieren die Projektentwickler erneuerbare Energien mit Batteriespeichern, um das Stromnetz zu entlasten. Wie das funktioniert und Industriekunden profitieren können, verrät Dr. Patrik Fischer.

https://www.photovoltaik.eu/videos/pv-guided-tours-2022

Im Interview

Dr. Patrik Fischer

war bis Juli 2022 Mitglied der Geschäftsleitung von Abo Wind, einem Projektierer von Großanlagen mit Sitz in Wiesbaden.

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