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Mieter nicht zur Kasse bitten!

Die geplante EEG-Umlage für den Eigenverbrauch wird Sonnenstrom für die Industrie und Gewerbe verteuern. Damit wird die Sache für Geschäftsleute uninteressant. Auch die Mieter in städtischen Wohnquartieren werden von der Energiewende ausgeschlossen.

In einem Interview für die Fachzeitschrift photovoltaik setzt sich Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Solarwirtschaft (BSW-Solar), für erhebliche Korrekturen an der geplanten EEG-Reform ein. Kernpunkt ist die EEG-Umlage, die künftig auf selbsterzeugten und vor Ort verbrauchten Strom erhoben werden soll. Dem Vernehmen nach haben die Ministerpräsidenten ähnliche Vorhaben für den Anlagenbestand bereits abgelehnt. Nun geht es um den Zubau neuer Anlagen – vor allem für die Industrie. „Einen weiteren Markteinbruch werden wir nur stoppen können, wenn der Gesetzesentwurf jetzt schnell nachgebessert wird“, sagt Carsten Körnig mit Blick auf die Photovoltaik in Deutschland. Nach mehr als sieben Gigawatt in den Vorjahren wurden 2013 nur 3,3 Gigawatt zugebaut. „Um den deutschen Photovoltaikmarkt im Multi-Gigawatt-Bereich zu halten, benötigen wir endlich wieder Investitionssicherheit für alle Marktsegmente.“

Zu lange Amortisationszeiten

Vor allem den Bau neuer Generatoren für den Mittelstand und die Landwirtschaft sieht Körnig gefährdet. Die geplante EEG-Umlage für die Eigenstromversorgung kommentiert er: „Das wäre absolut kontraproduktiv und würde den schnellsten Weg zur Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik genau so blockieren wie die Entwicklung intelligenter dezentraler solarer System- und Speicherlösungen.“ Geradezu grotesk sei, dass gleichzeitig der Eigenverbrauch der Atom- und Kohlekraftwerke sowie des Braunkohletagebaus von der EEG-Umlage ausgenommen werden soll. „Das zeigt, wo der Hase im Pfeffer liegt“, kritisiert der Solarexperte. Auf diese Weise wird sich die Amortisationszeit von Solargeneratoren in der Wirtschaft von derzeit zehn Jahren auf 15 bis 19 Jahre verländern.

Nach seiner Auffassung reicht es nicht, eine Bagatellgrenze für Anlagen mit weniger als zehn Kilowatt einzuführen. „So erfreulich das anhaltend große Solarengagement der Eigenheimbesitzer ist, gemeinsam realisieren sie gerade einmal rund ein Fünftel des politisch angestrebten jährlichen Mindestausbauziels“, rechnete er vor. „Auf neue Solaranlagen auf Gewerbe- und Industriehallen und in der Land- und Wohnungswirtschaft können wir nicht verzichten.“

300 Millionen Investitionen auf Eis

Mit der EEG-Umlage werden vor allem die Mieter in städtischen Ballungsräumen zur Kasse gebeten. Sie haben bislang das Gros der Umlage für den eingespeisten Strom bezahlt. In dem Augenblick, in dem sie nun auch in den Genuss von preiswertem Sonnenstrom kommen könnten, sollen sie erneut zur Kasse gebeten werden. „Eigenverbrauch ist ein unverzichtbarer Treiber der Photovoltaiknachfrage“, sagt Körnig. „Er macht die Energiewende insgesamt kostengünstiger.“

Derzeit liegen allein bei den Energiegenossenschaften bundesweit rund 300 Millionen Euro Investitionen in dezentrale Generatoren auf Eis, die vor allem in so genannten Mieterstrom investiert werden sollten. Dabei handelt es sich um große Solaranlagen auf Mehrgeschossern, die ihren sauberen Strom direkt ins Hausnetz für die Mieter liefern. Diese Anlagen werden nur zu geringem Anteil im Stromnetz wirksam, entlasten also auch den erforderlichen Netzausbau. „Wir können deutlich mehr Photovoltaikleistung installieren, wenn die Netze wegen des Eigenverbrauchs nicht mehr für Einspeisemaxima ausgelegt werden müssen“, meint Körnig. „Das reduziert die Netzkosten. Außerdem können Photovoltaikanlagen – insbesondere, wenn sie mit einem Stromspeicher kombiniert sind – vor allem die Netze im Niederspannungsbereich deutlich entlasten.“  (Heiko Schwarzburger)

Das vollständige Interview lesen Sie im Aprilheft der Fachzeitschrift photovoltaik, das am 3. April 2014 erscheint.