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Viele Gewinner und ein ganz großer Verlierer

Mit zum Teil spektakulären Kurszuwächsen warteten Solaraktien im vergangenen Jahr auf. Dabei setzte sich ein Börsenneuling unangefochten an die Spitze: der US-amerikanische Solarmodulproduzent First Solar. Der Anteilsschein des erst seit November 2006 börsennotierten Unternehmens aus Phoenix, Arizona, verteuerte sich bis Ende Dezember 2007 um rund 900 Prozent. Laut den im November vorgelegten Geschäftszahlen für das 3. Quartal hat First Solar den Umsatz von 40,8 Millionen Dollar auf 159 Millionen Dollar gesteigert. Der Nettogewinn wuchs von 4,3 Millionen Dollar oder sechs Cents je Aktie auf 46 Millionen Dollar oder 58 Cents je Aktie. Das Unternehmen führt sein starkes Wachstum vor allem auf die neue Produktion in Deutschland zurück, die man vorzeitig hatte starten können. In Malaysia wollen die Amerikaner weitere Produktionskapazitäten schaffen. Finanzvorstand Jens Meyerhoff stellte gegenüber Analysten in Aussicht, dass First Solar im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz von 480 bis 485 Millionen Dollar erreichen könnte. Er soll dann in 2008 auf 760 bis 800 Millionen Dollar klettern.

Hoher Ölpreis treibt an

Auch andere Solarwerte aus den USA gewannen 2007 enorm an Wert. So etwa die Aktie von SunPower aus dem kalifornischen San José, die deutlich über 200 Prozent zulegte. Der Solarzellenhersteller ist auch auf europäischen Wachstums märkten wie Italien und Spanien präsent, profitiert jedoch besonders von der stark zunehmenden Nachfrage in seinem Heimatmarkt. Nicht zuletzt aufgrund des stark steigenden Ölpreises haben sich in den Vereinigten Staaten die Bedingungen für die Erzeugung von Solarenergie verbessert. Von dieser guten Marktsituation kann SunPower besonders profitieren, da das Unternehmen sehr kostengünstig produziert. Im Oktober 2007 hatte es seine Prognose für das 4. Quartal und das Gesamtjahr 2007 bekräftigt. Demnach strebt SunPower für das Geschäftsjahr einen Gewinn je Aktie von 1,20 bis 1,24 Dollar an und einen Umsatz von 760 Millionen Dollar. Für 2008 stellen die Amerikaner einen Gewinn je Aktie von 1,90 bis 2,05 Dollar in Aussicht und einen Umsatz von 1,1 bis 1,25 Milliarden Dollar.

Chinesen holen auf

Aus der weltweit steigenden Nachfrage konnten auch chinesische Solarfirmen Kapital schlagen. Ein Beispiel dafür ist der Solarmodulproduzent Suntech Power. Das Unternehmen aus Wuxi war vor zwei Jahren an die Börse gegangen, sein Anteilsschein hatte damals zehn Euro gekostet. Der Aktienkurs hat sich seither mehr als verfünffacht und allein in 2007 mehr als verdoppelt. Suntech ist stark exportorientiert, nur zehn Prozent seiner Produktion verkauft das Solarunternehmen in China. Aktuell setzt es vor allem auf das Geschäft in Europa. Die günstigen Produktionsbedingungen in Asien machen sich europäische Solarunternehmen ebenfalls zu Nutze. So die im norwegischen Høvik ansässige Renewable Energy Corporation (REC). Sie leitete 2007 den Bau einer Produktionsstätte für Solarwafer, -zellen und -module in Singapur mit einer Kapazität von 1,5 Gigawatt ein. Schon jetzt wirtschaftet sie sehr erfolgreich. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres steigerte sie den Umsatz um 58 Prozent auf 4,77 Milliarden Kronen (617,78 Millionen Euro), das Betriebsergebnis (EBIT) kletterte von 1,02 auf 1,91 Milliarden Kronen (247,46 Millionen Euro). Die Aktie verteuerte sich um rund 140 Prozent.

Deutscher Partner der REC ist Q-Cells. Die Aktie des Solarzellenherstellers aus Thalheim legte 2007 sogar um rund 170 Prozent zu. Wie das TecDAX-Unternehmen im November meldete, hat es die Produktion in den ersten neun Monaten 2007 um 42 Prozent auf 256,6 Megawatt gesteigert. Bis 2010 will es das Produktionsvolumen im Kerngeschäft auf mehr als ein Gigawatt und bei Dünnschicht auf 400 bis 600 Megawatt ausbauen. Der Umsatz kletterte um 50 Prozent auf 577,1 Millionen Euro, der Gewinn stieg um 78 Prozent auf 111,2 Millionen Euro. Der Vorstand von Q-Cells bekräftigt seine Prognose für das Gesamtjahr. Bei einem Produktionsvolumen von circa 370 Megawatt und einem Umsatz von deutlich über 800 Millionen Euro rechnet er mit einem Jahresergebnis im Kerngeschäft von rund 120 Millionen Euro. Für 2008 hoben die Thalheimer die Umsatzprognose an, von einer Milliarde Euro auf 1,2 Milliarden Euro. In 2009 sollen die Erlöse auf 1,7 Milliarden Euro klettern (alte Prognose: 1,4 Milliarden Euro).

Ebenfalls dreistellig fiel auf Jahressicht der Kurszuwachs des Modulherstellers Aleo aus, der sein Auslandsgeschäft stark ausbaut und bis Ende 2010 die Hälfte des Umsatzes darüber erwirtschaften will. Das Unternehmen mit Sitz in Oldenburg und Prenzlau meldete für die ersten neun Monate 2007 einen Umsatzanstieg von 77,6 Millionen auf 158,6 Millionen Euro. Das ist der höchste Dreimonatsumsatz der Firmengeschichte. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) kletterte in den ersten neun Monaten von 6,8 Millionen auf 10,7 Millionen Euro. Die Umsatzprognose für 2008 hob das Unternehmen auf 270 bis 300 Millionen Euro an.

Die Aktie von SolarWorld, Flaggschiff der deutschen Solarbranche, erreichte anders als im Vorjahr 2007 keinen Spitzenplatz. 2006 hatte der Bonner Konzern mit einem Jahresplus von rund 80 Prozent am Besten von allen Solaraktien in unserer Auswertung abgeschnitten. Auch 2007 legte das Unternehmen starke Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres vor. Es erreichte mit einem Kurszuwachs von über 60 Prozent einen Platz im gehobenen Mittelfeld der deutschen Solarwerte.

Lange Gesichter in Hamburg

Conergy ist dagegen ohne Zweifel der Verlierer des Jahres unter den Solartiteln. Deren Aktienkurs war von Oktober bis Mitte November von knapp 70 Euro auf unter 20 Euro abgestürzt, nachdem die Hamburger eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr herausgeben mussten. Laut der korrigierten Prognose stellten sie für 2007 ein EBIT in einer Bandbreite von minus 150 bis minus 200 Millionen Euro in Aussicht. Der ursprünglich geplante Umsatz von einer Milliarde Euro werde wohl nicht erreicht. Vorstandschef und Firmengründer Hans-Martin Rüter trat zurück, nachdem schon im Vorfeld der Finanzvorstand ausgetauscht worden war. Aufsichtsratschef Dieter Ammer übernahm bei dem schlingernden Unternehmen, das zumindest zwischenzeitlich mit einem Liquiditätsengpass zu kämpfen hatte, das Ruder. Durch Mittelzuflüsse in Höhe von 100 Millionen Euro musste das Finanzloch gestopft werden. Offenbar hatte Conergy zu viele Produkte auf zu vielen Märkten angeboten, die Führung sich dabei verzettelt und den Überblick über den Kapitalbedarf verloren. In Zukunft soll der Schwerpunkt des Geschäfts eindeutig im Bereich Photo voltaik liegen. „Nicht-strategische Aktivitäten“ in den Bereichen Biomasse und Solarthermie will Conergy verkaufen und sich von rund 500 Mitarbeitern trennen.

Die Bank Sarasin geht von einem weiter starken Wachstum des weltweiten Marktes für Photovoltaikanlagen aus. Sie stellte im vergangenen Jahr in einem neuen Bericht ein jährliches Wachstum von 50 Prozent pro Jahr bis 2010 in Aussicht. Danach erwartet sie ein anhaltendes Wachstum von 22 Prozent pro Jahr bis 2020. Die Bank aus Zürich erwartet für 2007 2.639 Megawatt an installierten Anlagen – was einem 60-prozentigen Anstieg gleichkäme. Für 2008 schätzen die Schweizer, dass die installierten Anlagen 3.921 Megawatt erreichen werden, um dann auf 8.246 Megawatt in 2010 zu steigen. Einige Länder und Regionen werden laut Sarasin ein stärkeres Wachstum erleben als andere – deutsche Anlagen zum Beispiel sollen geschätzte 24,6 Prozent im Jahr von 2006 bis 2010 wachsen. Italien könne dagegen eine Wachstumsrate von 151,3 Prozent pro Jahr erreichen.

Für Diskussionen über die Zukunft der deutschen Solarbranche sorgte die Bundesregierung. Sie gab Anfang Dezember 2007 Pläne bekannt, die Solarstrom-Förderung im Rahmen einer Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) deutlich zu senken. Die darin festgelegte Vergütung für die Einspeisung von Solarstrom soll in Zukunft pro Jahr um sieben Prozent sinken statt um fünf Prozent wie bisher. Auch will die Große Koalition zum 1. Januar 2009 die Vergütung einmalig um einen Cent kürzen, was eine schlagartige Absenkung um über neun Prozent ergeben würde. Zwar setzen viele deutsche Solarunternehmen inzwischen stark auf das Auslandsgeschäft, doch noch immer ist Deutschland der wichtigste Solarmarkt weltweit.

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