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Experten sehen keine Blackouts

Unabhängige Experten haben den Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Energiewende im Berichtsjahr 2012 bewertet: Während sich die erneuerbaren Energien auf dem Zielpfad befinden, sei eine Reduktion der Treibhausgase klar verfehlt worden. Ein Blackout bei den Stromnetzen ist nicht in Sicht.

Nach Überzeugung einer Expertenkommission von Wissenschaftlern sei die Energiewende durch zwei Oberziele bestimmt: die Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 80 Prozent bis zum Jahr 2050 und den Ausstieg aus der Kernenergienutzung bis Ende 2022. Um die Entwicklungen differenziert und doch handlungsleitend zu erfassen, diskutiert die Monitoring-Kommission in ihrer Stellungnahme zehn Leitindikatoren der Energiewende.

Weil die Treibhausgasemissionen in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland wieder gestiegen sind, droht eine Verfehlung des Minderungsziels von 40 Prozent bis 2020. Folglich spricht die Bundesregierung im eigenen Monitoring-Bericht nur von einer erwarteten Senkung der Treibhausgasemissionen von lediglich 35 Prozent. Eine strukturelle Reform des europäischen Emissionshandels sei demnach vordringlich und wünschenswert.

Die Experten empfehlen für eine Emissionsminderung, dass sich die Anstrengungen vor allem auf eine kräftige Reduktion des Energiebedarfs für Wärme konzentrieren. Gleichzeitig soll der Ausbau der Ökoenergien fortgesetzt werden. Die Verbesserung der Energieeffizienz sei bisher auf der Strecke geblieben. Künftig sollten deshalb Effizienzmaßnahmen im Gebäudebereich und im Verkehr höchste Priorität erhalten.

Droht ein Blackout?

Nach der Erzeugungsleistung zu urteilen, ist momentan kein genereller Versorgungsengpass festzustellen, bewerten die Experten. Trotz der Pläne vieler Kraftwerksbetreiber, einzelne ihrer Anlagen dauerhaft vom Netz zu nehmen. Allerdings drohen mit dem geplanten Abschalten der noch verbleibenden Kernkraftwerke südlich der Mainlinie lokale Kapazitätsengpässe. Diese würden durch den Rückstand beim Ausbau der Übertragungsnetze noch verschärft, so die Argumentation der Experten.

Die Expertenkommission bewertet, dass die bisherige Kostenbelastung durch die Energiewende für die deutsche Volkswirtschaft insgesamt nicht so dramatisch ist, wie in der Öffentlichkeit oft dargestellt. Verbraucher zahlten für Strom im Jahr 2012 einen nahezu unveränderten Anteil von 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens.

Bei den erneuerbaren Energien könne das Ziel, bis zum Jahr 2020 den Anteil am Bruttoendenergieverbrauch auf 18 Prozent zu erhöhen, aus heutiger Sicht erreicht werden. Der Ökostromausbau im Stromsektor sei dabei die treibende Kraft. Im Wärmesektor befindet sich der Ausbau erneuerbarer Energien im Zielkorridor für das Jahr 2020. Im Verkehrsbereich wurde im Jahr 2012 ein regenerativer Kraftstoffanteil von 5,7 Prozent erreicht. Zum wiederholten Male wurde damit der im Biokraftstoffquotengesetz vorgegebene Anteil von 6,25 Prozent verfehlt.

Expertenkommission

Hintergrund: Am 8. April 2014 wurde der Zweite Monitoring-Bericht „Energie der Zukunft“ von der Bundesregierung veröffentlicht. Anhand von Indikatoren werde im Bericht das Fortschreiten der Energiewende abgebildet. Er wurde unter anderem von Beamten des Bundeswirtschaftsministeriums erarbeitet. Zur Begleitung des Monitoring-Prozesses wurde von der Regierung eine Kommission aus unabhängigen Energieexperten berufen. Die Mitglieder sind: Der Vorsitzende Professor Andreas Löschel vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Universität Heidelberg, Professor Georg Erdmann von der TU Berlin; Professor Frithjof Staiß vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und Hans-Joachim Ziesing von den AG Energiebilanzen (AGEB).

Wie bereits beim ersten Monitoring-Bericht haben Bürger, Institutionen und Verbände die Gelegenheit, zum Bericht in Form einer Online-Umfrage bis zum 8. Juni 2014 Stellung zu nehmen. (Niels H. Petersen)