Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Kernenergie ist Kriegsenergie, Herr Söder!

Verblendete Politiker fordern jetzt längere Laufzeiten für Atom- und Kohlekraftwerke. Das würde unsere Nachkommen noch mehr schädigen. Und dabei können wir mit einer Entfesselung der Energiewendearbeitspferde Photovoltaik und Windkraft sowie Weiterentwicklung von Bioenergie, Geothermie und Wasserkraft innerhalb eines Jahres die Stromerzeugung der deutschen AKW plus einiger Erdgaskraftwerke ersetzen.

Bleiben Sie auf dem Laufenden, melden Sie sich für unseren Newsletter an!

Langsam dämmert die Erkenntnis

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine empört uns alle. Bei einigen dämmert jetzt die Erkenntnis, dass wir mit den Einkäufen von Erdgas, Erdöl, Kohle und Uran die Aufrüstung Russlands finanziell gefördert haben. Mehrmals hat unsere Bürgerinitiative darauf hingewiesen, dass Russland unser größter Erdgas-, unser größter Erdöl- und unser größter Steinkohlelieferant ist. Dass auch das AKW Gundremmingen Uranspaltstoffe aus Russland gekauft hat.

Zurecht denken manche jetzt auch an Tschernobyl. Zugleich müssen wir uns vorstellen, was ein Panzerschuss auf ein AKW - auch eine Fehlschuss - an Radioaktivität freisetzen kann. Was in einem AKW passiert, wenn die Bedienungsmannschaft vor anrückenden Truppen flieht. Und was nicht uniformierte Freischärler tun könnten, um den Waffenlieferanten Deutschland zu „bestrafen“.

Die Technik der Bombe

Die Kerntechnik wurde entwickelt für die Atombombe. Unter dem Deckmantel „zivile Nutzung“ wird bis heute die Kerntechnik weiterentwickelt, um sich die Option der Kernwaffen offenzuhalten. Zugleich sind Atomkraftwerke Atomminen, die man durch Beschuss oder Anschläge zünden kann. Kernenergie ist Kriegsenergie.

Genauso eindringlich weisen wir darauf hin, dass wir durch einen konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien gut den Atomstrom und bis 2030 den Kohlestrom ersetzen können. Dass wir so auch sofort die Verstromung von Erdgas verringern können und mittelfristig genügend zusätzlichen Strom für E-Autos wie E-Wärmepumpen haben werden.

Atomstrom lässt sich ersetzen

Die deutschen AKW werden dieses Jahr noch rund 32 Milliarden Kilowattstunden Strom liefern. Wenn wir in einem Jahr Solaranlagen mit einer Stromerzeugungskapazität von 15 Gigawatt aufbauen, werden diese uns rund 15 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr liefern. Zur Erinnerung: In den Jahren 2010, 2011 und 2012 haben wir jeweils 7,5 Gigawatt Solaranlagen zugebaut.

Wenn wir zweitens zehn Gigawatt Windkraft innerhalb eines Jahr aufbauen, werden diese uns 30 Milliarden Kilowattstunden Strom liefern. Zur Erinnerung: Im Jahr 2017 haben wir sechs Gigawatt Windkraft zugebaut. Der Ausbau nur eines Jahrs kann also gut allen Atomstrom und noch viele Milliarden Kilowattstunden Gas- oder Kohlestrom ersetzen.

Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent fortsetzen

Wenn wir diesen konsequenten Ausbau dann viele Jahre fortsetzen, können wir allen Erdgas- und Kohlestrom verdrängen und zusätzlich den Verkehr und die Wärmeversorgung klimaunschädlich machen. Noch ein paar Zahlen:

Eine moderne Landwindkraftanlage kann je nach Standort jährlich 12 bis 22 Millionen Kilowattstunden Strom in Deutschland erzeugen. Um die gleiche Menge mit einem Gaskraftwerk zu produzieren, braucht man etwa 30 Millionen Kilowattstunden Erdgas. Das sind drei Millionen Kubikmeter.

Mit 6.000 modernen Windkraftanlagen (WKA) kann man so viel Strom erzeugen, wie bisher alle Erdgaskraftwerke zusammen: jährlich 90 Milliarden Kilowattstunden. Bei 294 Landkreisen (plus 107 kreisfreie Städte) in Deutschland braucht man hierfür nur 20 neue WKA je Landkreis. In vielen norddeutschen Kreisen kann durch Ersetzung alter kleiner Anlagen durch neue große Anlagen sogar die Zahl insgesamt sinken.

Das Beispiel Bayern

Wenn in Bayern pro Jahr in jedem Landkreis vier Windkraftwerke und im ganzen Land vier Gigawatt Photovoltaik gebaut werden, erhöht dies allein in Bayern Jahr für Jahr unsere saubere Stromerzeugung um fast so viel, wie das AKW Isar 2 liefert. Die Versorgungssicherheit können wir gut gewährleisten mit erstens dem Mix aus allen erneuerbaren Energien (Bioenergie, Geothermie, Solar, Wasser- und Windkraft), mit zweitens der Anpassung flexibler Stromverbraucher (Lastmanagement) an das Dargebot von wetterabhängigen Stromquellen, mit drittens der großräumigen Verteilung der Erneuerbaren-Energie-Anlagen zur Ausnutzung der Wetterunterschiede sowie der Vernetzung mittels moderner HGÜ-Leitungen und viertens mit dem Aufbau von Speichern. Große Batteriespeicher sind in den letzten zehn Jahren um 90 Prozent preiswerter geworden.

Der Autor: Raimund Kamm ist Vorstand des Forums Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V. Zudem war er Landesvorsitzender des Bundesverbandes Windenergie e.V. in Bayern (BWE Bayern).

Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Hier finden Sie alle Blogs des Chefredakteurs und seiner Gäste.

Bleiben Sie auf dem Laufenden, melden Sie sich für unseren Newsletter an!