Wie wichtig ist Digitalisierung für das installierende Handwerk?
Michael Kessler: Digitalisierung ist der entscheidende Hebel, um wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben. Während digitalisierte Planungsprozesse die Projektierungszeit halbieren und Automatisierung Kapazitäten für mehr Aufträge schafft, ermöglichen transparente digitale Kommunikationswege eine professionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit zunehmend digitalaffinen Bauherren und Kunden.
Hilft Digitalisierung auch, dem drohenden Mangel an Personal zu begegnen?
Automatisierte Routineaufgaben entlasten die Fachkräfte, während datenbasiertes Arbeiten von der Kalkulation bis zur Wartung die Effizienz steigert. Kurz gesagt: Wer heute nicht digitalisiert, verliert morgen den Anschluss nicht nur an Wettbewerber, sondern auch an Kunden und potenzielle Mitarbeiter.
Welche Vorteile bringt es, die Prozesse zu verschlanken, zu digitalisieren und zu automatisieren?
Verschlankte, digitalisierte und automatisierte Prozesse schaffen das Wertvollste, was Handwerksbetriebe heute brauchen: Zeit und Kapazitäten für das Wesentliche. Wenn administrative Aufgaben automatisiert ablaufen und Daten nicht mehrfach und manuell erfasst werden müssen, können sich Installateure auf Kundenberatung, Qualität der Ausführung und Akquise konzentrieren, statt im Büro zu sitzen. Gleichzeitig steigt die Planungssicherheit: Transparente Prozesse reduzieren Fehler, verkürzen Durchlaufzeiten und machen Projekte kalkulierbarer. Das wirkt sich direkt auf die Wirtschaftlichkeit aus.
Also mehr Geschäft, weniger Papierkram?
Mehr Projekte bei gleichem Personalbestand, weniger Nacharbeiten, kürzere Zahlungszyklen. Nicht zuletzt wird der Betrieb attraktiver: sowohl für Kunden, die professionelle, nachvollziehbare Abläufe erwarten, als auch für Fachkräfte, die moderne Arbeitsbedingungen schätzen. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern der direkte Weg zu mehr Wachstum, höherer Marge und zufriedenen Mitarbeitern.
Woran scheitern Handwerker oft, wenn sie ihre Prozesse digitalisieren wollen?
Die größte Hürde ist nicht die Technik, sondern das Durchhaltevermögen. Viele Betriebe unterschätzen, dass Digitalisierung kein Selbstläufer ist. Software anzuschaffen, ist der einfache Teil, sie erfolgreich in die Arbeitsabläufe zu integrieren, der schwierige. Oft fehlt die strategische Herangehensweise: Welche Prozesse digitalisieren wir zuerst? Wer ist verantwortlich? Wie schulen wir das Team? Stattdessen wird die Software nebenbei eingeführt, im Tagesgeschäft geht sie unter, alte Gewohnheiten setzen sich wieder durch.
Was wird zum Beispiel unterschätzt?
Die Anfangsphase, die zunächst mehr Aufwand bedeutet: Daten müssen migriert, Mitarbeiter eingearbeitet, Abläufe angepasst werden. Genau hier geben viele auf und fallen in alte Muster zurück. Erfolgreiche Digitalisierung braucht dagegen klare Ziele, dedizierte Zeit für die Einführung und die Bereitschaft, Prozesse wirklich zu überdenken, statt nur zu digitalisieren, was man schon immer so gemacht hat. Wer diese Anfangsinvestition an Zeit und Energie scheut, wird die Effizienzgewinne nicht erreichen.
Welche Teile der Wertschöpfung im Handwerksbetrieb deckt die Software von Hero ab?
Hero ist eine End-to-End-Lösung, die alle Prozesse vom ersten Kundenkontakt bis zur Rechnungsstellung nahtlos abdeckt. Unser Ziel ist es, Handwerkern eine durchgängige Lösung zu bieten, die den Flickenteppich aus verschiedenen Teillösungen überflüssig macht. Aktuell arbeiten wir an Hero Wallet. Dieses neue Produkt integriert auch das Finanzmanagement.
Was meinen Sie damit?
Damit bilden wir von der Liquiditätsplanung über die Zahlungsabwicklung bis zum Forderungsmanagement den gesamten Finanzprozess ab. Mit dieser Erweiterung decken wir künftig die gesamte Wertschöpfungskette ab. Wir bieten unseren Kunden nicht nur ein Werkzeug für die Projektabwicklung, sondern eine vollständige Betriebsführungslösung, die kaufmännische und operative Prozesse vereint.
Wie viele Installationsbetriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen Hero bereits?
Im deutschsprachigen Raum nutzen aktuell 6.500 Handwerksbetriebe unsere Lösung.
Gibt es Hero auch in anderen Ländern Europas, in anderen Sprachen?
Ja, Hero wird bereits in mehreren europäischen Ländern eingesetzt. In Summe haben wir rund 200 Kunden im europäischen Ausland. Neben dem deutschsprachigen Raum nutzen Handwerksbetriebe in Luxemburg, Belgien, Frankreich und den Niederlanden unsere Lösung. Vor gut einem Jahr haben wir die Mehrsprachigkeit der Software implementiert, um der Realität in vielen Handwerksbetrieben Rechnung zu tragen: Teams sind zunehmend multikulturell. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Herkunft können in ihrer Muttersprache arbeiten. Das vereinfacht nicht nur die Einarbeitung erheblich, sondern reduziert auch Fehler und erhöht die Akzeptanz der Software im Team.
Wie lassen sich Tools zur Planung von Solaranlagen und Speichern mit Hero verknüpfen, um die Daten in die Erstellung des Angebots einfließen zu lassen?
Hero setzt auf offene Schnittstellen, um Handwerkern die Flexibilität zu geben, spezialisierte Tools nahtlos in ihre Prozesse zu integrieren. Ein gutes Beispiel ist unsere Partnerschaft mit Solar Monkey: Die Schnittstelle ermöglicht Hero-Nutzern den direkten Zugriff auf die umfassende Planungssoftware, ohne die Hero-Umgebung verlassen zu müssen. Alle in Solar Monkey erstellten Planungsdaten – von der Modulbelegung über Ertragsberechnungen bis zur Auswahl der Komponenten – fließen automatisch in Hero ein.
Was macht Hero mit den Planungsdaten?
Sie werden für die Angebotserstellung, Kalkulation und Projektdokumentation genutzt. Die Synchronisation läuft in Echtzeit: Änderungen in der Planung aktualisieren sich automatisch im Angebot. Alle Dokumente und Informationen stehen in beiden Systemen zur Verfügung. So entfallen manuelle Datenübertragungen und die damit verbundenen Fehlerquellen. Das Prinzip ist klar: spezialisierte Tools für die Fachplanung, Hero für die durchgängige Prozesssteuerung. Alles ist nahtlos miteinander verbunden.
Werden Finanzierungsangebote in Hero abgebildet?
Beim Thema Finanzierung arbeiten wir bereits an der Integration: Factoring wird künftig Teil der Hero Finance Suite sein und Handwerkern ermöglichen, ihre Liquidität zu optimieren, indem sie Forderungen schnell und unkompliziert vorfinanzieren lassen. Allerdings wird dieses Feature nicht direkt zum Start von Hero Wallet verfügbar sein, sondern zu einem späteren Zeitpunkt folgen.
Wie werden Wartungsaufträge verwaltet?
Wartungsaufträge lassen sich bereits in Hero abbilden und verwalten. Was noch fehlt, ist die vollständige Automatisierung: Erinnerungen an fällige Wartungen, wiederkehrende Aufträge oder proaktive Kundenansprache sind Features, an denen wir arbeiten. Auch hier gilt unser Prinzip: Wir entwickeln Schritt für Schritt, nah am Kundenbedarf, und stellen sicher, dass jede Funktion echten Mehrwert liefert. Dann rollen wir sie aus.
Welche Schritte sind als Nächstes geplant, um die Arbeit der Installateure weiter zu vereinfachen?
Wir sehen enormes Potenzial in Automatisierung und KI für Handwerksbetriebe. Genau darauf haben wir 2025 unseren Fokus gelegt. Mit dem Launch unseres Hero Automation Copilot haben wir ein umfassendes Paket geschaffen, das Handwerkern den Einstieg in die Prozessautomatisierung erleichtert. Der Copilot bündelt Automatisierungen, die zeitraubende Routineaufgaben übernehmen: von der Lead-Generierung über Terminvereinbarung und Nachverfolgung des Angebots bis zu smarten Benachrichtigungen fürs Team. Enthalten sind digitale Assistenzfunktionen für Auftrags-Updates, Datei-Uploads von Kunden direkt in die Projektmappe, Kalenderverwaltung sowie die automatische Erstellung von Aufgaben und Terminen.
Was planen Sie für 2026?
Im kommenden Jahr werden wir weitere KI-Features launchen – mit klarem Fokus auf messbarem Mehrwert statt technischer Spielerei. In der Planung befinden sich zum Beispiel die KI-gestützte Angebotserstellung, die automatische Angebote basierend auf Projektdaten ermöglicht. Wir planen auch einen KI-Sekretär zur Unterstützung bei administrativen Aufgaben und der Kommunikation. Oder die KI-Suche fürs Backoffice, um schneller Zugriff auf relevante Informationen und Dokumente zu erhalten, aber auch eine KI-Assistenz, um Aufgaben für die Monteure auf der Baustelle zu erstellen.
Also handfester Mehrwert mit modernen Mitteln?
Wir folgen unserem Prinzip, nah am tatsächlichen Bedarf unserer Kunden zu entwickeln und nur umzusetzen, was echten Impact liefert. Also Zeit spart, Fehler reduziert oder Umsatz steigert. Unser Ziel bleibt klar: Handwerker sollen sich auf ihr Handwerk konzentrieren können, während die Software im Hintergrund mitdenkt.
Die Fragen stellte Heiko Schwarzburger.
Hero Lager
Schluss mit Chaos – Bestand einfach verwalten
Bei der Verwaltung von Lagerbeständen herrscht Chaos in vielen Handwerksbetrieben. Ineffiziente, fragmentierte Dokumentation erschwert den Überblick. In vielen Betrieben ist unklar, welche Materialien und Komponenten tatsächlich auf Lager sind, welche für anstehende Projekte benötigt werden oder wer welche Teile aus dem Bestand entnimmt.
Mit dem neuen Add-on Hero Lager bietet Hero Software ein spezielles Tool für die Verwaltung der Prozesse und Bestände. Die cloudbasierte Lagerverwaltung wurde speziell auf die Bedürfnisse von Handwerkern zugeschnitten. Sie fügt sich nahtlos in die Hero Betriebssoftware ein. Hero Lager kostet 29 Euro monatlich. Die Nutzung in den ersten drei Monaten ist kostenlos.