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Mehr Eigenstrom mit Akku

In den Stallungen von Heiner Meevissen geht es zu wie in einem ganz normalen Tierhaltungsbetrieb. Hier in Brüggen, in der Region Niederrhein, widmet er sich seit mehreren Jahrzehnten der Aufzucht von Milchvieh. Bis zu 120 Färsen stehen den Ställen.
Damit sich die Jungtiere zu langlebigen und ertragreichen Milchkühen entwickeln, brauchen sie gute Bedingungen. So laufen in den heißen Sommermonaten Ventilatoren in den Ställen.

Auf Solarstrom umgestiegen

Dazu kommen noch die Verbraucher auf dem Hof wie Futter- und Melkanlagen sowie Wasserpumpen. Diese Anlagen brauchen viel Energie. Meevissen kommt so auf einen Stromverbrauch von bis zu 35.000 Kilowattstunden im Jahr. Doch vor einiger Zeit hat er ein bis dahin brach liegendes Potenzial entdeckt, seine Stromkosten zu senken.
Denn auf 4.500 Quadratmeter Dachfläche bringen es die Stallungen zusammen mit den Wirtschafts- und Wohngebäuden. Die Installation von Photovoltaikanlagen lag auf der Hand. Die Handwerker von Redtherm, einem Installationsbetrieb aus Uedem, etwa 50 Kilometer nördlich von Brüggen, haben Solarmodule auf die Dächer installiert, die es zusammen auf etwa 400 Kilowatt Leistung bringen.

Rechnerisch ausreichend

Der Ertrag reicht rechnerisch mehr als aus, um den Bedarf des Betriebs von Heiner Meevissen zu decken. Doch hat der Landwirt den Strom nur tagsüber zur Verfügung. „Wenn wir auf erneuerbare Energien umsteigen wollen, brauchen wir Speicher. Denn Solaranlagen produzieren nur, wenn die Sonne scheint. Deshalb muss gepuffert werden, damit der Strom auch dann verfügbar ist, wenn man ihn auch braucht“, erklärt Mathias Zdzieblowski, Marketing- und Schulungsleiter des Speicherherstellers Tesvolt aus Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt.

Diesen und weitere Texte zur Sonnenstromversorgung in Agrarbetrieben finden Sie im neuen Landwirtschafts-Spezial. Hier können Sie es kostenlos herunterladen!

Nachts kam Strom aus dem Netz

Genau vor dieser Herausforderung stand auch Heiner Meevissen. Die Verbraucher, die in der Nacht laufen müssen, wurden weiterhin mit Strom aus dem Netz bedient. Um noch mehr eigene SonInnenenergie zu nutzen, hat sich Familie Meevissen deshalb für einen zusätzlichen Stromspeicher entschieden.
Voraussetzungen bei der Auswahl des Speichers waren vor allem, dass dieser die komplette Leistung bedienen kann, die nachts anfällt. Außerdem musste der Speicher auch die Leistung über einen definierten Zeitraum liefern.

Zu 99 Prozent autark

Der Speicher, den die Installateure von Redtherm in das Netz des Hofes in Brüggen integriert haben, kann mit einer Entladeleistung von 18 Kilowatt alle nächtlichen Verbraucher mit Strom beliefern. Mit einem Speichervolumen von 28,8 Kilowattstunden steht auch genug Energiemenge dafür bereit.
Auf diese Weise kann Heiner Meevissen fast seinen gesamten Strombezug aus dem Netz auf ein Prozent des gesamten Jahresbedarfs senken. Mit dem Speicher und der Photovoltaikanlage betreibt er seinen Hof zu 99 Prozent autark. Der Vorteil dabei ist, dass die Sonnenbatterie schnell reagiert. Wenn ein weiterer Verbraucher eingeschaltet wird, kann ein solcher Speicher innerhalb von Sekundenbruchteilen einspringen, was den Bezug von Netzstrom nahezu verhindert. Zudem kann das System, das die Handwerker installiert haben, die gesamte gespeicherte Energie innerhalb einer Stunde zur Verfügung stellen. Damit kann der Landwirt in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auch leistungsstarke Verbraucher wie etwa eine Melkanlage betreiben.

Mit dem Speicher erreicht der Landwirt eine Autarkie von 99 Prozent.

Redtherm

Mit dem Speicher erreicht der Landwirt eine Autarkie von 99 Prozent.

Eigenverbrauch optimiert

Da der Speicher über einen Batteriewechselrichter Sunny Island von SMA in das Energiesystem eingebunden ist, hat Meevissen auch noch eine Absicherung gegen Netzausfälle. Denn der Wechselrichter ist in der Lage, sofort ein sogenanntes Inselnetz auf dem Betriebsgelände aufzubauen, wenn das Verteilnetz zusammenbricht.
Dies ist ein zusätzliches Betriebsmodell, das zur Wirtschaftlichkeit des Speichers beiträgt. Im Falle des Hofes von Heiner Meevissen reicht die Eigenverbrauchsoptimierung in Kombination mit der Ersatzstromfunktion aus, um die Sonnenbatterie wirtschaftlich zu betreiben. Doch ein Speicher kann durchaus auch wirtschaftlich sein, wenn der Verbrauch des Sonnenstroms nicht vom Tag in die Nacht verschoben werden muss.

Lastspitzen puffern

Das ist nicht nur der Fall, wenn nachts kaum Stromverbraucher laufen, sondern auch, wenn die installierte Photovoltaikleistung so gering ist, dass der produzierte Strom vor Ort schon tagsüber von den Anlagen genutzt wird. Dennoch lohnt sich auch dann die Installation eines Speichers, um etwa Lastspitzen abzupuffern oder die Netzanschlussleistung zu senken. „In vielen Fällen ist die Netzanschlussleistung auch begrenzt.
Benötigt der Landwirtschaftsbetrieb mehr Leistung, muss der Netzanschluss teuer ausgebaut werden“, erklärt Mathias Zdzieblowski von Tesvolt. Doch auch zur Entlastung des vorhandenen Netzanschlusses kann der Speicher beitragen. Die Agrarbetriebe haben mit dem Netzbetreiber eine Vereinbarung über die Leistung, die am Netzanschlusspunkt benötigt wird.

Weniger Anschlussleistung nötig

Überschreitet der Landwirt nur ein Mal im Jahr diesen vereinbarten maximalen Leistungsbezug, stuft ihn der Netzbetreiber höher ein. Das passiert beispielsweise, wenn mehr Verbraucher gleichzeitig anspringen. Dann gibt es eine Lastspitze, die das Netz liefern muss. Für den Agrarbetrieb steigen dadurch die Stromkosten.
Denn der Netzbetreiber stellt dem Landwirt die höhere Leistung über das gesamte Jahr hinweg in Rechnung. Der Speicher hingegen kann dann dafür sorgen, dass die maximale Leistung, die am Netzanschlusspunkt anfällt, stabil gehalten wird oder sogar sinkt. Für den Agrarbetrieb ist das bares Geld.

Netzkosten bestimmen

Mathias Zdzieblowski macht folgende Rechnung auf: Braucht ein Betrieb eine maximale Leistung von 134 Kilowatt, muss er bei einem Netzanschlusspreis von 120 Euro pro Kilowatt jährlich gut 16.000 Euro berappen. Mit einem Speicher mit einer Leistung von 56 Kilowatt sinkt die maximale Leistung am Netzanschluss auf 78 Kilowatt. Die Kosten sinken pro Jahr auf 9.360 Euro – eine Einsparung von 6.720 Euro.
Diese Rechnung ist natürlich abhängig vom Preis, den der Netzbetreiber für die Netzanschlussleistung verlangt. „Eine Solarbatterie rechnet sich auf jeden Fall in Regionen mit hohen Preisen für die Anschlussleistung“, erklärt Mathias Zdzieblowski. „Liegt der Preis für die Anschlussleistung niedrig, rechnet sich die Solarbatterie eventuell aber auch nicht.“ Das sollte der Landwirt aber auf jeden Fall prüfen. ◾

Dieser Beitrag ist im neuen Spezial „Sonnenstrom für die Landwirtschaft“ erschienen, das die Redaktion der photovoltaik zusammen mit der DLG herausgegeben hat. Das gesamte Spezial steht zum kostenlosen Download auf der Internetseite von photovoltaik bereit.