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Volle Sicherheit auf dem Dach

Da hat es ordentlich geknistert: Als im Freiberger Testlabor die Flammen an den Solarmodulen leckten, stieg die Spannung. Denn die Ingenieure hatten die neuen Solarmodule der Vision-60M-Baureihe von Solarwatt auf dem Prüftisch.

Das Ergebnis: Die Module erhielten die bestmögliche Zertifizierung der Brandklasse A nach der IEC 61730-2 (UL 790). Damit ist nachgewiesen, dass die Glas-Glas-Module den höchsten Sicherheitsanforderungen genügen, sollten sie einem Feuer ausgesetzt sein. Für gewerbliche oder industrielle Solargeneratoren ist dieses Zertifikat unerlässlich, um die Risiken der Investitionen über einen langen Zeitraum abzusichern.

Chinaböller auf dem Glas

Je besser die Einstufung von Solarmodulen in den Brandklassen von A bis C ist, desto mehr Gewissheit haben die Unternehmen über die Feuerbeständigkeit der Solaranlage. In den zur Klassifizierung nötigen Tests wird nachvollzogen, wie sicher das Modul ist, wenn es beispielsweise einem Feuerwerkskörper ausgesetzt ist. „Mit der Brandklasse A können wir das verlässlich nachweisen“, erklärt Norbert Betzl, Direktor für das Produktmanagement der Solarmodule bei Solarwatt. „Für unsere Partner ist das Zertifikat ein weiteres wichtiges Argument für die Glas-Glas-Technologie.“

Nicht nur bei Dachanlagen, sondern auch bei Solarfassaden gelten mitunter sehr strenge Auflagen für die Brandsicherheit. Glas-Folie-Module können da nicht mithalten, weil die Polymerfolien auf der Rückseite längst nicht die Feuerfestigkeit aufweisen wie Glas.

Bisher wurden die in Dresden produzierten Glas-Glas-Module automatisch mit dem Zertifikat der Brandklasse C versehen, da sie im Brandfall alle grundlegenden Sicherheitskriterien erfüllen. Nach weiteren erfolgreichen Tests wird das VDE-Zertifikat nun für alle Produkte der Serie 60x von Brandklasse C auf Klasse A erhöht. Nach Abschluss der für die Klasse A erforderlichen Tests stellten die Solarmodule noch immer zwei Drittel ihrer ursprünglichen Leistung bereit.

Gasflamme und brennender Holzblock

Die IEC 61730-2 beschreibt sowohl die Anforderungen an Materialien und Komponenten als auch an das gesamte Modul. Im Zertifizierungsverfahren der Brandklassen für Solarmodule werden zwei Tests durchgeführt: Im Spread-of-Flame-Test für die Klasse A wird die Oberfläche der ausgewählten Solarelemente zehn Minuten lang, unter Einwirkung von Wind, einer Gasflamme mit einer Brennleistung von 378 Kilowatt ausgesetzt. Das Prüflabor beurteilt damit die Flammenausbreitung auf der Moduloberseite sowie zwischen der Dacheindeckung und den auf dem Dach montierten Solarpaneelen.

Im Burning-Brand-Test wird ein auf dem Modul platzierter Holzblock entzündet und beobachtet, ob ein von außen einwirkendes Feuer unter Windeinfluss zum Brennen oder gar Durchbrennen der Module führt. Zum Bestehen des Tests dürfen keine glühenden oder brennenden Teile vom Teststand fallen und der Schaden am Modul muss sich auf ein Minimum begrenzen. Die Solarwatt-Module bestanden die harten Testkriterien mit Bravour.

Getestet wird auch der Einfluss eines brennenden Holzblocks auf die Sicherheit der Solarmodule.

Foto: Solarwatt

Getestet wird auch der Einfluss eines brennenden Holzblocks auf die Sicherheit der Solarmodule.

750 Kilowatt in Chemnitz installiert

Dass die Glas-Glas-Module auch im gewerblichen Bereich auf dem Vormarsch sind, zeigen zwei Beispiele. In Chemnitz wurde unlängst eine große Dachanlage installiert, bei der Firma Harald Liebers Behälter-Apparatebau. Installiert wurde die Anlage von der Firma Autarkstrom. Sie ging im Mai ans Netz.

Harald Liebers Behälter-Apparatebau stellt Geräte, Behälter und Apparate her, hauptsächlich für den Export. Die Solaranlage besteht komplett aus den Solarmodulen 60M von Solarwatt, insgesamt 750 Kilowatt. Das Vision 60M leistet 285 Watt, 2.631 Module wurden auf der Dachfläche von 4.300 Quadratmetern installiert. Die Strings wurden über 30 Wechselrichter angeschlossen.

Geplant ist ein Eigenverbrauch von 341.884 Kilowattstunden pro Jahr im Unternehmen, etwa 366.257 Kilowattstunden werden ins Niederspannungsnetz eingespeist. Für den Anschluss der Anlage wurde eine eigene Trafostation gekauft und installiert.

Das zweite Beispiel: In Amsterdam wurde das Dach der Reitschule „De Hollandsche Manege“ mit semitransparenten Doppelglasmodulen neu eingedeckt. Die älteste Reitschule der Niederlande liegt mitten im Zentrum von Amsterdam. Inspiriert von der Spanischen Hofreitschule in Wien, wurde sie 1882 im neoklassizistischen Stil erbaut und steht verborgen hinter einem Stadthaus aus dem 19. Jahrhundert in der Nähe des Vondelparks.

Die Doppelglasmodule auf dem Dach von Harald Liebers Behälterbau in Chemnitz.

Foto: Harald Liebers

Die Doppelglasmodule auf dem Dach von Harald Liebers Behälterbau in Chemnitz.

Eine Reitschule in Amsterdam

Nach umfangreicher Restaurierung und Modernisierung wird die schönste Stadtmanege Europas mit Hauptreithalle, kleinem Saal sowie Nebengebäuden und Ställen bis Ende des Jahres in neuem Glanz erstrahlen. Eines der Glanzlichter ist das ästhetische und effiziente Solardach einer der Reithallen.

Für die Planung und Umsetzung des Projektes zeichnen die Spezialisten für Dachabdeckungen und nachhaltige Sonnenenergiekonzepte der Firma Zonel aus Bosch en Duin südlich von Amsterdam verantwortlich.

Viel Tageslicht durch das Solardach

Statt einer teuren Dacheindeckung mit Aufdachsystem wird die gesamte Reithalle mit transparenten Solarmodulen der Bauserie Brilliant der Sonnenstromfabrik aus Wismar überspannt. Die Brilliant-Module sind auf hohe Lichtdurchlässigkeit optimiert, um viel Tageslicht zu nutzen. Je nach Wunsch sind die Brilliant-Module mit einer Lichtdiffusion zwischen 19 und 51 Prozent lieferbar.

Das monokristalline Glas-Glas-Modul besteht aus zwei mal zwei Millimeter Floatglas mit Antireflex-Beschichtung. Verbaut wurden die Module mit dem bewährten Indachsystem Clickplain von Clickcon aus Freiburg im Breisgau. Mit dieser Montagelösung wird das Solarmodul ohne viel Aufwand und unter Verzicht auf eine herkömmliche Dachunterhaut zum konstruktiv regendichten Dach.

Dadurch werden nicht nur Kosten, sondern auch Zeit eingespart. Die Gesamtleistung der Solaranlage beträgt etwa 150 Kilowatt. „Unsere Auftraggeber von Royal Stables wollten das Beste vom Besten und ein bewährtes Konzept“, erläutert Rob Staats, CEO bei Zonel. „Daher haben wir nach einer qualitativ hochwertigen Lösung für dieses besondere Gebäude gesucht. Wir haben uns für eine Zusammenarbeit mit der Sonnenstromfabrik und Clickcon entschieden, da sie das komplette Konzept liefern konnten.“

Innerhalb von drei Wochen beliefert

Die Sonnenstromfabrik konnte die Solarmodule innerhalb von drei Wochen zur Baustelle in Amsterdam liefern. „Das Resultat ist eine exzellente Lösung mit hoher Kosteneffizienz und Ästhetik“, bestätigt Rob Staats. „Wir freuen uns, dieses Konzept auch bei anderen Projekten einzusetzen.“

Transparente Indachmodule sind eine exzellente Lösung, wenn Lichtdiffusion und hoher Energieertrag gewünscht sind. „Dadurch lassen sich nicht nur architektonisch herausragende Konzepte realisieren, sondern auch die hohen Kosten für konventionelle Dachkonstruktionen einsparen“, sagt Bernhard Weilharter, Geschäftsführer der Sonnenstromfabrik. „Unsere Brilliant-Module sind nicht nur Energielieferanten, sondern kostengünstige und langlebige Bauelemente, die höchsten Designansprüchen genügen.“

Solardach der altehrwürdigen Reithalle im Herzen von Amsterdam.

Foto: Sonnenstromfabrik

Solardach der altehrwürdigen Reithalle im Herzen von Amsterdam.

Solarwatt

60 Prozent mehr Umsatz in Q1/2020

Solarwatt hat nach eigenen Angaben das beste erste Quartal der Firmengeschichte hingelegt: Von Januar bis März 2020 steigerte das Dresdner Unternehmen den Umsatz um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Ein deutlicher Einbruch der Nachfrage aufgrund der Coronakrise zeichnet sich aus Sicht von Solarwatt in Deutschland derzeit nicht ab. Denn auch der Auftragseingang erhöhte sich demnach im ersten Jahresviertel um mehr als 140 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei Solarmodulen wurde der im zweistelligen Bereich liegende Marktanteil weiter ausgebaut.

Auch wenn die Photovoltaikbranche durch die Coronakrise bisher nicht übermäßig beeinträchtigt sei, werde sie umso mehr vom klimapolitischen Schlingerkurs der Bundesregierung bedroht, betont Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus: „Statt diese Industrie als Pfeiler wirtschaftlicher Stabilität zu unterstützen, vertagt die Politik essenzielle Entscheidungen und bringt einen ganzen Industriezweig in Bedrängnis.“

Ein Beispiel dafür sei der 52-Gigawatt-Solardeckel. Auch Themen wie das Barometer-Gutachten oder das symmetrische Marktprämienmodell spielten eine Rolle. „Ich kann nur weiter eindringlich an die Regierung appellieren, dass sie auch in Coronazeiten die vereinbarten Maßnahmen zum Klimaschutz nicht auf die lange Bank schiebt“, fordert Neuhaus.