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Schnell Ersatz finden

Es ist eine beeindruckende Sammlung von Komponenten, die sich in den Hallen im thüringischen Meiningen angesammelt hat. Auf einer Fläche von 5.000 Quadratmetern stehen Module von Solon neben Solarpaneelen von Tenesol, Bosch oder Schott. Selbst Solarworld ist vertreten – alles Modulhersteller mit einst großen Namen, die allerdings entweder nicht mehr existieren oder aus dem Solargeschäft ausgestiegen sind. Schließlich hat die Krise der Solarbranche zwischen 2013 und 2018 viele Unternehmen in den Abgrund gerissen.

Die Lagerhallen in Meiningen wirken wie ein Panoptikum. Doch sie sind kein Museum der Solartechnologie, sondern ein ganz spezielles Lager, wie es in dieser Weise wohl kein zweites gibt. Es ist ein Fundus von über 140.000 Produkten, aus dem Secondsol schöpfen kann und seine Kunden mit Komponenten bedient, die am Markt nicht mehr zu finden sind. Denn Geschäftsführer Frank Fiedler hat sich vor acht Jahren zusammen mit Stefan Wippich darauf spezialisiert, Auslaufmodelle und Restposten, die oftmals noch neu und originalverpackt sind, auf dem Markt einzukaufen und einzulagern.

Restbestände aufgekauft

Immerhin 80.000 Module warten in Meiningen auf einen glücklichen Abnehmer. Dazu kommen noch weitere Komponenten wie Wechselrichter, Kabel, Anschlussdosen, Speicher und Ersatzteile für Montagesysteme.

Zunächst hat Secondsol Module aus der Insolvenzmasse der Hersteller aufgekauft, die inzwischen vom Markt verschwunden sind. Doch der Aufschwung der Photovoltaikbranche und die weltweit steigende Nachfrage haben erfreulicherweise die Zahl der Insolvenzen drastisch gedrückt. Auch wenn einige Unternehmen dennoch aus dem Markt ausscheiden, wie jüngst Solibro.

Nachdem der Dünnschichthersteller aus Bitterfeld das Handtuch werfen musste, hat Secondsol die Module von Solibro übernommen. „Wir kaufen aber auch jedes Jahr Restbestände von auslaufenden Leistungsklassen von noch bestehenden Großhändlern wie Baywa r.e. oder Herstellern wie Heckert Solar auf“, erklärt Frank Fiedler. „Wir übernehmen auch Module von großen Installateuren, die dort nicht mehr nachgefragt werden. Wir lagern diese Module ein. Wenn in zwei oder drei Jahren ein solches Modul als Ersatzteil für eine Anlage gebraucht wird, hat der Betreiber oder Installateur über uns die Möglichkeit, ein neues Paneel gleicher Bauart zu finden.“

Handelsplattform eingerichtet

Zielgruppe ist vor allem der Betreiber von kleinen Photovoltaikanlagen oder der Installateur, der solche Generatoren in der Wartung hat. Die großen Solarparks oder riesigen Megawattanlagen auf Industrie- und Landwirtschaftsdächern hat das Meininger Unternehmen weniger im Blick. „Dort werden in der Regel ganze Strings getauscht, wenn es zum Modulschaden kommt“, erklärt Frank Fiedler. „Aber wir kaufen in solchen Fällen die noch funktionierenden Module auf und lagern sie ein.“ Defekte Module werden dabei im Vorfeld ausgeschlossen und die restlichen Paneele nach dem jeweiligen Zustand sortiert.

Sucht ein Anlagenbetreiber, Installateur oder Händler ein spezielles Modul aus früheren Zeiten, kann er bei Secondsol fündig werden. Dabei kann er nicht nur auf die Bestände aus den Meininger Lagerhallen zurückgreifen. „Denn wir haben auch eine Handelsplattform – eine Art Ebay-System für die Photovoltaikbranche – entwickelt“, sagt Fiedler. Hier können alle Hersteller, Installateure oder Händler ausgelaufene Modulmodelle anbieten. Secondsol bekommt dafür eine geringe Vermittlungsprovision.

Geschäftsführer Frank Fiedler zeigt die Leistungskurve eines Moduls, das als Ersatzteil demnächst den Weg zum Kunden antritt.

Foto: Velka Botička

Geschäftsführer Frank Fiedler zeigt die Leistungskurve eines Moduls, das als Ersatzteil demnächst den Weg zum Kunden antritt.
Module bis unter die Decke: Im Lager von Secondsol haben sich inzwischen 80.000 Paneele angesammelt. Ein großer Teil ist fabrikneu.

Foto: Velka Botička

Module bis unter die Decke: Im Lager von Secondsol haben sich inzwischen 80.000 Paneele angesammelt. Ein großer Teil ist fabrikneu.

Nachbau möglich

In seltenen Fällen lässt Secondsol auch Module nachbauen. Hier ist das Nadelöhr vor allem die Solarzelle. Denn über die Jahre haben sich deren Dimensionen stark verändert und es gibt kaum Hersteller, die noch Solarzellen mit Technologien aus der Vergangenheit sowie in einstigen Größen und Formen auf Lager haben.

Doch sowohl im Lager von Secondsol als auch über den Marktplatz oder über den Nachbau eines sehr speziellen Moduls können die Anlagenbetreiber im Falle eines Schadens, sei es durch Hagelschlag, Überspannung oder Sturm, ein passendes Ersatzteil finden. Denn einfach ein altes Modul durch ein aktuell auf dem Markt erhältliches zu ersetzen, funktioniert in den meisten Fällen nicht.

Ersatzmodul muss passen

Selbst wenn der Anlagenbetreiber in Kauf nehmen würde, dass ein nagelneues, aktuelles Modul vom Markt nie seine volle Leistung in einem String mit älteren und leistungsschwächeren Modulen erreicht, wäre es technisch schwierig. „Denn die Begrenzung ist weniger die Modulleistung, sondern der Kurzschlussstrom und die Leerlaufspannung der Paneele. Die sollten sich innerhalb eines Strings nicht um mehr als zehn Prozent unterscheiden. Sonst gibt es Probleme am Wechselrichter“, erklärt Stefan Wippich.

Dazu kommt noch, dass man nicht unbedingt Module mit unterschiedlichen Zelltechnologien in einem String zusammenschalten sollte. „Die technologische Entwicklung in den vergangenen Jahren war aber rasant“, sagt Wippich. Neben neuen Zellen setzen die Hersteller auch auf neue Lösungen bei der Kontaktierung. Längst sind zwölf Busbars oder sogar Zellgrids Standard. Module mit drei oder sechs Busbars sucht man vergeblich. Auch die Geometrien und selbst die Farben der Zellen haben sich geändert.

Modultausch gesetzlich begrenzt

Das ist mehr als nur ein optisches Problem, auch wenn das natürlich ebenfalls eine Rolle bei den Kunden von Secondsol spielt. „Wenn der Besitzer eines Einfamilienhauses in seinem Garten steht und noch zwölf Restlaufjahre der Solaranlage auf 19 blaue und ein schwarzes Modul schauen muss, ist das keine ästhetische Lösung“, betont Wippich.

Dazu kommen noch die Rahmenbedingungen, unter denen defekte Module ersetzt werden können. „Wenn der Anlagenbetreiber zu viele Module tauscht, kann er Probleme mit der EEG-Vergütung bekommen“, erklärt Frank Fiedler. „Denn es gibt im EEG die Vorgabe, dass eigentlich im Falle eines Defektes die Leistung nur bis zur selben Höhe ersetzt werden darf. Sprich 270 Watt gegen 270 Watt und nicht 275 Watt.“ Wird ein leistungsstärkeres Modul in den String integriert, muss die Mehrleistung eigentlich als Anlagenerweiterung eingestuft und der Strom mit dem aktuellen Tarif vergütet werden.

Auch die Versicherungen schauen genau hin, was sie im Schadensfall ersetzen. „Grundsätzlich hat die Versicherung je nach Police die Möglichkeit, nur den Restwert des defekten Moduls zu zahlen, wenn es das ursprünglich verbaute Produkt nicht mehr gibt – selbst wenn das neue Modul technisch passen würde. Wenn allerdings ein Originalmodul als Neuware verfügbar ist, erstattet die Versicherung in der Regel den gesamten Neuwert“, weiß Stefan Wippich.

In einem solchen Fall sind die im Vergleich zu aktuellen neuen Modulen teilweise hohen Preise bei Secondsol dann weniger das Problem des Betreibers. Doch selbst wenn der Anlagenbetreiber das Modul selbst bezahlen muss, sind die Preise der Meininger natürlich nicht vergleichbar mit den Kosten für ein aktuelles Standardmodul vom Markt. Denn zum einen hat Secondsol die Module eingekauft, als die Preise noch höher waren. Das ist bei einer steilen Lernkurve, die die Photovoltaik in den letzten Jahren hingelegt hat, nicht unerheblich.

Secondsol hat sogar Anschlussdosen auf Lager.

Foto: Velka Botička

Secondsol hat sogar Anschlussdosen auf Lager.

Kaufmännisch kalkuliert

Dazu kommen noch die Kosten für die Lagerung selbst, für die Anlieferung, das mehrfache Handling in Meiningen und für die Auslieferung zum Kunden. Da kommen bei Modulen, die lange bei Secondsol lagern, auch mal Preise von bis zu fünf Euro pro Watt zusammen. Das sind allerdings die Ausreißer nach oben. Grundsätzlich kalkuliert Secondsol die Preise für ein Ersatzmodul auf normaler kaufmännischer Basis.

Dazu kommt auch noch das Risiko, das Secondsol eingeht, dass Module im Lager landen, die am Ende doch niemand mehr nachfragt und die irgendwann vernichtet werden müssen. Denn in der Regel haben die Solaranlagen nach 20 Jahren ihre vorgesehene Lebensdauer erreicht. Das ist der Zeitpunkt, zu dem kaum noch jemand auf die Idee kommt, ein defektes Modul durch ein teures Ersatzpaneel zu tauschen.

Zumal dann die Regelungen für den Modultausch auch nicht mehr so streng sind, weil er keinen Einfluss mehr auf die EEG-Vergütung hat. „Allerdings kennen wir den Bestand nicht, welche Module tatsächlich in den Anlagen verbaut und noch am Netz sind, wie stabil diese sind und wie viele Kunden die Anlage nach 20 Jahren weiter betreiben wollen“, betont Wippich.

Den Bestand ausloten

Aber von den sehr alten Komponenten hat Secondsol auch keinen so großen Bestand. „Denn wir sind erst 2008 gestartet und richtig eingekauft haben wir seit 2012. Das waren auch Module aus diesen Baujahren“, erklärt Wippich. „Wir werden uns aber bis Mitte der 2020er-Jahre Gedanken machen, welche Bestände wir tatsächlich aussortieren. Bis dahin sehen wir, welche Teile des Bestands sich bewegen und welche nicht.“

Kontrolle beim Warenausgang

Bis dahin haben die Mitarbeiter von Secondsol noch alle Hände voll zu tun, um die vielen Anfragen nach Ersatzmodulen zu bedienen. Schließlich sind fast 20.000 Händler, Installateure und Hersteller auf der Plattform angemeldet. „Wir haben täglich knapp 1.000 Interessenten, die sich auf der Plattform bewegen und Produkte unserer Nutzer anschauen“, sagt Frank Fiedler.

Entweder kauft der Kunde das Modul verbindlich bei einem Anbieter vom Marktplatz. Oder er kaufes direkt bei Secondsol, können es die Mitarbeiter in Meiningen im eigenen Flasher noch vermessen und Elektrolumineszenzaufnahmen machen, bevor es den Weg zum Kunden antritt. Dazu steht ein mobiler Testwagen von MBJ in einer der Lagerhallen. Sollten mehrere Module des gleichen Typs vorhanden sein, werden alle Paneele durchgemessen.

Module klassifiziert

Die vermessenen Module bekommen dann eine entsprechende Kennzeichnung, damit sie bei späteren Anfragen nicht noch einmal auf den Teststand müssen. Die Klassifizierung bei Wareneingang wäre zu aufwendig, vor allem wenn es sich um größere Restposten handelt, die Secondsol übernimmt.

Ist ein passendes Ersatzmodul gefunden, geht es in den Versand. Der erfolgt über eine Spedition, die sich mit den Anforderungen an den Transport von Solarmodulen auskennt. Auf diese Weise kommen Anlagenbetreiber an Ersatzteile, um ihre Generatoren vom Handwerker reparieren zu lassen, damit diese weitere Jahre stabil Strom produzieren.

Die Module werden vor Auslieferung vermessen.

Foto: Velka Botička

Die Module werden vor Auslieferung vermessen.

Secondsol

Ersatzteilsuche in der App

Mit der neuen PV-Ersatzteil-App schafft Secondsol eine Schnittstelle zwischen dem eigenen Onlinemarktplatz und den Mobiltelefonen der Installateure. Damit wird für den Installateur die Suche nach passenden Ersatzteilen im Servicefall deutlich einfacher und schneller.

Die PV-Ersatzteil-App macht es leicht, das passende Ersatzteil zu finden. Der Nutzer muss einfach das vor Ort vorhandene Produkt in der App auswählen und bekommt sofort die originalen oder technisch passenden Ersatzteile angezeigt. Diese kann er über den Marktplatz von Secondsol kaufen oder die Information an den Anlagenbetreiber weiterleiten. Der Nutzer muss sich dafür noch nicht einmal vorher registrieren. Das muss er erst tun, wenn er das Ersatzteil kaufen will. Die App ist kostenlos im Apple Store und im Google Play Store erhältlich.

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