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Bürgerenergie — ein Gewinn für die Kommunen

Bürgerenergieprojekte haben einen riesigen Nutzen für alle Beteiligten. Nicht nur, dass Menschen ohne hohe Hürden an der Energiewende direkt teilnehmen können. Vor allem die Kommunen profitieren vom Engagement der Bürger durch höhere Steuereinnahmen. Zudem stärkt Bürgerbeteiligung den Wettbewerb auf dem Strommarkt.

Energieprojekte in Bürgerhand stärken die lokale Wertschöpfung mit Milliardeninvestitionen und bringen vor Ort vielfältigen gesellschaftlichen Nutzen. Die ist das Ergebnis einer Studie des Instituts Zukunftsenergiesysteme (IZES) in Saarbrücken im Auftrag von Greenpeace Energy und dem Bündnis Bürgerenergie. Die Wissenschaftler zeigen in ihrer Untersuchung insgesamt zehn Nutzeneffekte, die durch Bürgerenergieprojekte generiert werden.

Vor allem die Kommunen profitieren von solchen Projekten, selbst wenn sie nicht direkt daran beteiligt sind. „Bürger haben hierzulande 4.000 Windräder und 1,2 Millionen Solaranlagen verwirklicht. Ihr Engagement ist ein wichtiger Jobmotor“, betont Rene Mono, Vorstand beim Bündnis Bürgerenergie. Denn durch die Errichtung von Photovoltaik-, Windkraft- oder Biomasseanlagen mit Bürgerbeteiligung und deren Betrieb wurden bundesweit bis zu 113.600 Vollzeitarbeitsplätze erhalten oder neu geschaffen.

Kommunale Haushalte profitieren

Zudem heißt Bürgerenergie, dass möglichst viele Menschen an der Wertschöpfung erneuerbarer Energien teilhaben können,  erklärt Rene Mono. Allein im untersuchten Jahr 2012 summierte sich die Wertschöpfung auf bis zu 5,3 Milliarden Euro. Dieses Geld bleibt laut Untersuchung zum größten Teil im lokalen Wirtschaftskreislauf, statt in globale Finanzströme abzufließen. Über dadurch steigende Steuereinnahmen profitierten davon auch die kommunalen Haushalte. Dabei gilt: Je teurer die eingesetzte Technologie, desto größer der Effekt für die kommunalen Haushaltskassen.

Ein weiterer Effekt ist der Akzeptanzgewinn für die Energiewende. Denn durch Bürgerenergieprojekte werden die Menschen direkt und vor allem ohne hohe Hürden an der Energiewende beteiligt, auch wenn sie kein eigenes Dach haben, auf dem sie eine Solaranlagen installieren können. Zudem werden Kapital und Einfluss auf dem Energiemarkt breiter gestreut, der Energiemarkt wird demokratischer. Bereits jetzt hat die Bürgerenergie das Oligopol der großen Konzerne aufgebrochen. Dies verhindert die Abhängigkeit von wenigen Erzeugern, die die Energiepreise diktieren.

Bürger treiben technische Entwicklung voran

Zudem sorgt die Bürgerbeteiligung oft für Anschlussprojekte. Nicht selten werden nach dem Bau einer Ökostromanlage noch Nahwärmegenossenschaften gegründet oder es entstehen Carsharingangebote. Zudem erwerben die Bürger über ihre Beteiligung neue Kompetenzen. Laut Studie sorgt die Bürgerbeteiligung sogar für technischen Innovationen und aufgrund der breiten Streuung der Beteiligungen können die Anlagen zudem oft noch billiger errichtet werden als dies große profitorientierte Energieversorger tun. Einen großen Teil der anfallenden Kosten vermeiden die Bürgerenergieprojekte durch ehrenamtliche Arbeit. Zudem scheuen große Projektierer oft die relativ hohen Transaktionskosten für kleine Anlagen.

Hürden für Bürgerbeteiligung abbauen

Für die Erstellung der Studie haben die Saarbrücker Forscher viele Interviews mit Branchenakteuren und Experten geführt und eine Reihe von Nutzeneffekten durch Bürgerenergie identifiziert, die im politischen Entscheidungsprozess berücksichtigt werden sollten, wenn es die Bundesregierung ernst meint mit der Energiewende und vor allem mit dem freien und fairen Wettbewerb auf dem Strommarkt. „Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wirkungen der Bürgerenergie sind vor allem für ländliche und strukturschwache Regionen enorm wichtig“, betont Eva Hauser von IZES und Leiterin der Studie. „Würden Bürgerprojekte aufgrund der neuen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen nicht zustande kommen, so würden ihre vielfältigen positiven Effekte verlorengehen“, warnt sie. „Aktuelle gilt es, die berechtigten Interessen der Bürgerenergie zu schützen“, ergänzt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy, mit Blick auf die Hürden, die die Bundesregierung aktuell der Bürgerbeteiligung in den Weg gestellt hat. „Sorgen bereitet der Bürgerenergie vor allem die geplante Ausschreibungspflicht für neue EEG-Anlagen“, erklärt Keiffenheim. „Die lokalen Akteure sind hier im direkten Wettbewerb benachteiligt, weil sie – anders als Großkonzerne – Kosten und Risiken einer Ausschreibung meist nicht auf mehrere Projekte verteilen können. Die Bürgerenergie braucht deshalb Ausnahmen vom Ausschreibungsprinzip“, fordert er. (Sven Ullrich)