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„Tesla-Fahrer tanken schnell“

Derzeit bestimmt die Coronakrise den Rhythmus. Ist Ihre Versorgung mit Lithiumakkus weiter intakt?

Andreas Piepenbrink: In unseren Büros ist es relativ leer geworden, weil viele Mitarbeiter im Homeoffice tätig sind. Zu tun gibt es aber mindestens genauso viel wie vor der Corona-Pandemie, denn wir erleben ein stabiles Wachstum. Unsere Installateure arbeiten voll weiter, auch das Interesse der Endkunden ist eher noch etwas stärker geworden – viele Leute haben jetzt Zeit, über ihre Zukunftssicherung nachzudenken. Dass der Klimaschutz kein Thema mehr sei, gilt vielleicht für Medien, nicht für die Bürger. Unsere Lieferketten sind ebenso stabil – vergessen Sie nicht, dass die asiatischen Länder sich bereits sehr gut auf das Coronavirus eingestellt haben.

Wie bewerten Sie die Preisentwicklung für Batteriesysteme?

Kein Speicher-Interview ohne diese Frage! Es bleibt dabei, dass die Kostensenkungspotenziale bei Lithium-Ionen-Batterien nicht so extrem sind wie bei Solarmodulen. Die Materialkomplexität und die Fertigungstiefe sind bei der Elektrochemie einfach viel höher. Und solange die Fabriken stark ausgelastet sind, werden Batterien zwar kontinuierlich besser – aber nicht wirklich preiswerter. Auch für die Systemebene gilt, dass wir die Technologie weiter optimieren. Leistung und Funktionalität wachsen, die Preise pro Kilowattstunde aber fallen auf absehbare Zeit nicht wesentlich.

Wie ist das Speicherjahr 2019 für Sie gelaufen? Wie viele Heimspeicher haben Sie verkauft?

2019 war unser erfolgreichstes Jahr seit der Gründung 2010. Gewachsen sind wir immer, aber 2019 stieg der Umsatz besonders stark – um etwa 60 Prozent auf 75 Millionen Euro. E3/DC hat als Premiumanbieter sehr hohe Marktanteile nach Stückzahlen erreicht, wir liegen in Deutschland laut EuPD Research bei 14 Prozent und in der Schweiz nach eigener Schätzung bei über 25 Prozent. Verkauft haben wir 2019 über 10.500 Speichersysteme mit einer im Wettbewerbsvergleich sehr hohen Gesamtkapazität von rund 150 Megawattstunden. Das hat Gründe: Unsere Hauskraftwerke werden oft in der Sektorenkopplung und für große Photovoltaikleistungen eingesetzt. Mit der Quattroporte-Serie gab es zudem zahlreiche interessante Gewerbeprojekte.

Wie wichtig ist Ihnen das Gewerbesegment?

Das ist ein Bereich mit stark wachsender Bedeutung, denn gerade den Gewerbekunden geht es um Versorgungs- und Kostensicherheit. Für große Solarstrom-Gewerbeanlagen benötigen Sie hohe Speicherkapazitäten für die kostensenkende Eigenversorgung. Aber auch die Elektromobilität spielt im Gewerbe eine große Rolle, deshalb geht die Entwicklung klar in Richtung Leistungsspeicher.

Welche Neuheiten bringen Sie 2020?

Im Gewerbebereich geht es um drei Produktlinien, die bereits in Serie oder in der Entwicklung sind: Die Quattroporte-Serie bietet als Energiespeicher sehr hohe Flexibilität und eine modulare Kapazität bis über 200 Kilowattstunden. Für ein Anlagensegment zwischen 30 und 100 Kilowatt entwickelt E3/DC ein sehr innovatives Produkt: den Hybridspeicher E30 mit eigenem Wechselrichter, Hochvoltbatterien und einer mittleren Ladeleistung, sozusagen das Gewerbe-Hauskraftwerk. Eine weitere Produktlinie ist ebenfalls in der Entwicklung: ein Höchstvolt-Leistungsspeicher mit dem Fokus auf sehr hohen Entladeleistungen beziehungsweise kurzen Entladezeiten mit einer C-Rate von 1 oder höher. Das macht Schnellladevorgänge und Peak-Shaving möglich.

Das zweite Zukunftsthema von E3/DC ist das bidirektionale Laden. Was heißt das?

Wir gehen davon aus, dass wir unseren Kunden in zwei Jahren ausgereifte Lösungen bieten können für das DC-Laden des Autos mit Solarstrom und für die Einspeisung von Energie aus der Autobatterie ins Hausnetz. Und damit zur Gegenwart: Die neue Generation des Hauskraftwerks wird ab Juni bereits mit künftigen Vehicle-to-Home-Lösungen kompatibel sein. Im S10 E wächst die Ladeleistung von 3 auf 4,5 Kilowatt. Und ganz wichtig aus Kundensicht: Beim S10 E Infinity und bei der Pro-Serie können Sie die Kapazität bis zu fünf Jahre nach der Installation erweitern, wenn Ihr Eigenstrombedarf durch eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto steigt.

Welche Anwendungen sind den Kunden wichtig?

Die Kunden wünschen sich eine hohe Autarkie, daraus leitet sich alles Weitere ab: Die Speichersysteme müssen den Eigenverbrauch und die Sektorenkopplung mit intelligentem Energiemanagement, passender Kapazität und hoher Entladeleistung unterstützen. Die transparente Aufbereitung aller wichtigen Betriebsdaten im Portal begeistert viele Anwender. Die Kommunikation unseres Hauskraftwerks mit der E3/DC-Wallbox ist den elektromobilen Kunden sehr wichtig. Und für viele ist die einzigartige dreiphasige Ersatzstromversorgung im S10 E oder der Pro-Serie ein entscheidendes Kriterium – Sicherheit bei Netzausfall gehört zur Autarkie unbedingt dazu.

Wie informiert sind die Kunden? Wie wichtig ist die Wirtschaftlichkeit bei Heimspeichern?

In der Regel kommen die Kunden mit dem Wunsch, sich selbst mit sauberer Energie zu versorgen, auf uns oder unsere Vertriebspartner zu. Das setzt ja schon eine gewisse Auseinandersetzung mit Photovoltaik und Speicherung voraus. Im Detail sind die Sichtweisen und Vorkenntnisse sehr verschieden, auch abhängig vom beruflichen Hintergrund der Kunden. Recht gut bekannt sind zumeist die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rund um die Einspeisung und die mögliche Kostenersparnis. Die genaue Auslegung einer Anlage nach Kundenwünschen ist dann aber die Aufgabe unserer Fachpartner.

Welche Kapazitäten und Leistungen deckt Ihr Portfolio ab?

Die Kapazitäten gibt es nach Wunsch im Hauskraftwerk von 3,25 bis 39 Kilowattstunden, beim Quattroporte von 6,5 bis über 200 Kilowattstunden. Wichtig ist uns im aktuellen Programm die Ladeleistung der Pro-Serie, die mit neun Kilowatt Dauerleistung in der Sektorenkopplung arbeitet. Über die Leistungsperspektiven im Gewerbe haben wir schon gesprochen.

Werden Elektroautos die Heimspeicher gänzlich oder zum Teil ersetzen?

Sie werden die Heimspeicher sehr gut ergänzen können – und hoffentlich dürfen, was den energierechtlichen Rahmen angeht. Das Hauskraftwerk bleibt nach unserer Vorstellung die Energiezentrale zwischen Solargenerator, Hausnetz und Ladestation. Der Strom fürs Auto muss zu einem hohen Anteil zu Hause erzeugt, gespeichert und geladen werden, möglichst unabhängig vom Verteilnetz. Wenn die Fahrzeuge dann auch noch Energie ins Gebäude einbringen dürfen, würden sie damit das Eigenversorgungskonzept perfektionieren.

Was kann Elon Musk von E3/DC lernen?

Zunächst mal könnten die deutsche Energiewirtschaft und die Automobilindustrie einiges vom Tesla-Chef lernen. Vielleicht beweisen aber die ersten zehn Jahre E3/DC, wie innovativ und zugleich wirtschaftlich solide der deutsche Mittelstand sein kann, wie er ohne große Show intelligente Technologie entwickelt und in den Markt bringt. In Deutschland und der Schweiz jedenfalls gibt es nicht wenige Tesla-Fahrer, die ihren Solarstrom mit unseren Produkten auf die Straße bringen.

Die Fragen stellte Niels H. Petersen.

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