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Solarthermie in Deutschland kommt nicht voran

Der Markt für solarthermische Anlagen in Deutschland stagniert weiter. Die Branche kritisiert, dass die Politik der Bereitstellung erneuerbarer Wärme zu wenig Aufmerksamkeit widmet und sich auf die Stromerzeugung beschränkt.

Die Solarthermie bleibt ein Stiefkind der Energiewende. Das schlägt sich in den Absätzen der Branche nieder. Nach Berichten den Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar) und des Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) ist der Absatz von Kollektoren in diesem Jahr weiter rückläufig. In den ersten neun Monaten haben die Hersteller von solarthermischen Kollektoren 820.000 Quadratmeter Kollektorfläche für Solarwärmeanlagen verkauft. Das sind elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die beiden Branchenverbände appellieren an die Politiker von Union und SPD, in den Kolaitionsverhandlungen zum Thema Energie, die Wärme nicht zu vergessen. Denn großes Thema in den Koalitionsverhandlungen ist das Stromsystem, die Frage wie die Förderung von regenerativem Strom in Zukunft aussehen soll und die Zukunft der fossilen Kraftwerke. Aber für einen wirksamen Klimaschutz ist die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien unverzichtbar, betonen die beiden Verbände. „Deutschlands Heizungsbestand gilt als veraltet. Die Wärmeerzeugung in Deutschland ist für rund zwei Fünftel der Treibhausgasemissionen und ein Drittel der Energiekosten der Bürger verantwortlich“, erklärt der BSW-Solar in einer Stellungnahme. Immerhin entfallen 80 Prozent des Endenergieverbrauchs von Privathaushalten auf die Wärmeerzeugung.

Seit Jahren stagniert das Geschäft

Nach den Boomjahren 2008 und 2009 kämpft die Branche mit einer stagnierenden oder sogar sinkenden Nachfrage. Seit 2010 stagniert der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmebereitstellung bei etwa elf Prozent. Die Solarthermie trägt insgesamt mit einem Prozent nur marginal zur Wärmeerzeugung in deutschen Haushalten bei. Dabei wären die Aussichten gut. Der BSW Solar geht davon aus, dass bis 2030 der Anteil der Solarthermie an der Wärmebereitstellung in deutschen Haushalten auf acht Prozent steigen könnte. Insgesamt sieht das noch aktuelle Energiekonzept der Bundesregierung den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeerzeugung in Deutschland auf 30 Prozent im Jahr 2030 fest.

Sanierung kommt nicht in Schwung

Doch in den deutschen Heizungskellern köcheln immer noch völlig veraltet Heizkessel vor sich hin, die Sanierung kommt nicht in Schwung. Da ändert auch die aktuelle Änderung der Energieeinsparungsverordnung (EnEV) kaum etwas. Zwar hat die Bundesregierung die maximale Betriebsdauer von Heizkesseln auf 30 Jahre abgesenkt. Doch das reicht längst nicht aus. „Heizungen, die älter als 20 Jahre sind, können nicht auf dem aktuellen Stand der Technik sein und verbrauchen mehr Energie als nötig“, kommentiert Helmut Jäger, Geschäftsführer des Herstellers von Solarheizsystemen Solvis, die 30-Jahre-Regelung. Auch der Bundesverband für Erneuerbare Energien (BEE) kritisiert, dass Heizkessel nach 15 bis 20 Jahren nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik sind. „Um den Sanierungsstau alter Heizungen aufzulösen und erneuerbare Energien zum Wärmestandard zu machen, bedarf es einer intelligenten Kombination aus Anreizen und Mindeststandards und einer verlässlichen Mittelausstattung bestehender Förderprogramme“, fordert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. Eine Energiewende im Wärmesektor entlaste den Verbraucher und könne auch damit den Anstieg der Strompreise kompensieren, sagt Körnig. „Wer seine veraltete Heizung modernisiert, zum Beispiel durch Brennwerttechnik oder eine Pelletheizung in Kombination mit Solarthermie, kann die Heizrechnung um bis zu 70 Prozent senken“, rechnet Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH vor. „Und dennoch verwenden vier von fünf Haushalten noch immer veraltete Heizungstechnik“, kritisiert er. Denn immerhin haben sich in den vergangenen 15 Jahren für die Haushaltskunden die Erdgaspreise verdoppelt und die Heizölpreise vervierfacht. „Mit solarer Wärme können Verbraucher die wachsenden Ausgaben für Heizöl oder Gas erheblich senken“, betont der BDH. Außerdem wird die meist überfällige Heizungsmodernisierung mit Zuschüssen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt.

Förderung ist nicht einfach

Dieses Unterstützung reicht aber offensichtlich nicht aus, um dem Markt den nötigen Antrieb zu geben. Wie kompliziert eine Förderung erneuerbarer Wärme sein kann, zeigt sich in Großbritannien. Dort wird seit mehreren Jahren die Wärmeerzeugung mit erneuerbaren Energien über den Renewable Heat Incentive gefördert. Doch auch im Vereinigten Königreich bleibt die Solarthermie in der Nische stecken. Auftrieb erhofft sich die britische Thermiebranche jetzt durch die Ausweitung der Förderung auf Privathaushalte. (Sven Ullrich)