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Ludger Wibbeke: „Mehr Kapital für die Energiewende“

Die Hansainvest ist zunehmend in der Projektfinanzierung von Windparks oder Solarparks aktiv. Welche Größe erreichen solche Projekte?

Ludger Wibbeke: Ein normales Volumen pro Park fängt bei uns bei fünf Millionen Euro an, die Projekte können jedoch auch bis zu 500 Millionen Euro groß sein wie zuletzt der Solarpark in Witznitz, in Brandenburg. Dagegen liegt in der Regel das Mindestvolumen pro Investment-Fonds bei 50 Millionen Euro.

Wie groß ist das Unternehmen?

Wir haben rund 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und blicken auf über 50 Jahre Erfahrung im Investmentgeschäft zurück. Wir wurden 1969 gemeinsam von der Vereins- und Westbank und der Iduna Lebensversicherung gegründet und sind zu 100 Prozent seit 1991 im Konzernverbund der Signal Iduna. Seitdem hat sich daran nichts geändert.

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In welchen Bereichen liegen Ihre Schwerpunkte?

Unsere Schwerpunkte liegen auf Real Assets und Financial Assets. Dort beraten und unterstützen wir Fondsgesellschaften und Asset Manager etwa bei der Auflegung und laufenden Administration von solchen Investment-Fonds. Immobilien und Infrastrukturprojekte wie Erneuerbare Energien sind ein wichtiger Bestandteil unseres Geschäfts auf der Real-Assets-Seite. Letztere, zu denen auch die erneuerbaren Energien gehören, gewinnen stark an Bedeutung.

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Sonnengold statt Betongold? Warum wächst das Interesse der Anleger?

Die hohen Zinsen machen Investitionen in Immobilien weniger lukrativ, weil die Fremdfinanzierung teurer wird. Bisher war die Immobilie des Anlegers liebstes Kind, doch die teuren Kredite erschweren dieses Geschäft. Die Investoren denken und planen langfristig. Ihnen bieten sich Investitionen in Windkraft oder Solaranlagen als attraktive Alternativen an. Das ist notwendig, denn wir brauchen viel mehr Geld, wenn wir die Energiewende stemmen und uns von fossilen Importen unabhängig machen wollen.

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Die hohen Zinsen lassen einige Banken straucheln, das beschäftigt derzeit die Finanzmärkte. Zudem spricht die staatliche Finanzaufsicht ein Wörtchen mit. Wo öffnet sich die Lücke, um Geld in erneuerbare Energien anzulegen?

Die Energiewende mit dem massiven Ausbau an erneuerbaren Energien kann man nicht allein aus öffentlichen Mitteln finanzieren. Hier braucht es privates Kapital. Nur ein stabiler Finanzsektor kann funktionieren. Hierbei sind Banken wichtig, aber nicht elementar wichtig. Institutionelle Investoren wie Versicherungen haben ein hohes Interesse an Investitionen in erneuerbare Energien. Für neue Projekte braucht es also längst nicht mehr nur den klassischen Bankkredit, sondern Fondslösungen für institutionelle Investoren.

Seit der Finanzkrise vor 15 Jahren wurden die Vorschriften strenger gefasst. Werden dadurch Investitionen in Solarenergie behindert?

In der Tat hat der Gesetzgeber in den vergangenen Jahren die Bankenregulierung verschärft. So wurden insbesondere die Anforderungen an das vorhandene Eigenkapital erhöht. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Kreditinstitute in Schieflage geraten und die Stabilität des Finanzsystems gefährden.

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Das klingt vernünftig...

Grundsätzlich ist ein solcher verlässlicher regulatorischer Rahmen die Grundlage für einen stabilen und starken Finanzsektor. Er wiederum versetzt Banken in die Lage, Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu finanzieren. Allerdings darf der Rahmen die Banken in ihrer Handlungsfähigkeit nicht zu stark einschränken.

Welche Maßnahmen erachten Sie für sinnvoll?

Damit die gestiegenen Anforderungen an das Eigenkapital die Kreditvergabe nicht zu sehr einschränken, wäre es zum Beispiel denkbar, diese speziell für die Finanzierung nachhaltiger Investitionen zu senken. Das schlägt der Bankenverband in einer Analyse vor. Das wäre möglich, weil die Kreditinstitute hierzulande sehr gut kapitalisiert und widerstandsfähig sind. Es gibt keinen Grund, mehr Kapital zu binden als nötig. Eine solche Maßnahme würde außerdem die Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Investitionen erhöhen und Freiräume zur Finanzierung schaffen.

Welche Wege zur Finanzierung von Solarprojekten schlagen Sie aus Ihrer Erfahrung vor?

Die Entwickler von Solarparks sollten unbedingt alternative Finanzierungsquellen in Erwägung ziehen. Hier bietet das im August 2021 in Deutschland in Kraft getretene Fondsstandortgesetz neue Möglichkeiten. Bislang waren offene Fondsstrukturen nur für Immobilien zulässig.

Welche Möglichkeiten eröffnet das neue Gesetz?

Mit dem neuen Gesetz dürfen sie auch für die Anlageklasse Infrastruktur genutzt werden. Dazu zählen Energieparks mit Windkraft und Solartechnik. An diesem Punkt kommen Finanzdienstleister wie die Hansainvest ins Spiel – so genannte Service-KVGs – die als spezialisierte Dienstleister als Plattform die Auflegung und die Administration entsprechender und von der Bafin beaufsichtigter Fonds übernehmen können und somit als Bindeglied zwischen Projektentwickeln und Investoren fungieren.

Klingt kompliziert, aber ich bin kein Experte…

Es klingt komplizierter, als es ist. Dass die Energiewende nun in großem Maße für private und institutionelle Anleger interessant wird, ist ein notwendiger Trend. Wichtig ist aber auch, dass dieses private Kapital benötigt wird, weil alternative Finanzierungsoptionen wie die Banken definitiv nicht in dem Maße vorhanden sind. Damit ergibt sich eine Win-Win-Situation für beide Seiten, sowohl für die kapitalsuchende als auch die kapitalgebende Seite. (gekürzt, HS)

Das vollständige Interview lesen Sie im Juniheft der photovoltaik, das am 9. Juni 2023 erschienen ist.

Ludger Wibbeke verantwortet als Geschäftsführer das Real-Assets-Geschäft der Service-KVG Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH mit verschiedenen Asset Klassen wie Immobilien, Private Equity, Erneuerbare Energien, Debt Fonds und Infrastruktur in den möglichen Spezial- und Publikumsfondsstrukturen. Damit ist er zuständig für die gesamte Wertschöpfungskette für Real-Assets-Fonds in Deutschland und Luxemburg. Er ist Rechtsanwalt, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wohnselect KVG, Aufsichtsrat der Hansainvest Lux. sowie Vorstand des Bundesverbands Institutioneller Investoren und aktives Mitglied im Präsidium des ZIA sowie zudem im BVI und BAI. Er verfügt über mehr als 25 Jahre internationale Berufserfahrung in Banken und davon 20 Jahre Berufserfahrung am Kapitalmarkt.

HANSAINVEST: Mehr als 55 Milliarden Euro verwaltet
Die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH wurde 1969 gegründet und ist Teil der Signal Iduna Gruppe. Als unabhängige Service-KVG für Real und Financial Assets erbringt die Hamburger Gesellschaft vielfältige Dienstleistungen rund um die Administration von liquiden und illiquiden Assetklassen. Der Hauptsitz befindet sich in Hamburg. Zudem ist das Unternehmen mit einer Niederlassung in Frankfurt am Main präsent. Über ein Tochterunternehmen ist die Hansainvest auch in Luxemburg vertreten. Aktuell werden von rund 320 Mitarbeitenden mehr als 490 Publikums- und Spezialfonds mit einem Bruttofondsvermögen von über 55 Milliarden Euro administriert.

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