In diesem Jahr wird der Ausbau der Solarenergie in Nordrhein-Westfalen keinen neuen Rekord erreichen. Das teilt der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) zum Auftakt der Fachmesse Solar Solutions in Düsseldorf mit.
Die Analysten des Verbands haben dazu die vorläufigen Meldungen im Marktstammdatenregister ausgewertet. Diese Auswertung zeige, dass landesweit bis Ende Oktober rund 150.000 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von knapp 1,6 Gigawatt neu in Betrieb gegangen sind, wie der Verband mitteilt. Dies sind etwa 20 bis 30 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr in NRW die Schwelle von 2.000 Megawatt nicht überschritten wird“, lautet die Prognose von LEE NRW-Geschäftsführer Christian Vossler.
Kein Anlass für Panik
Diese rund zwei Gigawatt wären aber immer noch der dritthöchste Ausbauwert in NRW seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000. Christian Vossler sieht deshalb keinen Anlass, den rückläufigen Solarausbau zu dramatisieren. „Die gleiche Entwicklung gibt es auch auf Bundesebene, da insbesondere weniger private Dachanlagen gebaut werden“, sagt er. „Der Solarboom in den beiden zurückliegenden Jahren hat bei den Privathaushalten zu einer leichten Sättigung geführt“, begründet Vossler den Rückgang.
Nachholbedarf im Gewerbe
Er sieht aber auch die Verantwortung bei der Politik. So hat die Ankündigung des Förderstopps bei kleineren Dachanlagen durch Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) negative Auswirkungen auf die Nachfrage. „Wir brauchen mehr und nicht weniger Solarstrom für die Energiewende“, sagt Vossler. „Statt weiterhin die privaten Endkunden zu verunsichern, sollte Ministerin Reiche endlich die Rahmenbedingungen für die Direktbelieferung von kleineren mittelständischen Gewerbe- und Industriebetrieben mit Solarstrom verbessern.“
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Gerade für diese Klientel, die nicht von dem geplanten Industriestrompreis profitieren wird, müsse das Tor zu sauberer, preiswerter Energie geöffnet werden. Der LEE NRW sieht noch reichlich Nachholbedarf bei gewerblichen Dächern sowie landeseigenen und kommunalen Liegenschaften. Doch auch einen deutlichen Aufschwung bei den solaren Freiflächenanlagen mahnt der LEE-NRW-Geschäftsführer an. Auf dieses Segment entfallen landesweit auch in diesem Jahr lediglich sieben Prozent der neu installierten Solarleistung.
NRW auf dem dritten Platz
Die Auswertung hat aber auch ergeben, dass NRW im Bundesländervergleich nach den ersten zehn Monaten dieses Jahres auf Platz drei rangiert. Davor liegen nur Bayern mit einer bis dahin installierten Leistung von 3,66 Gigawatt und Baden-Württemberg, wo von Januar bis einschließlich Oktober 1,71 Gigawatt installiert wurden.
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Ganz vorn liegt NRW aber bei den Anmeldezahlen für Balkonkraftwerke. Von den Steckermodulen mit weniger als einem Kilowatt Leistung wurden in den ersten zehn Monaten rund 79.000 Stück mit einer Leistung von etwa 97 Megawatt angemeldet. In Bayern waren es nur knapp 61.000 mit einer Leistung von rund 73 Megawatt und für Baden-Württemberg listet das Marktstammdatenregister knapp 54.000 Steckersolaranlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 64 Megawatt auf.
Potenzial für Markterholung ist da
Die schon am ersten Tag gut besuchte Fachmesse Solar Solutions in Düsseldorf zeige zudem, dass das Interesse an der Solartechnologie in NRW immer noch groß sei. „Sowohl bei der Zahl der Aussteller als auch bei der gebuchten Ausstellungsfläche liegen wir exakt auf Vorjahresniveau“, resümiert Thea Kranz, Marketingdirektorin beim niederländischen Messerveranstalter Solar Solutions International.
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Eine Krise sähe anders aus. „Die Solar Solutions Düsseldorf ist innerhalb von nur vier Jahren zu unserem wichtigsten Standort im deutschen Markt geworden“, sagt Thea Kranz. „Unsere internen Daten zeigen ein gutes Potenzial für eine nachhaltige Markterholung, und mit der Solar Solutions Düsseldorf möchten wir dazu beitragen, diese positive Dynamik in Bewegung zu setzen“, betont sie.
Namensänderung für das nächste Jahr vorgesehen
Auch Nina Groot aus der Geschäftsführung des Messeveranstalters zeigt sich optimistisch. „Im kommenden Jahr werden wir mit dem neuen Namen Sustainable Solutions Düsseldorf antreten“, wagt sie schon mal einen Blick in die Zukunft. „Diese Namensänderung spiegelt unseren breiteren Fokus auf integrierte und zukunftsorientierte Technologien rund um die Solartechnik wider, darunter smarte Speicherlösungen, Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge sowie grüne Lösungen für Heizung, Lüftung und Klimatisierung.“ Dies zeigt auch die in diesem Jahr erfolgreich gestartete Wärmeoffensive. (su)