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Stromsparen mit intelligenten Systemen

Das Fraunhofer FIT hat eine qualitative Studie zur Nutzung von Strommanagementsystem vorgelegt. Die Forscher haben die Änderung des Verbrauchsverhaltens durch die Nutzung von solchen Systemen untersucht und ausgewertet sowie Hürden identifiziert, die die Systeme im Alltag nehmen müssen.

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Sankt Augustin hat jetzt die Ergebnisse einer qualitativen Langzeitstudie zum Einsatz eines Strom-Managementsystems in Privathaushalten vorgelegt. Im Rahmen dieser Studie haben die Forscher vom Fraunhofer FIT 18 Monate lang den Umgang mit dem solchen Systemen in Haushalten im Raum Siegen untersucht. Die Wissenschaftler wollten wissen, wie die Bewohner mit Strommanagern umgehen, wie sich das über einen langen Zeitraum entwickelt  und wo die Faktoren für den Erfolg und den Misserfolg bei der Anwendung von Energiemanagern liegen. Immerhin konnten die Forscher feststellen, dass durch den Einsatz von Strommanagern der Stromverbrauch durchschnittlich um 7,8 Prozent zurück ging. In der Spitze konnte durch den konsequenten Einsatz der Strommanagementsysteme der Verbrauch sogar um 15 Prozent gesenkt werden.

Aufbereitete Daten zur Auswertung

Insgesamt haben die Forscher aus Sankt Augustin sieben Haushalte in die Studie einbezogen. Davon waren drei Mietwohnungen mit einem Ein- und zwei Zweipersonenhaushalten. Die restlichen vier Probanden waren Einpersonen- und Mehrpersonenhaushalte, die jeweils im eigenen Einfamilienhaus leben. Die untersuchten Haushalte wurden mit intelligenten Schaltern – sogenannten Smart Plugs – und intelligenten Stromzählern ausgestattet. Alle Informationen der Nutzung der installierten Systeme und der verbrauchten Strommengen sowie der Daten, wann die Bewohner wie viel Strom verbraucht haben, liefen auf einem Server im Gebäude oder der Wohnung zusammen, auf dem die Energy Monitor Software des Fraunhofer FIT installiert war. Diese Software verwaltet die Daten und stellt sie graphisch aufbereitet den Nutzern zur Verfügung. Die Bewohner konnten die Informationen über ihren Stromverbrauch wahlweise über Fernseher, Computer oder auch mobil über Tablets oder ihre Smartphones abrufen und auswerten. Dabei sie den Verbrauch auch waren sehr detailliert analysieren. Mit der Software können die Hausbewohner unter anderem sehen, wie viel Strom wann und in welchem Geschoss des Gebäudes verbraucht wurde. Selbst eine Auflösung der Daten auf die einzelnen Räume bis hin zu einzelnen Stromverbrauchern ist mit der Software möglich.

Nutzungsdauer und Nutzungsgewohnheiten ermittelt

Während der Studienphase haben die Forscher aus Sankt Augustin die Nutzung der installierten Systeme durch die Bewohner so genau wie möglich untersucht. Neben regelmäßigen Befragungen der Probanden wurden unter anderen auch die Logfiles der Server ausgewertet, um Nutzungsdauer und -gewohnheiten zu ermitteln. „Zusammenfassend kann man sagen, dass zukünftige Lösungen für den Massenmarkt vor allem zwei Hürden nehmen müssen. Erstens müssen die Systeme den Energieverbrauch für typische Wohn- oder Lebenssituationen individuell konfigurierbar abbilden können. Zweitens entwickeln sich die Anforderungen an das verwendete System und das damit verbundene Energiewissen der Probanden über die Zeit weiter“, resümiert Tobias Schwartz, Wissenschaftler am Fraunhofer FIT und Leiter der Studie, die Ergebnisse. „Dem muss sich das System dynamisch anpassen können, um für den alltäglichen Gebrauch interessant und nützlich zu bleiben. Idealerweise sollte ein System also verschiedene Nutzerlevels unterstützen, um sowohl für den Einsteiger als auch für den späteren Power-User gleichbleibend interessant zu sein.“

Individuelle Wahrnehmung spielt eine große Rolle

Neben diesen individuellen Faktoren spielt eine große Rolle, wie die Nutzer die Verlässlichkeit der Messungen wahrnehmen. Nur so können sie auch Vertrauen in die Strommanagementsysteme ausbilden und sich am Ende mit dem System „identifizieren“. „Nur dann verändern sich über die Zeit im Umgang mit dem System auch die Verhaltensweisen der Nutzer, so dass tatsächlich gezielt Energie eingespart wird“, erklären die Forscher aus Sankt Augustin. „Information, die nicht auf Anhieb plausibel erscheinen und sofort verstanden werden, lassen den Nutzer schnell das ganze System in Frage stellen.“

„Stromsparen in der Werbepause“

Als dritten Punkt haben die Wissenschaftler herausgearbeitet, dass sich die Strommanagementsysteme idealerweise an den häuslichen Lebensroutinen und Nutzungssituationen anpassen, um die Nutzung zu verbessern. „In der Studie wurde das System besonders in den Haushalten intensiv genutzt, die den Umgang mit dem System in ihrer abendlichen Fernsehgewohnheiten integrierten – Stromsparen in den Werbepausen sozusagen“, beschreiben die Forscher von Fraunhofer FIT diesen Punkt. „Das Interface zum Strommanagementsystem auf dem Fernseher wurde ein Art Dreh- und Angelpunkt zur gemeinsame Analyse und Strategiefindung der Familienmitglieder zum Stromsparen.“ (Sven Ullrich)