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Platz da!

Die Potsdamer Straße in Berlin ist gefährlich. Ganz besonders für Radfahrer. Die meisten Abschnitte haben keine Fahrradwege. Da bleibt dann nur die Busspur. Die ist aber sehr beliebt, auch bei anderen Verkehrsteilnehmern. Neben vier Buslinien dürfen hier auch Taxis fahren, sogar Lkws. Dazu kommen noch all die Straßenrambos, die denken, sie könnten schon mal die Busspur nehmen, weil sie irgendwann in den nächsten Kilometern rechts abbiegen. Aber der Vorteil hält sich auch für sie in Grenzen. Schließlich sind die Busspuren alle paar Meter sowieso von den Parkern in der zweiten Reihe zugestellt.

Geht es nach dem Willen der Bundespolitik, sollen künftig auch noch Elektrofahrzeuge dazukommen. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) greift nach den Busspuren. Offensichtlich muss er auf dem Weg zur Arbeit morgens und abends nicht durch die Potsdamer Straße. Die Fantasien gehen sogar noch weiter. Neben reinen Elektrofahrzeugen will Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zusätzlich Plug-in-Hybride privilegieren. Auch sie muss fällt wohl aus einer anderen Richtung nach Mitte in ihr Ministerium ein.

Fernbusse verstopfen die City

Bei der Berliner Busbranche stoßen die Vorschläge allerdings auf Ablehnung. Die Fuhrunternehmen wollen ihre Sonderrechte nicht mit Elektroautos teilen. Die Busspuren müssten für Busse reserviert bleiben, forderte Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer. Für Elektroautos sei auf den Spuren nicht genügend Raum frei, zumal mit den neuen Fernlinienbussen dort immer mehr Platzbedarf herrsche.

Eigentlich sollte man annehmen, dass wenigstens die Kommunen begeistert sind, nicht nur in Berlin. Schließlich geht es um weniger Abgase und Lärm. Doch weit gefehlt. Die Pläne stoßen allerorten auf Kritik. Stadt- und Kreisverwaltungen haben bereits Widerstand angekündigt. Da jede Kommune selbst darüber entscheiden kann, wer auf die Busspuren darf, sitzen diese am längeren Hebel. So haben neben Berlin auch Hamburg und Stuttgart schon ihren Unmut geäußert. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kritisiert, bald könnten auch stadtunverträgliche SUV-Fahrzeuge mit Hybridantrieb unterstützt werden. Außerdem seien in Berlin bereits Rad- und Taxifahrer auf den Busspuren. Das gehe oft nicht ohne Konflikte ab.

Die Stadtentwickler sitzen in Berlin-Wilmersdorf, einer eher bürgerlichen Gegend. Trotzdem wissen sie scheinbar mehr über den rauen Verkehrsalltag in der Stadt als die Bundespolitiker in Berlins Mitte.

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