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Kohlendioxidausstoß um ein Viertel senken

Greenpeace Energy schlägt auf der Basis einer Studie vom Öko-Institut einen schnelleren Ausstieg aus der Kohleverstromung vor. Statt dessen sollte die Gaskraftwerke stärker als Übergangstechnologie genutzt werden. Das würde die Treibhausgasemissionen schlagartig um ein Viertel senken.

Greenpeace Energy schlägt einen beschleunigten Ausstieg aus der Kohleverstromung vor, indem der bestehende Kraftwerkspark zunächst anders eingesetzt wird als bisher. Dies würde sukzessive die Kohlekraftwerke überflüssig machen. Gleichzeitig könnte die Bundesrepublik auf einen Schlag die Kohlendioxidemissionen im Stromsektor um ein Viertel reduzieren. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die das Öko-Institut im Auftrag von Greenpeace Energy erstellt hat.

Konkret schlägt der Hamburger Ökostromversorger vor, die Reihenfolge am Markt nicht mehr allein auf die Kosten zu reduzieren, sondern den Kohlendioxidausstoß mit einzubeziehen. Wenn die Kraftwerke mit geringen Treibhausgasemissionen den Vorzug bekämen, könnte sich der Treibhausgasausstoß schon jetzt um 79 Millionen Tonnen pro Jahr verringern. „Dies hätte zwar etwas höhere Kosten für die Brennstoffe zur Folge, die aber deutlich unter den durchschnittlichen Klimakosten liegen“, betonen die Hamburger. „Während sich die Bundesregierung nur mit Ach und Krach auf den Klimaschutzplan einigen konnte, lässt sie ein riesiges Einsparpotenzial ungenutzt: den bereits vorhandenen Kraftwerkspark“, kritisiert Sönke Tangermann, Vorstand von Greenpeace Energy.

Konventionelle Stromproduktion ausschleichen

Würde die Bundesregierung diese Reihenfolge bei der Vermarktung von Strom umsetzen, kämen zunächst – wie bisher auch – die erneuerbaren Energien zum Zuge. An zweiter Stelle würden sich aber nicht mehr die alten und abgeschriebenen Kohlekraftwerke schieben, sondern die Gaskraftwerke, die wesentlich weniger Kohlendioxid ausstoßen. Diese würden dann mit steigendem Anteil der erneuerbaren Energien im Strommarkt verdrängt. Beim Einsatz der Kraftwerke nach ökologischen Gesichtspunkten würde bei einem Anteil der Ökostromproduktion von 60 Prozent der Stromsektor nochmals 43 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger emittieren. Dann würde der Kohledioxidausstoß der deutschen Stromproduktion auf immerhin schon 61 Prozent seines derzeitigen Wertes sinken. Bei einem Anteil des Ökostroms von 80 Prozent könnte so der Treibhausgasausstoß bei der Stromproduktion um weitere 13 Millionen Tonnen gesenkt werden.

Mehrkosten werden wieder eingespielt

Die restliche Hälfte der Emissionen, die dann immer noch bei der Stromproduktion ausgestoßen wird, kann nur noch durch einen kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien eingespart werden. Denn mit zunehmendem Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix werden auch die Gaskraftwerke immer weniger zum Zuge kommen. Dadurch sinken die Kohlendioxidemissionen auch immer langsamer, je mehr Ökostrom ins Netz fließt, selbst wenn der Kraftwerkspark nach ökologischen Gesichtspunkten eingesetzt wird und nicht mehr nach den sogenannten Grenzkosten.

Ein solches Vorgehen würde natürlich mehr kosten, da das Erdgas im Vergleich zur hoch subventionierten Braun- und Steinkohle teurer ist. Für das Referenzjahr 2015 würden diese Mehrkosten etwa 1,1 Milliarden Euro betragen. Allerdings würden die Kosten für die Vermeidung von Kohlendioxidemissionen von 40 bis 120 auf 14 Euro pro Tonne Kohlendioxid sinken, da 79 Millionen Tonnen Kohlendioxid einfach nicht emittiert werden. „Wir hätten einen gewaltigen Effekt für unser Klima und das zu absolut vertretbaren Kosten“, betont Tangermann.

Strommarktdesign endlich ändern

Greenpeace Energie preist aber auch noch die Klimakosten in Form von Umwelt- und Gesundheitsschäden durch die Kohleverstromung mit ein. Diese beziffern die Autoren der Studie vom Öko-Institut auf insgesamt vier Milliarden Euro, womit die Mehrkosten durch den Einsatz des teureren Erdgases statt billiger Kohle mehr als wieder eingespielt wären. „An einem schnellen Kohleausstieg führt deshalb kein Weg vorbei“, sagt Sönke Tangermann.

Um die Vorschläge von Greenpeace Energy umzusetzen, müsste aber endlich das Strommarktdesign geändert werden. „Um den bestehenden Kraftwerkspark in einer ökologischen Reihenfolge einzusetzen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten“, sagt Christoph Heinemann vom Öko-Institut und Mitautor der Studie. „Denkbar wären Einspeisevorränge, Anpassungen im Marktdesign oder Maßnahmen, die externe Klimaeffekte gezielt stärker bepreisen als bisher.“ (su)